Politische Themen am Arbeitsplatz diskutieren?
Neulich habe ich eine Debatte zweier Kollegen nahe dem Wasserspender gehört, es ging wohl um den Besuch von unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Roesler in seinem Geburtsland Vietnam und die damit verbundene Kontroverse ob er denn nun mehr Deutscher oder mehr Vietnamese sei. Soweit so harmlos, von dort jedoch ist es in meinen Augen nicht mehr so weit, bis es um Integration, Deutsch-sein, Ausländerdebatte, Immigration und am Ende vielleicht noch um Islam, Gewalt und was nicht alles noch geht.
Sicherlich, nur weil ein Thema kontrovers ist, bedeutet das natürlich nicht, dass es nicht diskutiert werden sollte - oft, meine ich, sogar das genaue Gegenteil. Allerdings scheint doch der Arbeitsplatz dafür nicht unbedingt der geeignete Ort zu sein, schließlich sind die kollegialen Beziehungen untereinander, auch wenn man sich gern leiden mag, etwas anderes als die Vertrautheit von Freunden oder die Distanz einer ''echten'' Debatte, da man ja doch ständig eng mit den Kollegen zusammen arbeitet.
Was meint ihr? Gehören Politik und Arbeitsplatz getrennt? Kann man jemandem mit einem Parteibekenntnis oder einer Meinung auf die Füße treten? Sollte man dünnes Eis am besten ganz meiden?
Das ist eigentlich sehr schwierig, weil man hier immer Gefahr läuft, eine andere Ansicht zu vertreten, als der Kollege/Vorgesetze usw. Das ist nun nicht weiter schlimm. Gefährlich wird es aber, wenn diese Personen diese Gegenmeinung eher persönlich nehmen. Und dann kommt die menschliche Schwäche zum tragen, dass u.U. solche Geschichten dazu führen, Personen einzuordnen. Eben in Menschen, die man mag und die, die man nicht mag. Und wenn nun diese Menschen es nicht schaffen, hier eine professionelle Distanz zu wahren, können einem in der Arbeitswelt am Arbeitsplatz eben auf Grund persönlicher Meinungsverschiedenheiten Nachteile entstehen.
Es mag nicht sehr gut sein, in einer Welt zu leben, in der man sich u.U. verstecken muss und nicht seinen wahren Gefühlen freien Lauf lassen kann. Aber die Welt ist wie sie aktuell ist. Wer sie nachhaltig ändern will, darf nicht Teil davon sein! Will man also seine berufliche Karriere nicht gefährden, dann spricht man am Arbeitsplatz nicht über Sex, Religion oder Politik! Selbst wenn man sich zu 100% opportunistisch gibt und immer dem Vorgesetzten Recht gibt, hat mein keine Gewähr für Erfolg. Denn der Vorgesetzte kann wechseln und ein Meinungsumschwung kann dann dazu führen, nicht vertrauenswürdig zu sein.
Ist man aber tatsächlich bereit, die Außenseiterrolle auszufüllen. Ist man tatsächlich bereit, Mobbing und einen möglichen gesellschaftlichen Ausschluss (am Arbeitsplatz) hinzunehmen, dann kann man tatsächlich über alle Themen sprechen und gerne seine eigene Meinung offensiv vertreten. Der Preis dafür dürfte aber, gemessen am Ideal des bürgerlichen Lebenslaufs, sehr hoch sein!
Ich finde die Diskussion über Politik sollte dem Arbeitsplatz fernbleiben. Die besten Beispiele hierfür liegen in den Extremen. Ist jemand stark links oder stark rechts orientiert, wird er mit seiner Meinung anecken. Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der in der DDR in der Partei war und auch keinen negativen Punkt an dieser Politik finden konnte. Er stritt sich darüber mit allen Kollegen herum und damit machte er sich auch keine Freunde. Ende vom Lied war, dass er dann irgendwann gemieden wurde.
Ich denke eine Diskussion über ein so strittiges Thema sollte nicht an einem Ort geführt werden, bei dem man nicht abhauen kann. Man muss ja immer mit dem Kollegen zusammenarbeiten und im schlimmsten Fall hat man dann eine ganz andere Meinung von der Person oder traut ihr vielleicht auch nichts mehr zu, weil er die Person für weltfremd hält.
Eine solche politische Diskussion, wie du sie angesprochen hast, finde ich aber absolut im Rahmen. Da kann man eigentlich nicht so besonders falsch liegen und deswegen wird es auch keinen Dauerstreit geben.
Ob solche Themen im Geschäft diskutiert werden können oder nicht ist meiner Meinung nach immer abhängig davon mit welchen Kollegen man zusammen arbeitet. Ist halt wie in jeder Runde in der man mit anderen zusammen sitzt, es gibt Leute mit denen kann man alles diskutieren und es gibt Leute mit denen ist einfach nicht Möglich solche Gesprächen zu führen ohne das es persönlich wird. Hier bei uns im Büro haben wir z.B. eine sehr gute Zusammensetzung die gerne über alle Möglichen Themen diskutiert und das Teilweise Tagelang. Interessant ist hierbei natürlich auch dass wir im Schichtbetrieb arbeiten und damit die Diskussionen über mehrere Tage geführt werden und das auch noch mit wechselnder Zusammensetzung der Personen und ihrer entsprechenden Meinungen.
Wir haben in der Arbeit oft über Politik geredet. Man muss allerdings ein Gespür dafür haben, wie weit man gehen kann.
Wieso sollte Rösler kein Deutscher sein? Selbstverständlich ist er Deutscher. Er ist hier aufgewachsen und hat einen deutschen Pass und seine Verwandten sind Deutsche, er ist ja adoptiert. Wenn die Staatsangehörigkeit nach den Vorfahren ginge, dann wäre ich Französin, weil meine Urgroßmutter aus Frankreich kam. Die Leute im Ruhrgebiet, deren Namen zum Beispiel Schimanski lauten, wären dann Polen. Und die Menschen in Bayern entweder Italiener (von den Römern) oder Tschechen.
Ich würde es eher sehr unpassend finden auf der Arbeit über politische Ereignisse zu diskutieren, denn dies kann auch geschmeidig nach hinten los gehen, wenn du mich persönlich fragst. Es gibt natürlich immer zwei Meinungen über ein Thema, aber man könnte einen gleich in die falsche Ecke abstempeln oder einen in eine Richtung drängen, in der man eigentlich gar nichts zu suchen hat. Meinungen werden nicht immer akzeptiert und dies könnte somit gerade auf dem Arbeitsplatz nicht gut ausgehen, wenn man sich dann untereinander für ein politisches Thema in die Haare kriegt.
Ich würde daher auf jeden Fall davon abraten mit Arbeitskollegen oder sogar dem Chef über politische Dinge zu diskutieren, denn es kann wie gesagt anders ausgehen, als man persönlich denkt oder gar erwartet. Es ist zwar doof, dass man aufpassen muss, was man sagt, aber es geht ja um den Arbeitsplatz und den möchte man ja nicht für Kleinigkeiten verlieren.
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