Wie verhält es sich mit der Aussage:"Es eilt nicht"

vom 29.08.2011, 12:17 Uhr

Es ist tatsächlich so, dass ich grundsätzlich nach etwas genaueren einer Zeitspanne frage, wenn jemand mir gegenüber den Ausspruch tätigt, dass irgendetwas, das ich tun soll, nicht eile. Ich denke, dass jeder da seine ganz unterschiedlichen Vorstellungen davon hat, wie schnell etwas gehen muss, wenn es nicht eilt und allein diese Aussage sagt wirklich noch gar nichts über eine Zeitspanne aus, sie liefert ja nicht einmal einen groben Anhaltspunkt, außer vielleicht, dass es nicht gerade heute sein muss. Aber möglicherweise morgen oder nächste Woche, wer weiß das schon, wenn man es nicht genauer benennt? Wenn ich sage, dass etwas nicht eilt, meine ich tatsächlich etwas in der Richtung, dass ich es nett finde, wenn derjenige sich darum kümmern möchte, aber eigentlich ist das nicht nötig. Dass es nicht eilt, sage ich wirklich nur, wenn ich monatelang Zeit habe, aber ich vermeide diesen Ausspruch grundsätzlich.

Das letzte Mal, dass ich selbst sagte, dass es nicht eile, kam übrigens vor, als ich meinen Anwalt davon in Kenntnis gesetzt habe, dass ich aus einem bestehenden Titel gern vollstrecken würde, sofern das mittlerweile möglich ist. Da das Procedere aber wirklich Zeit hat und mein Anwalt erst einmal in den Urlaub fahren wollte, mein Hinweis aber noch vor seinem Urlaub bei ihm einging, schrieb ich, dass er sich nach seinem Urlaub gern einmal in dieser Sache bei mir melden kann, das Vorhaben aber nicht eilt. Damit meinte ich, dass er sich nicht direkt an seinem ersten Arbeitstag nach der Rückkehr aus seinem wohlverdienten Jahresurlaub bei mir melden muss, was er aber dennoch getan hat. Hätte er sich wochenlang nicht bei mir gemeldet, weil er meinen Ausspruch anders verstanden oder eingeordnet hätte, so hätte ich mich irgendwann mal bei ihm gemeldet, aber ich hätte auch kein wirkliches Problem damit gehabt, dass ich nun doch auf einer Erfüllung bestehen muss, zumal die Aussage, dass es nicht eile, eben doch einfach viel zu vage ist, um daraus irgendwelche konkreten Ansprüche abzuleiten, finde ich.

Nicht in Ordnung finde ich in Deiner Geschichte, dass die betreffende Person Dein Notebook einfach nicht mehr heraus gibt und auch nach Deiner Bitte um Informationen über den Sachstand irgendwie keine Notwendigkeit zu sehen scheint, sich mal ein bisschen zu bemühen oder wenigstens eine genauere Absprache über den zeitlichen Rahmen mit Dir zu treffen. Wenigstens das sollte der Anstand doch gebieten, wenn mir jemand sagte, dass es mit einer von mir zu erfüllenden Aufgabe nicht eile, ich dann aber merke, dass diese Person wohl doch irgendeinen zeitlichen Rahmen vorsieht. Dann würde ich doch spätestens mal nachfragen, wie sich diese andere Person den Ablauf genau vorstellt und ob in diesem Fall Du Dein Notebook gern zurück haben würdest. Alles andere empfinde ich als schlichtweg unhöflich und ich denke, ich würde mich von solchen Personen auch in Zukunft eher fernhalten. Ein nettes Angebot zu machen, ist ja in Ordnung und vielleicht sogar gut gemeint. Aber wenn man sich dann nicht darauf besinnen kann, dass man hier mit fremdem Eigentum agiert und das auch gewisse Pflichten mit sich bringt, dann sollte man so etwas vielleicht doch lieber lassen und seine Hilfe nicht mehr anbieten oder eine entsprechende Anfrage ablehnen, so viel sollte Dein Bekannter schon mitbekommen haben.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der Spruch "es eilt nicht" ist tatsächlich sehr dehnbar und man kann diesen nicht genau definieren. Es kommt vielmehr darauf an, worum es sich nun genau handelt. Wenn ich zum Beispiel etwas verleihe und mir die Person dann sagt, dass sie versucht, es mir in zwei Tagen zurückzugeben und ich die Sache aber selbst nicht gerade brauche, dann sage ich schon mal "es eilt nicht" und meine damit einen Zeitraum mehreren Tagen bis zu ein paar Wochen. Dennoch sollte es selbstverständlich sein, dass man geliehene Sachen in absehbarer Zukunft wiederbekommt. Wenn ich es bis zu einem bestimmten Tag wieder brauche, dann sage ich das auch, also zum Beispiel: "Das eilt nicht, du kannst dir ruhig ein paar Tage Zeit lassen, ich brauche das nur bis zum (Zeitpunkt) wieder, weil..." In dem von dir genannten Beispiel wäre das dann zum Beispiel der Beginn der Sommerferien gewesen.

