Beerdigung filmen - geschmacklos?
Ich wundere mich doch sehr, dass es angeblich heute schon üblich ist, Fotos zu machen und zu filmen auf Beerdigungen. Uns hat bisher kein Beerdigungsinstitut angesprochen. Ich selbst habe auf Beerdigungen auch noch nie Derartiges erlebt oder davon gehört. Für mich ist das sehr befremdlich. Du schreibst auch von einer Kapelle mit Trauermarsch. Ehrlich gesagt, habe ich auch das noch nicht erlebt. Von der Beerdigung erhält man immer Bilder vom Beerdigungsinstitut aus der Trauerhalle, wo der Sarg und die Blumen zu sehen sind. Das ist aber auch alles. Dass Fotografen selbst Beerdigungen nun zum Anlass nehmen, um Geschäfte durch verteilen ihrer Visitenkarten zu machen, finde ich geschmacklos.
Ein Trauernder benötigt keinen Film für seine Trauer. Ist es ein entfernter Bekannter, Verwandter oder gar ein Nachbar, will sowieso keiner Fotos oder einen Film. Ein naher Hinterbliebener hat seinen Lieben in seinem Herzen, so wie er ihn als Lebenden erlebt hat. Er wird sich kein Foto von der Beerdigung hinstellen als Andenken. Das finde ich makaber.
Ich denke, ich kann ganz gut nachvollziehen, was Dich daran stört, dass hier ein Film gedreht wurde und ich finde das auch eher seltsam anmutend, wenngleich ich ein solches Vorgehen auch nicht unbedingt als geschmacklos bezeichnen würde. Aber es hat etwas Störendes, auch in meinen Augen. Wenn ich mir überlege, wie emotional die Beerdigungen, die ich bisher besucht habe, waren, dann denke ich doch, dass ich es als deutlich zu weit gehend empfunden hätte, wenn ich auf dieser Trauerfeier gefilmt worden wäre, weil es sich bei diesen definitiven Abschieden für immer von einem geliebten Menschen für mich um eine Situation handelt, in der ich eigentlich am liebsten gar niemanden bei mir hätte und es schon nicht gerade angenehm finde, anderen Anwesenden meine Trauer so deutlich zu zeigen. Mit einer solchen Empfindung bin ich einfach lieber für mich alleine, das ist schwer zu erklären. Aber wenn ich auch noch auf einem Video festgehalten worden wäre, dann wäre mir das vor allem unangenehm.
Dass es nun üblich ist, Fotos und Videos von einer Beerdigung und einer Trauerfeier zu machen, kann ich auch nicht behaupten, jedenfalls habe ich etwas Derartiges ebenfalls noch nicht erlebt. Es ist schon richtig, was hier teilweise von meinen Vorrednern gesagt wurde, dass es nämlich deutlich geschmackloser ist, wenn man sich auf einer Trauerfeier als leidend ausgibt, ohne eine wirkliche Beziehung zum Verstorbenen gehabt zu haben und möglicherweise sogar aus irgendwelchen anderen niederen Beweggründen. Dennoch will ich aber niemanden grundlegend unterstellen, aus diesen Gründen an einer solchen Trauerfeier teilzunehmen und gehe zunächst mal davon aus, dass jeder Teilnehmer einer Beerdigung Trauer empfindet, jedenfalls habe ich das so auf den Beerdigungen erlebt, an denen ich selbst teilgenommen habe. Ich fände es also als äußerst geschmack-, vor allem aber respektlos, jemandem zu unterstellen, dass er nicht wirklich trauert, sondern die Trauer nur vorgibt.
