Eigene Wohnung? Trennung oder nur eigene vier Wände?
Ich wüsste jetzt ehrlich gesagt nicht, wieso die Beziehung nicht funktionieren sollte, wenn man in seinem eigenen Haus wohnt. Die beiden haben vor dem gemeinsamen Zusammenleben doch auch getrennt gelebt und da hat es auch funktioniert, also wüsste ich an sich eben nicht, wieso es nun nicht funktionieren sollte. Ich sehe da einfach keinen Unterschied und denke mal, dass die Beziehung genauso glücklich verlaufen kann, wie sie mal war, vielleicht sogar glücklicher, wenn sich die Frau in der gemeinsamen Wohnung nicht wohl gefühlt hat.
Ich habe es leider im Bekanntenkreis immer wieder erlebt, dass besonders weibliche Freunde nicht zufrieden waren, wenn sie mit ihren Freunden zusammengezogen sind. Immer wieder gibt es in dieser Beziehung Reibungspunkte. Viele Männer wurden vielleicht zu Hause auch bemuttert und sind den eigenen Haushalt nicht gewohnt, lassen sich hängen, bemühen sich nicht und wollen die Frau das machen lassen oder leben im Saustall. Wieder andere Männer haben einfach andere Ansichten von Sauberkeit und Hygiene und manchmal ist auch die Frau die eher schlampige.
Probleme im Haushalt lassen sich nicht immer regeln. Hier im Forum bin ich auch schon sicherlich einer handvoll oder sogar noch mehr Threads darüber begegnet, wie sich Personen darüber beschweren, dass sie ihrem Partner hinterher räumen müssen, dass dieser im Haushalt nichts tut und sie sich wie eine Putzkolonne fühlen. Man kann reden, man kann Kompromisse eingehen und auf Änderungen hoffen, aber wenn sich nichts ändert, dann ist der Auszug für beide Partner das Beste und mitunter rettet dieser dann auch die Beziehung. Aus diesem Grund würde ich hier den Auszug nicht einem Beziehungsende gleichsetzen, sondern eher mit einem Neuanfang.
Wenn ich von mir selbst ausgehe, also nicht nur auf meine Beziehung achte, wenn ich hier urteile, sondern auch auf mein Wesen, dann würde ich sagen, dass ich vermutlich nach einer sechsjährigen Beziehung und dreijährigem Zusammenwohnen schon auf Distanz gehen würde, wenn ich denn wieder eine eigene Wohnung nehmen würde. Im Endeffekt scheint hier diese Distanz oder das Lockern der Beziehung auch gewollt zu sein, denn Du schreibst, dass es mit der gemeinsamen Haushaltsführung nicht geklappt hat und hierüber mehrmals geredet wurde. Wenn also drei Jahre lang diese gemeinsame Haushaltsführung nicht funktioniert, obwohl darüber diskutiert und sicherlich auch einiges versucht worden ist, dann würde ich vermuten, dass dieser Punkt überhand genommen haben könnte, sodass der Auszug eine Art Flucht in eine neue Sicherheit ist, weil eine Belastung genommen wird.
Möglicherweise erhofft sich Deine Freundin auch, dass ihr Partner durch ihren Auszug endlich ein Einsehen in Bezug auf die Haushaltsführung erlangen kann, sodass es irgendwann doch möglich ist, wieder zusammen zu ziehen, weil er eben verschiedene Dinge lernt, sobald er in seinem Haushalt allein ist. Sicherlich kann es passieren, dass sein Blick auf die Notwendigkeit bestimmter Angelegenheiten rund um den Haushalt geschärft wird und er sich an die Diskussionen erinnert. Aber selbst dann muss sich an seinem Verhalten nicht zwingend etwas ändern, und im Endeffekt wird Deine Freundin, sofern sie ein erneutes Zusammenziehen überhaupt noch in Betracht zieht, wohl das Risiko eingehen müssen, dass sie in die alten Muster zurückfällt, wenn sie wieder mit ihrem Partner zusammenwohnt.
