Haben Kinder weniger Lampenfieber als Erwachsene?
Ich bin ein Mensch, der unter großem Lampenfieber leidet, wenn ich mal einen Vortrag halten muss. Auch wenn nur ein Gespräch mit dem Chef anfällt oder ein wichtiges Telefongespräch ansteht, zeige ich die typischen Anzeichen von Lampenfieber, wie Schwindel, Schwitzen, Unruhe und Stoßatmung.
Bei meinen Kindern habe ich früher, als sie kleine waren, nie Lampenfieber festgestellt. Bei Schulvorführungen habe sie unaufgeregt und souverän ihre Gedichte vorgetragen, Lieder gesungen oder kleinen Rollen gespielt. Einmal hat mein damals zehnjähriger Sohn bei einem Hallenfußballturnier den entscheidenden Elfmeter schießen müssen. Ich war total zittrig. Mein Sohn stand da auf dem Fußballfeld, war vollkommen ruhig (wie er mir auch später bestätigt hat), konzentrierte sich eine Zeit lang und schoss zielsicher das entscheidende Tor. Ich hätte vor Aufregung alles falsch gemacht. Derselbe Sohn hat genauso ruhig als Kind bei einer Computerspielmeisterschaft in einer Glaskabine vor einem Publikum und Kameras gesessen und völlig konzentriert sein Spiel gemacht, für mich auch ein Ding der Unmöglichkeit.
Ich habe das Gefühl, dass Kinder noch wesentlich mehr Nerven besitzen als Erwachsene. Kommt das Lampenfieber erst, wenn man aus dem Kinderalter herauswächst? Wie war das bei euch? Habt ihr als Kind auch weniger Lampenfieber gehabt als heute? Bei mir war es zumindest so, in der Schule konnte ich noch gut meine Texte vor der Klasse aufsagen, heute habe ich Probleme mit so etwas.
Ja also bei mir war es so, dass ich früher als ich noch ein Kind war mehr Lampenfieber hatte. Heute nehme ich das gelassener und kann damit besser umgehen ich habe eigentlich bisher immer den Eindruck gehabt, dass man meistens eher als Kind Lampenfieber hat, und dass sich das dann aber mit der Zeit legt.
Es kommt sicherlich auf das Kind drauf an. Ich hatte als kleines Kind keine Probleme und als ich dann ins Teenageralter kam, wurde es richtig schlimm und ich hatte heftiges Lampenfieber. Sicherlich kommt es auch auf die Reaktion der anderen Menschen an und mit dem Selbstwertgefühl. Hat man ein hohes Selbstwertgefühl macht man sich sicher auch weniger Gedanken über das, was andere Menschen denken und hat deswegen auch weniger Lampenfieber.
Auch bei mir war es so, dass ich als Kind weniger Lampenfieber hatte als jetzt. Ich denke, dass es wohl auch zum Teil daran liegt, dass man als Erwachsener einem ganz anderen Leistungsdruck - selbstgemacht oder aufgrund der Umgebung -unterworfen ist. Wenn man Vorträge hält oder Auftritte hat, dann wünschen wir uns ein gewisses Ergebnis: das Bestehen einer Prüfung, eine Leistungsfeststellung oder auch nur die eigene "Ehre" hängt an solchen Momenten. Als Erwachsener gibt man da Viel drauf.
Als Kind hat man solchen Druck meistens noch nicht. Man macht sich in jungen Jahren weniger Gedanken, was ein Scheitern oder Fehler mit sich bringen könnten. Und man muss auch weniger Konsequenzen fürchten, wenn man wirklich versagt. Ein Erwachsener kann eine Beförderung oder Lohnerhöhung vermasseln oder muss eine Entlassung befürchten. Das Kind bekommt vielleicht eine schlechte Note oder eine Predigt mit der Auflage, mehr zu üben. Das ist wohl nicht zu vergleichen.
Es heißt doch immer, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter keine Scham kennen. Vielleicht spielt Scham beim Lampenfieber eine Rolle. Vielleicht kennen Kinder einfach kein Lampenfieber und es entwickelt sich wie Scham erst später. Ich habe als Kind auch nie Probleme gehabt, bei Aufführungen im Kindergarten vor allen Eltern Gedichte vorzutragen oder zu singen. Heute traue ich mich nicht einmal, einen normalen Vortrag zu halten, ohne dass ich keinen halben Nervenzusammenbruch bekomme.
Vielleicht sollte man Kinder in der Beziehung einfach öfter fördern. Wenn sie als Kind keine Scheu vor Auftritten haben, könnte man sie in eine Theatergruppe bringen, damit sie nicht aus der Übung kommen. So werden sie ohne Lampenfieber erwachsen und brauchen nicht das gleiche durchzumachen wie viele hier.
Ich glaube, du hast Recht, ich habe dieses Phänomen nämlich an mir selber feststellen können. Als Kind hatte ich kein Problem damit, vor einem großen Publikum aufzutreten, egal ob es sich um einen Gedichtvortrag, eine Rolle im Schultheater oder etwas anderes handelte. Das änderte sich erst mit der Pubertät. Obwohl ich mal behaupte, diese hinter mir gelassen zu haben, bin ich bis heute sehr nervös und leide unter schlimmen Lampenfieber.
Selbst als ich in der Oberstufe vor meiner recht kleinen Klasse von zwanzig Leuten ein Referat halten musste, bin ich schon knallrot angelaufen und habe am ganzen Leib gezittert. Woran das liegt, kann ich nicht beantworten, aber es stimmt wohl, dass Kinder in den meisten Fällen eher entspannt sind verglichen mit Erwachsenen.
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