Wegen Streberruf - In der Schule nicht zeigen was man kann

Ich helfe meinem Cousin ein wenig in der Schule, weil er in den letzten Wochen schlechter geworden ist. Genau genommen hat es im neuen Schuljahr angefangen. Er ist nun in der 7. Klasse einer Realschule und er war immer ein super Schüler. Seitdem er in der 7. Klasse ist, schreibt er schlechtere Noten und deswegen hat meine Tante mich gefragt, ob ich ihm nach der Schule was helfen kann.

Nun hat mir mein Cousin anvertraut, dass er das ja alles kann. Aber wenn er zeigt was er kann, dann wird er in der Schule als Streber gemobbt. Er hat in der 5. und 6. Klasse schon den Streberruf gehabt. Aber in der 7. Klasse sind ein paar Sitzenbleiber in die Klasse gekommen, die ihn ganz schrecklich mobben.

Ich habe meinem Cousin gesagt, dass er darüber mit seiner Mutter sprechen muss und wenn er es nicht tut, dann muss ich es machen. Da fing er an zu heulen und meinte, dass es dann noch schlimmer wird und er nicht will, dass seine Mutter das weiß. Die würde nämlich sofort in die Schule gehen. Und das würde dazu führen, dass er noch schlimmer behandelt wird. Auch dem Lehrer will er nichts sagen. Der Klassenlehrer ist wohl auch der Vertrauenslehrer. Aber zu ihm will er nicht hingehen. Was kann man dem armen Jungen denn noch raten und was kann man machen?

Ich würde dem Jungen raten Selbstbewusstsein aufzubauen. Das kann er zum Beispiel machen, wenn er zu Judo oder Karate geht. Mal ganz ehrlich, was bringt es denn, wenn seine Noten schlechter werden und er sein Können nicht zeigt?

Er muss einfach drüberstehen, die Spinner sieht er doch eh nicht mehr, wenn er seinen Abschluss hat. Es bringt aber nichts, dass er seinen Abschluss gefährdet und das macht er, wenn die Noten schlechter werden. Baue ihn einfach ein bisschen auf.

Ich finde es gut, dass du deinem Cousin in der Schule helfen willst und muss sagen, dass dies nicht mehr selbstverständlich ist. Vorallem sind die Kinder in dem Alter meistens sehr bockig drauf und dann wird es vielleicht sogar ein bisschen anstrengend werden. Aber dein Gedanke finde ich echt super.

Ich frage mich oft, warum es die Kinder so schlimm finden, wenn sie als Streber bezeichnet werden. Ich selber mache gerade mein Abitur. Ich habe vor zwei Wochen damit angefangen und ich bin eigentlich auch ein Streber. Ich hatte in den Jahren davor nie eine drei und ich arbeite auch mit dem Ziel weiter: Ich möchte keine drei schreiben! Es ist aber nicht so, dass ich ein absoluter Vollstreber bin. Also ich mache am Wochenende auch mal meine Party, bin ziemlich beliebt auf meiner Schule und ich mache auch einmal verbotene Sachen. Aber ich konzentriere mich auf meine Schule und weiß, dass es sehr wichtig ist, dass ich einen guten Abschluss mache. Meine ganzen Kumpels nennen mich auch immer Streber und ich kann darüber nur lachen. Es ist ja nichts Schlimmes wenn man gute Noten schreibt. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Ich würde vorschlagen, dass du deinem Cousin klarmachst, dass ihm das eigentlich egal sein sollte. Wahrscheinlich schreiben diese Kinder keine guten Noten und müssen ihn deswegen als Streber "beschimpfen". Aber wenn die Kinder dann mal aus der Schule draußen sind und mit dem Arbeiten anfangen wird dein Cousin sehen, dass es sich gelohnt hat ein Streber zu sein. Er wird irgendwann die ganzen coolen Autos fahren und ein super Haus haben. Und die anderen dürfen vielleicht Busfahrer werden. Das solltest du deinem Cousin klar machen und er wird sicher nur noch gute Noten schreiben wollen.

Richtig, an Selbstvertrauen fehlt es ihm einfach. Da muss etwas gemacht werden, denn es kann ja nicht sein, dass er seine schulischen Leistungen so unterdrückt, nur weil ihn andere Schüler deswegen mobben, wenn er zeigt, was er kann. Dass es sowas heutzutage auch noch gibt, so extrem, hätte ich nun nicht gedacht.

Ich war früher auch immer eine gute Schülerin, aber keine Streberin, wenn ich es selbst beurteilen würde. Trotzdem haben mich manche meiner Mitschüler damit aufgezogen, wenn ich wieder mal eine gute Note geschrieben habe, wogegen sie nur mittelmäßig waren. Aber das hat mich selber einfach nicht interessiert. Ich meinte dann immer, dass ich das für mich mache, für meine Zukunft, und für niemanden anderes. Außerdem habe ich ihnen gesagt, dass ich für die guten Noten nicht jeden Tag zu Hause sitze und lerne. Ich kann die Dinge auch so ganz gut, und muss vielleicht ein bisschen weniger lernen, als die anderen Schüler. Mich hat es also nie interessiert. Nun weiß ich aber auch nicht, wie extrem die Mitschüler deines Cousins ihn damit aufziehen.

