Piercings und die Berufsschule

vom 17.09.2012, 15:16 Uhr

Um kurz meine Situation zu schildern: Ich bin 21 Jahre alt & absolviere derzeit eine Ausbildung zur Systemgastronomin. Dementsprechend besuche ich eine Berufsschule mit der Fachrichtung Gastronomie. Mein Ausbildungsschwerpunkt liegt neben dem gastronomischen Fachbereich auf dem administrativen Management, Werbekampagnen & Personalführung. Leider gehört zu meinen Fächern in der Berufsschule auch Sport. Selber hatte ich dieses Lehrjahr noch keine Schule, allerdings habe ich das folgende von anderen Schulen, Lehrer und Berufsschülern in den letzten Tagen erzählt bekommen.

Es soll eine neue Verordnung des Kultusministeriums hier geben, die besagt, dass jegliche Schmuckstücke, damit meine ich nur Piercings und künstliche Fingernägel, entfernt werden müssen. Piercings sind zu entfernen oder es gibt die Note sechs. Der oder die Sportlehrer/-in haben auch das Recht unter der Kleidung auf Schmuck zu kontrollieren. Fingernägel, insbesondere Gelfingernägel, sind entweder abzufeilen oder radikal zu kürzen. Hat ein Schüler ein Implantat (Dermal Anchor, Surface- Piercing, Skin Diver andere Implants), so steht am Endes des Schuljahres anstatt einer Note das Wort "ATTEST" auf dem Zeugnis. Der Schüler muss diese Belehrung Anfang des Schuljahres unterzeichnen. Sollte nach der Unterschrift ein Implantat dazukommen, so kassiert der Schüler eine Sechs.

Prinzipiell hab ich nichts dagegen, dass der Sicherheit halber Piercings raus genommen werden sollten. Allerdings auf eigene Verantwortung. Für mich persönlich geht diese Verordnung entschieden zu weit & ist ein Eingriff in die Privatsphäre der Schüler. Die Frage ist, was dagegen tun? Argumente sind an meiner Schule nicht geltend, da die Sportlehrerin eher wie ein Offizier der Army handelt.

» Skrillexed » Beiträge: 9 » Talkpoints: 4,23 »



Skrillexed hat geschrieben:Allerdings auf eigene Verantwortung.

Was du forderst wäre also die Aufhebung der Gurtpflicht in Autos aber der Hinweis, dass sich ein Autofahrer ja "auf eigene Verantwortung" anschnallen kann. Ich weiß nicht inwieweit du dich in die Sportlehrerin hineinversetzen kannst. Aber ich z.B. hätte auch ein Problem damit, Unterricht zu halten (im Sport), wenn ich genau weiß, dass Schülerinnen und Schüler potentiell gefährliche Gegenstände am Körper haben, bei denen eine massiv erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Letztlich noch nicht mal nur für den bzw. die Trägerin des "Schmuckes".

Ich will mal als Beispiel das Nasen- oder Augenbrauenpiercing nennen und mir nun vorstellen, dass ein Ball die Stelle trifft oder aber die Schülerin (bzw. der Schüler) von der Reckstange fällt und den Sturz eben zusätzlich mit dem Schmuck im Gesicht abfedert. Hier ist mit einem Abkleben allein nichts gewonnen. Für Piercings an der Brust, am Bauchnabel oder aber in der "Intimzone" gilt ja letztlich das gleiche und es ist wohl im Fall des Unfalls schon in erster Line die verantwortliche Lehrerin bzw. der verantwortliche Lehrer, die Rechenschaft abgeben müssen!

Das mit den Fingernägeln erklärt sich wohl auch von selbst und man kann am Menschenverstand zweifeln, wenn es Schülerinnen gibt, die glauben, mit langen Fingernägeln am Sportunterricht teilnehmen zu können. Hier stellt sich viel mehr die Frage danach, warum die betreffenden Personen glauben, ihr eigenes (vorgeblich dann besseres) Aussehen würde über dem Gut der Sicherheit stehen.

Zwar mag dann die Benotung bzw. mögen die Folgen der "Zuwiderhandlungen" etwas drastisch sein. Aber hinsichtlich des verfolgten Zwecks sind sie einfach angebracht. "Dagegen" könnte man übrigens Vernunft setzen - was dann zur Folge hätte, dass man der "Army-Lehrerin" Folge leisten würde.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es ist schon so, dass gleiches Recht für alle gelten muss, denn sonst hast du hier Chaos. Ein Verbot möchtest du nicht, denn du möchtest freiwillig entscheiden, dass du deine Piercings deiner Sicherheit wegen herausnimmst. Das kannst du jedoch so niemals durchsetzen, denn dann müsste wie mein Vorposter bereits gesagt hat der Autogurt auch auf eigene Verantwortung laufen.

Jedoch habe auch ich Piercings und kenne meine Schulzeit, wo man mir auch verbieten, wollte das Augenbraunpiercing drin zu lassen, während wir Sport hatten. Da spiele ich persönlich nicht mit und habe ich auch nicht. Ich habe es mit einem Pflaster, welches gepolstert war, abgedeckt und gut war die Sache für mich persönlich. Damit war meine Lehrerin auch zufrieden.

