Kind fürchtet sich vor Hörspielen

vom 29.08.2012, 19:21 Uhr

Ein Mädchen aus meinem Bekanntenkreis ist nun ein Vorschulkind. Ab und zu kommt es zu uns und spielt hier mit uns ein wenig oder an der Spielkonsole. Dabei unterhalten wir uns natürlich immer mal ein wenig, und auch, wenn man sich eigentlich kennt, lernt man sich noch etwas besser kennen. So erzählte mir das Kind, es hört ja auch gern mal Musik. Als ich dann nach Hörspielen fragte, weil ich die in dem Alter auch selbst gern gehört habe und es von anderen Kindern in dem Alter auch so kenne, hat das Kind leicht ängstlich reagiert und gesagt, dass es diese gar nicht mag. Von der Mutter wusste ich das auch, aber ich dachte, zwischenzeitlich habe sich da etwas geändert.

Behandeln muss man so etwas nicht unbedingt, und wenn, es ist Sache der Eltern und in dem Falle auch nichts elementares, nichts wichtiges. Vielleicht hat das Kind einfach auch nur so eine Abneigung dagegen oder so, aber ich habe schon eher etwas Angst gespürt. Was mich dabei aber interessiert, ist, woher solch eine Angst kommen kann und ob es noch mehr Kinder gibt, die solche Ängste haben. Habt Ihr in dem Bereich auch schon Erfahrungen gemacht? Wie sehen diese aus?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Zunächst würde ich es befremdlich finden, wenn ein Vorschulkind zu Nachbarn gehen würde, welche selber keine Kinder haben aber dafür mit eben dem Nachbarskind spielen. Jedenfalls dann, wenn die Eltern nicht dick befreundet sind und bei der Gelegenheit dabei wären. Denn so finde ich das Verhalten (von Kind und Erwachsenen) mindestens "ungewöhnlich". Außerdem hätte ich persönlich ein Problem damit, dass mein Kind bei Dritten an der Spielkonsole spielt. Wobei ich nicht unterschätzen würde, dass so was für ein Kind anziehend wirken kann. Insbesondere dann, wenn das eigene Elternhaus auf den Medienkonsum achtet!

Jetzt bei der Frage nach Hörspielen eine ängstliche Reaktion beobachtet haben zu wollen, halte ich eher für eine Fehlinterpretation. Wieso sollte sich ein Kind vor Hörspielen fürchten, vor Konsolenspielen aber nicht? Wenn ein Kind grundsätzlich Hörspiele nicht mag, dann ist das eine mögliche Abneigung. Vielleicht langweilt es sich auch beim Zuhören oder hat bislang keine oder "falsche" Hörspiele kennen lernen müssen. Jedenfalls sollte man sich hier keine Gedanken machen. Viel mehr darüber, wieso das Kind mit Erwachsenen spielt, warum es keine Freunde im eigenen Alter sucht und warum die Eltern das dulden.

*steph* hat geschrieben:Behandeln muss man so etwas nicht

Wie du hier den Brückenschlag auf "Behandlung" hin bekommst, ist mir ein Rätsel. Es gibt auch Kinder, die Spinat nicht mögen. Aber auf die Idee der Behandlung in dem Fall ist sicher auch noch kein Elternteil der Welt gekommen. Es ist schlicht ein Fall, in dem das Kind was nicht mag. Mehr nicht. Ich für meinen Teil mag keine Opern und reagiere ängstlich bis verärgert, wenn ich zu einer Oper gehen soll. Die Notwendigkeit zu einer Behandlung habe ich aber auch noch nie auch nur im Ansatz vermutet.

*steph* hat geschrieben:aber ich habe schon eher etwas Angst gespürt.

Wie geschrieben: wenn das Kind nicht weinend zusammengebrochen ist oder auf der Stelle den Raum verlassen hat, verstehe ich nicht, wie du "Angst beim Kind gespürt" haben willst. Was sind hier die Indikatoren? Und hast du dazu "Vergleichswerte", die dich da sicher sein lassen würden?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Vielleicht kommt es auf die Situation an, in der das Kind Hörspiele hört. Nachts alleine im abgedunkelten Zimmer "die 3 Fragezeichen" zu hören beispielsweise kann für ein Kind unter Umständen schon etwas beängstigend sein. Es gibt ja zig verschiedene Hörspiele und manche davon sind auch sehr actionreich und wenn ein Kind da etwas sensibel ist und die insbesondere zum Einschlafen hört, kann ich mir schon vorstellen, dass das vielleicht auch mal Ängste hervorrufen kann. Aber ich denke, das legt sich mit der Zeit, wenn das Kind größer wird.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Naja, wenn man Stimmen hört und keinen sieht, dann ist es manchmal schon ein wenig beängstigend. Und erst Recht für ein Kind, welches vielleicht Hörspiele eigentlich gar nicht kennt. Vielleicht ist es aber auch so, dass sich ein Kind abgeschoben fühlt, wenn es Hörspiele hören soll anstatt, dass man ihm ein Buch vorliest. Vielleicht hat es aber auch irgendwann mal ein Hörspiel gehört, was für ihr Alter einfach noch zu extrem war.

