EURO-Krise - Söder fordert Ausschluss Griechenlands

vom 05.08.2012, 16:39 Uhr

Griechischer Austritt aus der EURO-Zone?

Ja!
4
80%
Nein!
1
20%
 
Abstimmungen insgesamt : 5

Der bayerische Finanzminister Söder fordert offen den Rückzug Griechenlands aus der europäischen Gemeinschaftswährung Euro. Griechenland solle bis zum Jahresende aus der Euro-Zone ausscheiden. Jede neue Hilfsmaßnahme sei der falsche Weg. Söder will an Griechenland ein Exempel statuieren.

Wie steht ihr zu diesen Äußerungen? Ist Griechenland tatsächlich ein "Fass ohne Boden"? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende? Oder sollte nicht gerade jetzt die Europäische Union versuchen, Griechenland Halt zu geben und vor allem zur Seite zu stehen?

Meines Erachtens nach ist die Europäische Union mittlerweile darauf vorbereitet, dass Griechenland kurz- bis mittelfristig den Euro abgeben wird. Natürlich wurde bislang viel Geld investiert, um Griechenland zu stabilisieren, aber das Land schafft es nicht in der Kürze der Zeit den Staatapparat zu reformieren. Nichtsdestotrotz sei die Frage erlaubt, wie schafft Griechenland den Neustart? Selbst bei einem Ausstieg Griechenlands aus dem Euro braucht das Land finanzielle Mittel, um vor allem wirtschaftlich auf die Beine zu kommen. Das Land steckt in einer tiefen Rezession und benötigt dringend wirtschaftliche Impulse, um nicht in die Depression zu verfallen. Es kann nicht Sinn sein, das Land verarmen zu lassen und dabei zu zusehen. Also was tun nach dem Austritt Griechenlands? Was kann die EU tun? Solidarität sieht sicher anders aus, werden böse Zungen behaupten....

» Highliger » Beiträge: 96 » Talkpoints: 49,11 »



Naja zur Stabilisierung Griechenlands wurde noch gar nichts getan. 75% der Gelder, die als „Hilfe“ von anderen Ländern und besonders Deutschland kommen, werde gleich an die Banken weitergeleitet, bei denen Griechenland die meisten Schulden hat.

Ein geordneter Staatsbankrott wäre für Griechenland das Beste. Der Punkt wird auch bald kommen, soll aber so lange wie möglich hinausgezögert werden. Banken würden Geld verlieren, aber auch viele Teile der Industrie, bei denen Griechenland schulden hat. Ich glaube aber nicht, dass es so dramatisch kommen wird, wie behauptet.

Man will Griechenland noch nicht rauslassen aus dem Euro, weil sich Griechenland sehr schnell erholen würde. Zur Zeit ist es ziemlich teuer Urlaub in Griechenland zu machen. Das würde sich sofort ändern, wenn die Griechen den Euro nicht mehr haben. Vom Tourismus haben die Griechen vorher auch sehr gut gelebt. Andere Länder, würde sehen, wie gut es Griechenland geht ohne den Euro und würde mit Griechenland gleichziehen und aus dem Euro ausstiegen, das ist die große Angst der Politik.

Wenn die kleinen Länder alle nach und nach aus dem Euro gehen, würde Europa nicht mehr so stark nach außen aussehen. Deswegen wird zur zeit versucht Griechenland so gut es geht zu zerstören, damit sie nach dem Austritt nicht so schnell wieder auf die Beine kommen. Beispiel: sehr viele Staatliche Institutionen werden für wenig Geld privatisiert. Das hat besondere Auswirkungen, z.B. bei Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Müllentsorgung etc., weil dort die neuen Privateigentümer Monopolstellungen haben und die Preise machen können, wie sie wollen.

Ein anderes Beispiel ist das gewaltige Gasvorkommen vor der griechischen Küste im wert von 200 Milliarden, das vor ca. einen Jahr entdeckt wurde. Griechenland hatte zu wenig Geld um damit was zu machen. Deswegen haben sie die rechte an USA und Israel verkauft. Würde man Griechenland auch nur ein wenig partizipieren, würde es denen sehr schnell wieder gut gehen, aber genau das Gegenteil wird getan.