Du solltest dir deinen Cousin meiner Meinung nach, auch noch mal in einer ruhigen Minute vornehmen. Irgendwo kann ich ihn gut verstehen, dass er nicht möchte, dass seine Mutter davon erfährt, wenn sie dann direkt in die Schule geht und sich darüber beschwert. Es stimmt, dass es meistens dadurch nur noch schlimmer wird und er vielleicht komplett ausgeschlossen wird. Aber sicherlich wird er doch trotzdem ein paar Freunde in der Klasse haben, oder? Ich würde ihm sagen, dass er sich an solchen Aussagen nicht stören lassen soll. Er soll die Schule so gut, wie nur möglich abschließen, denn das entscheidet, wie es in der Zukunft mit ihm weiter geht. Er soll wirklich zeigen, was er kann. Und wenn er doch alles kann, und auch gute Noten geschrieben hat, wieso denkt man dann nicht über einen Wechsel zum Gymnasium nach? Ich denke, dass er dort mit seiner Leistung besser akzeptiert wird, als in der Realschule.

Ich finde es gut, dass sich dein Cousin dir anvertraut hat. Das gibt dir die Möglichkeit, ihm zu helfen. Es isr schlimm, dass er aus der Angst heraus Streber genannt zu werden, extra Fehler in seine Arbeiten einfließen lässt. Dass die neuen Schüler, die sitzen geblieben sind und nun alles wiederholen müssen ihn mobben, darf man nicht einreißen lassen. Die reden sich nur ihren Frust und ihren Neid von der Seele.

Hier muss dringend der Vertrauenslehrer eingeschaltet werden. Dieser wird sich hoffentlich die Sitzenbleiber einzeln vornehmen. Selbst wenn dein Cousin es ablehnt, die Mutter zu informieren, wird er später anders denken, wenn die Mutter mit dem Lehrer gesprochen hat und es hoffentlich für deinen Cousin besser werden wird. Aber er muss sich trotzdem ein dickeres Fell anschaffen und sollte dringend sein Selbstbewusstsein stärken.

Ich würde auf jeden Fall mit der Mutter reden, aber dem Cousin nicht sagen, dass du ihr etwas erzählt hat. Die Mutter sollte dann unbedingt mit dem Klassenlehrer reden und der Sache auf den Grund gehen. Oft ist die Situation auch ganz anders, als die Kinder es darstellen. Ich halte es sozusagen für deine Pflicht, der Mutter Bescheid zu geben, damit sie eingreifen kann.

Ich würde mich ärgern, wenn jemand ein riesengroßes Problem meines dreizehn- oder vierzehnjährigen Sohnes kennte und mir keine Chance gibt, es zu lösen. Als Mutter merkt man ja manche Dinge nicht, die anderen auffallen. Ich war immer sehr dankbar, wenn mich jemand auf etwas aufmerksam gemacht hat, was meine Kinder betrifft.

Ich denke auch, dass du mal mit der Mutter reden solltest. Sie muss ja erst mal nichts machen, aber sie muss es zumindest wissen. Fühlt dein Cousin sich denn generell in seiner Klasse wohl? Hat er Freunde in der Klasse die zu ihm halten? Wenn das der Fall ist, dann hat er doch auch Menschen, auf die er sich verlassen kann. Wenn das nicht der Fall ist, dann würde ich mal in Betracht ziehen, dass er vielleicht die Schule wechselt? Oder kommt das nicht in Frage?

Offensichtlich hat seine Klasse ja zumindest teilweise einen sehr schlechten Einfluss und um sich dazu verleiten zu lassen schlechte Leistungen aus Angst vor Mobbing zu zeigen, dass ist schon ein starkes Stück. Und wenn er sonst sehr gute Noten hat -wieso wechselt er dann nicht vielleicht sogar aufs Gymnasium? Das wäre doch eine gute Möglichkeit, zumal es da normal ist, dass man Leistungen bringen muss.

Ich war als Schülerin auch in der Situation, dass ich von meinen Klassenkameraden gehänselt und gemobbt wurde. Bei mir waren es verschiedene Gründe, aus denen ich gemobbt wurde, unter anderem lag es auch schon mal daran, das ich eine Arbeit zu gut geschrieben habe. Es ist für deinen Cousin sicher nicht einfach, mit der Situation klar zu kommen, aber so kann es ja auch nicht weitergehen. Es ist schon mal gut, dass er sich an dich gewandt und dir davon erzählt hat. Schwierig ist natürlich, dass er sonst keinem davon erzählen möchte.

Mich würde auch mal interessieren, ob er in der Klasse denn Freunde hat, die ihn auch unterstützen und ihm helfen, oder ob er ganz alleine mit der Situation fertig werden muss. Wenn er gar keine Freunde hat und jeden Tag alleine vor den Schülern steht, die ihn hänseln, würde ich auch mal mit deiner Tante sprechen, aber vorher würde ich auch noch mal versuchen, deinen Cousin zu überreden, es selber zu tun. Vielleicht ist es in der Schule ja möglich, die Klasse zu wechseln und es so mal in der Parallelklasse zu versuchen, ob es ihm dort besser geht.

Bei mir hat es geholfen, dass ich eine Klasse freiwillig wiederholt habe, um in eine andere Klasse zu kommen und damit einen neuen Anfang zu starten. Aber wenn dein Cousin sowieso schon so gut in der Schule ist, ist das vielleicht nicht die ideale Lösung, weil es ihm dann sicher langweilig sein wird. Sonst würde ich auch an einen Schulwechsel denken, wenn das bei euch möglich ist und es noch eine Realschule in der Umgebung gibt.