Da du ja von der Mutter schon weißt, dass das Kind eine Abneigung gegen Hörspiele hat, warum sollte man dann das Kind damit konfrontieren. Es gibt Kinder, die auch ängstlich reagieren, wenn sie am Telefon eine bekannte Stimme hören. Dass man die Person nicht sehen kann ist vielleicht schon beängstigend für manche Kinder. Ich würde mir absolut keine Gedanken darüber machen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe als Kind gerne Hörspiele gehört, meine Kinder mögen auch gerne Hörspiele. Aber auch da gibt es Ausnahmen. Neulich kamen sie mit einer CD die wir in der Bibliothek geliehen hatten, ich glaube es war Mullewapp (also durchaus kindgerecht und keine Detektivgeschichte oder Gruselgeschichte) wo man so was erwarten würde und legten sie zurück, ohne den Schluss hören zu wollen. Ich dachte erst, dass die Geschichte vermutlich langweilig ist. Als ich dann fragte was los sei bekam ich zu hören, dass einer der Sprecher eine Stimme hat, die sie als zu gruselig empfanden. Klar, als Erwachsener schmunzelt man darüber. Aber ich habe da auch keinen Anlass gesehen einzuwirken und habe es dabei belassen. Jeder hat eben einen anderen Geschmack.

Ich kann die Bedenken von derpunkt nachvollziehen, was du als Nachbar mit dem Kind zu tun hast. Als Mutter von heute würde ich meine Kinder auch nicht mehr in so eine Situation lassen, auch wenn das zu 99% harmlos motiviert ist. Mir wäre nicht wohl dabei, auch wenn das in meiner Kindheit üblich war, dass wir Kinder bei sämtlichen Nachbarn ein und aus gegangen sind. Aber ich sehe hier keinen Grund, *steph* das zu schreiben.

Therapieren würde ich so etwas nicht, es sei denn, das Kind leidet sehr darunter, dass es keine Hörspiele mag. Erst dann wäre es wohl ein Fall für einen Therapeuten. Aber das sollten bitte die Eltern entscheiden, nicht der Nachbar, denn die Eltern kennen das Kind besser. Das sehe ich auch als überflüssig an, einem beschwerdefreien Kind etwas weg zu therapieren, was es individuell macht und sein Leben nicht einschränkt. Ansprechen könntest du die Eltern natürlich schon, wie sie das einschätzen und freundlich deine Meinung äußern. Was die Eltern dann machen, ist deren Sache. Wundere dich aber nicht, wenn sie nach so einem Gespräch möglicherweise vor den Kopf gestoßen sind, wenn man wegen so einer Kleinigkeit ein Fass aufmacht. So einen Kommentar würde ich von einem Nachbar nur annehmen, wenn der selbst Pädagoge oder Psychologe ist und man davon ausgeht, dass er sich mit Kindern auskennt.

Woher so etwas kommen kann? Manche Kinder sind einfach eher ängstlich veranlagt. Manche sind besonders Phantasie begabt. Da dreht dann einfach schon mit einem simplen Hörspiel das Kopfkino derart lebendig frei, dass die Gebilde die die Phantasie dazu setzt das Kind überfordern.

Manche Kinder werden zu Hause auch sehr fern von Medien gehalten, so dass ein Hörspiel schon eine ungewohnte Fülle an Eindrücken liefert. Sollte dies der Fall sein würde ich dir nahe legen besonders gut auszuwählen, welche Spiele du mit dem Kind auf der Konsole spielst. Dann könnten die Eindrücke aus dem Spiel das Kind auch ängstigen, auch wenn das von Dir sicherlich nicht so gewollt ist. Das wäre schade.

Zum Anderen muss ich da an eine Kommentar denken, den meine Kinder mal von sich gegeben haben. Ihr kennt vielleicht alle die Hörspielreihe von Bibi Blocksberg. Als die Kinder das hörten fragte mich eines: "Mama, wie machen die dass, dass in der Geschichte der Besen echt fliegt?" Die Frage hat mich erst mal überfordert, weil ich nicht verstanden habe, was gemeint war. Aus Sicht eines Erwachsenen fliegt der Besen ja nicht echt. Es wird nur irgend etwas gesagt, dass Bibi jetzt mit dem Besen los fliegt, dann spricht sie einen formelhaft gleichen Zauberspruch und fliegt los. Sodann hört man, wie bei Hörspielen üblich, ein spezielles Geräusch, das Besen-Flug-Geräusch. Die Kinder sahen das Geräusch und die Zauberformel wohl als eine Art Echtheitsbeweis, dass der Besen jetzt fliegt, denn das ist dadurch bewiesen, dass man das Fluggeräusch hört. Als Erwachsener hat man bei Hören immer das Bild im Kopf, dass da eine Hand voll Sprecher im Studio sitzt, steht oder herum läuft und wie in einem Theater die Geschichte inszeniert, nur dass man sie nicht sehen kann.

