Eltern "Mitarbeit" bei den Schulaufgaben

vom 24.01.2008, 09:17 Uhr

Hallo, ich habe in der Überschrift das Wort Schulaufgaben benutzt, weil ich nicht nur die reinen Hausaufgaben meine, die die Kinder für nachmittags bekommen, sondern auch z. B. das Üben für Arbeiten/Tests, das Kontrollieren der Mappen vor einem Abgabetermin, etc.

Ich habe ja nun zwei Kinder, eines in der dritten und eines in der ersten Klasse. Mit der Erstklässlerin gibt es überhaupt keine Probleme, ausser dass sie hin und wieder gerne mal ihre Schere, den Kleber oder was auch immer verschlurt. :-)

Bei der Drittklässlerin ist phasenweise schon deutlich mehr Mitarbeit vonnöten... Sie ist unglaublich chaotisch und vergesslich, leider aber nicht "brilliant" genug, um das immer ausgleichen zu können. Versteht Ihr, wie ich das meine? Ich war als Kind (und bin es bis heute... *hust*) auch chaotisch und vergesslich, konnte aber zum Beispiel ein vergessenes Gedicht lernen, indem ich mir die ersten drei Schüler anhörte, die es aufsagen mussten, oder ich habe die Vokabeln, Klassenarbeitshinhalte, den "Zauberlehrling" auf dem Schulweg gelernt.

Aber meine kleine Große schafft so etwas nicht. Stattdessen bekommt sie aufgrund ihrer chaotischen "Arbeitsweise" (und vielleicht einer Prise Faulheit?) ständig Noten, die unter ihrem theoretischen Können liegen. Ihr fallen gute Zensuren nicht in den Schoß, sondern sie muss schon etwas dafür tun. Aber selbst dann schafft sie es, sich irgendwie zu verzetteln.

Letztens kam sie nach einer Sachkunde-Arbeit nach Hause und erzählte ganz stolz, sie hätte den Weg der Nahrung richtig eingezeichnet, wo doch einige ihrer Freundinnen das Essen auch noch durch den Blinddarm geschickt hätten! Und ich weiß auch nach dem gemeinsamen Üben ganz genau, dass sie um die Bedeutung und Platzierung des Blinddarms weiß!

Aber in ihrer Arbeit hat sie, ungenau, wie sie oft arbeitet, die Linie zu schlurig gezogen, so dass sie erst zu kurz vor dem Appendix die Kurve bekam. Hätte sie sauberer gearbeitet, wäre ihr dafür kein halber Punkt abgezogen worden. Und ein Viertelpunkt hätte für die bessere Zensur gereicht... *kreisch*

Kürzlich bin ich - vor jener Sachkundearbeit - mit ihr extra zu einer (ordentlich arbeitenden) Freundin gefahren, damit sie ihre Mappe mit deren Unterlagen auf Vollständigkeit vergleichen kann. Und dann erfahre ich abends, dass die Lehrerin eine Mustermappe in der Schule hat, in der die Kinder jederzeit nachsehen können, ob bei ihnen alles vorhanden ist... Kann dieses Kind nicht mal von alleine darauf kommen, dass doch diese Mustermappe existiert und ein Nachschauen sinnvoll wäre, wenn sie sich der Vollständigkeit ihrer Mappe schon nicht sicher ist??

Was ich sagen möchte: Obwohl sie soviel könnte, wenn sie sich denn bemühte, klappt es oft nicht, weil sie nicht gründlich liest oder, wie beim Blinddarm, schlurig arbeitet. Oder gar die Unterlagen ganz in der Schule läßt, die sie zu Hause braucht.

Desweiteren habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mich mehr um die ordentliche Erledigung ihrer Aufgaben kümmern muss als es eigentlich der Fall sein sollte. Sollte sie nicht selber darauf achten, das Radiergummi zu benutzen anstatt das mit Bleistift Geschriebene zu überschreiben?

Wie handhabt Ihr das? Machen Eure Kinder ihre Schulsachen alle komplett selbstständig? Mit welchem Erfolg? Oder hängt Ihr da auch mitten drin? Und wie kann ich, selber tendenziell eher der chaotische Typ, meinen Kindern eine Arbeitsweise vermitteln, die vor allem der Großen die Schule doch erleichtern würde?
Ich glaube übrigens nicht, dass ich sie für intelligenter halte (wahrscheinlich eine Gefahr für jede Mutter... ;-) ) als sie ist. Ich sehe ja, wie sie arbeiten kann, wenn sie denn wirklich mal motiviert ist... Hmm, muss ich vielleicht einfach nur die richtige Motivation für sie finden, die dauerhafter anhält?

