Kind macht Ausbildung außer Haus - Sorgen machen?

vom 14.09.2009, 22:13 Uhr

Meine Tochter hat eine Lehrstelle erhalten - leider weit weg. Das finde ich als Mutter natürlich fantastisch aber Sorgen mache ich mir trotzdem. Sie ist nun schon weg und hat die Ausbildung begonnen. Sie wohnt in einem Wohnheim und da mache ich mir so meine Gedanken.

Haben Sie auch Angst um ihr Kind, wenn es nicht mehr zu Hause wohnt? Geben Sie mir bitte einen Rat, wie ich mit der Situation umgehen kann.

» irrational » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das der Nachwuchs - Sohn oder Tochter - zum Antreten einer Ausbildung in ein Wohnheim ziehen muss, ist nicht so ungewöhnlich. Ich selbst musste für die Ausbildung nach Frankfurt am Main ziehen und da hatte ich auch ein Zimmer in einem Wohnheim.

Sorgen machen muss man sich da als Elternteil eigentlich nicht, so lange man dem Kind vertrauen kann. Diese Wohnheime werden ja von Heimleitern geführt, die genau aufpassen, wer das Heim betritt, und es gibt Regeln für Besuch oder Ausgangszeiten. Außerdem ist ab einer bestimmten Uhrzeit die Haupttür verschlossen, so war es bei uns jedenfalls, und man kommt nur noch rein, indem man die Heimleitung anklingelt.

In unserem Wohnheim damals war in jedem Zimmer ein Telefon, das zum Büro des Leiters ging, man wurde angeklingelt, wenn Besuch für einen da war, und dann wurde genau aufgepasst, wer das war und wann er ging. Männerbesuch war nicht gestattet, so lang man unter 18 war.

In diesem Wohnheim gab es zum Glück für mich eine kleine Bibliothek, zwei Fernsehräume und einen kleinen Fitnessraum mit Trimmfahrrad und Gymnastikmatten und von der Heimleitung wurden Theater- und Opernbesuche angeboten.

Natürlich muss das Kind so vernünftig sein, in der Zeit, in der es zwischen Ausbildung und Freizeit hin- und her pendelt, keine Dummheiten zu machen, aber ich denke, dass die eigene kleine Freiheit da schon gewährt werden sollte. Ein bisschen Verstand sollte man dem Nachwuchs schon zutrauen.

Aber sag mal bitte - worüber machst du dir diese Sorgen?

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» Haffpaff » Beiträge: 400 » Talkpoints: 0,55 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ganz interessant wäre an dieser Stelle die Gegenfrage, wie alt ihr Kind denn ist?

Zu ihren Sorgen: Zu allererst einmal, wären sie ja eine seltsame Mutter, würden sie sich keine machen. Ihr Gefühl, das als nächstes auf das der Sorge folgen sollte, wäre Stolz. Ihre Tochter fühlt sich offenbar nun selbst (und lebens-)sicher genug, um diesen Schritt zu wagen, darauf kann sie - darauf können aber auch sie als Mutter, die sie dazu befähigt haben - stolz sein. Sie selbst haben als Mutter ebenfalls den Schritt gemacht, ihre Tochter loszulassen. Darauf können sie ebenfalls stolz sein.

Und mal ehrlich: Wie war es denn bei Ihnen, als sie von Zuhause ausgezogen sind? Ihre Tochter wird ziemlich sicher eine ganze Menge Erfahrungen machen, die sie ihr als Mutter gerne ersparen würden (und damit meine ich nicht nur Wäsche selber waschen, kochen, einkaufen, Haushalt führen, sondern auch mit Geld - oder keinem - umgehen lernen, Stress bei der Arbeit erfahren und bei allem eigene erste Fehler machen).

Alles was sie tun können, ist ihr weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihr einen Hafen zu bieten, an dem sie immer - wann auch immer - sicher anlegen kann. Denn gerade diese Sicherheit befähigt auch weiterhin ihre Tochter, Dinge auszuprobieren und ihre Grenzen zu erweitern.

