Überstunden: In welchem Zeitraum abfeiern?

A hat vor zwei Jahren mit einer Ausbildung im dualen System angefangen. Jede Woche, in der er gearbeitet hat, hat er immer gründlich auf seine Stunden geachtet. Nun am Anfang des dritten und letzten Lehrjahres hat A bemerkt, dass er in jeder dieser Wochen eine Stunde zu mehr gearbeitet hat, als es damals in dem Ausbildungsvertrag ausgemacht wurde.

Nun hat sich A einige Gedanken darüber gemacht und ihm ist eingefallen, was er in der Berufsschule gelernt hat. Als Auszubildender muss man seine Überstunden abfeiern. Also würde A ja eigentlich einige Tage Urlaub für diese ganzen Stunden gutgeschrieben bekommen.

A ist also zu seinem Arbeitgeber und hat ihm das alles so erklärt. Dieser wirkte leider nicht wirklich einsichtig. Er bot A zwar einige Urlaubstage an. Jedoch nicht so viele, wie er Überstunden gemacht hat. Als Begründung dafür nannte er, dass die Überstunden am Jahresende verfallen würden. Bei A ist es jedoch im Betrieb so, dass er auch seine Urlaubstage mit in das neue Jahr nehmen darf und darum hätte er doch ebenfalls Anspruch auf die Überstunden die er vergangenes Jahr gemacht hat oder?

Wichtig ist ja auch, was im Vertrag steht, den A unterschrieben hat. In einigen Berufen wiederum ist es so, dass Überstunden oder Resturlaubstage ab einem gewissen Zeitpunkt verfallen. Nicht überall ist es so geregelt, dass man einfach so Resturlaubstage oder gar Überstunden mit ins neue Jahr gehen kann. Das scheint aber in Ausbildungen noch anders gehandhabt zu sein und eine verbindliche Aussage würde man wahrscheinlich am ehesten von der Industrie- und Handelskammer erhalten, oder? An die sollte sich A auch wenden, wenn ein Chef beispielsweise sich ein wenig quer stellt.

Allerdings weiß ich aus meinem Freundeskreis, dass selbst so etwas nicht bringt. Dort ist viel Wochenendarbeit inklusive vielen Überstunden angesagt und die Auszubildenden des Betriebs bekommen dafür weder Geld noch freie Tage. Die Auszubildenden sind dort in der Regel auch deutlich älter als achtzehn Jahre alt, sodass man da nichts illegales betreibt. Aber richtig ist es dennoch nicht und wenn man sich dagegen wehrt, darf man leider entweder mit einer Abmahnung rechnen oder sogar ganz gehen. Da wird so etwas also wirklich ausgenutzt, was traurig ist, auch, wenn sowohl Chef als auch Auszubildende es natürlich besser wissen.

Was ich damit sagen will, in der Theorie ist alles relativ einfach und schnell geregelt, aber in der Praxis sieht es anders aus. Dass nun die Überstunden aus dem ersten Jahr nicht mehr im dritten/ vierten Lehrjahr gelten, da hätte A sich anders kümmern müssen. Aber die aktuellen Überstunden sollte A geltend machen und nochmal mit dem Chef darüber sprechen, gegebenenfalls eben sich bei der Kammer informieren und sogar einen Anwalt oder den Lehrer in der Berufsschule mal befragen. Mit solchen Mitteln erreicht man oftmals mehr.

Es muss jemand bezeugen können, dass er auch länger geblieben ist. In einigen Unternehmen wird das ja alles mit dem PC gemacht und so ist der Nachweis immer einfach. Aber wenn keiner bezeugen kann, dass A wirklich so viele Überstunden hat, wie er behauptet, dann ist es natürlich schwer alle zu bekommen.

Fakt ist aber, dass er wirklich noch alle Überstunden abfeiern muss, wenn es direkt in seinem Vertrag so steht. Sonst kann man es sich auch auszahlen lassen, aber wenn direkt im Vertrag steht, dass es mit Freizeit beglichen wird, dann ist das auch so. Wenn er belegen kann, dass er noch x Stunden Überstunden hat, dann kann er die selbstverständlich auch nehmen. Egal, wie der Chef das findet.