Aber sollte es für ein Kind in der Grundschule nicht ganz normal sein, ein guter Schüler sein zu wollen und gerne zu lernen? Braucht es da wirklich noch eine eigene Motivation?
Wie Ihr seht, beschäftigt mich das Thema gerade sehr. Wer weiß, vielleicht wäre sie sogar schon alleine deshalb besser, wenn es mir nicht so unglaublich wichtig wäre, dass sie ihren Begabungen entsprechend gut ist. Das muss ja mitnichten zum Klassenprimus führen...

Aber was kann ich tun, ausser ihr immer wieder zu predigen, wie wichtig Bildung für dies und jenes ist? So, und bevor ich jetzt noch mehr nachdenke und noch mehr schreibe, schicke ich dieses Posting mal schnell ab und hoffe auf Eure Ratschläge! :-)

Da fällt mir noch ein, dass ich manchmal denke, wenn ich doch schon so ein Chaot war und trotzdem gute Noten schaffen konnte, wird sie das doch wohl auch können! Aber sie kann es irgendwie nicht, bzw. nicht immer. In einigen Dingen fällt ihr das Wissen ja durchaus in den Schoß.
Sind meine Erwartungen überzogen? Oder vermittle ich sie so, dass sie sich erst recht verschließt...?

Okay, ich höre jetzt wirklich erstmal auf zu schreiben! :lol:

Viele Grüße vom
regentrudchen

» regentrudchen » Beiträge: 243 » Talkpoints: -1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So, natürlich fällt mir noch mehr zu dem Thema ein! :-)

Sie hat in jeder Klasse ein Übungsbüchlein für Mathe. Darin wird zwischendurch gearbeitet, und vor den Ferien gibt es oft die Ansage, dass man bis Ferienbeginn (der dann noch zwei oder drei Wochen entfernt ist) bis Seite XY die Seiten fertig haben soll.

Diese für mehrere Wochen vorgesehenen Hausaufgaben sind ein Alptraum! Trotz täglichen Erinnerns schiebt sie das solange vor sich her, bis es in Streß und Streit ausartet und sie vor lauter Unglück weint, denn natürlich möchte sie ihre Lehrerinnern ja auch zufriedenstellen und keinen Tadel bekommen.

Um dem vorzubeugen haben wir nun die Vereinbarung, dass sie nun jeden Tag eine halbe Seite machen muss. Da sie manchmal auch etwas mehr Hausaufgaben aufbekommt oder an manchen Tagen ein zeitaufwändigeres Programm ansteht, darf sie auch alle zwei Tage eine Seite machen. Oder natürlich auch vorarbeiten.

Und wenn beim nächsten Mal wieder die Büchlein eingesammelt werden sollen, kann sie sich mal ganz entspannt zurücklehnen! :-)

Trotz aller Vorteile, die ich ihr über das Vorarbeiten rauf- und runtererzählt habe, schaffen wir es gerade so, dass sie alle zwei Tage eine Seite macht.

Um es kurz zu machen: Sie möchte gerne gut sein, aber nichts dafür tun.

Was kann ich also tun?

Viele Grüße vom
regentrudchen

» regentrudchen » Beiträge: 243 » Talkpoints: -1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ja, es ist schon recht schwierig, ein Kind dazu zu bekommen, wenn es nicht will, ordentlicher zu sein und die Hausaufgaben nicht machen will. Man kann ohne Ehrgeiz und das eigenen Dazutun nicht erwarten, dass man gute Noten erhält und auch ist es nicht so, dass sich die Hausaufgaben von allein machen, dass sich die Mustermappe von allein durchschaut und so weiter. Ich kann Deine Verzweiflung sehr gut nachvollziehen, die man hier auch herauslesen kann, aber eine wirkliche Methode, als das Thema immer wieder anzusprechen und sie darauf hinzuweisen.

Deine ältere Tochter war zu dem Zeitpunkt schon alt genug, um die Verantwortung für die Aufgaben und auch die Ordnung selbst zu übernehmen und daran sollte man immer wieder appellieren, sich bemühen, ruhig zu bleiben und diese Ruhe auf die Tochter zu übertragen. Konsequenzen sind ja schlechte Noten und vielleicht auch den Ruf einer Schlampigkeit zu haben.

Dass Du an sich hilfst, zu Hause die Aufgaben zu erledigen und gemeinsam mit ihr die Mappe eines anderen Mädchen durchgehst, okay, aber mit der Zeit muss die Kleine selbst in der Lage sein, sich um ihre Schulsachen zu kümmern. Wenn der Ehrgeiz da ist, muss sie lernen, mit diesem auch umzugehen. Immer wieder muss sie motiviert werden, etwas zu tun, aber mache ihr auch klar, dass sie spätestens ab der allgemeinbildenden Schule es selbst machen muss und Sorge tragen muss.

