In Wohngemeinschaften Abend für Abend gemeinsam kochen?

vom 31.08.2012, 20:53 Uhr

Ein sehr guter Freund hat sich einer Wohngemeinschaft angeschlossen. Zusammen mit zwei anderen Männern seines Alters bewohnt er ein kleines Häuschen, jeder hat sein eigenes Zimmer und so weit auch seine Ruhe. Meinem Freund liegt viel daran, auch mal allein zu sein und nicht immer in Gesellschaft anderer zu sein, auch nicht von seinen beiden Mitbewohnern, mit denen er sich jedoch im Allgemeinen sehr gut versteht.

Jetzt sind die beiden Mitbewohner auf den Trichter gekommen, dass sie doch Abend für Abend gemeinsam etwas kochen könnten, wenn alle drei Wohngemeinschaftsmitglieder zu Hause sind und sie keine Termine haben. Meinem Freund ist dies einfach zu viel Nähe, auf einen gemeinsamen Abend könnte er sich einlassen und zusätzlich auf spontan stattfindende Kochabende. Er ist der Meinung, es sollte schon etwas besonderes bleiben.

Mein Freund ist ja in solchen Dingen sehr direkt und hat gesagt, er habe sich eine Wohngemeinschaft gesucht, um zwar mal auch gemeinsame Veranstaltungen zu haben, aber auch, um sich zurückzuziehen, wenn es ihm danach sei. Ein familienähnliches Verhältnis wolle er nicht haben und somit würden die Kochabende ohne ihn stattfinden, und da gebe es auch nichts dran zu rütteln.

Die beiden anderen Mitbewohner sind überhaupt nicht davon überzeugt und begeistert und meinten, er könne dann ja auch wieder ausziehen. Da so etwas weder bei der Gründung der Wohngemeinschaft noch beim Einzug des Freundes zur Debatte stand und vertraglich nicht beschlossen wurde, schmunzelt mein Freund nur darüber. Inzwischen ist er sowieso kaum noch am Abend zu Hause, da er abends in einer Kneipe arbeitet und somit die perfekte Ausrede hat. Er überlegt dennoch, sich woanders einzuquartieren, aber andererseits gefällt es ihm in jener Wohngemeinschaft auch recht gut und die Mitbewohner sind ja selbst an sich auch sehr nett.

Meint Ihr, es ist übertrieben, wenn man in einer solchen Konstellation Abend für Abend gemeinsam kochen möchte? Was haltet Ihr von solchen tagtäglich stattfindenden Kochabenden in einer Wohngemeinschaft? Würdet Ihr Euch darauf einlassen, auch, wenn Ihr einfach mal Eure Ruhe haben wollt? Was meint Ihr, sollte sich mein Freund dennoch eine andere Wohngelegenheit suchen oder gar eine eigene Wohnung suchen? Wie wurde oder wird es bei Euch in den Wohngemeinschaften gehandhabt? Habt Ihr da eventuell eine andere Regelung gefunden oder wurde so etwas bei Gründung der Wohngemeinschaft und beim Finden neuer Mitbewohner so etwas direkt besprochen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde persönlich beide Reaktionen zu übertrieben. Wenn man in einer WG wohnt kann man nicht erwarten, dass man die anderen Mitbewohner nie zu Gesicht bekommen wird! Das ist auch, in meinen Augen, nicht der Sinn der Sache. Es kommt aber auch darauf an, ob es eine reine "Zweckwohngemeinschaft" ist, oder nicht. Dies wird oft vorher auch auf den jeweiligen Zettel bzw. die Anzeige auch aufgeschrieben, zumindest meiner Erfahrung nach. Zweckwohngemeinschaften sind eben das, was dein Bekannter oder Freund sucht und möchte.

