Muss man Vokabeln wirklich jeden Tag lernen?

In der Schule wird einem ja immer gesagt, dass man Vokabeln jeden Tag lernen muss. Sonst würde man sie schnell wieder vergessen und dann hätte man ja nichts davon. Logisch. Aber ich frage mich, ob das wirklich richtig ist. Denn meiner Meinung nach würde es auch vollkommen reichen, wenn man einmal in der Woche Vokabeln lernt, hinzu kommt ja auch, dass man sie ja auch so noch anwendet.

Wie seht ihr das? Muss man Vokabeln wirklich jeden Tag lernen oder reicht es aus, wenn man sie seltener wiederholt? Wie handhabt Ihr das? Lernt Ihr ständig Vokabeln oder auch nur manchmal?

Beim Vokabelnlernen kommt es wohl wie immer beim Lernen auf die Person an sich an. Der eine lernt leichter, dem anderen fällt es schwerer. So unterschiedlich wie die einzelnen Schüler, so unterschiedlich effektiv sind auch die einzelnen Lernstrategien. Ich selbst war eine Schülerin, die stets nur aufs Kurzzeitgedächtnis gelernt hat - sprich: Immer nur kurz vor Klausuren oder Prüfungen (und dann mal gerne eine ganze Nacht durchgepaukt). Dass das aber auf langfristige Sicht nicht so effektiv ist, brauche ich dir wohl kaum zu sagen.

Ich bin der Meinung, dass jeder selbst für sich herausfinden muss, wie er am besten lernt. Für den einen mag es daher sicher nicht verkehrt sein, jeden Tag Vokabeln zu lernen. Das können ja auch nur 10 Minuten täglich sein, die dann völlig ausreichen. Vielleicht merkst du aber auch, dass dir das zu viel ist und du dich lieber etwas länger konzentriert aber konsequent einmal wöchentlich hinsetzt zum Vokabelnlernen, denn, wie du ja schreibst, man wiederholt Vokabeln ja auch bei der Anwendung.

Wichtig ist auch, dass du ein gut durchdachtes System beim Vokabelnlernen anwendest, denn damit kannst du dir viel Zeit sparen und effizienter lernen. Sicher kennst du die berühmt-berüchtigten Karteikarten bzw. -kästen? Es mag zwar erst mal mehr Arbeitsaufwand erfordern, jede Vokabel auf ein kleines Karteikärtchen zu schreiben, beim Lernen wird dir das jedoch viel helfen. Du kannst die Kärtchen dann in verschiedenen Fächern sortieren von "kann ich noch gar nicht" bis "sitzt perfekt". Natürlich musst du die Vokabeln aus letztem Fach nicht mehr lernen, solange sie tatsächlich 'sitzen'. So kannst du dich besser auf die Vokabeln konzentrieren, die dir Schwierigkeiten bereiten.

Weiterhin empfiehlt es sich, sofort eine Vokabel zu notieren, die du im Unterricht nicht weißt. Zu Hause schlägst du dann speziell diese Vokabeln nach und sortierst, im Falle des Karteisystems, sie in das Fach "kann ich noch gar nicht" ein.

Wie gesagt: Letztendlich sollte jeder selber wissen, wie viel er lernen muss und sollte. Schließlich geht es dir ja hoffentlich nicht nur darum, den Ansprüchen von Lehrern oder Eltern gerecht zu werden, sondern vielmehr eine neue Sprache einmal gut zu beherrschen. Das funktioniert nunmal nur mit dem (zugegebenermaßen oft lästigen) Vokabelnlernen. In welchen Abständen und unter welchen Bedingungen du am besten lernen kannst, musst du letztendlich für dich selber herausfinden. Aber sei dabei ehrlich zu dir selbst und lasse dich nicht vom inneren Schweinehund kriegen!

Welche Vokabeln lernst du denn ständig? Alle? Dann reichen doch die 24 Stunden am Tag irgendwann nicht mehr aus. Es gibt das Kurzzeitgedächtnis, das Mittelzeitgedächtnis (der genaue Name fällt mir jetzt nicht ein) und das Langzeitgedächtnis. Wenn es eine Vokabel bis ins Langzeitgedächtnis gebracht hat, brauchst du sie nicht mehr zu wiederholen. Aber eine gewisse Anzahl von Wiederholungen ist natürlich nötig. Wie viel, das liegt an deiner Merkfähigkeit und Verarbeitung im Gehirn.

Es gibt eine genaue Studie, aus der hervorgeht, dass es absolut gar nichts bringt, Vokabeln jeden Tag zu wiederholen. Ich glaube die Schritte der Wiederholung sind: 30 Minuten, 1 Tag, 3 Tage, 21 Tage, 30 Tage oder so ähnlich. Ein Computerprogramm, welches sich darauf spezialisiert hat, ist Phase 6. Ich lerne damit alle meine Fachbegriffe und Definitionen und bin davon echt begeistert, weil es so leicht ist.

Gesagt haben die Lehrer das zu meiner Schulzeit durchaus. Daran gehalten habe ich mich allerdings nie. Ich habe nur zur Vorbereitung auf anstehende Klassenarbeiten Vokabeln gelernt und das dann meistens durch regelmäßige Wiederholung in den 2-3 Tagen davor. Manchmal bin ich auch erst am späten Abend des Tages vor einer Klassenarbeit die Vokalen durchgegangen und selbst das hat normalerweise gereicht. Aber da ist eben nicht jeder Mensch gleich. Natürlich gab es auch mal unangekündigte Vokabeltests, die ich aufrund dessen, dass ich eben nicht regelmäßig gelernt habe, meistens verkackt habe. Das war dann zwar sowas wie ein Schönheitsfehler, da ich immer sehr gut in Englisch und einigermaßen gut in Französisch war, aber im Grunde wars mir egal.

Auch wenn ich die gelernten Vokalen nach einer Klassenarbeit erstmal wieder zu einem guten Teil vergessen habe, sind sie irgendwann doch in mein Langzeitgedächtnis übergegangen.

Was wohl ganz klar sein dürfte ist, dass man regelmäßig wiederholen muss, um etwas ins Langzeitgedächtnis zu bekommen. Einmal in der Woche halte ich dabei für etwas wenig. Alle 2 Tage jedoch für durchaus sinnvoll, gerade wenn man kein Freak für Sprachen ist. Ich würde also schon öfter wiederholen, um die Vokabeln wirklich ins Langzeitgedächtnis zu bringen. Geholfen hat mir dabei auch immer so ein Karteikartensystem, bei dem ich die Vokabeln so sortieren konnte, wie ich sie letztlich auswendig wusste. Irgendwann musste ich dann nur noch die lernen, die mir einfach nicht im Kopf hängen geblieben sind. Es werden also mit der Zeit immer weniger werden.