Ab wann und wie neuen Partner über Krankheiten informieren?

vom 19.08.2012, 09:32 Uhr

Chronische Krankheiten können immer wieder belastend sein oder werden, wie man ja Krankheit und Beziehung, kann das gut gehen? hier gut nachlesen kann. Dennoch hat auch ein Mensch mit einer chronischen und/ oder schweren Erkrankung durchaus die Möglichkeit, einen Partner zu finden. Da man solche Dinge nicht direkt anspricht, wenn man sich kennenlernt oder wenn man zueinander findet, um den anderen nicht zu vergraulen, würde ich gern wissen, ab wann der Zeitpunkt wirklich optimal ist.

Ich denke, es wird keinen richtigen Zeitpunkt geben können, manche gehen lockerer mit ihrer Krankheit um als andere und somit ist auch die eigene, persönliche Einstellung dazu ausschlaggebend. Jemand, der recht offen damit umgeht, selbstbewusst ist, wird es wohl eher sagen, als jemand, dem es unangenehm und vielleicht sogar beschämend ist. Im Übrigen sind durchaus auch psychische und nicht nur physische Erkrankungen gemeint.

Auch das wie ist so eine Sache und ich habe mir da auch schon Gedanken darüber gemacht, wie ich es meinem Partner gesagt hätte, hätte ich erst die Diagnose und dann den Partner gefunden. Bei mir war es aber anders herum gewesen, im Grunde kann man hier sogar sagen, hätte ich meinen Partner nicht gefunden, wäre man vermutlich nicht so "schnell" auf meine Krankheit gekommen, da mit dem Umzug auch ein Arztwechsel und somit eine Komplettuntersuchung verbunden war.

Gibt es einige Möglichkeiten, wann und wie man einen neuen Partner über seine Krankheiten informiert oder wann und wie habt Ihr es getan? Wie wurde damit umgegangen? Welche Erfahrungen sind Euch in Erinnerung geblieben?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Man sollte seinen Partner möglichst schnell von seiner Krankheit berichten. Dies muss aber nicht unbedingt am Anfang der Beziehung tun, sondern kann auch erst nach ein paar Wochen erfolgen. Wenn man sich wirklich in der Beziehung liebt, dann sollte auch ein Beziehung mit einer vorhanden Krankheit einer Person halten. Die Wahrheit sollte man allerdings auf jeden Fall sagen, egal wie schlimm die Krankheit auch sein mag. Außerdem ist dies auch sehr gut, wenn man seinen Partner schnell über solche Sachen informiert, da dieser einem Unterstützung geben kann. Dies kann sich auch positiv auf die Krankheit auswirken, da beispielsweise neuer Mut durch die Unterstützung des Partners vorhanden ist.

» Stefan569 » Beiträge: 558 » Talkpoints: 1,86 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Mein Freund hat ja schon seit er Mitte 20 ist seinen Rücken kaputt. Das habe ich auch sehr schnell gesagt bekommen. Im Gegenzug kennt er auch meine zwei Problemzonen, welche mir immer mal wieder zu schaffen machen. Über diese Dinge haben aber nicht grundlos recht früh gesprochen. Es ist einfach aufgefallen, dass da gesundheitliche Probleme vorliegen.

Ansonsten finde ich es schon wichtig, dass Krankheiten, welche das tägliche Leben beeinflussen, frühzeitig angesprochen werden. Denn unter Umständen kann das ja recht schnell zu größeren Problemen führen und diesen sollte dann die Beziehung gewachsen sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde, dass es auf die Art der Erkrankung ankommt. Die meisten chronischen Krankheiten oder Störungen sind ja nicht wirklich peinlich. Wie viele Leute haben vielleicht ein paar Rückenprobleme, Sodbrennen oder Verdauungsschwierigkeiten, das sind doch mehr oder weniger Volkskrankheiten, die nicht peinlich sind. Auch Allergien und Kreislaufprobleme sind ja meist nicht tragisch.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, dass man es möglichst früh ansprechen sollte. Ich habe meine Krankheit so ziemlich gleich am Anfang erwähnt und dann wurde es thematisiert und er hat seine kleinen Leiden aufgezählt und dann war es auch gut. Natürlich ist es immer schön, so was relativ früh zu sagen, aber wenn man es nicht schafft, ist es meiner Meinung nach auch nicht schlimm. Man hat ja meistens jede Menge Zeit und irgendwann findet sich die Gelegenheit. Meine war gleich am Anfang durch einen Zufall gegeben und ansonsten würde ich eine Woche warten und es dann sagen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meine derzeitige Freundin lernte mich erst richtig kennen, als ich in der Psychiatrie war. Somit wusste sie um meine Diagnosen und Therapien Bescheid. So blieb es auch - uns ist Offenheit wichtig. Nur so hat man wirklich eine Chance mit Krankheiten klarzukommen, wenn man offen über Neuigkeiten, Diagnosen, Behandlungen und Krankheitsverlauf spricht.

Es ist nicht immer leicht für meine Freundin, aber wenn man sich wirklich liebt, dann kommt man auch mit Krankheiten klar. Von daher, ist mein Rat es dem Partner möglichst früh zu sagen, so weiß er/sie worauf man sich einstellt. Es gehört von beiden Seiten wohl auch immer etwas Mut dazu, aber er lohnt sich.