Schelten sie mich bitte nicht für den folgenden Vergleich: Ein Hafen sollte immer offene Tore haben, nur Magneten an der Einfahrt braucht es nicht. (Einige Seile mit Haken, um ein leckgeschlagens Boot wieder einzuholen, können jedoch von Zeit zu Zeit recht dienlich sein.)

Dass sich Zuhause bei ihnen nun aber ein Loch auftut, ist insofern logisch, als dass sie einen mehr oder minderen Teil ihrer Zeit bis dato dafür aufgewendet haben, ihre Tochter zu erziehen und auch überhaupt ihr Leben mit ihr geteilt haben.Übrigens tut sich im Leben ihrer Tochter dasselbe Loch auf, nur wird es nun ständig durch neue Erfahrungen und Erlebnisse gefüllt, so, dass sie mit der Situation des Verlustes zurechtkommen kann.

Hier dürfte bereits ein Lösungsansatz für die Frage, die sie nun beschäftigt und für die sie um Rat fragten, liegen: Füllen auch sie das Loch mit neuen Erfahrungen und Erlebnissen! Möglicherweise haben sie nun Zeit und es fallen ihnen plötzlich Dinge ein, die sie ja eigentlich immer schon mal machen wollten. Vielleicht können sie sie nun realisieren?

Da Erwachsene bereits aber eine ganze Menge Erfahrungen und Erlebnisse gesammelt haben, dürfte es bei denen etwas länger dauern als bei Jüngeren, für die ja fast alles neu ist, das Loch - bis auf ein erträgliches Maß zumindest - zu schließen.

Ich hoffe, dass sich ihre Sorge bald in Freude über ein Wiedersehen mit ihrer - hoffentlich ebenso fröhlichen - Tochter wandelt, der Abschied wieder schwer und tränenreich wird, und sie danach aber gleich zum nächsten Tandemsprung aus 4000m Höhe eilen.

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» Schwarte » Beiträge: 48 » Talkpoints: 0,39 »



Dass es für eine Mutter nicht einfach ist, wenn ein Kind flügge wird, ist nachvollziehbar. Aber so ist nun einmal der Lauf der Dinge, den man auch nicht aufhalten kann. Immerhin ist es ja schon als Erfolgserlebnis zu bezeichnen, dass eine Ausbildung gefunden wurde, der nachgegangen wird. Solange sich die Tochter um diese bemüht und weiterhin den Kontakt zu Dir hält, ist es doch in Ordnung. Natürlich hat man auch gewisse Ängste und Befürchtungen, das gehört auch mit zum Leben dazu, aber wenn es nun einfach keine andere Möglichkeit zu einer Ausbildung gab, ist es eben so und das sollte man akzeptieren.

In einem Wohnheim zu wohnen, ist doch schon etwas, was von Vorteil sein kann. Man weiß zwar nicht unbedingt, was da abgeht, aber man unterstellt seinem Kind in der Regel ja auch nichts schlechtes, oder? Es dürfte ja auch kein Problem sein, das Kind/ den Jugendlichen besser gesagt mal im Wohnheim zu besuchen und es dort zu begleiten, aber das gehört an sich auch zum Loslassen dazu.

Ein gewisses Vertrauen sollte man den Kindern schon mitgeben, zudem zeigt eine solche Ausbildung weitab der Heimat auch auf, dass ein Jugendlicher in der Lage ist, selbstständig zu sein. Es wird erwachsen, anders, als was man als Mutter oder Vater gewünscht hat, aber so ist es nun einmal. Und eine Ausbildung fernab der Heimat und weit weg vom Elternhaus ist doch besser, als zu Hause wohnen zu bleiben und gegebenenfalls keine Arbeit beziehungsweise Ausbildung zu finden, oder?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich möchte dich als erstes fragen, wie alt denn dein Kind ist. Ich denke mal, dass es älter als sechzehn ist und deswegen auch schon eine gewisse Reife hat.