Was bleibt, ist für mich nun allerdings die Frage nach dem Sinn solcher Fotos und Videos, die von einer Trauerfeier angefertigt werden und ich kann mir auch nicht vorstellen, ein solches Produkt käuflich erwerben zu wollen. Sicherlich ist die Beerdigung für mich wichtig, um die Trauer zu verarbeiten, aber ich denke nicht, dass ich daran auch noch eine bleibende Erinnerung haben möchte, nein. Wenn andere Menschen das für richtig halten, will ich mir hierzu aber kein Vorurteil bilden, nur, weil ich das nicht nachvollziehen kann. Im Endeffekt schadet es wohl niemandem wirklich, wenn auf einer Trauerfeier gefilmt oder fotografiert wird. Und wenn das sogar eine Art Gepflogenheit innerhalb einer Familie darstellt, dann will ich mir nicht anmaßen, dagegen irgendetwas einzuwenden, nur weil mir ein derartiges Vorgehen fremd ist.
Ich finde es äußerst geschmacklos auf einer Beerdigung zu filmen. Ich möchte das jedenfalls nicht und würde Einspruch erheben. Dann wird es für den Fotografen schwierig, wenn er mich auf de Bild haben darf. Eine Beerdigung ist eine sehr intime Situation, während der man ganz in seine Trauer versunken ist. Beerdigungsteilnehmer, die nicht so nah verwandt oder bekannt sind, halten daher auch ein bisschen Abstand und alle haben den Kopf zu Boden gesenkt. Das hat ja auch einen Grund, man möchte nicht sehen und nicht gesehen werden.
Welchen Erinnerungswert soll denn so ein Foto haben? Fotos schaut man sich ja an, um sich an schöne Ereignisse zu erinnern. Die halten etwas fest, was nicht verloren gehen soll. Eine Beerdigung muss man nicht festhalten, im Gegenteil, der Trauerprozess ist dynamisch, den möchte man ja gerne überwinden und eben nicht drin stecken bleiben.
Ich kenne es eigentlich auch nicht, dass man bei einer Beerdigung filmt oder Fotos macht. Ich war bis jetzt zum Glück nur auf einer Beerdigung (zum Glück, weil nur eine wichtige Person von uns gegangen ist.) und ich habe dann noch nie erlebt, dass gefilmt oder Fotos gemacht wurde. Ich würde dies aber auch geschmacklos finden und auch nicht tolerieren.
Das liegt ganz einfach daran, dass ich finde, dass man schöne Momente abfotografiert oder vielleicht ein Video macht. Also Sachen, bei denen man glücklich ist oder etwas besonderes macht. Aber warum sollte man von einer Beerdigung ein Video machen oder Fotos? Keiner wird auf diesen Fotos lachen und ich denke auch nicht, dass diese Fotos sehr oft angeguckt werden. Das wären dann Fotos, die mit etwas Traurigen zusammenhängen und so etwas guckt man sich einfach nicht gerne an.
Bei uns ist es wirklich so, dass während der ganzen Beerdigung Fotos gemacht werden. Es kann sogar sein, dass bei der Letzten auch eine Person anwesend war, die alles gefilmt hat. Am Anfang hat es mich auch sehr schockiert, muss ich ehrlich sagen. Ich dachte auch, dass es irgendwie geschmacklos ist, einen offenen Sarg zu fotografieren.
Aber es ist doch wirklich so - der Tod gehört einfach zum Leben dazu. Genauso wie einige die Geburt eines Kindes filmen lassen und gleich Fotos von dem Neugeborenen machen, werden Beerdigung auch für die Ewigkeit festgehalten. Es kommt vielleicht nicht darauf an, dass man sich die Fotos oder Filme später ansieht, allerdings ist es für viele leichter zu wissen, dass der letzte Tag, an dem man eine geliebte Person gesehen hat, festgehalten wurde. Gerade bei Beerdigungen ist es doch so, dass sie vom Unterbewusstsein leicht verdrängt werden und man sich später nicht mehr daran erinnert, weil es zu diesem Zeitpunkt einfach zu schmerzhaft war. Wenn man die Trauerphase überwunden hat, sieht man vielleicht alles aus einem anderen Blickwinkel.
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