Leistungskurswahl für Journaslismus-Studium

Beruflich möchte ich später gerne als Journalist tätig sein, am liebsten bei der Zeitung arbeiten. Nun ist es natürlich sinnvoll, die Leistungskurse so zu wählen, dass sie für dieses Studium Sinn machen. Ich habe noch ca. ein halbes Jahr Zeit, LKs zu wählen, aber ich weiß noch nicht so richtig, welches die besten Fächer für ein Journalismus-Studium wären.

Kann mir da jemand weiterhelfen? Sollte man vielleicht Deutsch als Leistungskurs belegen, oder macht man dort nur Liebeslyrik und so was? Würde vielleicht auch die Kombination Englisch und Sozialwissenschaften Sinn machen? Was würdet Ihr dazu sagen?

Einige Freunde von mir, die ebenfalls in diese Richtung gehen wollen, haben Deutsch und Englisch als Leistungskursfächer belegt. Natürlich behandelt man in Deutsch nicht nur "Liebeslyrik", wie du es ausgedrückt hast. Da ist auch viel dabei, was deine journalistischen Fähigkeiten schulen wird, schließlich wirst du viele, viele Texte schreiben müssen: Kommentare, Monologe, Erörterungen, Interpretationen und so weiter. Wer sich dabei Mühe gibt, hat die Chance seinen Ausdruck erheblich auszubauen.

Englisch eignet sich meiner Meinung nach als guter zweiter Leistungskurs, wenn man in diese Richtung gehen will, schließlich gewinnt diese Sprache immer mehr an Bedeutung und besonders im Journalismus ist das Beherrschen einer Weltsprache wie Englisch es ist unabdingbar.

In der Schule hatte ich Deutsch als Leistungskurs und muss sagen, dass sich das nicht wirklich lohnt. Ich hatte dieses Fach auch nur belegt, weil es mir relativ leicht gefallen war, Interpretationen und ähnliches zu schreiben, aber es hat eigentlich nichts mit Journalismus zu tun. Man lernt viel über literarische Strömungen und die Epochen, in denen bestimmte literarische Werke entstanden sind. So haben wir etwa ausgiebig Gedichte aus der Zeit der Romantik und vor oder in den Weltkriegen entstandene Prosa interpretiert. Zudem wurden natürlich Faust 1 und sogar Faust 2 durchgearbeitet und dazu Interpretationen geschrieben oder auch viele andere klassische Werke behandelt (Mephisto, Lenz, Antigone usw.). Also so richtige moderne und aktuelle Literatur wurde nicht behandelt. Liebeslyrik in dem Sinne war auch nicht Teil des Unterrichts. Wir haben dies ganzen Stilmittel (Alliterationen etc.) auswendig lernen müssen und dann immer beschreiben müssen, warum etwa der Autor eines Werkes an einer bestimmten Stelle dieses stilistische Mittel einsetzt.

Später habe ich erfahren, dass die Schüler im Deutsch-Grundkurs durchaus auch aktuellere Literatur behandelt haben. Scheinbar hält man sich im Leistungskurs an die Klassiker und im Grundkurs, wo es nicht so darauf ankommt, nimmt man dann auch Werke dran, die für die Schüler etwas spannender sind. Aber mit Journalismus hat das alles nichts zu tun und ich denke nicht, dass ein Deutsch-Leistungskurs irgendwie auf ein solches Studium vorbereitet. Genauso ist es mit dem Gemeinschafts- oder Sozialkunde-Unterricht. Dort lernt man dann, wie sich das Staatswesen entwickelt hat oder nimmt das Wahlsystem dran. Das benötigt man in dieser Detailliertheit ja nur dann, wenn man politisch arbeiten möchte, was im Journalismus vielleicht nicht unbedingt der Fall ist.

Nun will ich damit aber nicht sagen, dass Du nicht Deutsch und Sozialkunde als Leistungskursfächer nehmen solltest, sondern ich möchte eher zum Ausdruck bringen, dass es ziemlich egal ist, wie Du Dich hier entscheidest. Die Leistungskurse sind eher weniger dafür geeignet, um überhaupt auf ein Studium vorzubereiten. Besser ist es, wenn Du Dir die Fächer aussuchst, die Dir Spaß machen und leicht fallen. Es hat ja keinen Sinn, wenn Du Dich durch ein Fach quälst – denn das hat man in der Oberstufe immerhin fünf Stunden in der Woche. Also wähle das, was Dir Freude bereitet und womit Du gute Noten erzielen kannst. Für das Studium sind die Leistungskurse ziemlich egal.

Wie viele Leistungskurse musst du denn belegen? Zwei nehme ich an? Ich würde dir auf jeden Fall auch zu Deutsch raten. Auch wenn dort vielleicht nicht alle Themen mit Journalismus zu tun haben bzw. du diese später mal gebrauchen wirst, ist Deutsch für mich eine Grundvoraussetzung für ein Journalismusstudium, denn im Deutschunterricht sollst du letztendlich auch ein Gefühl für die Sprache entwickeln und dieses brauchst du zweifellos, wenn du in Richtung Journalismus gehen willst.

Als zweiten Leistungskurs könntest du eventuell über Englisch nachdenken. Je nachdem wo du später einmal arbeiten möchtest und das wirst du zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich noch nicht wissen, könnte Englisch sehr wichtig für dich werden. Gibt es denn ansonsten einen Bereich, der dich besonders interessiert? Vielleicht wäre auch Politik oder Wirtschaft für dich interessant. Auch ein Gebiet, dass sich super mit Journalismus kombinieren lässt.

Zuerst einmal studiert man nicht Journalismus, sondern Journalistik. Und zweitens ist es relativ egal, was du als Leistungskurs belegst. Falls es dich beruhigt, such dir das aus, worin du gut bist und was dich interessiert. Als Journalist brauchst du in erster Linie ein großes Allgemeinwissen (schau dir mal Einstellungstests für Journalistenschulen an, was da an Wissen verlangt wird, ist der Hammer) und das wird in der Schule ohnehin nicht gelehrt.

Neben Deutsch würde ich dir am ehesten zu Wirtschaft/Politik raten oder eventuell Geographie. Ich hatte Deutsch ebenfalls mit erhöhten Leistungsniveau in der Schule und habe nicht das Gefühl, dass mich das in irgendeiner Form weitergebracht hat. Anstelle von Deutsch könntest du also auch Englisch oder Philosophie nehmen. Im Übrigen studieren nicht viele angehende Journalisten Journalistik. Bei meinem Praktikum bei einer Zeitung habe ich festgestellt, dass sich dort teilweise Exoten wie Architekturstudenten tummeln.