Nach welchen Kriterien würdet ihr Leute einstellen?
Im Forum wird ja häufig diskutiert, wie Vorstellungsgespräche laufen, wie die Bewerbungsunterlagen aussehen sollen und worauf man sonst noch als Arbeitnehmer achten solle.
Wie wäre es denn, wenn die Situation umgekehrt wäre? Ihr seid der Chef und sollt Leute einstellen. Bei meinem Sohn ist es nämlich im Moment der Fall. Er hat vor noch nicht langer Zeit eine Firma gegründet, die sehr viele Aufträge hat. Er und sein Geschäftspartner wollen nun Leute einstellen. Bei Tisch haben wir kürzlich darüber diskutiert, ob Schulnoten aussagekräftig seien, ob die Abschlussnoten von der Uni nicht wichtiger seien, welche menschlichen Eigenschaften zählen.
Mein Sohn ist der Meinung, dass die menschlicher Eigenschaften bei seiner Firma unwichtig seien, die Leute sollen programmieren und vernünftige Arbeit abliefern, er würde auch A....löcher einstellen, wenn sie gut seien. Ich würde das als Vorgesetzter anders sehen.
Wenn ihr Chef wärt und Leute einstellen sollten, welche Kriterien wären für euch wichtig? Sind Schulnoten wichtiger als Arbeitszeugnisse oder umgekehrt? Sind charakterliche Eigenschaften wie hohe Motivation wichtiger als Schulnoten? Ist gepflegtes Äußeres auch bei Jobs ohne Kundenkontakt wichtig für euch als Chef?
Also was zunächst die Noten angeht, so würde ich sagen, dass die Noten von der Universität und auch das Ergebnis des Arbeitszeugnisses auf jeden Fall gehaltvoller ist, als das, was im Abiturzeugnis steht. Ich meine, wen interessiert es schon, dass jemand in Deutsch und Sport eine fünf hatte, wenn er Mathematik studiert? Mir wäre das ehrlich gesagt absolut egal, nur die Fehlstunden würden mich interessieren, wobei diese ja meistens in den Zeugnissen vor dem Abiturzeugnis vermerkt sind und da würde ich vielleicht schon mal schauen wollen, ob es sich um eine Person handelt, die vielleicht gerne mal wegen dem einen oder anderen Wehwechen sofort zu Hause bleiben möchte oder auch Durchhaltevermögen hat.
Ansonsten würde ich auf jeden Fall schauen, welchen Abschluss die Person an der Universität hat und eventuell eben vorhandene Arbeitszeugnisse durchschauen. Bei der Universität wäre mir eventuell auch wichtig, welche es ist, denn ich weiß durch eigene Erfahrungen auch, dass einige Universitäten einfach ein bisschen besser sind, als andere und in einem solchen Fall dann, würde ich vielleicht schon jemanden von einer Eliteuniversität haben wollen. Das ist vielleicht egoistisch, aber mitunter kann man von solchen Menschen sicherlich ein größeres Durchhaltevermögen erwarten und mitunter auch mehr Ehrgeiz.
Du selbst sagst, dass dir auch die Sympathie wichtig ist, wohingegen dein Sohn auch jemanden anstellen würde, der nicht so freundlich ist, dafür aber eben ein sehr gutes Können aufweisen kann. Ich muss mich beidem anschließen und würde letztendlich einen guten Mittelweg wählen. Auf der einen Seite ist es schlecht, nur nach der Sympathie zu gehen, denn man sucht hier keine Freunde, sondern effektive Mitarbeiter. Der Betrieb ist auf einen guten Umsatz aus und wenn man jemanden hat, der viel kann, nützt einem das einfach mehr, als wenn man dann da einen freundlichen ''Nichtskönner'' sitzen hat. Eine freundliche und zuvorkommende Persönlichkeit ist zwar etwas schönes, kann aber bei mangelndem Können nicht viel für den Betrieb beisteuern.
Auch in Sachen Motivation würde ich keine Pluspunkte geben, denn Motivation lässt sich leicht vorspielen und an sich kann auch mit Motivation das Scheitern sicher sein. Egal wie motiviert sich jemand gibt, wenn die weiteren Voraussetzungen nicht stimmen und der Abschluss etwa minderwertig ist, dann hilft auch die Motivation nicht, denn sie zeugt nicht von Können. Und was das gepflegte Äußere angeht, so finde ich das extrem wichtig, dabei ist es mir egal, ob die Person nun Kundenkontakt hat oder eben nicht. Wenn sie keinen Kundenkontakt hat, so hat sie doch immerhin Kontakt zu anderen Mitarbeitern und diesen möchte ich jetzt auch nicht zwingend jemanden zumuten, der in seinem Leben noch keinen Kamm gesehen hat.
