Keiner bietet Oma Hilfe an - Ansprechen?

Ich wohne nicht mehr in meinem Heimatort, sondern bin 100 km weit weg gezogen. Wenn ich meine Eltern besuche, statte ich auch immer meiner Oma einen Besuch ab. Weil sie mittlerweile auch schon 71 ist (trotzdem aber noch sehr fit und aktiv), frage ich sie dann immer, ob ich vielleicht einkaufen fahren soll. Also sie hat zwar selbst ein Auto und fährt damit auch zum Supermarkt, aber gerade wenn es um Wasser geht, dann ist das alles viel zu schwer für sid. Deshalb fahr ich dann immer mit ihr hin und helfe ich beim Tragen und Einräumen zu Hause. Nun komme ich aber wirklich nicht öfter als alle 4 Wochen dazu, sie zu besuchen und ich weiss leider, dass ihr sonst beim Einkaufen niemand hilft, weil einfach alle denken, dass sie das selbst ganz gut kann. Sie ist zwar echt noch gut in Schuss und fährt auch selbst, allerdings sieht sie auch nicht mehr so gut und sie eben 72 Jahre alt und nicht 50!

Dabei wohnt beispielsweise meine Tante und ihr Mann, also ihre Tochter, direkt im Haus nebenan und ein weiterer Sohn, plus Frau plus zwei Enkelkinder befinden sich auch nur 5 Straßen weiter. Keiner von ihnen dachte aber bisher, dass es ganz gut wäre, ihr beim Einkaufen mal Hilfe anzubieten. Nun überlege ich, ob ich das ansprechen soll oder ob das unverschämt wäre. Ich selbst würde es ja machen, aber ich wohne einfach zu weit weg. Ich weiss natürlich, dass alle anderen berufstätig sind und unter der Woche auch vor 18 Uhr keine Zeit haben, aber gerade heutzutage kann man doch auch um 20 Uhr noch einkaufen gehen oder verschiebt es eben auf einen Samstag oder man könnte sie fragen, was man ihr mitbringen sollte und es mit dem eigenen Einkauf verbinden.

Hallo!

Wenn deine Oma doch noch so fit dabei ist, warum fragt sie nicht einfach, ob man ihr helfen kann. Vielleicht ist dem Rest der Verwandtschaft gar nicht klar, dass sie alles nicht mehr alleine bewerkstelligen kann. Wenn sie aber zu Stolz dafür ist, dann kannst du ja mal einfach bei deiner Verwandtschaft fragen, ob nicht einer mal der Oma helfen kann.

Ich finde es keineswegs unverschämt, wenn man mal nachfragt. Aber vielleicht sollte deine Oma auch mal selber den Mund aufmachen. Den nur fragenden Menschen kann geholfen werden.

Ja, wie du schon geschrieben hast, ist sie dafür zu stolz und würde nie auf die Idee kommen, um Hilfe zu fragen. Ich musste sie auch erst ein paar Mal nerven bis sie eingesehen hat, dass es doch viel einfacher ist, wenn ihr die schweren Wasserflaschen nach oben trage und wie zu zweit viel schneller im Supermarkt alles kaufen und einladen können. Sie wollte zuerst nicht so richtig, deshalb bin ich mir auch sicher, dass sie selbst nie um Hilfe gebeten hätte.

Nun dachte ich mir eben, dass ich das ja gerne alle 4 Wochen machen kann, wenn ich es schaffe, aber einfach aufgrund der Entfernung eben die Anderen bitten müsste, ihr das mal anzubieten. Ich empfand es eben nur deshalb als eher weniger angemessen, weil ich natürlich diejenige bin, die wirklich am seltesten dort ist.

Eben weil deine Oma zu stolz ist, solltest du mit dem Rest deiner Familie reden. Mit deinem Onkel in diesem Falle oder deiner Tante. Du hast geschrieben, dass diese denken, dass deine Oma das gut alleine kann - das würde sicherlich auch heißen, dass sie ihr durchaus helfen würden, wenn sie es denn wüssten.

Meine Oma ist auch zu stolz was zu sagen und man muss ihr alles aus der Nase ziehen. Im Nachhinein ist sie aber immer froh, wenn man ihr hilft. Wir haben auch schon mit meinem Onkel telefoniert, weil sie sich schon gewünscht hatte, dass er sie mal zu sich einläd. Von selbst ist er leider nicht auf die Idee gekommen und da haben wir nachgeholfen. Sie dachte dann, dass das von ihm käme und hat sich sehr gefreut.

Wenn du also mit deiner Familie redest und die einfach deine Oma schnappen und mit ihr Einkaufen fahren oder ihr anders helfen, dann muss deine Oma nicht zu stolz sein und dein Onkel hat auch gleich nochwas gutes getan.