Was ich mit dem Beispiel von dem "echt" fliegenden Besen verdeutlichen wollte: Den Kindern fehlt teilweise die Einsicht darin, dass Medien bewusst gemacht sind und wie sie gemacht sind. Da haben wir als Erwachsene eben einen Vorsprung in der Medienkompetenz. Wenn das Nachbarskind das eben nicht weiß oder nicht richtig verinnerlicht hat, kann das schon gruselig sein das Gefühl zu haben, dass da ein echtes Ereignis wie von Zauberhand abläuft, sobald man auf Play drückt.

In Absprache mit den Eltern des Kindes könntest du folgendes machen: Nimm mit dem Kind ein eigenes kleines Hörspiel auf. Viel muss man dazu nicht haben, einen Computer und eine Software für Audio-Bearbeitung. Das freie Audacity reicht dafür völlig aus. Geräusche findet man viele im Internet zur freien Verfügung. Einige kann man auch selbst machen. Das würde dem Kind eben die nötige Distanz vermitteln und ihr vielleicht die Angst vor Hörspielen nehmen. Aber ob das gemacht werden soll, müssen bitte immer die Eltern mit entscheiden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


@derpunkt, die Konstellation ist so, wie sie ist. Man kennt sich schon und es ist auch so, dass die Eltern gefragt haben, ob man mal für eine halbe Stunde oder so das Kind hätte nehmen können. Ein gewisses Vertrauen ist vorhanden, die Eltern kennen uns und es kann jederzeit auch zu den Eltern zurückgehen, auch, wenn es nur eine reine Bekanntschaft handelt, aber eine positive. Würde man sich gar nicht kennen, sähe es natürlich anders aus.

Das Kind selbst hat durchaus Freunde im gleichen Alter, mit denen es auch regelmäßig zu tun hat! Irgendwie verstehe ich jetzt nicht, was dagegen spricht, Leuten einen Besuch abzustatten, die man kennt und die man vielleicht mag, auch, wenn es eher selten ist. Nur, weil man selbst keine Kinder hat, heißt es nicht, dass man nicht kinderlieb ist, zudem habe ich mit Kindern beruflich zu tun.

Worin der Unterschied zwischen einer Spielkonsole und Hörspielen liegt? Vermutlich im visuellem Bereich. Zudem achten wir zusammen mit den Eltern darauf, um welche Spiele es sich handelt und das sind eher für Kinder geeignete Spiele. Und ich denke, dass es hier auch wirklich eher eine schlechte Vorerfahrung gab oder dass es auch auf die Art und Weise des Hörspiels ankommt.

Ängste oder dergleichen kann man behandeln, muss man aber in der Tat nicht. Allein am es nicht zu mögen liegt es aber hier definitiv nicht, ich dachte nur, es habe sich vielleicht inzwischen verbessert. Das ist aber nicht der Fall. Andere Möglichkeiten, wenn es sich um Ängste handelt, kenne ich nicht. Jedenfalls halte ich nichts von Konfrontationen oder wie auch immer und auch habe ich nicht vor, das Kind damit zu überraschen oder wie auch immer.

Kannst Du ein Gespür, ein Gefühl anderweitig beweisen? Durch mein Gefühl kann ich nichts nachweisen und da gibt es außer der Körpersprache und der Aussage eines Kindes nichts anderes. Andersherum gefragt, warum sollte mich das Kind denn anlügen und wie kann eine Körpersprache "gefaked" sein? Bei Erwachsenen ja, aber bei Kindern ist es in dem Alter doch eher selten der Fall.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich habe früher sehr viele Kinderhörspiele gehört. Als ich noch klein war fing es mit Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen an und als ich dann älter wurde waren es bei mir die Hörspiele für Jugendliche wie TKKG, Die fünf Freunde oder auch die drei Fragezeichen. Obwohl ich die Hörspiele an sich sehr gemocht habe erinnere ich mich auch noch heute sehr gut daran, dass ich mich früher vor manchen Hörspielen wirklich geänstigt habe, auch als ich schon etwas älter war. Sogar bei Bibi Blocksberg hatte ich früher bei der einen oder anderen Folge "Angst", da dort plötzlich Momente kamen in denen Laut geschrien wurde oder weil man unheimliche Geräusche hörte.

Meist habe ich die ganzen Hörspiele am Abend gehört, bevor ich ins Bett gegangen bin. Hier will ich dann einfach mal die bereits genannte Theorie unterstützen und würde zustimmen, dass es häufig daran lag, dass die Situation einfach unpassend war, solche Hörspiele zu hören. Wenn man am Abend im Bett liegt, es im Zimmer dunkel ist und man sich auf das Hörspiel einlässt, ist es schon wahrscheinlicher, dass man sich als Kind vor etwas ängstigt. Manche Hörspiele konnte ich dann auch nur am Nachmittag beim spielen hören, wenn es im Zimmer noch hell war oder sogar nur dann, wenn ich Besuch hatte.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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