Wie spornt ihr denn eure Kinder zum Lernen an?

In unserer Familie ist so ein Fall von Lernunlust in der Schule. Mein Cousin meint, dass er nicht lernen muss und dass er das alles auch so weiß. Er ist mittlerweile im siebten Schuljahr der Realschule. In dem Alter sollte er eigentlich wissen, dass er für sich lernt und nicht für die Schule. Aber meine Tante ist mit ihrem Latein am Ende.

Wie spornt ihr eure Kinder zum Lernen an? Soll man was versprechen? Wie belohnt ihr eure Kinder für das Lernen oder macht ihr das nicht, weil ihr sagt, dass es selbstverständlich sein sollte, dass sie für sich lernen, damit sie gute Noten schreiben? Sollten die guten Schulnoten dann Belohnung genug sein?

Erstaunlich, dass er bei dieser Einstellung es auf die Realschule geschafft hat. Da ist zu befürchten, dass er wohl nicht lange auf diesem Stand bleibt und auf die Hauptschule muss. Wir selber arbeiten viel mit Computerprogrammen, die viele Lernprogramme haben. So haben unsere Kinder richtig viel Spaß dabei und lernen spielerisch. Diese Software kann billig gekauft werden oder man legt mit mehreren Kindern, beziehungsweise Eltern, zusammen. Damit hatten wir immer Erfolg, sodass wir in dem Sinne keine Belohnungen brauchten, damit sie lernen wollen.

In der 7. Klasse befindet man sich meistens mitten in der Pubertät und in dem Alter ist es meiner Meinung nach irgendwie normal, dass das Interesse an der Schule und an dem Lernen nicht so groß ist. Ich bin damals in der 7. Klasse durchgefallen, weil ich ganz andere Sachen im Kopf hatte. Manchmal braucht man das aber auch, um auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Irgendwann fängt man sich wieder. Man sollte nur aufpassen, dass keine all zu großen Lücken entstehen, die man nicht wieder aufholen kann.

Ich habe zwar keine Kinder, aber ich kann dir erzählen, was mich damals am meisten motiviert hat. Und zwar war das Geld für gute Noten. Meine Eltern haben irgendwann einmal begriffen, dass Strafen bei mir nichts bringen. So haben sie es mit einem Belohnungs-System versucht. Für jeden 1er habe ich zum Beispiel zusätzlich 10€ zu meinem üblichen Taschengeld dazubekommen, für einen 2er 5€. Natürlich musste ich die Noten meinen Eltern vorzeigen. Das ist zwar nicht sehr viel Geld, aber in dem Alter sollte es normalerweise noch reichen, um zu motivieren.

Gerade in der Pubertät lernen die Kinder sehr ungerne. Ich habe mit meinen Kindern eigentlich nie gelernt und sie auch einmal die Konsequenzen spüren lassen, indem sie Sechser kassiert haben. Belohnungen für Schulleistungen sehe ich kritisch, weil die Kinder sich daran gewöhnen und die Einstellung bekommen, dass sie für Geld lernen und sich nicht mehr an ihrer Leistung an sich erfreuen können.

Wenn es in meinen Augen dann doch zu kritisch wurde, gab es immer ein Donnerwetter und ich habe die Kinder gezwungen zu lernen. Aber grundsätzlich habe ich wenig eingegriffen und ich bin damit eigentlich gut gefahren.

Ich würde jetzt in der siebten Klasse der Realschule nicht den Teufel an die Wand malen. Wenn der Junge es bis jetzt ohne großen Aufwand geschafft hat, wird er wahrscheinlich nach einigen Tritten vors Schienbein durch einige schlechte Noten die Kurve noch kriegen. Wenn er allerdings aus Überforderung keine Lust hat, sollte man einen Schulwechsel in Erwägung ziehen. Auch nach der Hauptschule hat man im deutschen Bildungssystem noch alle Chancen.

anlupa hat geschrieben:Belohnungen für Schulleistungen sehe ich kritisch, weil die Kinder sich daran gewöhnen und die Einstellung bekommen, dass sie für Geld lernen und sich nicht mehr an ihrer Leistung an sich erfreuen können.

Ich selber habe noch keine Kinder, da ich noch selber ein Kind bin. Allerdings weiß ich ja wie es früher bei mir war und ich muss sagen, dass ich meinen Eltern jetzt sehr dankbar dafür bin. Manchmal habe ich echt eine Motivation gebraucht und meine Eltern hatten immer die richtigen Ideen.

Bei mir war es früher oft so, dass ich keine Lust hatte Vokabeln zu lernen. Ich habe es einfach gehasst und hatte auch überhaupt kein Spaß dran. (Mathematik lerne ich zum Beispiel gerne und freue mich sogar drauf, da ich Mathematik irgendwie einfach klasse finde.) Bei Vokabeln lernen war beziehungsweise ist das aber einfach nicht so und ich musste schon immer motiviert werden. Es war dann so, dass meine Eltern gesagt haben, dass ich für jede gute Note in einem Vokabeltest Geld bekomme. Das haben sie so gehandhabt, da ich nur Schwäche bei diesen Vokabeltests gezeigt habe und sie wollten nicht, dass ich mir deswegen meine Noten versaue. Ich bin, wie ich schon gesagt habe, wirklich froh darüber, da ich mich dann deutlich öfters hingesetzt habe und gelernt habe. Ohne solch eine Motivation hätte ich das sicher nicht gemacht.

Mittlerweile ist es so, dass ich mein Abitur mache. Allerdings befinde ich mich in einer sehr besonderen Situation. Ich lebe in der Türkei, möchte aber, da ich noch keinen türkischen Schulstoff gehabt habe, nach dem deutschen Schulsystem zur Schule gehen. In Izmir gibt es zwar eine Privatschule, aber diese bietet kein Abitur an. Deswegen habe ich mich für ILS entschieden. Also für das Fernabitur. Ich habe Hefte geschickt bekommen und in diesen Heften werden halt die ganzen Fächer bearbeitet. Das Schwere bei der Sache ist, dass man halt nicht mehr in die Schule geht, zu Hause bleibt und deswegen hat man natürlich auch keinen Lehrer mehr. Man lernt also alles für sich alleine und muss wirklich die Disziplin aufweisen und es auch durchziehen. Bei mir ist es so, dass ich momentan sehr motiviert bin, da ich weiß, dass nach diesem Abitur eine sehr geile Zeit auf mich zukommen kann. Aber dafür muss ich das Abitur auch gut bestehen. Ich hänge mich einfach rein und habe immer mein Ziel vor Augen.