Bekannter Geld gegen Pfand geben?

Ich halte die ganze Geschichte von A bis Z für erstunken und erlogen und du bist darauf reingefallen und machst dir sogar noch Gedanken über deine Moral. Jemand der in ärmlichen Verhältnissen lebt kennt den Wert eines Notebook ganz genau und wird ihn nicht quasi verschenken weil er sich niemals einen Ersatz leisten kann. Das mit dem Chatten mit dir und ihren Freunden hätte sich damit dann ja auch erst einmal erledigt. Ich finde es auch schon komisch dass so ein Gerät nicht einfach verkauft wird um ein Vielfaches von dem zu bekommen was es bei dir einbringen würde. Rechne lieber damit dass der Kaufbeleg nicht vorhanden ist oder dass eines Tages ein übler Typ vor deiner Tür steht und das Notebook zurück fordert oder das es noch dem Versandhaus gehört weil die Raten nicht bezahlt wurden.

Ich kann mich natürlich gewaltig irren, aber immer wenn es um das Geld leihen an flüchtige Bekannte geht werde ich einfach misstrauisch. Wahrscheinlich sind die guten Freunde schon alle abgegrast und rücken nichts mehr raus. Die Geschichten sind immer rührend und voller Emotionen und an Einfallsreichtum nicht zu überbieten.

Bitte poste doch unbedingt noch einmal wie es weiterging oder hast du nichts mehr von deiner Bekannten gehört? Wundern würde es mich wie gesagt nicht unbedingt. Funktioniert das Notebook eigentlich oder ist es durch ein Passwort geschützt so dass du nicht reinkommst?

Tut mir Leid wegen des Doppelpostings, da ist aber noch eine Sache die ich für wichtig halte. Hier wurde immer wieder geschrieben dass sie ja eine Sicherheit als Pfand hat. Das Pfand ist absolut nichts wert. Es gibt weder einen Kaufbeleg der nachweist dass die Verkäuferin auch der rechtmäßige Besitzer ist und es gibt keine schriftliche Vereinbarung über diese komische Pfandaktion.

Dir wird ja bekannt sein dass du an geklauter oder unrechtmäßig erworbener Ware niemals ein Eigentum erwirbst. Und wie gesagt, was hast du denn als Beweis dass du fünfzig Euro dafür gegeben hast wenn sie plötzlich behauptet dass sie in dir nur geliehen hat weil deiner kaputt war. Ich finde wirklich dass du da ziemlich blauäugig warst.

Ich weiß nicht genau, wie ich gehandelt hätte. Ich hätte mir erst einige Fragen gestellt (besser gesagt ihr). Hat sie denn eine Arbeit oder einen Nebenjob, oder wie will sie das Geld wieder zurückzahlen? Ich würde vor dem Geld-Leihen auf jeden Fall einen Termin vereinbaren, an dem das Geld zurückgezahlt wird und das Ganze schriftlich festhalten. Wenn sie das Geld nicht in einer gewissen Zeit (2 Monate maximal) zurückzahlen können wird, würde ich ihr nichts geben. Ich würde das Notebook auch maximal als Pfand nehmen, aufkaufen würde ich es ihr definitiv nicht, wenn es so offensichtlich unter Wert verkauft werden soll - man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken und nicht hinein und wer weiß, wo das Notebook herkommt.

Bedenken würde ich auch, dass deine Bekannte ja schon so rüber kommt, als hätte sie irgendwie Dreck am Stecken. Erst will sie dir den Laptop weit unter Wert verkaufen, dann weiß sie selber nicht so recht, welche Summe sie eigentlich braucht und die Fahrtkosten für 20 km erscheinen mir recht hoch. Wenn bei der Geschichte alles in Ordnung ist und deine Bekannte den Laptop gar nicht braucht - wieso verkauft sie ihn dann nicht über Ebay oder bringt ihn ins Pfandleihhaus? Ich hätte da große Bedenken.