Es gibt aber wohl auch Paare, die wirklich jahre- oder gar jahrzehntelang in getrennten Wohnungen wohnen und das auch ganz toll finden. Ich kann zum Teil auch wirklich Verständnis dafür aufbringen, dass eigene, also getrennte Wohnungen hilfreich dabei sein können, seinen eigenen Freiraum zu behalten, von dem man weiß, dass er unter einer bestimmten Adresse wenigstens theoretisch existiert. Für mich wäre es aber auf Dauer sicherlich nichts, von meinem Partner getrennt zu wohnen, weil das in meinem Fall nicht funktionieren würde, denke ich. Mir wäre das auf jeden Fall zu viel Distanz und zu wenig Gemeinsames. Insofern wäre es in meinem Fall sicherlich auch ein letzter Rettungsversuch einer Beziehung, wenn ich aus einer gemeinsamen Wohnung ausziehen würde, oder eben direkt die Einleitung einer Trennung bzw. die Überleitung dorthin. Als Rettungsversuch würde ich einen solchen Auszug dann sehen, wenn ich überfordert und überlastet wäre, weil mich die Situation in der gemeinsamen Wohnung seit längerer Zeit schwer bedrückt und belastet und ich die Distanz bräuchte, um erkennen zu können, wohin es gehen soll und kann und ob diese Beziehung überhaupt auf die Dauer funktionieren wird.
Auch ich sehe das so, dass man eben ein wenig Abstand benötigt, was eventuell ebenfalls der erste Schritt für eine Trennung sein könnte. Dennoch bedeutet dies ja nicht gleich, dass sich dieses Paar auch trennen wird. Gerade wenn man mit einer Person zusammen zieht, mit der man zuvor noch nicht so lange zusammen war, dann kann es öfters passieren, dass man sich in der ersten gemeinsamen Wohnung irgendwann gegenseitig auf die Füße tritt.
Ein bisschen Abstand kann in einer solchen Situation allerdings auch sehr gut für die Beziehung sein. Falls einer der beiden unglücklich mit der gemeinsamen Wohnung ist, würde ich diesen Weg definitiv eintreten, damit die Beziehung nicht komplett zu Grunde geht.
Also ich muss sagen, bei einer Freundin von mir das genau so. Sie waren ungefähr 1,5 Jahre ein Paar und man kann das als zusammen wohnen bezeichnen. Ihr Partner war meist die ganze Woche bei ihr, weil sie schon eine eigene Wohnung hatte und er 40km von ihr weg, bei seinen Eltern wohnte. Das es wirklich "amtlich" war, dass die beiden zusammen wohnten, lag daran, dass er auch für die Hälfte der Miete und Nebenkosten aufkam. Hier muss man dazu sagen, er war gerade in einer Ausbildung. Und da er ja bei ihr eingezogen war, fühlte sie sich manchmal beengt und wollte mehr Freiraum. Da die Wohnung auch nicht so sonderlich groß war.
Nun so geschah es, dass er sich, kurz nachdem er seine Ausbildung beendet hatte und eine Stelle sicher hatte, eine eigene Wohnung gesucht hat. Nun sehen Sie sich ungefähr genau so oft wie vorher auch, nur dass jeder seine eigenen vier Wände hat. Und keiner der beiden ist der Meinung, dass ihre Beziehung dadurch irgendwie angekratzt ist. Man hat halt einfach wieder ein bisschen mehr Freiraum. Und vielleicht in ein paar Jahren ziehen sie dann auch wieder zusammen in eine größere Wohnung. Wer weiß das schon.
Ich würde mir da also an deiner Stelle keine Sorgen machen, solange dein Partner damit einverstanden ist, ist doch alles in Ordnung. Wenn er jetzt allerdings ein Problem damit hat, dann solltest du vielleicht nochmal mit ihm reden. Nicht dass er das Ganze dann irgendwie falsch versteht und denkt, dass du dich nun langsam aber sicher von ihm trennen willst, weil kränken kann das einen in jedem Fall, wenn man das unvorbereitet macht.
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