Ich finde es nicht unangebracht. Dein Onkel hat nunmal die Möglichkeit und du solltest ihn eben nett darauf hinweisen. Vielleicht ist er dir sogar dankbar dafür, weil er es eben bis dahin nicht wusste oder wahrgenommen hat.

Solange die Oma zu stolz ist, wird sie ja nicht von sich aus nach Hilfe fragen und anders herum ist es ja auch so, dass die Verwandten, die in unmittelbarer Nähe wohnen, durchaus in der Lage wären, die Oma auch anzusprechen. Man weiß ja nicht einmal, ob die Leute die Oma nicht direkt gefragt haben und sie aber vehement die Hilfe von sich gewiesen hat. Wenn man dann als jemand, der Hilfestellung geben mag, stets abgewiesen wird, hat man auch kein weiteres Interesse mehr daran, erneut die Hilfe anzubieten.

Überrumpeln lässt sich wohl eine Frau von Anfang 70 auch nicht, wenn sie klaren Verstand hat und ich denke, ich würde mich mal vorsichtig bei den Leuten umhören, ob Hilfe denn schon angeboten wurde oder eben nicht, denn davon ist ja hier nicht wirklich etwas zu lesen. Scheinbar gehst Du davon aus, dass nicht gefragt wurde, während Deine Großmutter unter Umständen auch nur sagt, ihr wird ja nicht geholfen oder aber sie wolle niemanden zur Last fallen.

Man kann ja aber, wenn es sich um schwere Dinge handelt wie Wasserkisten, die einfach zwei Stück in der Woche hinstellen und gut ist. Genauso kann man aber auch regelmäßig einen Besuch abstatten und die Wasserkiste wie zufällig mit dabei haben. Ansonsten würde es sich ja anbieten, wenn man der Oma bei einer guten Trinkwasserqualität beim Leitungswasser einen Sprudler hinstellen, mit dem sie sich ihr Sprudelwasser selbst zubereiten kann. So etwas müsste aber auch ganz vorurteilsfrei auch direkt in der Familie angesprochen werden, sofern eben auch eine gewisse Bereitschaft zu verspüren ist.

Wenn du weißt, dass deine Oma von sich aus nicht um Hilfe bitten würde, dann würde ich mich auch einfach mal bei deiner Tante erkundigen, ob es nicht möglich ist, dass sie ihrer Mutter bei den schweren Dingen, wie z.B. Wasserkästen oder so, mal zur Hand gehen kann. Sie muss es ja nicht wie eine große Hilfe verpacken, sondern kann einfach fragen, ob sie bei ihren Einkäufen auch immer mal wieder eine Kiste Wasser mitbringen soll, damit deine Oma daran nicht so schwer schleppen muss. Dann hat deine Oma nicht das Gefühl, anderen zur Last zu fallen und für deine Tante sollte es doch auch kein großes Problem sein, mal eine Kiste Wasser in das Nachbarhaus zu bringen.

Unverschämt finde ich die Frage auf keinen Fall, denn selbst wenn du so weit weg wohnst, scheinst du ja doch als erste gemerkt zu haben, dass deiner Oma eben einige Dinge nicht mehr ganz so leicht fallen, was ja auch absolut verständlich ist. Es kann natürlich auch sein, dass deine Tante und dein Onkel vielleicht nicht helfen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Dann kannst du leider nicht viel machen, aber fragen würde ich auf jeden Fall.

Weißt du denn so sicher, dass die anderen Verwandten ihre Hilfe noch nicht angeboten haben? Du schreibst selbst, dass du deine Oma erst überreden musstest, dass du ihr helfen kannst. Daher kann man es nicht als Fakt ansehen, dass von den anderen Familienmitgliedern noch keine Hilfe angeboten wurde.

Mein Vater wäre ja nun auch auf dem Weg in Richtung 70 und es hat mich damals sehr viel Überredungskunst gekostet, bis er eingesehen hat, dass er meine Hilfe besser annimmt. Das hat nicht unbedingt etwas mit Stolz zu tun. Sondern die Menschen haben eher ein Problem, wenn sie eben gewisse Dinge so nach und nach nicht mehr allein bewerkstelligen können.

Aber du kannst es natürlich bei deinen Verwandten ansprechen. Denen ist vielleicht noch gar nicht aufgefallen, dass die Oma mittlerweile Hilfe gebrauchen kann. Wenn sie scheinbar immer recht taff tut und somit offensichtlich zeigt, dass sie alles im Griff hat, dann kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass jemand Hilfe benötigt.