Ich denke aber schon, dass du sie falsch unterstützt hast. Einmal scheint sie sich ja ständig in irgendwelche Typen zu vergucken, so dass es sicher heraus geschmissenes Geld ist (was du eventuell nicht oder nicht mehr so bald wieder siehst). Auch die Tatsache, dass sie erst 100 € wollte und dann nur noch 50 € klingt für mich sehr komisch. Auch frage ich mich, was sie mit so viel Geld will, wenn die Entfernung nur 20 km beträgt - will sie mit dem Taxi fahren? Außerdem lebt sie doch bei ihrer Mutter - da ist die Mutter eigentlich für das Taschengeld zuständig - und mit ihrem Taschengeld muss sie lernen auszukommen!

Da die Verleihung der 50 Euro nun schon fast 20 Monate her ist, frage ich mich auch, was daraus geworden ist. Hast du inzwischen dein Geld wiederbekommen und das Laptop zurückgegeben? Oder was ist passiert. Ich hätte mich damals gegen das Leihen des Geldes entschieden. Denn etwas undurchsichtig bleibt die Sache für einen Außenstehenden, der die Bekannte nicht persönlich kennt. Für eine Zugfahrt hätte sie das Geld sicherlich nicht benötigt. Aber ob das Laptop ihr eigenes war, ist auch fraglich. Ich hoffe, dass alles gut gegangen ist und auch deine Bekannte nun eine Lehrstelle hat.

Also ich hätte es als moralisch verwerflich gefunden, wenn du ihre Situation ausgenutzt hättest, und ihr quasi das Notebook für 50 Euro abgekauft hättest. Aber so sehe ich nichts Verwerfliches an der Sache. Schließlich war ja auch sie die jenige, die dir dass Angeboten hat. Und ohne ihr irgend etwas zu unterstellen, ist es doch auch für dich gut, wenn du eine Sicherheit hast, und so weißt das du dein Geld zurück bekommst, oder zumindest etwas im gleichen Wert zu haben. Du hast sie lange nicht gesehen, sie hat kein eigenes Einkommen, dass sind einfach Sachen, wo ich mir schon Gedanken machen würde, ob ich mein Geld zurück bekomme, und mich dann über eine Sicherheit freuen würde. Denn zu oft habe ich erlebt, dass bei Geld die Freundschaft aufhört. Und nachdem du scheinbar Schülerin bist, kannst du das Geld ja selber gut gebrauchen.

Du musst auch bedenken, dass sie nicht wirklich in einer Notlage ist, also in meine Augen ist es zumindest keine Finanzielle Notsituation, wenn man kein Geld für ein Zugticket hat, um einem Kerl hinterher zu laufen. Wenn es jetzt darum ginge, dass sie nichts zu Essen hat, oder sich den Weg zur Arbeit nicht leisten kann, wäre es vielleicht noch einmal etwas anderes, aber so ist es völlig okay und ich finde du brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Wenigstens weißt du so, dass du auf der richtigen Seite bist.

Ob du es ihr ausreden hättest sollen, ist schwer zu beurteilen, weil ich euch beide nicht kenne. Ich weiß nicht wie gut eure Freundschaft ist, und vor allem weiß ich nicht wie sie drauf ist. Manchen kann man bei so etwas einfach nicht helfen. Die lassen sich nicht davon abbringen, und man kann leider nur zu sehen, wie sie wieder auf die Fresse fliegt. Aber ich denke, falls du es noch nicht hast, solltest du ihr als Freundin durch aus versuchen, zu zeigen was sie da eigentlich macht, und wem sie hinter her läuft. Liebe macht Blind, und manchmal glaube ich auch einfach etwas doof.

Ich finde auch, dass du in der Situation schon richtig gehandelt hast. Du hast ihr ja immerhin nicht das Notebook für 50 oder 100 Euro abgekauft, sondern es nur als Pfand genommen, damit du dein Geld irgendwann wieder bekommst. Deswegen denke ich auch, dass du dir nicht so viele Gedanken um das Thema machen solltest. Dass es von deiner Bekannten sicher falsch ist, so viel Geld auszugeben, um ihren Freund immer wieder zu besuchen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Da hättest du natürlich immer wieder an ihren Verstand appellieren können, dass es eben falsch ist, so viel Geld in eine Beziehung zu stecken, wenn man nicht viel Geld hat. Aber ob sie auf dich gehört hätte, wage ich zu bezweifeln. Sie hatte eben Angst, ihren Freund zu verlieren, wenn sie ihn nicht besucht, da kann man als Außenstehender wohl nicht viel sagen, was das ändern würde.