Rechtfertigung und Legitimation des Lufthansa Streiks

vom 06.09.2012, 09:26 Uhr

Was haltet ihr davon? Ich für meinen Teil finde es einfach nur schwachsinnig die normale Bevölkerung vom Urlaub abzuhalten und geschäftlich Reisende im fremden Land festzuhalten. Zudem haben sich die meisten Bediensteten für den Beruf bewusst entschieden und wussten, was auf sie zukommt und was sie dafür verdienen werden. Klar, man ist nie zufrieden mit dem, was man hat. Aber muss man deshalb gleich einen Streik beginnen und damit einen Großteil des deutschen Flugverkehrs lahmlegen? Ich finde nicht. Es gibt mit Sicherheit auch andere Wege diese Differenzen zu klären, bei denen man die Allgemeinheit ausschließen kann.

Ich habe darüber letztens mit einem Freund von mir geredet und er war da ganz anderer Ansicht als ich und meinte, dass sie für ihre Arbeit genau so wertgeschätzt werden sollen und so bezahlt werden sollen wie früher. Aber dazu meinte ich nur, dass sie früher ihr Geld bekommen haben für die Begrüßung und die Sicherheitsanweisung. Während des Flugs hatten sie dann aber praktisch keine Aufgaben und konnten sich entspannen. Und dafür bekamen sie ein großen Batzen Geld. Wenn sie das heute auch noch haben wollen, dann müssen sie sich wohl von dem Gedanken verabschieden, denn für Geld muss man arbeiten!

Nun wollte ich wissen, wie ihr das denn so seht. Habt ihr ähnliche Ansichten wie ich oder habt ihr da mehr Informationen und sagt ich habe unrecht?

» Horschde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 06.09.2012, 10:12, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Wie soll Deiner Meinung nach das Flugpersonal sonst streiken? Wenn der Einzelhandel das macht, dann interessiert es keinen. Wenn es Flugbegleiter machen, dann soll es schwachsinnig sein. Sie haben bescheidene Arbeitszeiten, es wird Urlaub gekürzt, es wird der Aufenthalt nach einem sehr langen Flug gekürzt, es wird Personal ausgewechselt, damit billige Arbeitskräfte eingesetzt werden können.

Ich halte es für richtig und der Streik wurde im Vorfeld angekündigt. So kann jeder reagieren oder nicht. Du hast geschrieben, dass es sicher andere Wege gibt, diese Differenzen zu klären. Wie sollen diese anderen Wege denn aussehen? Sollen sie das in ihrer Freizeit machen, von der so oder so kaum noch etwas vorhanden ist? Das würde mich interessieren.

Ein Batzen Geld bekommen sie sicher nicht. Wenn Du ein Einstiegsgehalt von 1415 Euro ein Batzen Geld nennst, wo nicht einmal ein Weihnachtsgeld bei herum kommt, dann möchte ich einmal Deine Vorstellung von einem Batzen Geld wissen. Mit diesem Gehalt kannst Du gerade deine Miete und Essen bezahlen und hast dafür immer schlechtere Arbeitsbedingungen. Ich würde auch bei dem "Batzen" Geld streiken, denn es ist verdammt wenig.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wie gesagt, die Meisten wussten worauf sie sich einlassen und streiken jetzt, was ich nicht gerechtfertigt finde.
Und die Differenzen kann man auf diplomatischem Wege klären. Wenn das nicht klappt, dann kann man immer noch Minimalbesetzung an den Schaltern und dergleichen einsetzten. Dann verzögert sich vielleicht alles um einige Stunden, aber Urlauber kommen in den Urlaub und Geschäftsreisende kommen wieder heim.

Ich sagte, dass sie früher einen großen Batzen Geld für kaum eine Arbeit bekommen haben. Und dies wollen sie nun auch wieder haben. Möglichst viel Geld für körperlich nicht so anstrengende Arbeit wie auf dem Bau zum Beispiel.

» Horschde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 06.09.2012, 10:41, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


@Horschde, kennst Du Flugbegleiter, bist Du schon einmal geflogen, hast Du überhaupt eine Ahnung, was deren täglich Brot ist? Ich habe den Eindruck, dass das nicht der Fall ist - das schließe ich zumindest aus dem, was Du so schreibst.