» LennyK » Beiträge: 11 » Talkpoints: 6,95 »


Die ganze Diskussion ist inzwischen ohnehin fast obsolet geworden. Die ganze Eurozone hat in meinen Augen so gut wie keine Überlebenschance mehr. Der Kern des Problems in Europa sind die immer weiter auseinander laufenden Wettbewerbsfähigkeiten der Länder. Das haben die Deutschen bis heute nicht erkannt, sie haben nie begriffen, was eine Währungsunion ist und bedeutet und all die "Rettungsmaßnahmen", die bisher alles nur verschlimmern und all die "Sparprogramme", die bisher nur zu mehr Schulden geführt haben, sind offensichtlich die falschen Instrumente und erreichen genau das Gegenteil von dem, was sie sollen. Und das nicht nur in Griechenland. Und es ist nicht so, als hätte man davor nicht gewarnt. Aber auf dem Ohr ist Deutschland mit seiner schwäbischen Hausfrau und späten "Rache aus dem Osten", besonders taub. Das wird übrigens im Ausland ganz anders und viel ernsthafter diskutiert auch, auf politischer Ebene, etwa bei den G20. Auch schon in den Jahren vor der Krise. In Deutschland weist man auf politischer Ebene solche Diskussionen, die Deutschland "anklagen", weil es auf Kosten der anderen und seiner Bürger seine Wettbewerbsfähgikeit ausgebaut habe, brüsk zurück. Deutschland als Teil des Problems und Teil der Lösung, darüber redet man hier doch gar nicht, lieber sucht man sich Schlachtopfer wie die Griechen.

Dazu kommt nun noch eine politische Dimension, indem solche chauvinistischen Dumpfbacken wie Herr Söder ihre Hetze und Häme gegen andere EU-Mitglieder starten und er ist ja wahrlich nicht der erste. Dieses Theater haben wir ja seit ca. 3 Jahren. Und das passiert ja inzwischen nicht mehr nur in der BILD, sondern zieht sich quer durch die Medienlandschaft, auch z. B. in den tagesthemen oder im heute-Journal. Und das geht gegen das friedliche Zusammenleben in Europa und das geht gegen auch direkt gegen die Demokratie.

Auf der einen Seite also die falsche Krisenbekämpfung, die alles verschlimmert, auf der anderen Seite Bestrebungen die Union auch politisch auseinander zu treiben und das mit Deutschland vorne weg. Das kann nicht funktionieren. Inzwischen muss man Ländern wie Italien Spanien und Frankreich raten, sich mindestens ganz schwer Gedanken darüber zu machen, zusammen mit den anderen Südländern aus der Nummer auszusteigen, denn diese Länder droht es in der Folge auch innerlich zu zerreißen. Deutschland tut nichts weiter, als die Lage zu verschlimmern und weder wirtschaftlich, noch politisch ist da ein Einigungswille zu erkennen. Sogar innerhalb einiger Länder hat ja inzwischen eine Diskussion begonnen, die im Grunde einen Akt hin zu einer erstarkenden Nationalisierung bedeutet, also dem Gegenteil von dem, was die Union eigentlich bezweckt. In Deutschland schießen die Bayern in Sachen Lastenausgleich gegen die anderen Länder, in Spanien sind es die Katalanen und in Italien der reiche Norden. Ich erinnere nur daran, was im ehemaligen Jugoslawien passiert ist, auch da gab es erst eine über Jahre andauernde Wirtschaftskrise, in der Provinzen sich bekämpft haben und dann kam der Krieg. Und gerade Spanien mit seinen Basken kann hier ganz schnell wieder in ähnliche Probleme geraten.