Ich finde auch, dass man den Kindern ein gewisses Vertrauen geben sollte beziehungsweise muss. Ich bin zwar selber noch erst sechzehn, aber bei mir ist es auch so, dass ich auf eine Fußballakademie gehe und nicht zu Hause bin. Meine Eltern haben mir also vertraut und gesagt, dass sie mich gehen lassen, aber keine schlechten Dinge hören wollen. Ich habe dieses Vertrauen natürlich nicht ausgenutzt und möchte meine Eltern stolz machen.

Ich denke also, dass du deiner Tochter ruhig vertrauen kannst. Aber du darfst dabei nicht vergessen, dass du sie nicht zu viel kontrollieren solltest. Wenn du sie jeden zweiten Tag mal anrufst und fragst wie es läuft, dann wäre es sicher in Ordnung. Es ist schließlich so, dass man dadurch viel selbständiger wird und dadurch auch reifer.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn es in einem Wohnheim für Auszubildende wohnt, dann würde ich mir da die geringsten Sorgen machen. Denn dort gelten auch gewisse Regeln, welche die Bewohner einhalten müssen und sind so quasi auch noch ein wenig unter Kontrolle. Mehr Sorgen würde ich mir dann machen, wenn mein Kind komplett allein wohnen müsste und man auch keinen Ansprechpartner hat.

Allerdings ist es auch so, dass man mit 16 Jahren auch geistig so reif sein sollte, dass man eine Ausbildung in der Fremde anfangen kann. Nicht umsonst ist unser Schulsystem ja so aufgebaut, dass man mit 15/16 Jahren die Ausbildung beginnen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das ist doch völlig normal, dass man als Elternteil zunächst erst einmal unruhig ist, wenn das eigene Kind doch sehr präsent flügge wird. Das ist nun mal so, wenn das Kind wegen einer Lehre in eine andere Stadt zieht.

Allerdings sollte man sich fragen, woher die Angst rührt. Wenn man sein Kind zu einem selbstständigen jungen Erwachsenen erzogen hat, dann ist diese Angst ja doch keine rationalen Grund und man kann sich selbst immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es keinen Grund für die Angst gibt, eben weil man sein Kind gut erzogen hat.

Wenn die Gedanken immer nur um das ausgezogene Kind kreisen, dann kann es gut sein, dass man sich zuvor vielleicht noch nicht wirklich mit dem Gedanken beschäftigt hat, was denn passiert, wenn denn der Tag X gekommen ist. Dass der irgendwann kommt ist schließlich unausweichlich. Das kann man aber immer noch nachholen. Vielleicht gibt es ein Hobby, dass man immer schon einmal ausüben wollte, vielleicht gibt es Dinge, die man noch nie ausprobiert hat. Es findet sich bestimmt etwas, was man wegen der Kinder bisher immer hineingestellt hat und nun machen kann. Das lenkt auch von unnötigen Grübeleien ab und erleichtert so den Abschied vom Kind.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich würde mir nicht so große Sorgen machen. Es ist doch gut, wenn man eine Ausbildung bekommen hat und dann auch ausziehen kann und in ein eigenes Leben startet. Das heißt ja nicht, dass man keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern hält. Ganz im Gegenteil, gerade am Anfang vermisst man die Eltern noch sehr oft und sucht Ratschläge. Das Kinder auch erwachsen werden müssen ist doch klar, man kann eben nicht sein ganzes Leben bei seinen Eltern verbringen.

Entspann dich einfach, es ist nicht gerade leicht, wenn man sein Kind vermisst, aber du musst dich an den Gedanken gewöhnen, dass dein Kind eben nicht mehr so klein ist. Versuche dich einfach ein bisschen abzulenken.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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