Würde ich also erstmal die Bewerbungsschreiben vor mir haben (heute oftmals ja auch schon ohne Foto), dann würde ich in erster Linie darauf achten, dass der Abschluss und die Bildung stimmen und die entsprechenden Kandidaten dann einladen. Hier würde ich dann auf den Auftritt achten, ob die Person Selbstbewusst ist und auch darauf, ob sie mir eben sympathisch ist oder nicht. Ein gepflegtes Äußeres ist eine Selbstverständlichkeit und natürlich möchte ich keinen Streithahn einstellen, der sich mit den anderen Mitarbeitern in die Wolle bekommt und so das Arbeitsklima stört. Am Wichtigsten ist mir aber eben, die Bildung und das Können.
Erst einmal wäre es mir schon wichtig, zu wissen, um welche Branche es ginge beziehungsweise wie viel Teamarbeit oder auch generell Kontakt zu anderen Menschen vorhanden ist. Aber ich muss sagen, mir wäre als Chef die Nase durchaus wichtig, auch, dass man gewisse Umgangsformen hat, höflich ist und sich zu benehmen weiß. Dabei ist es egal, ob man nun mit dem Chef, dem Kollegen, einem Auszubildenden, einen Praktikanten, der Putzkraft, dem Kunden und so weiter zu tun hat. Ein gewisses Maß an höflichem Auftreten sollte also definitiv vorhanden sein und da spielt auch die Sympathie durchaus eine sehr wichtige Rolle.
Da ich selbst weiß, wie schwer es gerade als Neuling ist, irgendwo Fuß zu fassen, würde ich einem Neuling auch die Möglichkeit geben, sich zu bewähren und sich einzuarbeiten. Da der Neuling nun vermutlich nicht mit Arbeitszeugnissen aufwarten kann, bleibt mir nichts anderes übrig, das Risiko auch einzugehen und ihn zumindest befristet mit der Aussicht auf Verlängerung einzustellen. Während der Befristung ist mir auch die Kommunikation wichtig, ob der Mitarbeiter sich selbst reflektieren kann, Fehler eingestehen kann, bei Problemen nicht nur eigenständig nach Lösungen sucht, sondern auch das Gespräch sucht.
Können kann man sich aneignen, wenn man eine gewisse Anleitung zur Verfügung hat und daher muss auch die Motivation und das Engagement dazu gegeben sein. So etwas lässt sich auch eher nur während einer Arbeitsstelle herausfinden, da man im Vorstellungsgespräch und auch im Bewerbungsschreiben sehr viel sagen und schreiben kann, was nicht unbedingt zutrifft.
Die reinen Schulnoten sind mir nicht so wichtig, da ich weiß, es gibt Personen, die praktischer einfach besser arbeiten können und es mit der Theorie nicht so haben. Ein vernünftiges Allgemeinwissen sollte aber vorhanden sein, und ich muss ehrlich sagen, dass ich durchaus auch auf Dinge wie Sprache, Sprachgewandtheit und Rhetorik, auf Rechtschreibung und so weiter sehr viel Wert lege und es auch von meinen Mitarbeitern erwarte. Jemand, der beispielsweise in Deutsch eine Vier oder sogar eine Fünf hatte, schließe ich nicht gleich aus, aber ich würde gern wissen, was genau dahinter gesteckt hat und woran es lag, was dann auch wiederum ein gewisses Vertrauen, und eine gewisse Ehrlichkeit und auch Offenheit voraussetzt.
Liegt die Schulzeit und die Ausbildung schon länger zurück, würde ich mich selbst erneut davon überzeugen wollen, was sich getan hat. Menschen können sich ändern, sich weiter entwickeln und anders werden, so wäre zum Beispiel auch eine lange Arbeitslosigkeit eben auch aufgrund eigener Erfahrungen nicht wirklich etwas abschreckendes, sofern sich der Bewerber immer wieder bemüht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir so jemanden manchmal eher in meinem Betrieb vorstellen kann, auch, wenn die Berufserfahrung fehlt. Aber wie soll die denn gesammelt werden, wenn man ihm nicht die Möglichkeit gibt, sich zu bewähren? Ich würde aber auch erwarten, dass man beispielsweise Aufbauseminare besucht, sich den neuesten Wissensstand aneignet und so etwas und wenn man das nicht möchte, gut, dann hat derjenige seine Chance verspielt.