Söder ist Anhänger eine christlich-humanistischen Partei. Wie sich das mit dem sozialdarwinistischen, chauvinistischen Schwachsinn verträgt, den er von sich gibt, das weiß wohl nur er selber. Für diese Leute ist das Leben ein Kampf alle gegen alle und Solidarität ist gefährlicher Unsinn, der die natürliche Auslese nur behindert, denn jeder sei ja seines Glückes Schmied. Das erinnert mich fatal an Mr. Romney und die Weltansicht seines VP Mr. Paul Ryan. Söder macht gerne Krawall. Was hat er nicht schon alles von sich gegeben? Kruzifixe statt Kopftücher, das Burka-Verbot, er wollte eine harte Bestrafung bei Gotteslästerung. Schwarzfahrer wollte er ins Internet stellen, gegen Hartz-IV Empfänger hat er gehetzt, die bayerische Hymne wollte er neben der deutschen Hymne in bayerischen Schulen singen lassen. Der Mann ist einfach unglaublich. Noch unglaublicher ist, dass er damit an den deutschen Stammtischen gut ankommt. Hetze gegen andere Völker ist inzwischen wieder normal geworden und wenn das so weiter geht, dann wird sich hier in Deutschland bald eine erzkonservative Partei bilden, die diese Stimmung aufgreifen wird. Es stehen genügend Leute bereit.

Ich sehe inzwischen immer negativer für Deutschland und Europa. Das Zerbrechen der Union halte ich kaum noch für aufhaltbar, wenn Deutschland sich nicht radikal verändert und danach sieht es nun überhaupt nicht aus. Griechenland ist hier nur sozusagen das Bauernopfer. Erschlagen auf der europäischen Schlachtbank und dann am langen Arm verhungern lassen. Aber vorher noch bei lebendigem Leib das Fell abziehen. Wie kann man schon nur auf die abstruse Idee kommen, dass ein winziges Land wie Griechenland die Ursache der Probleme in Europa wäre und das die Probleme gelöst wären, wenn Griechenland aus dem Euro austräte? Sieht man Deutschland nicht als Teil des Problems, dann hat jede "Rettungstat" und jedes "Sparprogramm" keinen Sinn und erreicht ironischerweise nur das Gegenteil.

Was deine Umfrage angeht, nehme ich nicht teil. Du kannst nicht auf der einen Seite vom Rauswurf schreiben und dann eine auch noch unverständliche Frage stellen, die vom Austritt spricht. Das ist logisch alles nicht in Ordnung.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich vertrete die Meinung, dass Hellas aus dem Europäischen Währungsverbund austreten sollte. Welche Chancen haben denn noch die Griechen mit dem Euro? Eine Währung funktionierte bisher nur dann, wenn das Gebiet, für das sie konstruiert wurde, einigermaßen harmonisch gestaltet war. Dass diese Bedingung bereits zu Beginn der europäischen Einheitswährung nicht gegeben war, konnte an den Umtauschkursen schon erkannt werden: Nicht ohne Grund wurde für die Bundesrepublik der Kurs (circa) 2:1 festgesetzt, während in Italien für einen Euro fast 2 000 Lire auf den Tisch gelegt werden mussten. In Griechenland galt übrigens: 1€ = 340 Drachme.

Die Zahlen schreien den Leser praktisch an, heißen sie doch nichts anderes, als dass die "neue" Währung für die jetzigen Euro-Sorgenkinder bereits im Jahr 2002 viel zu stark war. Auch im weiteren Verlauf wuchs ja die Eurozone nicht gerade zusammen, was an den hohen Target-II-Salden im Jahresbericht der Bundesbank erkennbar sein dürfte, die unter anderem durch deren ehemaligen Präsidenten Schlesinger öffentlich angesprochen wurden.

Mein Fazit: Entweder Griechenland verlässt den Euro oder aber das Land implodiert nach außen, weil die sozialen Gegensätze durch - zum Teil notwendige - Sparmaßnahmen im Inneren explodieren. Dass die Probleme der Euro-Zone mit einem "Grexit" gelöst wären, glaube ich nicht. Vielmehr kann Hellas dadurch aber die Luft zum Atmen bekommen, die der griechische Ministerpräsident vor wenigen Tagen bei Angela Merkel und Francois Hollande erbeten hatte.

» FG92 » Beiträge: 7 » Talkpoints: 2,67 »



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