Viele Umzüge - sich trotzdem immer heimisch fühlen?
Einige Leute sind ja nun wirklich immer recht häufig umgezogen oder müssen recht häufig umziehen. Wie ist es denn da mit dem sich heimisch fühlen? Geht es dann überhaupt, wenn man alle paar Monate oder alle wenige Jahre umziehen muss? Wie schnell lässt es sich einleben, wenn man eben wirklich so häufig umziehen muss? Seid Ihr vielleicht auch selbst oft umgezogen und habt Euch sofort heimisch gefühlt?
Meine Wohnungen habe ich schon sehr oft gewechselt, die Stadt aber erst zweimal in meinem Leben. Wenn ich in eine neue Wohnung ziehe, fühle ich mich in der Wohnung ziemlich schnell heimisch, weil ich ja die Möbel aus meiner alten Wohnung mitnehme. Es dauert vielleicht ein oder zwei Wochen, bis ich mich an die Geräusche im Haus und draußen gewöhnt habe. Um mich an die Nachbarn zu gewöhnen, dauert es ein bisschen länger. Das Haus, in dem ich jetzt lebe, hat sehr nette Bewohner, die nettesten, die ich jemals hatte. In dem Haus wohnen einige Familien mit Kindern und zwei Firmen, die nur während der Woche tagsüber da sind. Die Nachbarn, die ich davor hatte, waren furchtbar. In dem Haus haben nur Familien ohne Kinder gewohnt, alte Leute und Alleinstehende. Es gab oft Beschwerden, wenn die Kinder im Treppenhaus die Treppen zu laut herauf oder hinunter gepoltert sind, vor allen Dingen am Wochenende. Die älteren Leute waren am nettesten und kinderfreundlichsten.
In den letzten drei Jahrzehnten bin ich allerdings in derselben Stadt und sogar in dem selben Stadtteil geblieben, so dass die Umgebung gleich geblieben ist. Wir kannten die Geschäfte also schon, bzw. die Geschäfte auch uns. Der Arbeitsweg ist auch im Wesentlichen gleich geblieben.
Die Stadt habe ich zweimal gewechselt. Das erste mal bin ich von einem Dorf in eine kleine Universitätsstadt gezogen. Ich habe mich zwar nicht gleich heimisch gefühlt, aber es war ein sehr positives und aufregendes Gefühl. Der zweite Umzug fand von dieser Kleinstadt in eine Großstadt statt. Hier hat es sehr lange gedauert, bis ich mich einigermaßen heimisch gefühlt habe. Ich fühle mich manchmal immer noch fremd. Das liegt daran, dass die Leute hier einen anderen Dialekt sprechen und von der Mentalität her gewöhnungsbedürftig sind, Ich fühle mich also in meiner Wohnung heimisch, wenn ich die Tür hinter mir zu mache, aber in der Stadt immer noch nicht so richtig wohl, obwohl ich hier schon über drei Jahrzehnte lebe.
Ich bin sehr oft umgezogen und habe als Kind die Erfahrung gemacht, nirgendwo länger zu wohnen als maximal drei Jahre. Meistens dauerten unsere Aufenthalte am jeweiligen Wohnort nicht einmal diese Maximaldauer über an, sondern endeten schon vor Ablauf von drei Jahren und es ging anschließend wieder woanders hin – allerdings dann wiederum nicht innerhalb des selben Landkreises, sondern oft nicht einmal innerhalb des selben Bundeslandes. Wie oft ich mittlerweile umgezogen bin, kann ich nicht sagen, ich bin mir nur recht sicher, dass meine letzte Zählung mehr als fünfzehn Umzüge ergeben hat, und ich bin immerhin erst zweiunddreißig Jahre alt.
Heimisch gefühlt habe ich mich als Kind eigentlich überall, denn meine Familie war ja bei mir und das war für mich auch das jeweils Wichtigste. An diesem Spruch: „Home is where my heart is“ ist also so einiges dran. Ob ich mich irgendwo zu Hause fühle oder nicht, hängt nämlich von meinem persönlichen Umfeld, also davon ab, ob ich Menschen um mich habe, die mein Vertrauen haben und die ich gut kenne, bei denen ich mich wohlfühle und all sowas.
Das Gefühl von Heimat kannte ich allerdings wiederum nicht, bis ich hier nach Bayern gezogen bin, wo ich nun auch schon einige Jahre wohne. Erst nach Jahren, die ich hier wohnte, habe ich empfinden können, was es bedeutet, wenn man mit einer Gegend verwurzelt ist, was es einem gibt, wenn man die Gegebenheiten kennt, wenn man Menschen kennenlernt und auch, wenn man weiß, was gut und was schlecht ist an dieser Gegend. All das bedeutet, dass man sich das, was einen umgibt, vertraut gemacht hat, unabhängig davon, ob man es nun mag und zu schätzen weiß oder eben auch mal nicht leiden kann. Diese Vertrautheit ist aber eine Art von Sicherheit und etwas Beständiges, sodass es für mich auf jeden Fall etwas Erhaltenswertes ist. Und erst vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis mit all ihrem Umfang wurde mir klar, dass ich mich als Kind eben doch nicht irgendwo heimisch gefühlt habe, jedenfalls an den meisten Wohnorten nicht, sondern dass diese Sicherheit, die mir nun die Heimat gibt, damals ausschließlich meine Familie gegeben hat.
