Lehrerstreik und Unterrichtsausfall
Übermorgen, also am Freitag, streiken in Sachsen die Lehrer. Nebenbei auch für mehr Gehalt, aber im Vordergrund steht der Lehrermangel. Die Grundschule meiner Töchter beteiligt sich auch daran und haben daher gebeten, dass man die Kinder an diesem Tag zu Hause lässt. Ich selbst habe damit kein Problem und für berufstätige Eltern wird auch eine Betreuung der Kinder ermöglicht.
In unserer Grundschule sieht es zwar noch recht gut aus und krankheitsbedingte Ausfälle von Lehrern können noch aufgefangen werden. Aber in vielen anderen Schulen fällt dann einfach der Unterricht aus. Daher kann ich es nur unterstützen, dass man für bessere schulische Bedingungen auf die Straße geht.
Wie sieht es denn in den anderen Bundesländern aus? Sind da auch schon Streiks in Betracht gezogen worden? Fehlen auch so viele Lehrer, dass bei einer Krankschreibung gleich der Unterricht ausfallen muss? Es wurden zwar in Thüringen und Sachsen für das neue Schuljahr etwa 350 neue Lehrer pro Bundesland eingestellt. Aber bei den vielen Schulen ist das ja nicht mal ein halber Lehrer pro Einrichtung.
Ich lebe in Nordrhein-Westfalen und hier gibt es keine Lehrerstreiks, soweit ich weiß. Ich selbst habe dieses Jahr Abitur gemacht und habe während meiner Schullaufbahn häufiger die Auswirkungen des Lehrermangels zu spüren bekommen. Während der 8. Klasse hatte ich in Französisch eine Lehrerin, die Französin war. Sie war keine ausgebildete Lehrerin, sondern kam ursprünglich aus einem anderen Beruf und konnte nur sehr wenig Deutsch. Wie man sie in diesen Beruf zugelassen hatte, weiß ich nicht, auf jeden Fall aber war es kein großer Spaß, mit ihr zu lernen, denn sie gab sich nicht sonderlich viel Mühe und da sie nur französisch redet, kamen auch nicht alle voran.
Auch auf anderen Bereichen zeigte sich der Lehrermangel dadurch, dass Lehrer eingestellt wurden, die nicht auf Lehramt studiert hatten, sondern aus anderen Branchen kamen. Wir hatten einen Englischprofessor von der Universität und einen Kirchenmusiker und Komponisten für Musik, ein ehemaliger Manager unterrichtete Sowi und ein Mathelehrer war ursprünglich auch Professor an der Universität gewesen. Sie alle waren vom Fach, aber das bedeutete nicht, dass sie auch mit dem Lehrern und den Schülern klar kamen.
Fielen ein bis zwei Lehrer aus, war es meistens kein großes Thema, in den Unterstufen gab es eine Betreuung, in der Oberstufe gab es dann generell keinen Unterricht mehr, selbst wenn Betreuung da gewesen wäre, denn es brachte nichts, wenn die Lehrer nicht da waren, die die Oberstufe auf das Abitur vorbereiteten. An sich kann man daher sagen, dass es für uns egal war, ob es nun einen Lehrermangel gab oder nicht, war einer krank, fiel der Unterricht für uns prinzipiell immer aus.
Mein Bruder besuchte ein anderes Gymnasium, in der benachbarten Stadt, hier schlug sich der Lehrermangel etwas extremer nieder. In der Unterstufe hätte er Vertretungslehrer bekommen müssen, bekam aber keine. Als dann zwei Lehrer seiner Stufe erkrankten, hatte er mehrere Tage am Stück frei. Der Grund hierfür war unter anderem aber auch der, dass an seiner Schule ein Lehrer meistens mehrere Fächer in einer Klasse unterrichtete. Um das mal zu vergleichen, bei uns war es so, dass ein Lehrer der Deutsch und Englisch unterrichtete, eine Klasse in nur einem der beiden unterrichtete. Wir hatten einen Lehrer pro Fach.