Auch, wenn man mit einem Alter von acht, neun Jahren in der dritten Klasse vielleicht noch nicht so weit denkt, sollte man fragen, was das Kind später denn werden will. Dieses Ziel lässt sich aber auch nur erreichen, wenn man an das Kind herankommt und ihm aufzeigt, welche Konsequenzen ein solches chaotisches Verhalten haben kann und dass von nichts eben auch nichts kommt.

Dadurch, dass Aufgaben gegeben werden, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt sein sollten, ist es da auch wichtig, dass man dem Kind aufzeigt, welche Vorteile es hat, wenn die Aufgaben bis zu einem gewissen Tag erledigt sind und man dann auch mehr Freizeit hat. Auch hier sollte man versuchen, mit dem Punkt anzukommen, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Du kannst selbst dafür sorgen, indem Du eben auch darauf bestehst, aufgrund der bisherigen Ereignisse. Stelle ihr einen Plan auf, bis wann sie die Aufgaben zu erledigen hat und sei konsequent. Streiche eine Verabredung, wenn sie die Aufgaben nicht erledigt hat und so weiter. Gebe ihr aber auch eine Auszeit, um nach der Schule erst einmal entspannen zu können, aber dann sollte man auch als Kind in der dritten Klasse wieder Kraft genug haben, um sich an die Aufgaben zu setzen.

Eventuell liegt auch eine Konzentrationsschwäche vor, was zu überprüfen wäre, vielleicht fühlt sie sich auch überfordert oder so etwas in der Richtung. Das dürfte aber auch heraus zu finden sein. Wenn Strukturen fehlen, gebe ihr diese. Setze Grenzen. So schwer es auch schwerfällt, aber es ist zu ihrem Bestem.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Sorry, aber du verlangst von einem Drittklässler etwas, was sie scheinbar nicht gelernt hat. Denn du schreibst an keiner Stelle, dass du sie zur Ordnung angeleitet hast. Scheinbar soll deine Tochter das alles irgendwie von allein wissen. Und das kann wohl kaum funktionieren.

Ich selbst habe zwei Töchter in dem Alter. Hier ist es in der Grundschule so, dass die Kinder nur das nach dem Unterricht mitnehmen, was für die Hausaufgaben benötigt wird. Solange sie im Hort merken, dass sie etwas vergessen haben, kann es noch aus dem Unterrichtsraum geholt werden.

Allerdings sage ich meinen Töchtern auch immer wieder, sie sollen am Ende der letzten Stunde im Hausaufgabenheft nachschauen, was sie brauchen und was in der Schule bleiben kann. Die Damen tragen nämlich auch gern mal das gesamte Schulmaterial spazieren. Auch aus Faulheit. Dann bekommen sie aber gesagt, dass ich am nächsten Tag kontrolliere, ob sie auch Ordnung im Schulranzen geschaffen haben. Das wirkt wunder.

Wobei eine unsaubere Arbeitsweise auch andere Ursachen haben kann, als die Schludrigkeit deiner Tochter. Da solltest du mal beim Orthopäden mit ihr vorstellig werden und auf das Kiss-Kid-Syndrom untersuchen lassen.

Ansonsten benötigt deine Tochter halt mehr Anleitung für eine saubere und gewissenhafte Arbeitsweise. Von allein kann ein Kind so was selten können. Da muss man sich als Eltern auch die Zeit nehmen. Und eben auch kontrollieren, was für Hausaufgaben zu erledigen sind.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Da ich selber momentan noch Schüler bin kann ich verstehen was ihre Tochter durchgemacht hat.

Meiner Meinung nach ist ihre Reaktion ein wenig überzogen. Der größte Grund dafür ist, dass ihre Tochter erst in der dritten (!) Klasse ist. Zu diesem Zeitpunkt halt man als kleines Mädchen durchaus wichtigere Dinge im Kopf als die Schule. Und solange ihre Tochter nicht vollkommen unter den Durchschnitt abfällt, sehe ich keinen Grund zur Sorge. Außerdem konnte ich auch bei mir selber unschwer erkennen, dass meine Bereitschaft und Motivation zum Lernen für die Schule mit dem Resultat ein guter Schüler zu sein, durch meine Schulkarriere immer mehr zugenommen hat.

Was gleich zum zweiten Punkt führt, welcher in gewisser Weise mit Punkt eins zusammen hängt... Da ihre Tochter noch relativ jung ist, macht sie sich über ihre Zukunft, spätere Ausbildung und Arbeit keine Gedanken. Das sollte sie auch nicht. Sobald sie jedoch merken, dass ihre Tochter anfängt in der Schule durchzuhängen und vollkommen die Motivation verliert, sollten sie ihr vor Augen führen, was unter diesen Bedingungen aus ihr werden wird.
Das hat auf jeden Fall bei mir sehr geholfen. :)

» Tobe96 » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,94 »


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