In Zweckwohngemeinschaften lebt man zwar zusammen, allerdings steht hier die Kostenaufteilung und die daraus folgende Ersparnis viel mehr im Vordergrund, als die soziale Komponente. Viele WG Bewohner möchten dies aber nicht, da sie die WG als einzigartige Möglichkeit sozialer Interaktion sehen. Man lebt zusammen und verbringt auch dementsprechend, meist abends, viel Zeit zusammen. Sei es gemeinsames Essen, eine DVD-Abend oder einfach entspanntes Fernsehen mit nebenbei laufenden Unterhaltungen.

Ich persönlich finde aber auch die Idee, jeden Abend einen gemeinsamen Kochabend zu veranstalten, sehr einengend. Die Frage ist da, wie lange sich die anderen beiden Bewohner der Wohngemeinschaft denn schon kennen? Bei einer längeren Zeit entwickelt man auch zu seinen WG Bewohnern ein besonderes Verhältnis, vorausgesetzt, man versteht sich gut. Da kann es sehr schnell passieren, dass sich gewisse Rituale bzw. Gewohnheiten festsetzen. Man hat auch nicht wirklich etwas dagegen, da die Mitbewohner eine Art Familie werden.

Ich würde deinem Freund dazu raten, ganz offen mit seinen Mitbewohnern zu reden und ihnen mitzuteilen, dass er seine Freiheiten braucht. Vielleicht kann man diese Kochabende eher unperiodisch ablaufen lassen, so dass es eine besondere Begebenheit bleibt, und sonst eben ein fester Kochplan ausgemacht wird. So würde sich jeder am Kochen beteiligen, falls die Idee zu den gemeinsamen Kochabenden eben auch darauf abzielte, jeden beim Thema Kochen mit einzubeziehen.

» Lily » Beiträge: 173 » Talkpoints: 43,13 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Dass zwei Männer zusammen kochen wollen, finde ich ich irgendwie lustig. Ich muss sagen, dass es auch nichts für mich wäre. Ich wohne zwar in keiner WG und bin auch nicht der Typ für so etwas, aber ich kann gut nachvollziehen, dass es einfach zu viel ist. Ich esse wann ich es will und was ich will. Ich will bei dem Thema nicht diskutieren müssen und gehe da auch keine Kompromisse ein. Wenn zum Beispiel das Essen meiner Mutter mir nicht schmeckt, koche ich selber.

Wie wollen das die Jungs eigentlich regeln? Wie werden die Kosten für die Mahlzeiten geteilt? Kaufen beide zusammen ein und jeder bezahlt die Hälfte? Wie wird entschieden, was auf den Tisch kommt? Mir wäre das alles zu anstrengend. Wenn ich koche und es bleibt was übrig, könnten die anderen gerne etwas abhaben. Aber schon zusammen zu kochen wäre für mich eine Geduldsprobe. Ich mag es zum Beispiel nicht, wenn man bei der Zubereitung etwas anders macht als ich. Wem es Spaß macht, von mir aus. Aber zu sagen, dass er dann ausziehen könnte, wenn er nicht mitmacht, ist allerdings etwas unfair.

» Märie » Beiträge: 459 » Talkpoints: 15,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge



In meiner damaligen WG hatten wir eigentlich einen Kochabend pro Woche angesetzt, aber wirklich geklappt hat das bei allen vielleicht einmal pro Monat. Wir haben ja alle studiert und konnten deshalb nur Abends arbeiten und dann gab es natürlich auch Zeiten, in denen man einfach viel Zeit in der Uni verbringen musste oder man hat sich mit Kommilitonen auf eine Prüfung vorbereitet und hatte dann natürlich auch nicht den Nerv um sich stundenlang in die Küche zu stellen.

Aber auch wenn ich und die Mitbewohner Abends immer ausreichend Zeit gehabt hätten - mehr als einmal Kochen pro Woche hätte ich als übertrieben und irgendwo auch als einschränkend empfunden. Ich müsste mich ja dann immer mit den anderen absprechen und mich auf ein Gericht einigen, das allen schmeckt, da würden einige Sachen wahrscheinlich schon mal rausfallen, die ich gerne esse. Und dann kommt es auch ab und zu vor, dass ich unterwegs bin und mich spontan dafür entscheide das Kochen ausfallen zu lassen und mir statt dessen Sushi oder irgendwas anderes zu holen. Diese Spontanität hätte ich dann auch nicht mehr.