Ich bin also der Meinung, dass sich die meisten Menschen vermutlich schwer damit tun werden, sich irgendwo heimisch zu fühlen, wenn sie häufig umziehen und sich nirgendwo einfinden können oder sich nicht wirklich ein Platz für sie finden lässt. Allerdings meine ich aber auch, dass es sich hierbei um eine individuell sehr unterschiedliche Angelegenheit handeln dürfte und es vermutlich wieder im Wesen jedes Einzelnen liegen dürfte, wie gut und wie schnell er sich irgendwo einlebt, also auch, wie schnell er sich irgendwo heimisch fühlen kann. Ein allgemeingültiges Urteil wird es hier vermutlich nicht geben, sondern eher einen Trend. Mehr aber sicherlich nicht.
Ich bin in meiner alten Heimat oft umgezogen und habe mich immer heimisch gefühlt. Aber seit dem ich hier in die Gegend gezogen bin fühle ich mich nicht mehr heimisch. Ich denke, da kann ich noch so wenig oder viel hier umziehen. Hier werde ich mich nie so heimisch fühlen wie in meiner alten Heimat. Hier bin ich in der Gegend in der dritten Wohnung und in keiner habe ich mich wirklich heimisch gefühlt.
Heimisch fühlen kann man sich vermutlich immer erst dann, wenn man sich akzeptiert und angenommen fühlt. Das aber ist etwas, was andere erbringen müssen und man selbst hat keine Chance, den Prozess zu bestimmen. Man kann es beschleunigen, indem man offen ist und versucht, schnell Anschluss zu finden. Ansonsten ist es doch so, dass man "alleine" bleibt. Und dann steht einem das Gefühl von Einsamkeit gegenüber, dass tatsächlich verhindert, dass man sich am gegenwärtigen Ort "heimisch" fühlt. Schließlich will man bestätigt haben, dass man angenommen ist.
Ich selbst bin wirklich oft umgezogen und hatte zum Teil nicht die Zeit (aber auch nicht die Absicht), mich "heimisch" zu fühlen. Dann ist man wieder weggezogen und hat im Grunde kaum mehr Erinnerungen an den Ort, an dem man mit all einem Hausrat gewohnt hat. Wobei das dann wirklich eher eine Schlafstätte war, aus der man Tagsüber "geflohen" ist und die einem an Wochenenden nicht geheuer war.
Anderseits gab es Orte, die man nie mehr vergessen wird. Und diese Orte werden in der Erinnerung überhöht, so dass es auch zu einem "dort (=früher) war alles besser" kommen kann. Auch wenn man genau weiß, dass dem eigentlich nicht so war. Jedenfalls kehrt für kurze Zeit wieder eine Ernüchterung ein, wenn man dann wieder an den angeblich so "heimischen" Ort zurück kehrt und man dann dort die einstigen guten Freunde und Bekannten eben nicht mehr trifft, weil die auch weggezogen sind. Dann bleiben einem in Ansätzen bekannte Straßenzüge. Aber auch hier haben sich dann Verkehrsführung und Fassaden verändert, dass man sich dann doch wieder fremd fühlt.
Heute fühle ich mich wohl da wo ich bin und blicke mit Wehmut auf das Jahresende. Denn dann werde ich wieder meine Zelte abbrechen und erneut umziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dort dann wirklich "Jahrzehnte" zu verbringen, ist recht hoch - bzw. die dann folgende Umzugswahrscheinlichkeit sehr gering. Darum hoffe ich schon, dass ich dort dann das Gefühl "heimisch" zu sein, finden werde. Auch wenn es eine eher kleinere Stadt sein wird.
Ich denke, dass man teilweise das heimisch fühlen auch gar nicht am Wohnort festmachen kann. Im Ganzen zählt der Wohnort natürlich auch irgendwie dazu und wenn man sich dort nicht wohl fühlt, dann schlägt sich das auf die Gesamtatmosphäre aus, aber wenn man häufig umzieht, dann wird man sich vielleicht gar nicht richtig einleben wollen. Dass bedeutet also mehr oder weniger, dass man keinen Wert darauf legt, Bekanntschaften zu machen und sich mit der Ortschaft anzufreunden. Irgendeinen Grund wird es schon haben, dass man häufig umzieht und dann gewöhnt man sich daran auch und macht das Heimgefühl vielleicht woanders fest.
Das kann etwa ein Partner sein oder gegebenenfalls auch ein Haustier. Bei Menschen kommt es aber recht häufig vor, dass man eben einfach sagen kann, wo du bist, bin ich zu Hause. In einem solchen Fall kann man dann vielleicht auch darüber hinwegsehen, dass man sich ansonsten eigentlich nicht sonderlich wohl fühlt in den eigenen vier Wänden.
Ich bin in meinem Leben bisher dreimal umgezogen. Bis ich mich heimisch gefühlt habe, das hat immer etwas Zeit gekostet. Vor allem der letzte Umzug hat es in sich. Innerhalb der Wohnung fühle ich mich wohl. Aber in diesem Stadtteil wohnen Menschen, die seit jeher unter sich geblieben sind. Sie sind in verschiedenen christlichen Vereinen tätig und akzeptieren nur selten Außenstehende. Alle sind erzkatholisch, was ich nicht bin. So wird es wohl auch bei dir, an deinem jetzigen Wohnort sein, Diamante.
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