Ich würde mir niemals einen Job suchen, wo ich mein Piercing an der Augenbraue, das Bauch oder sogar Zungenpiercing nebst meine Ohrpiercings entfernen müsste. Da habe ich keine Toleranzgrenze, denn dies widerspiegelt, wenn ich mit keinen Kunden etwas zu tun habe, noch lange nicht meine Arbeit wieder und ist für mich prinzipiell eine einfach Schikane.

Das Problem, welches ich bei Dir sehe, liegt darin, dass du eine Ausbildung machst und diesen Job gerne ausführen möchtest. Wenn somit dort, wo du lebst, das ein Gesetz ist, die Schulverordnung, dann hast du dich daran wohl oder übelst zu halten. Ich frage mich zwar, ob diese Sache mit einer Note sechs nicht schon irgendwie verboten ist, aber das kannst du nur beim Schulrat erfragen. Dir wird keine andere Wahl bleiben, als dieses Piercings zu entfernen.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist beim Sportunterricht doch selbstverständlich, dass man den Schmuck und auch Piercing herausnimmt. Das war bei meinen Kindern auch immer so, auch als sie auf dem Gymnasium schon volljährig waren. Berufsschule ist ja auch eine normale Schule. Ich sehe da überhaupt kein Problem und auch keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Dann könntest du auch sagen, dass Schulunterricht an sich Freiheitsberaubung ist und ein schwerwiegender Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Wenn du in die Schule gehst, gelten halt bestimmte Regeln, die oft auch gesetzlich festgelegt sind. Wenn du volljährig bist und eine Ausbildung machst, bist du schulpflichtig und hast die Regeln zu akzeptieren.

Wenn man in einer Gesellschaft lebt, wird man dauernd in seiner Freiheit zugunsten der Gemeinschaft eingeschränkt, aber das hat mit Einschränkung der Grundrechte absolut nichts zu tun. Man sollte sich das Grundgesetz einmal durchlesen. Sobald du die Straße betrittst, also die Öffentlichkeit, musst du sich an Regeln halten, die im Interesse des Ganzen aufgestellt sind und für den Einzelnen manchmal keinen Sinn machen. Du musst zum Beispiel an der roten Ampel stehenbleiben, auch wenn kein Auto kommt. Im Einzelfall macht das keinen Sinn, aber für die Gesamtheit ist es wichtig, dass es eine solche Regel gibt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also ich würde dieses Verbot einfach überhören. So etwas greift auch meiner Meinung nach in die Privatsphäre eines Schülers oder einer Schülerin ein. Ich bin ebenfalls Piercing-Trägerin (nicht im Gesicht..) und kassiere lieber eine 6 wie dass ich riskiere, dass mein Piercing auf Grund des ständigen Wechselns heraus wächst.

Vor allem, was bringt ihnen das Verbot? Bei Körperschmuck wie Ohrringen, Halsketten, Armbändern und Ringen mag ich es ja verstehen - aber mit den Piercings - sicherlich nicht. Notfalls ein oder zwei Pflaster drüber und dann hat sich die Sache. Selbst im Gesicht - Ein ordentlich dickes Pflaster, und dann könnte bei einem Sturz oder sonstigen Unfall nichts passieren.

Noch dazu, wie stellen sich das die Lehrer bei neu gestochenen Piercings vor? Diese sollten ja mindestens ein halbes Jahr nicht heraus genommen werden. Ich denke diese neue Verordnung wird noch auf viele "Rebellen" treffen. Gott sei Dank habe ich an meiner Berufsschule keinen Sportunterricht mehr!

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Skrillexed hat geschrieben: Der oder die Sportlehrer/-in haben auch das Recht unter der Kleidung auf Schmuck zu kontrollieren

An dieser Stelle ging mir das Ganze definitiv zu weit. Kein Lehrer hat das Recht darauf zu bestehen unter die Kleidung der Schüler zu schauen. Wie soll das denn bitte aussehen? Vor dem Unterricht müssen erst einmal alle nackt antreten und der Lehrer inspiziert die Schüler auf neue Piercings? Das kann ja definitiv nicht angehen.

Bei uns hat es auch immer gereicht, wenn man die Piercings mit Pflaster vernünftig abgedeckt hat. Gegen Zungenpiercings wurde nichts gesagt und nach Intimpiercings wurde gar nicht gefragt. An manchen Stellen kann man es meiner Meinung nach mit der Sicherheit auch übertreiben. Über so einen dämlichen Bock muss man auch springen, obwohl man sich dabei mit etwas Pech diverse Knochen brechen kann.

Es müsste meiner Meinung nach wenigstens die Möglichkeit geben, dass ein (volljähriger) Schüler erklärt, auf eigene Gefahr mit Piercings am Unterricht teilzunehmen. Bei unter 18jährigen eine entsprechende Erklärung von den Eltern. Dass man die Piercings abklebt ist ja zu verstehen, aber so eine radikale Vereinbarung finde ich sehr suspekt. Die Sache mit den Fingernägeln verstehe ich übrigens eher, da man damit auch leicht andere verletzen kann und somit nicht nur für sich selbst verantwortlich ist.

» ChaosXXX » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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