Dass zwei Männer zusammen kochen wollen, finde ich ich irgendwie lustig.

Das passt vielleicht nicht in das Klischee, das manch einer mit sich herum schleppt, aber ja, es gibt auch Männer, die gerne kochen. Ich bin selber mit so einem irgendwie lustigen Mann zusammen. :wink:

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wenn sich in einer Wohngemeinschaft alle WG-Mitglieder gut verstehen, ist das eine tolle Sache. Allerdings sollte auch keiner entgegen seines Wunsches derart eingeengt werden, dass man ihn dazu zwingen will, jeden Abend gemeinsam zu kochen. Wenn einer der beiden anderen oder gar beide so große Lust haben zu kochen, sollten sie das machen, aber ihren Kumpel außen vor lassen, wenn er nicht will.

Solch eine Zweckgemeinschaft ist meiner Meinung nicht dazu da, dass nun jeden Abend gemeinsam etwas gemacht wird. Das könnte mit der Zeit auch lästig werden, da man auch etwas alleine mal machen möchte, ist doch eigentlich klar. Gemeinsam kochen muss ja nicht gleich ganz entfallen. Aber das könnte einmal in der Woche oder alle vierzehn Tage mal stattfinden. Dann macht es auch viel mehr Spaß.

Wenn sich beim täglichen Kochen ein Mitglied ausschließen möchte, kann man diesem nicht gleich sagen, es solle ausziehen. Das ist dreist und passt nicht. Jemanden so einengen wollen und dann vor die Wahl stellen, das geht einfach nicht. Da ist wohl generell mal eine Aussprache fällig.

Die Mitbewohner sind im Moment von dieser Kochidee begeistert, aber ganz bestimmt hält dieser Vorsatz nicht lange an. Für deinen Freund heißt das nur abwarten und Geduld haben. Die kommen von alleine wieder von diesem Projekt los. Aber ich fände es unsinnig, sich deswegen eine andere Wohngemeinschaft zu suchen. Denn auch dort könnte jemand auf die Idee kommen, jeden Abend Mensch-ärgere-dich-nicht spielen zu wollen. Wenn sonst alles in Ordnung ist, soll er einfach abwarten.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich finde einen täglichen gemeinsamen Kochabend schlecht umsetzbar und auch irgendwo zwar nett gemeint, aber auch übertrieben. Es gibt ja zwei Typen von Wohngemeinschaften. Die eine ist eine Zweckgemeinschaft, man macht wenig zusammen und geht sich auch weitest gehend aus dem Weg. In einer solchen WG ist ein gemeinsamer Kochabend jeden Tag Schwachsinn. Es gibt aber auch WGs da macht man jeden Tag etwas zusammen und da muss man eben auch zusammen kochen.

Nun ist es ja aber auch so, dass man zu unterschiedlichen Zeiten zu Hause ankommt und auch Hunger bekommt. Ich würde es furchtbar finden, wenn ich mit einem knurrenden Magen auf meine Mitbewohner warten muss, weil ich den Haussegen nicht gefährden will. Gerade wenn alle arbeiten oder studieren, ist das meiner Meinung nach einfach nicht jeden Tag machbar.

