Wenig Aufträge im Betrieb - Auf Lohn verzichten?
Wenn ein Betrieb wenig Aufträge hat und es zur Debatte steht, ob der Chef einen kündigen will, würdet ihr dann eventuell auf euren Lohn für eine Zeit verzichten oder auf den Teil des Lohns? Was müsste passieren, damit ihr auf euren Lohn für eine Zeit verzichtet oder damit einverstanden seid, dass der Arbeitgeber euch nur einen Teil des Lohns ausbezahlt.
Hat man bei einer größeren Auftragslage dann wieder den Anspruch auf die Differenz der Monate, wo man weniger bekommen hat? Oder verzichtet man dann voll und ganz? Kann man irgendwoher dann Unterstützung bekommen, wenn man trotz Arbeit auf den Lohn verzichtet oder auf einen Teil des Lohnes?
Nehmen wir mal an, dein Mann wäre der Arbeitnehmer, der bereit ist, auf einen Teil seines Lohnes zu verzichten, weil die Auftragslage sehr schlecht ist. Nun kommt dein Mann nach Hause und sagt dir das. Du hast also, nehmen wir an, 500 Euro weniger für sämtliche Unkosten und zum Leben monatlich verfügbar. Als gute und sparsame Hausfrau schaffst du es vielleicht, damit auszukommen. Aber andere werden es nicht können.
Du glaubst doch nicht wirklich, dass du irgend woher Unterstützung bekommen könntest bzw. dein Mann, oder? Wer bitte oder welche Organisation sollte das bezahlen, wenn jemand freiwillig auf Geld verzichtet? Auch wenn die Auftragslage wieder besser wird, glaube ich kaum, dass dann der Differenzbetrag gezahlt werden kann. Das Geld muss ja auch irgend woher kommen.
Wer verzichtet schon gerne auf den Lohn, der einem zusteht? Sicherlich so gut wie keiner. Ich gehöre dann wohl zu den Leuten, die ihren Lohn auch dann einfordern, wenn die Lage des Betriebes mal nicht so rosig ist. Schließlich muss ich mich auch ernähren und meine Kosten decken. Ich muss den Benzin bezahlen damit ich zur Arbeit komme. Ich würde auch nicht auf einen Teil meines Lohnes verzichten. Wenn man mich nicht bezahlen kann bin ich bei Zeiten weg und suche mir eine andere Firma und gut ist.
Es kommt darauf an, ob das Unternehmen glaubhaft darstellen kann, dass in naher Zukunft eine Besserung der derzeitig schlechten Lage zu erkennen ist. Tut es das nicht, oder kann es das nicht in sehr überzeugender und eindrücklicher Weise, dann sollte man nach Möglichkeit schnellstens seine Fühler ausstrecken. Zudem sollte man zumindest seine Kosten vom Restgehalt auch kurzfristig decken können. Das gilt aber nur für die schlechte Lage eines Unternehmens, in normalen Zeiten und nicht in Zeiten, in denen die Konjunktur insgesamt den Berg runterrauscht.
Das wird noch eine gute Frage werden, wenn die derzeitige Politik von unserer eisernen Kaiserin - meinte natürlich Kanzlerin - weiter betrieben wird. Unser Land ist weitestgehend vom Export abhängig und der bricht, absolut nicht unerwartet, gerade ein. Wenn sich in der politischen Austeritätsblockadepolitik nichts ändert und danach sieht es derzeit nicht aus, weil es ein Eingeständnis eines über Jahre falschen Politikbildes wäre, werden auch wir hier mit sogar offiziell zweistelligen Arbeitslosenquoten konfrontiert sein. Und gerade am Anfang dieser Eiszeit, werden viele Firmen diese Frage nach Lohnverzicht sicher noch stellen. Da der nächste Abschwung aber lang, düster und kalt sein wird, werden viele Firmen eben keine mittelfristig positive Aussichten geben können, gleichzeitig wird aber für viele der Arbeitsmarkt dicht sein. Und dann wird man vor der Wahl "weniger Geld" oder "arbeitslos" stehen und sich entsprechend noch ein wenig weiter in die Lohnsklaverei treiben lassen müssen.
Es kommt wie ich finde schon sehr darauf an, wie die Arbeitgeberseite die Situation darstellt und inwieweit "Vertrauen" in Zusagen der Geschäftsleitung gesetzt werden kann. Im Zweifel würde ich mich hier mit Händen und Füßen gegen eine Zusage wehren und es auf die Kündigung ankommen lassen. Denn wenn das alles nur theoretische Überlegungen sind, dann geht es dem Unternehmer zunächst um die Sicherung der eigenen Pfründe. Wenn aber tatsächlich das Wasser schon bis zum Hals steht, dann ist es sicher eine Option, hier für eine begrenzte Zeit auf Gehalt zu verzichten. Man könnte dem Arbeitgeber im Gegenzug dazu bringen, die Kündigungsfristen der Angestellten auf einen Monat zu verkürzen. Denn in so einer Situation sollte es dem Angestellten nicht erschwert werden, sich wo anders was zu suchen.
Wenn man sich dafür entscheidet, dann passiert eigentlich nicht viel. Außer das man weniger Einkommen hat! Die Differenz ist da und man hat sich damit einverstanden erklärt, auf dieses Lohnniveau zu kommen. Unterstützung kann man vielleicht von seiner Familie erwarten. Sofern man so tief fällt, dass man Zuzahlungen beantragen kann (von der Arge), dann wäre dies noch eine Unterstützung von staatlicher Seite.
Ob am Ende der Krise der Arbeitgeber einem die Differenz "auszahlt", ist nicht anzunehmen. Denn wenn diese Gelder verfügbar wären, bräuchte man ja nicht auf sein Gehalt zu verzichten. Auch der Arbeitgeber kann maximal das Geld verteilen, welches zur Verfügung steht.
Schindluder ist bei solchen Sachen (Lohnverzicht) eigentlich schon öfter getrieben worden. Die Mitarbeiter haben z.B. verzögert wieder das normale Lohnniveau erreicht. Oder aber die Darstellung der Firmensituation ist falsch dargestellt worden, weil Gelder zum Aufkauf oder Stützung ausländischer Niederlassungen weggeschoben wurden - und das Unternehmen schlechte Zahlen nur für Deutschland präsentieren konnte (rechnerisch). Auch gibt es zahlreiche Beispiele, in denen der Lohnverzicht trotz allem in der Insolvenz des Unternehmens geendet ist. In Deutschland ist mir eigentlich kein großes Unternehmen bekannt, bei dem Lohnverzicht letztlich so weit geführt hat, dass es dem Unternehmen im Anschluss wieder gut gegangen ist. Opel kämpft noch. Bei kleinen Unternehmen mag es anders sein.
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