Rassehund oder Mischling und genetische Probleme

vom 18.09.2012, 22:40 Uhr

Vor längerer Zeit habe ich einmal einen Beitrag, damals glaube ich bei stern tv, gesehen, in dem es um Krankheiten bei Hunden ging, genauer: Bei Rassehunden.

Denn es ist doch so: An Rassehunde werden von den Fachverbänden besondere Ansprüche gestellt. Sie müssen besondere Merkmale erfüllen, und zwar nicht nur, dass beide Eltern eben auch Rassehunde sind, sondern sie müssen einen bestimmten Körperbau haben, sowie Größe, Farbe und sogar das Temperament und der Charakter werden mit einbezogen. Das bedeutet ja automatisch, dass von den Welpen, die sagen wir von Elterntieren der Rasse X gezeugt wurden, am Ende ja auch nur wenige Hunde wirklich als Rassetiere bezeichnet werden können. So nimmt die Zahl der Individuen in einer Rasse rapide ab und nur wenige Tiere werden zur Zucht eingesetzt.

Das Ergebnis liegt ja auf der Hand: Inzucht. Und wir alle wissen, mit Inzucht gehen auch Krankheiten einher, und zwar sehr viele und sehr erschreckende. Viele sind dabei eben genau das, nämlich rassespezifisch. Es sind praktisch genetische Krankheiten, die sich aber wie eine Epidemie ausbreiten, da ihre Merkmale an die Nachkommen weitergegeben werden. Und diese Nachkommen werden mit anderen kranken Rassehunden verpaart, und der nächste Wurf ist schließlich komplett krank. So ist es zum Beispiel der Fall bei schweren Atemproblemen bei Möpsen und anderen plattschnautzigen Hunden. So auch beim Pekinese. Ein ausgestellter Showhund dieser Rasse musste sogar die gesamte Show über auf einem Eisblock sitzen, weil er durch seine rassetypisch geforderte (!) kurze Nase nicht richtig atmen kann und so zur Überhitzung neigt.

Ich finde das erschreckend. Ohne ein besonders ausgeprägter Hundefan zu sein, finde ich diese Entwicklung schockierend und sie hat mich zum Nachdenken gebracht. Sind wir wirklich bereit, aufgrund von bestimmten Vorstellungen von einer Rasse die medizinischen Aspekte zu ignorieren? Denn die Vielfalt und Auswahl nimmt innerhalb der einzelnen Rassen stark ab, das Problem wird sich also krass verstärken. Und es gäbe eine einfache Lösung- man müsste einfach die Rassen untereinander kreuzen, und schwupps, man hätte sofort einen vielfältigeren Genpool und die Krankheiten würden sicherlich zurückgehen.

Was haltet ihr davon? Tiere, die von Geburt an prädestiniert sind, krank zu sein, weil sie einem Schönheitsideal entsprechen sollen? Ich finde es ähnlich schockierend wie Tierversuche und genauso verantwortungslos, besonders, weil die Lösung hier so einfach wäre, nicht von Gesetzen verhindert wird und nur die Eitelkeit einiger Züchter es verhindert, dass sich etwas ändert. Das lässt mich nur den Kopf schütteln.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ein Welpe aus einer reinrassigen Verpaarung auch dann ein Rassetier ist, wenn es die Rassenstandarts nicht in ausreichendem Maße erfüllt. Er wird dann allerdings auf Ausstellungen wohl weniger bis gar keine Preise gewinnen und/oder von Züchtern nicht zur Zucht eingesetzt werden. Dein Beispiel mit dem Mops zeigt deutlich, dass der Qualzuchtparagraf des Tierschutzgesetzes leider oft genug zu weit ausgelegt wird. Die Zucht von Tieren mit extremer Kurzschnäuzigkeit, die mit Atmenproblemen einhergeht, ist eigentlich in Deutschland verboten. Tatsächlich aber wird weiter mit solchen Tieren gezüchtet. Das führt zu einer gewollten Degeneration der Lebewesen. Für mich persönlich hat das nichts mit Zucht, sondern mit mutwilliger Verstümmelung und damit mit dem Gegenteil von Tierliebe zu tun.

Heutzutage gibt es eine Hand voll Züchter, die bewusst versuchen, Erbkrankheiten und die Folgen extremer Qualzucht durch die gezielte Selektion der Zuchttiere zu minimieren. Leider sind das recht wenige. Der Umstand, dass beispielsweise ein Mops oder eine Bulldogge mit kurzer Schnauze und riesig hervortretenden Augen auf viele Menschen einfach nur niedlich wirkt, macht die Entwicklung, wie du sie beschreibst, fast ununkehrbar. Menschen, die sich solche extrem geschädigten Tiere anschaffen, denken nur über die Optik, nicht jedoch überkrankhafte Veränderungen und gesundheitliche Einschränkungen, nach. Das ist unverantwortlich. Wie so oft regelt auch hier die Nachfrage leider das Angebot. So lange Käufer nicht über Folgen von Qualzuchten nachdenken, so lange wird es Züchter geben, die diese Tiere produzieren. So lange kein Umdenken von beiden Seiten stattfindet, wird es diese Tiere immer geben.

Um gesündere Linien hervorzubringen, muss man nicht mal auf Mischlinge zurückgreifen. Es würde genügen, solche Tiere zur Zucht einzusetzen, deren Merkmale nicht extrem ausgeprägt sind und die keine oder weniger gesundheitliche Einschränkungen haben. Das würde allerdings eine Menge Arbeit und Zeit kosten, welches manche Züchter scheinbar nicht bereit sind, zu investieren. Man müsste erst über Generationen mit weniger kranken Tieren züchten, um ein einigermaßen sinnvolles Ergebnis zu erzielen. So lange strömt auch kein Geld in die Kassen, es gibt aber massig Ausgaben. Das ist bei Züchtern, die nur auf Profit aus sind, eben keine Option.