Ich finde es aber eine schöne Idee, wenn man beschließt, das einmal die Woche zu machen. Dann kann man sich dabei gut unterhalten und das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Ansonsten finde ich es öfter auch übertrieben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Es gibt unterschiedliche Motivationen sich bewusst eine Wohngemeinschaft zu suchen, in die man ziehen will. Besonders bei Studenten ist es an sich meistens so, dass sie Wohngemeinschaften vorziehen, weil sie wenig Geld haben und es kommt meistens günstiger, wenn man ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft mietet, als wenn man sich selbst eine Einzimmerwohnung mietet. Auch die Einkäufe werden dann hier mitunter geteilt und es kommt für jeden etwas günstiger heraus. Daneben gibt es dann aber sicherlich auch Charaktere, die wählen die Wohngemeinschaft nicht nur aus dem Grund, dass es günstiger ist, sondern auch, weil sie Gesellschaft haben möchten und sich an gemeinsamen Abenden und Nachmittagen erfreuen.

Wenn man nun eine Wohngemeinschaft gründet und dann auch einen neuen Mitbewohner hat, muss man selbst entscheiden, ob dieser Mitbewohner nun bestimmte Eigenschaften mitbringen muss oder eben nicht. Wenn man gezielt nach einem Mitbewohner sucht, der eben auch sehr gesellig ist, dann sollte man das meiner Ansicht nach auch vorher schon sagen, denn es ist ja an sich keine Selbstverständlichkeit und sehr viele Menschen wollen auch in einer Wohngemeinschaft eher ihr eigenes Leben führen und sehen es eher als eine Zweckgemeinschaft an.

Das die beiden Mitbewohner nun etwas sauer sind, liegt sicherlich nur daran, dass dein Bekannter ihnen die eigene Meinung sehr direkt und offen gesagt hat. Das ist auch nicht jedermanns Fall und es gibt durchaus Menschen, die das dann eher als eine Beleidigung auffassen und dann mitunter auch eingeschnappt sind. Möglicherweise glauben die beiden jetzt aber auch, dass es an ihnen liegt, dass er nicht mit ihnen kochen möchte, was aber eben nicht der Fall ist. Ich denke, dass die beiden sich wieder einkriegen werden und sollte dies nicht der Fall sein, kann dein Bekannter ihnen auch einfach nochmal sagen, dass er nichts gegen die beiden hat und dort auch gerne wohnt.

Ich selbst muss sagen, dass ich an sich sehr gerne für mich bin. Ich werde jetzt bald auch in eine Studentenwohnung mit einer Freundin ziehen, aber auch dies ist lediglich eine Zweckgemeinschaft. Der Grund hierfür ist, dass ich an den Wochenenden und auch teilweise in der Woche häufiger nicht zu Hause sein werde und deswegen ist es an sich schon sehr praktisch, wenn man dann jemanden zu Hause hat, auch der Pflanzen und Tiere wegen. Aber ich hätte auch keine Lust, meinen Alltag nach meiner Mitbewohnerin abzustimmen.

Besonders beim Kochen muss man dann ja auch noch andere Dinge beachten, wie eben was die anderen mögen oder nicht. Muss man dann immer Kompromiss eingehen, kann es mitunter auch keinen großen Spaß machen, wenn man immer das essen muss, was die anderen auch essen, weil es kein Fleisch geben kann, da die anderen Vegetarier sind oder so. Beim gemeinsamen Kochen muss man nicht nur selbe Essensgewohnheiten haben, sondern auch einen ähnlichen Tagesverlauf.

Ich selbst hätte nämlich ehrlich gesagt abends keine Lust, etwas zu kochen. Zum einen, weil ich dann auch vom Tag schon recht erschöpft bin und mir dann lieber etwas einfaches nehme oder Essen auch gerne mal bestelle und zum anderen aber auch, weil man den Tag über ja auch schon was gegessen haben muss und wenn ich dann gegen Mittag schon ordentlich gegessen habe, so habe ich Abends mitunter keinen Appetit mehr auf warme Speisen.

Ich selbst würde das also auch nicht mitmachen wollen und finde es nicht verkehrt, dass dein Bekannter nicht zustimmen wollte. Eine Wohngemeinschaft bedeutet ja auch nicht, dass man sich den anderen fügen müsste und alles zusammen machen muss. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass die beiden anderen das Kochen dauerhaft durchhalten werden, weil es einfach nicht immer notwendig ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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