Ob das Absicht war oder nicht, dass weiß man nicht, auf jeden Fall aber fielen bei uns deswegen generell weniger Stunden aus, wenn ein Lehrer krank war. Bei meinem Bruder in der Schule war es so, dass eine Lehrerin die Englisch, Musik und Deutsch unterrichtete, die Klasse in allen drei Fächern hatte und ein anderer Lehrer machte dann Physik und Biologie und so weiter und so fort. Fiel ein Lehrer aus, brauchte man automatisch auch für mehr Stunden Vertretungslehrer in einer Klasse. Waren diese nicht gegeben, so hatten die Schüler mehrere Stunden lang Ausfall. Mein Bruder hatte dann drei Tage die Woche schulfrei, als einmal zwei Lehrer erkrankt waren.
Ich habe in anderem Bundesländern nichts über geplante Lehrerstreiks gehört. Allerdings kann das ja noch kommen.
Ich war bis zum Abschluss der Realschule in Thüringen im Unterricht. Nun muss ich wirklich sagen, dass es grausam war. Wir hatten sehr häufige Lehrerwechsel und dazu auch noch viele Stunden, die ausgefallen sind. Das musste ja dann auch alles wieder aufgeholt werden und so hatten wir immer einen Tag sehr viele Stunden, dann am nächsten Tag wieder nur 4 Stunden.
Auch hatten wir irgendwann immer schlechteres Personal. Im vorletzten Jahr kam eine junge Lehrerin zu uns. Die Frau war sehr schüchtern und hatte absolut kein Fachwissen, sie konnte keine Frage beantworten und hat uns das komplette Jahr nur Gruppenarbeit machen lassen. Man muss mal dazu sagen, dass wir wirklich sehr nett zu ihr waren aber sie ging einfach nicht auf uns ein.
Dann ging ich nach meinem Abschluss auf eine andere Schule. Dort hatte ich eine Lehrerin, die wirklich das Schlimmste war, was ich jemals erlebt habe. Sie hat eine Art Projektarbeitsvorbereitung gemacht und dann auch Sozialkunde. In Sozialkunde merkte man ihr immer wieder an, dass sie etwas gegen Ausländer hatte und bei dem anderen Unterricht erzählte sie uns, dass wir irgendwann alle unsere von Mäusen zerfressene Stasidokumente vom Keller holen und diese mal durchlesen. Die Frau hatte schlichtweg einen Schlag und ich verstehe nicht, wie man so eine Frau auf junge Menschen loslassen kann.
Meiner Meinung nach sind solche Streiks wirklich gerechtfertigt. Immer weniger Leute wollen Lehrer werden und manche Bundesländer geben auch keine guten Möglichkeiten für junge Lehrer.
Ich wohne auch in Sachsen und die Lehrer des Gymnasiums welches ich zur Zeit besuche haben ebenfalls zum Streik aufgerufen. Somit haben alle Schüler frei. Natürlich freut man sich als Schüler über so eine Nachricht, für uns als 12.Klässler ist vermehrter Unterrichtsausfall aber eigentlich alles andere als ein Grund zur Freude, da unser erstes Halbjahr ohnehin nur bis Ende Dezember geht und wir bis dahin alle Klausuren und sonstige Leistungen geschrieben haben müssen.
Dies ist bereits die dritte Streikaktion, an der unsere Schule teilnimmt. Bisher waren es (mit dem kommenden) zwei Lehrerstreiks und einmal gingen sogar die Schüler auf die Straße um für ihre Interessen einzustehen.
Bisher gab es an den Schulen meiner Kinder keine Streiks. Da die Schule bei uns auch erst wieder morgen startet, denke ich nicht, dass es da so kurzfristig einen Streik geben wird. Allerdings war es an den Grundschulen meiner Kinder bisher auch so, dass es keinen Unterrichtsausfall gab. Da gab es immer genug Lehrer, die dann kurzfristig einspringen konnten und die den Ausfall dann auch etwas abfedern konnten.
In der Sekundarschule der Großen sieht es dagegen schon wieder anders aus. Da fällt häufiger mal der Unterricht aus. Die Schüler haben dann Freistunden und das ohne Betreuung. Hier sollte auch dringend etwas passieren, da die Kinder sonst sehr schnell einen großen Nachholebedarf haben, den sie gar nicht mehr so ohne Weiteres aufholen können.
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