Sich absichtlich schlecht verkaufen, um nicht zu arbeiten
@Zitronengras, indirekt wirfst du *steph* vor, dass sie neidisch ist und dem Arbeitslosen das erschnorrte Geld nicht gönnt. Das ist wirklich stark! Es richtet hier niemand über Arbeitslose. Aber wenn sie Arbeit bekommen können und es mit Erfolg verhindern sie anzunehmen, steht ihnen moralisch kein Arbeitslosengeld zu.
Du interpretierst manchmal etwas zu viel in Sätze hinein. Ich werfe niemandem etwas vor, ich finde es nur falsch, sich über diejenigen aufzuregen, die eben nicht arbeiten möchten, so als wären alle, die arbeiten gehen, irgendwie besser als diejenigen, die es absichtlich nicht tun. Es kann jeder mit seinem Leben machen, was er will, da steht keinem ein Urteil drüber zu.
Außerdem „vermehren“ sich Arbeitslose nicht einfach. Wenn ein Arbeitsloser so handelt, dann ist das seine Einzelentscheidung, das führt nicht dazu, dass es plötzlich Tausende andere genauso machen. Daher mache ich mir da keine Sorgen wegen der Höhe der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Ob es da überhaupt einen Zusammenhang zwischen den Arbeitslosenquoten und der Höhe der Abgabe gibt, bleibt sowieso fraglich. Denn die gesunkenen Arbeitslosenzahlen nach den Reformen von Rot-Grün haben sich ja auch nicht auf die Abgaben ausgewirkt. Eigentlich muss es da doch einen riesigen Überschuss in den Sozialkassen gegeben haben, weil plötzlich nur noch ein statt drei Jahren Arbeitslosengeld gezahlt wurde. Wo ist denn das hin?
Zudem habe ich generell etwas den Eindruck, dass viele so ein Schwarz-Weiß-Weltbild haben. Das kommt auch in einigen anderen Themen zum Ausdruck. Da wird sich dann gerne über die „bösen“ Menschen ausgelassen, die schlecht und faul sind, weil sie nicht motiviert genug arbeiten, nicht permanent pünktlich sind oder gleich gar nicht arbeiten möchten. Gute Menschen machen das natürlich nicht, gute Menschen gehen immer brav arbeiten, auch wenn es ihnen keinen Spaß macht und sie einen schlechten Job haben. Gute Menschen ärgern sich dann vielleicht am Ende ihres Lebens, dass sie so viel Zeit mit Dingen verbracht haben, an denen sie gar keine Freude hatten, aber immerhin waren sie ja besser als „die anderen“.
Dass es auch mal etwas dazwischen geben kann, wird gern übersehen. Denn wer absichtlich nicht arbeitet, hat ja schließlich Gründe dafür. Mit einer guten Ausbildung und einem Beruf, den man gerne macht, wird keiner freiwillig daheim bleiben. Das wird eher Ungelernte betreffen oder Personen, die vielleicht aus verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind, eine Ausbildung zu absolvieren und daher immer nur Helfertätigkeiten bekämen. Dass man dann überlegt, ob es wirklich sein muss, die unschönen Jobs, die angeboten werden, anzunehmen, macht niemandem zu einem schlechten Menschen.
Zitronengras hat geschrieben:Es kann jeder mit seinem Leben machen, was er will, da steht keinem ein Urteil drüber zu.
Der Satz ist richtig, wenn man hinzufügt, dass jeder das machen kann, was er möchte, solange er niemanden belastet. Das schließt auch ein, dass er seinen Mitbürgern nicht auf der Tasche liegen sollte. Wenn jemand, zum Beispiel durch eine größere Erbschaft oder eine frühere lukrative Berufstätigkeit, in der Lage ist, von seinen Ersparnissen zu leben und sich in beruflicher Hinsicht nicht weiter verwirklichen möchte, spricht nichts dagegen, dass die Person zu hause bleibt und nicht arbeitet. Wenn aber jemand finanziell nicht unabhängig, sondern auf staatliche Hilfe angewiesen ist, finde ich es nicht fair, sich dann bewusst jeder Arbeit zu verweigern.
@Zitronengras, klar, kann man niemandem vorschreiben, was er mit seinem Leben anfängt. Aber das will auch keiner. Wenn jemand keine Lust hat, sich Geld zu verdienen, soll er es halt lassen. Aber warum du der Meinung bist, dass der Staat ihn dann trotzdem unterhalten muss, das kann ich nicht verstehen. So naiv kann doch kein Mensch sein. Wenn du so sozial eingestellt bist, dann gib doch die Hälfte deines Einkommens ab und unterstütze die Menschen, denen es laut dir zusteht, nicht ihren eigenen Unterhalt zu verdienen, weil sie nicht arbeiten möchten.