Wenn mein Chef mich jedoch um etwas bittet und sagt: "Mach langsam, das eilt nicht", dann heißt das für mich, dass ich nicht sofort aufspringen muss, sondern noch meinen Kaffee zu Ende trinken darf, aber es im Laufe des Tages bzw. im Laufe der nächsten zwei Tage zu erledigen habe. Meistens wird doch aber auch ein genauer Zeitpunkt dann genannt.

Der Begriff ist zwar tatsächlich sehr dehnbar, aber wirklich Probleme habe ich deshalb noch nie gehabt. Manchmal muss man vielleicht jemanden noch mal an etwas erinnern, aber dann sollte es auch gut sein.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Für mich bedeutet die Aussage "Es eilt nicht" lediglich, dass eine Aufgabe nicht sofort erledigt werden muss, sondern in der Priorität eher unten angesiedelt ist. Da damit aber keine eindeutige Priorität und auch kein fester Termin angegeben wird, habe ich es mir angewöhnt, dass ich nachfrage, wann die Aufgabe denn spätestens erledigt sein muss, dann kann ich sie besser für mich einordnen.

Wenn ich selbst Aufgaben delegiere, dann habe ich mir diesen Spruch abgewöhnt und erkläre dem Beauftragten lediglich, dass es nicht sehr dringend ist, ich die Erledigung aber bis zu einem bestimmten Termin erwarte. Damit sind alle Beteiligten wieder auf der sicheren Seite und es braucht sich keiner auf den Schlips getreten zu fühlen, wenn ich nachfrage.

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, dann wäre es doch jetzt an der Zeit einen Termin zu setzen, bis zu dem das Laptop wieder funktionstüchtig sein sollte. Außerdem wäre es sinnvoll, dass man sich angewöhnt präziser zu sein - wie man an dem Beispiel sieht, erspart das einiges an Ärger.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich verleihe auch nicht so gerne Sachen. Wenn ich mal etwas verleihe, was wirklich nur selten vorkommt, hoffe ich allerdings auch, dass die Sachen nicht zu lange behalten werden. Ich sage allerdings auch nicht, dass es nicht eilt oder dass der andere die Sachen behalten kann, solange er möchte. Ein konkretes Zeitlimit gebe ich zwar auch nicht vor, falls der andere allerdings danach fragt, schaue ich schon, dass ich ihm sage, dass er sich zwar Zeit lassen kann, dass ich die Sachen aber demnächst dann auch wieder habe möchte. Leider musste ich diesbezüglich auch schon schlechte Erfahrungen machen, die auch zu einem Teil dafür verantwortlich sind, dass ich nur noch selten und auch nur an wenige Leute überhaupt etwas verleihe.