» Caralia » Beiträge: 312 » Talkpoints: 24,68 » Auszeichnung für 100 Beiträge


All meine Partner wussten von meiner Erkrankung schon, bevor sie mich wirklich kennengelernt haben und man sieht mir diese Erkrankung ja nun auch an, also ist es in meinem Fall wohl reichlich naiv, zu glauben, dass ich irgendetwas verheimlichen könnte. Ich sehe insofern aber auch keinen Grund dafür, das Ansprechen meiner Krankheit hinauszuzögern, denn ich wäre darin wohl recht erfolglos. Allerdings habe ich auch noch Erkrankungen, die man nicht sieht, wozu hauptsächlich mein Asthma zählt, aber auch eine Durchblutungsstörung. Diese Probleme kamen erst in den letzten Jahren auf und mein Ex-Partner hat miterlebt, wie beides diagnostiziert wurde. Mein jetziger Partner war so lange mit mir befreundet, dass auch er ganz automatisch im Rahmen dieser Freundschaft davon erfahren hat. Großartig aufklären und einen richtigen Moment suchen musste ich also nicht.

Was meine Erbkrankheit angeht, von der all meine Partner wussten, bevor sie mich wirklich kennengelernt haben, so finde ich es beinahe erstaunlich, dass mein aktueller Partner einiges darüber nicht weiß, aber auch keine Fragen stellt. Ich habe ihn zu meinem letzten Termin in einer Uniklinik mitgenommen, wohin er mich begleiten wollte, denn dort wird gerade eine nächste Operation geplant. Grundlegendes über meine Erkrankung weiß er nun also zwar bereits seit Jahren, aber einige der genauen Gegebenheiten sind ihm offenbar nicht bewusst. Insofern war es für mich wirklich interessant, zu erleben, wie er nach dem Termin in der Uniklinik mit der Thematik umgegangen ist und dass ihm das Ausmaß dieser Erkrankung und ihrer Auswirkung auf mein vor allem bisheriges Leben, aber eben auch auf meine und somit auch ein Stück weit auf seine Zukunft bewusst wurde.

Er hatte dann auch tatsächlich einige Fragen, aber diese waren eher medizinischer Natur und haben sich nicht darauf bezogen, wie für mich eigentlich die Situation aussieht. Die meisten Menschen stellen Fragen zu meiner Krankheit eher im emotionalen Bereich und wollen wissen, wie man sich mit dieser Krankheit fühlt und was man schon alles an niederschmetternden Dingen erlebt hat. Mein jetziger Partner wollte eher die genauen anatomischen Gegebenheiten wissen, was sicherlich aber auch an der Tatsache liegt, dass er seit seiner Kindheit entsprechend engagiert ist und mittlerweile auch ein medizinisch recht umfangreiches Wissen vorweisen kann.

Dass meine Partner bisher allesamt bereits vor dem Kennenlernen von meiner Erkrankung wussten, war mir übrigens deshalb wichtig, weil ich nicht wollte, dass irgendjemand sich um diese Information betrogen fühlt. Zwar ist es als Betroffener nicht immer leicht, Auskunft zu erteilen und immer wieder über etwas zu sprechen, das einen vielleicht wirklich belastet oder lange genug belastet hat, aber dennoch bin ich der Meinung, dass es falsch wäre, Informationen dieser Art zurückzuhalten, die auch das Leben eines anderen Menschen betreffen werden, wenn er sich auf einen einlässt. Damit will ich nicht aussagen, dass Menschen mit Krankheiten Menschen zweiter Klasse sind, sondern nur, dass man sich darüber bewusst werden sollte, dass Krankheiten nicht für jeden Menschen verkraftbar sind und nicht jeder gut damit umgehen kann, wenn der Partner leidet oder in irgendeiner Weise eingeschränkt ist. Ich würde mir zwar sicherlich mehr Akzeptanz wünschen, aber von den Menschen, die mir wirklich wichtig sind, erhalte ich diese auch uneingeschränkt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei einer ansteckenden Krankheit sollte man so früh wie möglich davon erzählen, alles andere wäre verantwortungslos. Man sollte dann auch akzeptieren können, dass der potentielle Partner damit nicht umgehen kann und sich auf keine Beziehung einlassen will.

Bei chronisch psychischen Erkrankungen wie Borderline würde ich mir auch wünschen, dass so schnell wie möglich ein Gespräch geführt wird, wenn es der Betreffende weiß. Ich will nicht der Boxsack sein, der am Ende alles abbekommt und selber darunter leidet und das sollte mein Partner früh genug wissen.

Was andere Erkrankungen angeht, wie Asthma oder Diabetes, ist es mir relativ egal, ob er es mir von sich aus erzählt oder ich es irgendwann merke. Mit solchen Krankheiten kann man gut leben und ich verstehe, dass man nicht am Anfang seine ganze Krankheitsgeschichte preisgeben will. Ich glaube, ich würde damit auch nicht gleich sofort ins Haus fallen.

» Märie » Beiträge: 459 » Talkpoints: 15,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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