Ich glaube nicht, dass alle Menschen gerne zur Arbeit gehen. Viele haben keine Lust und tun es trotzdem. Andere quälen sich, weil sie trotz Krankheit oder Behinderung arbeiten wollen. Alle diese Arbeitnehmer tun es, weil sie Geld benötigen. Geld – das sie einfach zum Leben brauchen. Dieser alleinstehende Mann jedoch, den *steph* erwähnte, hat sich erfolgreich bewährt im Ablehnen von Jobangeboten. Vielleicht setzt er sich in den Park und sonnt sich. Das ist sein gutes Recht, weil er ja nicht arbeiten möchte. Glaubst du wirklich, dass alle die arbeitenden Menschen sagen werden: „ Ist schon in Ordnung. Wenn du nicht arbeiten willst, machen wir das für dich?“
Hier geht es nicht um böse oder gute Menschen, das ist Blödsinn. Aber die Gründe, die du aufzählst, sind hausgemacht. Wenn jemand keinen Beruf gelernt hat, kann er nicht die Allgemeinheit dafür in Anspruch nehmen, weil ihm eine Helfertätigkeit nicht zusagt. Er kann sich auch später noch bemühen, diesen Zustand abzuändern. Aber dazu fehlt dann eben auch die Lust.
@Zitronengras, solange aber die Kosten der Arbeitslosigkeit auf der allgemeinen Schulter der eigentlich arbeitenden Bevölkerung aufgebaut sind, ist es durchaus ein Problem der Allgemeinheit und nicht der einzelnen Person. Wenn sich jemand entschließt, nicht mehr zu arbeiten, aber dennoch auf die Unterstützung seitens des Staates nicht verzichten will, ist dies ein Schlag ins Gesicht für alle, die monatlich ihre Abzüge haben und auch, die gern arbeiten möchten. Man ruht sich auf dem aus, was andere leisten.
Wurde ein gewisses Einkommen erzielt, warum auch immer, das so hoch ist, dass man nicht mehr arbeiten muss, ist es etwas anderes. Auch, wenn jemand dann meint, er schlägt sich durchs Leben durch, indem er betteln gehen würde oder sich bewusst auf ein Leben als Aussteiger einlässt, dann kann er das gern tun. Aber solange das Leben durch die allgemein arbeitende Bevölkerung finanziert wird, ist für mich kein Verständnis vorhanden.
Inwiefern sich Arbeitslosengeld II durch die Beiträge der Arbeitnehmer finanziert, weiß ich nicht, aber auch Steuern werden dafür aufgebracht. Das Geld, was vielleicht da hinein gepumpt wird, könnte man auf andere soziale Projekte anwenden, die es dringend nötig haben, eine finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Um "gut" oder "böse" geht es nicht, ich kenne die Person ja nicht näher, um zu sagen, ob es sich um eine gute Person handelt oder um eine böse Person. Natürlich hat jemand, der sich um Arbeit bemüht, auch, wenn er ohne Arbeit ist, mehr Respekt verdient, als jemand, der sich auf Steuer- und Staatskosten einen faulen Lenz macht. Da ist absolut kein Verständnis meiner Seite zu betrachten, sofern es eben ein Dauerzustand ist und man eben bewusst jede Möglichkeit torpediert, um Arbeit zu bekommen und wieder auf eigene Beine zu stehen. Ist dieser Mensch aber in der Lage, sein Leben ohne staatliche Unterstützung zu leben, sieht es wiederum anders aus.
Nicht jeder, der Arbeitslosengeld/ Arbeitslosengeld II bezieht, ist böse, das wäre Blödsinn. Gewisse Umstände können immer dazu führen, dass jemand sein Arbeitsverhältnis verliert und nicht wieder in ein neues Arbeitsverhältnis zurückkehrt, aber es geht ja auch darum, ob im Grunde erwartet wird, dass man andere für sich arbeiten lässt. Und das ist ja in dem Fall schon so anzunehmen.
Vielleicht setzt er sich in den Park und sonnt sich. Das ist sein gutes Recht, weil er ja nicht arbeiten möchte. Glaubst du wirklich, dass alle die arbeitenden Menschen sagen werden: „ Ist schon in Ordnung. Wenn du nicht arbeiten willst, machen wir das für dich?“
Ich glaube, du denkst, dass das Nicht-Arbeiten einiger dazu führt, dass andere mehr machen oder mehr abgeben müssten. Dem ist aber nicht so. Die paar Arbeitslose, die das betrifft, könnten – wenn überhaupt – nur in wirtschaftlich unbedeutenden Bereichen eingesetzt werden, weil es eben größtenteils Ungelernte sind. Die vermisst also die Wirtschaft nicht gerade. Es ging unserem Land nicht besser, wenn man die paar Unwilligen zum Arbeiten zwingen würde. Aktuell sind etwa 3 Mio Leute arbeitslos. Ich hab mal gelesen, dass etwa 3% davon wirklich nicht arbeiten wollen, das wären dann 90.000 also 0,1 % der Gesamtbevölkerung. Und diese verschwindend geringe Menge soll nun unser Sozialsystem in den Ruin reiben?
