Erbschleichern eine Schnippchen geschlagen

vom 15.09.2012, 18:38 Uhr

Habt ihr in eurem Verwandten-, Bekannten- oder Freundeskreis schon einmal einen Erbschleicher kennengelernt, der auch noch Erfolg hatte mit seinen Bemühungen? Ich persönlich kenne solch einen Menschen nicht und darüber bin ich auch froh. Denn mich widert solch ein Benehmen an. Aber durch eine Freundin erfuhr ich, dass sie solch eine Schleimerei kürzlich im Bekanntenkreis miterlebt hat.

Es ging um eine verstorbene Bekannte. Diese bewohnte alleine eine große Wohnung. Sie hatte jede Menge Schmuck und weil sie viel reiste in ferne Länder wurde angenommen, dass sie viel Geld hatte. Diese Frau wurde umschmeichelt von der lieben Verwandtschaft. Als es ihr gesundheitlich schlechter ging, verschenkte sie nach und nach ihren Schmuck zu besonderen Anlässen. Als sie nun starb, hatte sie ihr Geld einem Tierschutzverein vermacht. Das sorgte für große Aufregung in der Verwandtschaft. Findet ihr auch, dass sie das richtig gemacht hat? Sollte nicht jeder selbst vorsorgen, anstatt erben zu wollen? Mit welchem Recht hofft die Verwandtschaft darauf, etwas zu erben?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich habe so etwas auch schon erlebt. Nach dem Tod eines lieben Menschen, kamen dann auf einmal Leute, die Sachen von dem Verstorbenen haben wollte und sich zu deren Lebzeiten nie um ihn gesorgt haben oder ihn auch nur mal besucht haben. Ich war damals auch noch ein Kind und habe es dennoch mitbekommen und fand das alles ganz schrecklich. Ich habe nie verstanden, wie Menschen das mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Ich würde mir doch sehr schäbig und schlecht vorkommen.

Ich denke, dass die Verstorbene im Fall deiner Bekannten richtig gehandelt hat. Vielleicht mochte sie ja Tiere sehr gerne und wusste schon, dass ihre Verwandten eher auf das Geld aus sind und es darum vielleicht auch Streit geben würde. Ich denke, dass sie sicherlich etwas geahnt hat. Ich würde es in dem Fall dann nicht anders machen und auch niemandem etwas vererben. Sonst würde ich wohl nur die begünstigen, die auch zu Lebzeiten zu mir gekommen sind und bei denen ich weiß, dass es ihnen nicht nur um das Erben geht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Also als Erbschleicherei würde ich das Verhalten der Verwandten nicht bezeichnen. Einem Erbschleicher steht ein Erbe ja eigentlich gar nicht zu, sondern er erschleicht es sich mit unlauteren Mitteln. Das ist ja hier nicht der Fall. Der Verwandtschaft würde das Erbe ja zustehen und an ihrer Stelle wäre ich auch enttäuscht.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich muss ehrlich sagen, dass Erbschleicherei für mich auch etwas anderes ist. Erbschleicher sind für mich Menschen, die es wirklich nicht verdient haben. In dem Fall scheint sich die Familie aber schon gekümmert zu haben. Die Beweggründe sind ja erst einmal egal. Aber es kostet eben auch Zeit und vielleicht auch Liebe, dass man sich um jemanden kümmert, das man ihn besucht und was sonst noch so dazu gehört.

Und wenn du dich um jemanden gelümmert hast, der dann sein ganzes Erbe einem Tierheim vererbt - nunja, vielleicht kann man die Empörung schon ein kleines bisschen nachvollziehen. Vielleicht unterstellst du den Leuten auch zu Unrecht etwas.

Bei uns gab es nur mal etwas in der Familie, worüber ich schon verwundert war. Mein Opa war in zweiter Ehe verheiratet. Die Dame hatte Kinder aus erster Ehe. Als mein Opa starb, haben doch tatsächlich die Kinder der Frau darauf bestanden, dass diese alles erbt und meine Mama und mein Onkel gar nichts. Denen war das zu dumm und sie haben auf das Erbe verzichtet, aber die Kinder haben sich nie um ihn gekümmert und maßen sich wirklich an, so eine Forderung zu stellen. Von dem Erbe meines Opas sind dann übrigens die Kinder der Witwe in den Urlaub gefahren. Das fand ich schon dreist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Wenn sich Verwandte um eine Person sammeln, die vielleicht bald stirbt, dann muss das nicht unbedingt mit Erbschleicherei zusammenhängen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass einem irgendwann bewusst wird, dass der Mensch nicht mehr ewig da sein wird und man vielleicht irgendwann keine Möglichkeit mehr haben wird, mit ihm Zeit zu verbringen. Während man bei eher gesunden Senioren ja denkt, dass der übermorgen auch noch von seinen Lebenserinnerungen erzählen kann, zählt bei kranken Menschen dann eventuell jede Stunde gemeinsame Zeit, eben weil das Ende absehbar ist.

Es hat sich ansonsten in unserer Gesellschaft eingebürgert, dass man Dinge vererbt und somit die Kinder oder andere Verwandte normalerweise etwas vom Vermögen des Verstorbenen bekommen. Das hat ja auch etwas damit zu tun, dass Menschen ein Stück von Ihrem Leben und Ihrem Erreichten an die nächste Generation weitergeben möchten oder auf der Welt hinterlassen wollen. Die Angehörigen wiederum, die jemanden gepflegt haben oder zumindest unterstützt haben und die im Normalfall auch den Nachlass des Verstorbenen verwalten müssen, bekommen das Erbe dann auch als eine Art „Dank“ für das Geleistete. Denn fast immer sind es ja Kinder und andere Verwandte, die etwa die Beerdigung organisieren, die Kosten dafür tragen, die hinterlassenen Gegenstände aufräumen und so vieles klären müssen.

In so einer Situation wäre ich vielleicht auch enttäuscht, wenn das ganze Erbe an einen Tierschutzverein gegangen wäre. Wobei die Erben sicherlich gewisse Pflichtteilsansprüche schon erhalten haben werden, aber der Rest ging dann eben an ihnen vorbei. Ich sehe das schon kritisch. Natürlich kann jeder mit seinem Geld machen, was er will und wenn derjenige es eben dem Tierschutz geben möchte, dann ist das seine Entscheidung. Aber enttäuscht wäre ich bestimmt auch irgendwie. Die Reaktion der Angehörigen zeigt dann ja auch, dass sie von dem Entschluss gar nichts wussten. Vielleicht fühlt man sich als Kind dann komisch, wenn Mutter oder Vater nie mit einem darüber gesprochen haben, dass sie alles dem Tierschutz vererben möchten. Möglicherweise denkt man dann auch, dass man dem Verstorbenen nichts bedeutet hat oder der einen eben für einen Erbschleicher hielt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ein Erbschleicher ist doch eine Person, welche sich zu Lebzeiten schon einen Vorteil verschafft. Also da entsprechend bedacht wird. Egal, ob das noch zu Lebzeiten des Erblassers ist oder eben dann erst im Testament auftaucht. Dabei handelt es sich um Personen, welche bei einer gesetzlichen Erbfolge überhaupt keine Rechte hätten.

Wenn nun aber eine Person schon zu Lebzeiten etwas verschenkt, weil sie es selbst nicht mehr benötigt, aber ihre Barvermögen einem Verein hinterlässt, so ist das durchaus legitim. Allerdings muss man dabei auch sehen, dass die Geschenke der letzten zehn Jahre auch als Erbe angesehen werden und dann eventuell aus dem Nachlass noch etwas an die gesetzlichen Erben verteilt werden muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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