Muss jede Art von Postsendung zugestellt werden?
A ist unter anderem als Postzusteller tätig, allerdings bei einer privaten Post. Dort ist es so, dass A in letzter Zeit sehr häufig dubiose Werbung zuzustellen hat. Diese Werbung liest A natürlich nicht, aber der Absender ist A in Erinnerung geblieben und beim Recherchieren fand A heraus, dass es sich dabei um einen nicht gerade seriösen Absender handelt. Bislang hat A so etwas auch immer zugestellt, da es sich nun einmal um eine personalisierte Postsendung handelt und zudem weiß A ja auch nicht, ob der Empfänger diese Werbung explizit bestellt hat.
Insofern ist es natürlich an sich schon logisch, dass A die Postsendungen zuzustellen hat, ob A es nun gut findet oder nicht. Jedoch hat A kein gutes Gefühl bei solchen Sendungen. Abgesehen davon gibt es ja auch noch andere Post, bei denen ich mir vorstellen kann, dass der Zusteller Bedenken hat, beispielsweise, wenn es um so etwas wie gewisse Parteizeitschriften handelt.
A hat natürlich einen Arbeitsvertrag unterschrieben, aber könnte A nicht auch eine Sendung zurückgehen lassen, wenn sie gegen den "guten Ton" wäre? Wurde Euch schon einmal etwas nicht zugestellt, weil es sich dabei um, vorsichtig ausgedrückt, kritische Post hatte gehandelt, wie eben von Firmen, bei denen es bekannt ist, dass sie den Leuten das Geld aus den Taschen ziehen?
Ich finde es sehr anmaßend, wenn ein Zusteller sich das Recht raus nimmt, zwischen "guter" und "böser" Post zu entscheiden. Wenn ich als Empfänger nichts dagegen unternehme solche Post zu bekommen, hat es einem Zusteller nichts anzugehen, welche Post ich bekomme. Natürlich muss jede Post ausgeteilt werden, die in Auftrag gegeben wurde. Da ist es egal, was der Zusteller denkt. Es geht den Zusteller nicht mal was an, wer der Absender ist. Er soll auf die Empfängeradresse schauen und seinen Job machen und sich nicht um sowas kümmern.
So ein ähnlicher Fall war letztens in den Medien. Dort ging es konkret um Postwurfsendungen der NPD, die von der Post ausgeliefert werden sollten. Da ging es nicht um einen einzelnen Postboten, der sich weigerte, diese Hefte auszuteilen, sondern um die Post an sich. Der Rechtsstreit ging zugunsten der NPD aus und die Post muss diese Schmierblätter nun austragen. Übrigens waren diese Hefte nicht einmal personalisiert. Wenn ein konkreter Empfänger vermerkt ist, müssen die Sachen wohl erst recht ausgetragen werden.
Natürlich muss man als Zusteller auch alle möglichen Dinge in die Briefkästen stecken, die man selbst nicht gutheißt. Ich würde auch nicht so gerne irgendwelche rechten Propagandablätter zustellen, wenn ich in der Situation eines Postboten wäre. Aber auch das gehört zum Job. Dazu kommen noch irgendwelche anderen unseriösen Flyer und Heftchen, die kaum das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Ich kann schon verstehen, dass man diese Sachen nicht so gerne verteilt. Aussuchen kann und sollte man sich das aber nicht.
Ich finde auch, dass ein Postbote nicht über die Qualität der Briefe und sonstigen Sendungen entscheiden sollte. Tut er es doch, wird er ziemliche Probleme bekommen und seinen Job wohl verlieren. Es ist Sache des Empfängers, zwischen erwünschter und ungewollter, möglicherweise regelrecht unseriöser Post zu unterscheiden. Ich habe zwar schon einiges an Werbung erhalten, aber das beschränkte sich eigentlich auf die üblichen Sachen, die man so bekommt. Mit den allermeisten Dingen kann ich nichts anfangen und diese Werbungen landen dann auch direkt im Altpapier.
@Cologneboy2009, genau dieser Fall ist mir auch in den Sinn gekommen. Hier hatte aber die Post selbst als Unternehmen versucht, diese Parteizeitung nicht zuzustellen. Sie ist aber letztendlich gescheitert und so müssen sie die Zeitschriften transportieren. Selbst als Unternehmen kann man sich nicht weigern, es sei denn, die Sendung ist nicht zustellbar oder aber auch, die Sendung ist nicht ausreichend frankiert.
Mit keiner Silbe war hier gemeint, dass A wirklich überlegt, eine Zusendung nicht zuzustellen, dass dies ansonsten für A Konsequenzen haben kann, ist A auch bewusst. Und was das Lesen der Absender betrifft, ist es nun einmal so, dass der Absender nicht bewusst gelesen wird, sondern er ins Auge sticht. Anmaßend ist es nun zu behaupten, der Absender würde bewusst gelesen werden.
Diese Sendungen, auch wenn A persönlich den Absender nicht mag oder als unseriös einstuft, sind entsprechend zuzustellen. Direkt gesagt, sorgen auch diese Absender dafür, dass A Lohn und Brot hat. Wenn es sich um Zeitschriften handelt, kann ich ja noch verstehen, dass man mitbekommt, wo sie herkommen.
Allerdings staune ich, dass A soviel Zeit hat andere Absender zu lesen. Da muss man doch genauer hinschauen. Aber letztlich ist es egal, wie A zu dem Wissen kommt. Austragen muss man die Post, solange sie den Richtlinien in Größe und dergleichen des Postunternehmens entspricht.
Erstaunlich, dass gesagt wird, man nimmt die Post in die Hand und untersucht sie ganz genau! Gerade bei Werbung ist es der Fall, die A nun mal ins Auge sticht. Zudem ist mein Kollege A jemand, der ein grafisches Gedächtnis hat und wenn man nahezu regelmäßig die Post in den Händen hält, die aussieht, kann man auch so etwas mal schnell verinnerlichen. Es ist ja definitiv nicht so, dass A sich mit jedem Brief fünf Minuten auseinandersetzt und ihn so lang in den Händen hält, weder beim ersten Griff noch beim Weg zum Briefkasten.
Ich denke auch, dass der Postbote eben dafür bezahlt wird, dass er alle Sendungen zustellt. Ihn hat es dabei nicht zu interessieren, von welchem Absender die Post kommt. Das fällt doch auch unter das Postgeheimnis. Ich denke daher auch, dass es anmaßend ist, wenn der Zusteller zwischen kritischer und harmloser Post unterscheidet.
Ich würde das daher an As Stelle hinnehmen und die Post weiter zustellen, wie es eben mein Job ist. Es kann ja schon Ärger geben, wenn A nur erwähnt, dass der diese Post als fragwürdig einstuft. Daher wäre ich einfach still und würde meiner Arbeit nachgehen.
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