In deinem Fall handelt es sich ja nun nicht um einen verliehenen Gegenstand, sondern um einen Gefallen, den ein anderer dir tun wollte und dem du daraufhin deinen Computer und Zubehörteile gegeben hast. Unabhängig von der weiteren Entwicklung dieser Geschichte würde ich persönlich dem anderen schon etwas mehr Zeit einräumen als wenn er sich etwas von mir ausgeliehen hätte. Du bist derjenige, der hier etwas möchte. Falls der andere sich etwas von dir geliehen hätte, hätte er etwas von dir gewollt und damit wäre es für mich auch eher in Ordnung, darauf hinzuweisen, dass der andere den Gegenstand schon so lange hat und diesen zeitnah zurückgeben sollte. Natürlich hat der andere diese Aufgabe angenommen, womit er sich selbst in die Position bringt, auch innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens eine Leistung zu erbringen. Dennoch würde ich persönlich dem anderen in einer solchen Situation nicht schon nach ein oder zwei Wochen auf die Füße treten, weil ich wohl grundsätzlich dankbar dafür wäre, dass der andere sich überhaupt angeboten hat, mir zu helfen. Zwei Monate wären für meinen Geschmack allerdings dennoch sehr viel.

Was mich an dem Verhalten des Schulkameraden sehr stören würde, wäre die Tatsache, dass er sich offensichtlich nicht einmal bei dir meldet und dir auf Mails auch nicht antwortet. So etwas kann natürlich mal vorkommen, allerdings würde ich schon erwarten, dass der andere, falls denn überhaupt mal eine Nachfrage kommt, dann wenigstens schreiben würde, dass er noch nicht dazu gekommen ist. Das ist ja in Ordnung, aber ich würde mir in diesem Fall schon wünschen, dass überhaupt ein Feedback erfolgt. An seiner Stelle würde ich so eine Aufgabe auch nur dann übernehmen, wenn ich wirklich Zeit und Lust dazu hätte. Falls ich dann nach einer Weile dennoch nicht dazu gekommen wäre, würde ich dem Besitzer der Sachen auch sagen, dass ich es noch nicht geschafft habe. Das wäre wohl das Mindeste. Ja, ich erwarte schon in gewisser Weise so etwas wie eine Selbstkontrolle, weil ich selbst diesen Anspruch auch an mich habe.

Zwei Punkte würde ich nun nicht teilen. Zum einen ist es natürlich Unsinn, dieses Verhalten mit kulturellen Unterschieden zwischen Deutschen und Amerikanern zu erklären. In jedem Land gibt es mehr oder weniger zuverlässige Leute, das hat also nichts damit zu tun, dass es sich (vermutlich) um einen Deutschen handelte. Die Sache mit dem Wertverlust würde ich bei ein paar Wochen auch nicht so überdramatisieren. Ich gehe mal davon aus, dass es sich ohnehin um einen älteren Computer handelt, der auch keine Garantie mehr hat - sonst hättest du ihn sicher zum Hersteller eingeschickt, oder? Um diese Sache würde ich mir also keine wirklichen Sorgen machen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke auch, dass die Aussage "Es eilt nicht" ein sehr dehnbarer Begriff ist, bei dem es immer darauf ankommt, worum es geht und zu wem man es sagt. In deinem Fall würde ich eigentlich trotz dieser Aussage davon ausgehen, dass man sich beeilen sollte, weil ein Notebook ja auch wichtig ist und die Reparatur oder erst mal das Nachschauen dann auch Priorität haben sollte, wenn es schon versprochen wurde. Wenn jemand zu mir sagt, dass es nicht eilt, schaue ich auch, worum es geht. Trotzdem erledige ich Sache für andere eigentlich so schnell wie möglich. Es ist doch besser, sie freuen sich, dass es schon fertig ist, als wenn sie fragen müssen, wann ich endlich fertig bin.

Wenn es aber z.B. um ein Buch geht, was ich verleihe, dann meine ich die Aussage auch genau so, wie ich es sage. Wenn ich das Buch bereits gelesen habe, ist es mir wirklich im Prinzip egal, wann ich es zurück bekomme, Hauptsache, es passiert überhaupt. Wenn meine Chefin bei der Arbeit zu mir sagt, dass es nicht eilt, kann es auch unterschiedlich aufgefasst werden. Deswegen würde ich einfach noch mal genau nachfragen, wenn ich mir unsicher wäre, bis wann die Sache denn auf jeden Fall erledigt sein muss. Nur so kann man Streit vermeiden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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