Wie man sehen kann, sind mir Noten nicht so wirklich wichtig, die Chemie muss stimmen, die Mindestqualifikation vorhanden sein, eine Bereitschaft, sich zu engagieren und eine Motivation muss genauso spürbar sein, wie eben die Möglichkeit, sich weiterzubilden und sich fortzubilden, wobei man dann über die Finanzierung reden müsste. Da ich aber auch ein Interesse daran hätte, würde der Arbeitnehmer jedenfalls nicht alle Kosten allein tragen müssen.
In erster Linie würde ich auf das Arbeitszeugnis und die Noten sehen, wenn ich eine Bewerbungsmappe vor mir habe. Es muss einfach stimmen, dass der Bewerber gute Noten hat, und auch eine gute Einschätzung des ehemaligen Arbeitgebers. Jedoch würde ich auch keine Bewerber vorziehen, die nur die besten Noten vorweisen können. Es heißt ja nicht gleich, dass Einserschüler, auch gleich super arbeiten können. Da würde ich schon beides ins Auge fassen.
Danach würde ich mir auch gerne das Bewerberfoto anschauen. Die Person muss einfach ins die Firma und ins Team passen. Da würde mich das Alter und das Erscheinungsbild wichtig sein. Der Bewerber muss natürlich auch kein Model sein, was ich dann auch gar nicht anderen Bewerbern vorziehen würde, aber gepflegt muss er oder sie sein.
Von der Art und Weise, wie die Bewerber ihr Bewerbungsschreiben formulieren, kann man sicherlich auch schon auf einiges schließen. Nur der richtige Eindruck entsteht einfach in einem persönlichen Gespräch, was ich dann mit meine Favoriten halten würde. Da würde es mir darauf ankommen, dass der Bewerber offen und kontaktfreudig ist. Von allen Kriterien, sollte er einfach ein gutes Mittelmaß haben.
Kommt auf den Beruf an. Wenn dein Sohn in der IT- Branche tätig ist, und gute Programmierer haben will, würde ich vor den Noten auf Programmierkenntnisse und Projekte schauen. Man kann im Informatik-Studium (sehr) gute Noten bekommen, ohne großartig programmieren zu können. Sollten trotz mangelnder Erfahrung (z.B. bei einem Berufseinsteiger) die Noten stimmen, würde ich eine Art Einstellungstest machen, und ihn auf logisches Denken usw. prüfen. Denn alles können kann man nicht, es kommt sehr viel auf die Auffassungsgabe und Motivation an. So oder so muss der Bewerber ins Team passen. Ich glaube, man bekommt auf kurz oder lang nur Probleme, wenn man denkt, dass der Charakter keine Rolle spielt. Ich denke, IT hat immer noch viel mit Teamwork zu tun.
Die Frage ist sehr interessant, weil ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht habe. Ich würde bei dem Vorstellungsgespräch erst mal nach dem persönlichen Gefühl gehen, also einfach im Gespräch feststellen, ob der Bewerber mir sympathisch ist. Das äußere Erscheinungsbild wäre mir auch bei einem Job ohne Kundenkontakt wichtig. Wenn jemand ordentlich gepflegt und gekleidet bei einem Vorstellungsgespräch erscheint, heißt das für mich, dass er sich darauf vorbereitet hat und ihm der Job wichtig ist. Das würde ich bei einem ungepflegten Erscheinungsbild erst mal nicht vermuten.
Außerdem denke ich, dass ich mehr Wert auf die Abschlussnoten oder irgendwelche Arbeitszeugnisse legen würde, als auf die Zensuren in der Schule. Mir wäre auch die Motivation des Bewerbers wichtiger, als die Zeugnisse. Nur weil jemand gute Zeugnisse hat, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass er sich im Job auch anstrengt und Mühe gibt. Mir wäre auf jeden Fall wichtig, dass ich mit dem Angestellten gut zurechtkomme. Ich würde also auf keinen Fall eine unsympathische Person einstellen, nur weil sie gute Zeugnisse hat. Das würde bei mir sicher später irgendwann zu Problemen führen.
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