Wenn Ihr mal auf Euren Lohnzettel schaut, werden Ihr feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Sozialabgaben in die Kranken- und Rentenversicherung fließt. Die Arbeitslosenversicherung macht nur einen ganz kleinen Anteil aus. Und da es ja in den letzten Jahren weniger Arbeitslose geworden sind, hätte dieser kleinen Beitrag noch mehr sinken müssen. Das tat er aber nicht. Daher gehe ich mal stark davon aus, dass dieser Anteil der Sozialabgaben auch dann genauso hoch bleiben würde, wenn es irgendwann nur noch die Hälfte an Arbeitslosen geben würde. Die Sozialabgaben sind weg, die bekommen wir eh nicht mehr wieder, egal wie viele oder wenige Arbeitslose es gibt. Würde es weniger Arbeitslose geben, dann werden wir eben nicht entlastet, dann würden wir vermutlich immer noch das Gleiche zahlen. Und daher ist es mir auch egal, weil weniger Arbeitslose für mich dann keinen Vorteil haben.
Hier geht es nicht um böse oder gute Menschen, das ist Blödsinn
Dein vorher geschriebener Satz beweist genau das Gegenteil. Denn da sprichst Du selbst von den armen, sich aufopfernden Menschen, die trotz Behinderung oder Krankheit auf Arbeit gehen, ja sich geradezu auf Arbeit schleppen. Und denen stellst Du den fröhlichen Arbeitslosen gegenüber, der sich im Park sonnt. Die Einteilung in Gut und Böse drängt sich dabei doch wirklich auf. Dass es Leute gibt, die arbeiten gehen, obwohl ihnen vielleicht eine EU-Rente zustehen würde, ist kein Druckmittel, um diejenigen, die nicht arbeiten wollen als „schlecht“ darzustellen.
Wenn jemand keinen Beruf gelernt hat, kann er nicht die Allgemeinheit dafür in Anspruch nehmen, weil ihm eine Helfertätigkeit nicht zusagt. Er kann sich auch später noch bemühen, diesen Zustand abzuändern. Aber dazu fehlt dann eben auch die Lust.
Ich denke nicht, dass jeder alles erreichen kann, wenn er nur genug Willen zeigt. Man muss auch gewisse Fähigkeiten mitbringen, um etwa einen guten Schulabschluss zu erreichen oder eine Ausbildung zu absolvieren. Damit meine ich nicht nur mangelnde Intelligenz, genauso können eigentlich intelligente Menschen eine Leseschwäche oder eine Rechenschwäche haben, starke Prüfungsängste oder sich emotional nicht in der Lage sehen, sich für einen Beruf oder eine Ausbildung aufzuraffen.
Inwiefern sich Arbeitslosengeld II durch die Beiträge der Arbeitnehmer finanziert, weiß ich nicht, aber auch Steuern werden dafür aufgebracht. Das Geld, was vielleicht da hinein gepumpt wird, könnte man auf andere soziale Projekte anwenden, die es dringend nötig haben, eine finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Das stimmt. Aber genauso könnte man auch bei vielen anderen Staatsausgaben sagten, dass dafür verwendetes Geld besser woanders angelegt wäre. Streichen wir doch mal ein bisschen an den Gehältern der Bundestags- und Landtagsabgeordneten herum, da sind die Ausgaben für die Arbeitslosen bestimmt schon wieder drin.
@Zitronengras, ja, darüber habe ich mich auch aufgeregt, aber es geht ja nicht nur darum, um Geld für andere Dinge einzusparen oder auszugeben. Dass es andere Einsparmöglichkeiten gebe, steht auch gar nicht hier zur Debatte, aber ich persönlich kann einfach die Meinung nicht verstehen, dass man, ohne eine Arbeit, ein Recht auf Geld hat. Natürlich steht die Grundsicherung jedem zu, aber es wird auch davon gesprochen, dass man den Beziehern von Arbeitslosengeld II eine Bemühung nachweisen kann. Arbeitslosengelder, egal, ob I oder II, wurde nicht dazu eingerichtet, um dauerhaft nicht zu arbeiten, sondern, um eine Arbeitslosigkeit zu überbrücken.
Für dauerhaftes nicht Arbeiten wollen oder können, sind andere finanzielle Mittel in Betracht zu ziehen, nur wird die ein gesunder Mensch, der eigentlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, davon nichts haben. Es ist schon in meinen Augen falsch, von Arbeitslosengeld II bestreiten zu wollen, wenn man doch das Potential und auch die Möglichkeit hat, als junger und gesunder Mensch zu arbeiten und nicht kurz vor dem Renteneintritt steht.
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