Es gibt mittlerweile aufgrund dieser Züchter- und Käuferpolitik zahlreiche Erbkrankheiten und gesundheitliche Einschränkungen, ob Kurzschnäuzigkeit, Hüftdysplasie bei großen Hunden oder chronische Hautveränderungen bei Faltenhunden usw. Meiner Meinung nach ist es ein krankes Weltbild, die Optik über die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Lebewesens zu stellen. Leider kann man nicht viel mehr tun, als aufzuklären, Züchter, die dies betreiben, bewusst nicht zu unterstützen und auch unbedarfte Käufer aufklären. Dass bereits ein Umdenken, wenn auch im kleinen Kreis, stattgefunden hat, lässt mich aber zumindest hoffen, dass wir bald mehr gesunde Haustiere sehen und haben werden.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es gibt solche und solche Züchter, da sollte man eben auch Unterschiede machen. Wenn man darauf achtet, dass eben keine Inzucht betrieben wird und die Tiere vernünftige Nasen haben und eben nicht so sehr platte, wie auch bei Perserkatzen zum Beispiel, denke ich schon, dass man sich ruhig ein Tier bei einem Züchter aussuchen kann.

Zuvor ist es natürlich wichtig, dass man sich ausreichend Informationen über die Rasse aneignet und eben weiß, auf welche Dinge man achten muss, damit eben keinen überzüchteten Rassehund kauft, der dann stark eingeschränkt ist, weil er viele gesundheitliche Probleme und Einschränkungen hat. Bei manchen Rassen sollte man eigentlich direkt wissen, dass man davon besser die Finger lässt, weil diese Tiere durch die Zucht einfach ein Fass ohne Boden sind, was Krankheiten ect. angeht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Es gibt, wie bereits geschrieben wurde, immer solche und solche Züchter. Grundsätzlich kann man weder sagen, dass ein Rassenhund krank sein muss, noch dass ein Mischling gesünder sein muss. Wenn ich 2 Hunde kreuze, deren Rassen beide Probleme mit HD haben, nutzt mir die Kreuzung nichts um sicher zu sein, dass der Welpe kein HD hat.

Reinrassige Hunde haben den Vorteil, dass man in der Regel die Größe besser einschätzen kann, als bei Mischlingen, die gerade äußerlich eher Wundertüten sein können, besonders bei zwei sehr unterschiedlichen Rassen.

So oder so, sollte man sich über die Rassen informieren. Beim Mischling halt über die Rassen, die gekreuzt wurden. Einen Hund, dessen Rasse für viele Krankheiten bekannt ist, würde ich mir niemals holen, oder einen, dem ich nicht gerecht werden kann. Schließlich hat ein Hund nicht nur das Bedürfnis nach Futter, sondern auch psychische Bedürfnisse und es gibt halt Rassen, die keine Anfängerrassen sind oder die einfach nicht zu einem, oder den persönlichen Lebensumständen passen.

Egal ob man sich für Mischling oder Rassenhund entscheidet, man sollte sich immer ansehen, wie die Welpen ihre ersten Wochen verbracht haben. Wie leben sie beim Züchter? Was kennen die Welpen schon? Und ganz wichtig ist noch auf den Charakter der Elterntiere zu achten. Welpen von einer Mutter, die alles an knurrt, würde ich zum Beispiel niemals nehmen. Dass man keinen Hund nehmen soll, der aus Inzucht stammt, denke ich versteht sich von selbst. Auch würde ich mir nie einen Hund holen, der aus Gründen der sogenannten Schönheit eine zu kurze Nase oder was auch immer haben.Denn diese Entwicklung finde ich bei manchen Rassen schockierend und die beste Methode dagegen zu protestieren ist, solche Hunde nicht zu kaufen.

» Zsadist » Beiträge: 67 » Talkpoints: 3,61 »



Wenn man bei einem Züchter mit Mitgliedschaft in einem Zuchtverein ein Tier erwerben will, kann man sich selbst sehr gut über den Inzuchtfaktor informieren, nämlich über die Stammbäume. Die von dir beschriebenen abartigen Auswüchse des Züchtens haben aber nicht immer Inzucht zur Ursache, wie von dir beschrieben.

Natürlich sind manche Linien sehr eng, das variiert von Rasse zu Rasse und oft spielt auch die Farbe oder das Alter einer Rasse an sich eine große Rolle. Kurzschnäuzige Hunde fallen aber nicht durch Inzucht, sondern durch gezielte Auswahl der Hunde für die Zucht, deren Schnauzen besonders kurz waren.

"Schuld" ist außerdem der Käufer, der diese Praktiken aufgrund eigener Ästethikvorstellungen mit seinem Kauf finanziert und somit unterstützt. Niemand wird gezwungen, so einen Hund zu kaufen, und sollte es auch nicht tun. Im Übrigen werden auch die Züchter nicht gezwungen. Zwar haben sie Richtlinien, an die sie sich halten müssen. Die sind aber erstens zumeist nicht so extrem, wie dann tatsächlich gezüchtet wird. Und zweitens wird niemand gezwungen, auf Kosten der Gesundheit seiner Tiere zu züchten. Wenn man weiß, dass man damit Leid erzeugt, kann man auch einfach nicht züchten. Das wäre konsequent.

» Katzerinchen » Beiträge: 42 » Talkpoints: 37,26 »


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