Lehrer auf Voreingenommenheit testen

vom 19.09.2012, 14:08 Uhr

Lehrer müssen normalerweise unvoreingenommen sein und jeden gleich behandeln. Das gelingt ihnen jedoch unterschiedlich gut. Bei manchen hat man den Eindruck, dass sie einige Schüler von vornherein besser beziehungsweise schlechter bewerten. Einige Lehrer haben zum Beispiel die Angewohnheit, Mädchen immer etwas zu bevorzugen. Das kann natürlich auch nur eine Unterstellung sein, aber vielleicht entspricht es doch der Wahrheit. In diesem Fall ist das natürlich sehr nachteilhaft für die Schüler, die generell kritischer bewertet werden, als andere.

Allerdings haben wir in unserem Jahrgang tatsächlich schon Fälle gehabt, in denen ein Lehrer offensichtlich unfair bewertet hat: In der 10.Klasse mussten einige unangekündigt eine Mitschrift aus der vergangenen Stunde abgegeben. Es war noch etwas Zeit, also haben alle versucht, schnell noch bei den anderen abzuschreiben und zu vervollständigen. Schließlich stellten sie im Nachhinein fest, dass die Bewertungen recht unterschiedlich ausfiel, obwohl fast das gleiche da stand.

Wie könnte man nun also feststellen, ob sich diese Voreingenommenheit wirklich auf die Bewertung auswirkt? Ich hatte da mal eine Idee: Es wäre interessant zu sehen, wie ein Lehrer einen Text bewertet, bei dem kein Name drunter steht. Das heißt, alle Schüler müssten zum selben Thema einen Text auf dem Computer schreiben und ihn namenlos abgeben, zur Wiedererkennung könnte man vielleicht eine Nummer darauf vermerken oder ähnliches. Vielleicht würde man bei so einer Aktion wirklich eine Veränderung im typischen Bewertungsmuster einiger Schüler feststellen. Andererseits könnte es natürlich sein, dass der Lehrer den Schüler trotzdem erkennt, zum Beispiel am Schreibstil, falls er ihn schon länger unterrichtet.

Was haltet ihr von so einer Idee? Denkt ihr, man würde etwas nennenswertes feststellen? Fallen euch noch andere Wege oder Experimente ein, um Lehrer auf Voreingenommenheit zu testen?

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Solch ein Verfahren, wie du es beschreibst, stand tatsächlich bereits zur allgemeinen Diskussion. Es ist eben ein anonymisiertes Verfahren, bei dem kein Lehrer der Welt feststellen kann, welcher Schüler nun was geschrieben hat. Außer ein Schüler macht individuell immer den gleichen, auffälligen Fehler oder hat eine stark einprägsame Art, sich auszudrücken. Dann wäre es vielleicht möglich.

An unserer Schule haben wir über so etwas damals auch schon gesprochen, auch mit Lehrern. Die waren sogar angetan von der Idee, Klausuren und/ oder Tests anonym schreiben zu lassen und eben nicht zu sehen, welcher Name oben auf dem Papier steht. Geändert hat sich jedoch nichts. Warum? Keine Ahnung, wahrscheinlich, weil es Tradition ist, den Namen vorher zu kennen. Nützlich daran ist natürlich für den Lehrer, dass er auch eine Lernkurve verfolgen kann, das könnte er nicht, wenn er nicht wüsste, von wem die Arbeit stammt.

Umstrittene Sache. Klar, gerecht ist es nicht, denn jeder Mensch macht sich ein Bild von anderen Menschen und so auch ein Lehrer von jedem einzelnen Schüler. Und arbeitet ein Schüler auch mündlich gut im Unterricht mit, glaubt der Lehrer dann natürlich auch automatisch, dass das, was dessen Feder entspringt, auf einem ähnlichen Niveau steht. Und drückt vielleicht auch mal das ein oder andere Auge zu, wenn ein Fehler gemacht wird. Bei einem schlechteren Schüler würde der Fehler eventuell nur als Bestätigung gesehen werden und negativ bewertet werden, wer weiß.

Ich halte so ein Verfahren zwar für sinnvoll, aber auch problematisch. Denn besonders in den unteren Fächern ist Fairness eigentlich nur für die Motivation des Schülers relevant (es ist demotivierend, nicht fair behandelt zu werden, ganz klar!). Aber ansonsten ist es doch wichtig für den Lehrer, eben zu verfolgen, wie sich ein einzelner Schüler entwickelt, damit individuelle Hilfestellung gegeben werden kann, was vielleicht später nützlich ist, wenn es in der Oberstufe wirklich zählt, denn dann hat der Schüler aus diesen individuellen Tipps vielleicht was gelernt. In der Oberstufe wäre eine anonyme Klausur dann wohl angebracht und meiner Meinung nach eine gute Einrichtung. Aber ob das Bildungssystem geändert wird, ich zweifle daran.

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» Askyneedsclouds » Beiträge: 221 » Talkpoints: 58,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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