Ganz davon abgesehen, wie unfair das vielleicht erscheinen mag. Welche Vorschläge hast Du denn, wie Flugbegleiter auf ihre Forderungen aufmerksam machen sollten und zwar so, dass auch die Arbeitgeber darauf aufmerksam werden und sich gezwungen sehen, darauf einzugehen? Mir fällt da kein anderes Mittel ein.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass das reine Bruttogehalt bei den Flugbegleitern recht gering ist, aber dazu kommen ja noch Spesen und Sonderzahlungen für Arbeitszeitüberschreitungen usw. Dazu habe ich in einem Forum für Flugbegleiter gefunden, dass bei 90 Flugstunden pro Monat etwa 1500 EUR netto resultieren (Spesen sind ja z.B. steuerfrei, man kann es also nicht mit einem normalen Gehalt vergleichen, da es weniger Abgaben gibt). Aber 90 Flugstunden entsprechen ja einer Halbtagsstelle, denn das wären ungefähr 20 Stunden pro Woche. Mag sein, dass auch vor und nach dem Abflug Dinge zu erledigen sind, aber ich habe den Eindruck, wir reden hier nicht von einem Vollzeitjob und dann sind 1500 EUR netto schon gar nicht mehr so wenig. Klar ist das Einstiegsgehalt geringer, aber das ist doch überall so.

Generell finde ich es auch langsam etwas nervig, dass ständig irgendwo gestreikt wird. Der Einzelhandel streikt, die Piloten streiken, Metaller sowieso und inzwischen auch noch Lokführer, Lehrer und Flugbegleiter. Irgendwann wird es wirklich etwas zuviel. Die Leute legen ihre Arbeit nieder und werden dann damit belohnt, dass Sie mehr Geld bekommen, na toll. Es ist doch andauernd so, dass Gewerkschaften total hohe Lohnforderungen stellen, die natürlich nicht erfüllt werden und dann wird wieder tagelang eine Branche lahmgelegt. Natürlich wünscht sich jeder mehr Geld, ich auch, aber ich kann nicht einfach meine Arbeit ein paar Tage nicht erledigen und bekomme danach ein höheres Gehalt. Es ist wirklich auch unfair, dass einige Branchen, nämlich die vorrangig gewerkschaftlich organisierten, solche Sonderrechte haben und dadurch mit regelmäßigen Lohnerhöhungen belohnt werden.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@ JotJot: Ich bin schon ein paar mal geflogen und habe die ein oder andere Doku im Fernseher gesehen.

Hab ich doch oben schon einmal gesagt. Sie könnten einfach nur für längere Zeit das Personal reduzieren. Die Hälfte streikt die andere Hälfte arbeitet. Wenn das 3 Tage durchgezogen wird, hat das auch seinen Zweck. Dann macht man mit den Streiks zwei Tage Pause, sodass sich der Flugverkehr einigermaßen normalisiert und dann kann man wieder streiken. Irgendwann muss dann gehandelt werden, weil auch die Medien viel Druck machen.

Eine weitere Möglichkeit wäre bei Kurzstreckenflüge mit einer Länge von 1 bis 2 Stunden kein Essen oder Trinken mehr zu verkaufen. Oder zumindest nur einmal und nicht dreimal durch die Reihen laufen. Die Zeit hält jeder durch ohne etwas zu essen oder zu trinken. Und genau darüber beschweren sie sich ja auch - dass sie an Bord im Akkord Essen und Trinken bereitstellen müssen. Es gibt also durchaus Möglichkeiten das Ganze anders zu regeln.

@ Zitronengras: Ich stimme dir vollkommen zu! Es wird in letzter Zeit einfach zu viel gestreikt.

» Horschde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 06.09.2012, 13:35, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Es gibt einfach Berufe die absolut nicht fair bezahlt werden, und die einzige Chance haben Angestellte mit einem Tarifvertrag einfach oft nicht. Warum sollten Flugbegleiter nicht streiken, nur weil es für uns etwas unangenehmer wird?

Klar ist es blöd wen man gerade in den Urlaub will, aber sie wurden frühzeitig angekündigt, so dass man auf andere Fluggesellschaften umbuchen konnte oder ein anderes Verkehrsmittel wählen. Klar ist es nicht Ideal, aber wer streikt macht dies nicht aus Spaß an der Sache. Die Flugbegleiter streiken, weil viele von ihnen entlassen werden, um sie billiger wieder als Leiharbeiter einzustellen. Es geht nicht darum ein Haufen Geld für Null Arbeit zu verdienen. Sie fordern 5 Prozent und weniger Leiharbeiter, ich finde dass ist durchaus berechtigt.

Ich finde es auch schwachsinnig jetzt den Job des Flugbegleiters mit einer Arbeit auf dem Bau zu vergleichen. Soll das heißen wer nicht schwer körperlich arbeitet, arbeitet nicht richtig? Da werden sich aber viele die in Büros arbeiten sehr freuen.

Und wen sie die Arbeit nur reduzieren würden, wäre Lufthansa das total egal, solange der Betrieb läuft und ein Streik läuft nun einmal so, dass jeder mitmacht. Wen es einfacher wäre eine Lösung zu finden, würden die Gewerkschaften dies auch tun. Aber Firmen lassen nun einmal nicht immer mit sich reden.

Der Beruf eines Flugbegleiters ist nicht so toll wie immer alle denken, klar hat man sich dafür entschieden, muss man aber deswegen jede Veränderung bei den Arbeitsbedingungen akzeptieren?

» milli23 » Beiträge: 1214 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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