Verhältnis Tier - Mensch: Kann man es wirklich Treue nennen?

vom 19.08.2012, 18:21 Uhr

Man hört oft genug, dass das Tier, insbesondere der Hund einem Menschen treu ist. Aber kann man es wirklich Treue nennen oder ist es "nur" eine Vertrautheit? Kann man wirklich sagen, dass ein Tier treu sein kann? Wie definiert ihr die Treue eines Tieres zu einem Menschen? Würdet ihr diese angebliche Treue genauso definieren wie die Treue von Mensch zu Mensch?

Ist es bei einem Tier nicht eher eine Gewohnheit sich gerade an diesen Menschen zu halten und nicht "fremd zu gehen"? Oder kann man einem Hund / einem Tier wirkliche Treue zumessen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Sicherlich hat es in vielen Fällen auch einfach mit Abhängigkeit zu tun. Der Mensch ist nun mal derjenige, der den Hund (oder allgemein das Tier) füttert und automatisch verbindet das Tier mit dem Menschen auch Fressen und das ist natürlich was Notwendiges. Ohne Mensch gibt es kein Futter und sowas merkt sich ein Tier wirklich schnell.

Allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass es wirklich treue Tiere gibt. So leiden einige Hunde, wenn ihr Herrchen gestorben ist. Sie wollen keinen anderen, auch wenn er ihnen Fressen gibt, er dort gestreichelt wird und es ihm auch an sonst nichts fehlt. Er will sein Herrchen. Und das würde ich durchaus als Treue bezeichnen. Sicherlich gibt es auch viele Tiere, welche sich schnell auch an eine andere Familie gewöhnen könnne, aber es gibt eben auch solche, die ich wirklich als treu bezeichnen würde. Also ja, ich denke, dass es Treue beim Tier dem Menschen gegenüber schon gibt.

Was ich nicht glaube ist, dass es eben bei allen Tieren der Fall ist und schon gar nicht bei allen Tierarten. Meerschweinchen sind da sicherlich nicht so wie Hunde. Aber selbst Katzen sind ja sehr eigen und da soll es durchaus auch welche geben, die nichts mehr fressen, wenn ihr Herrchen oder Frauchen gestorben ist oder sie weggegeben hat.

Ansatzweise merke ich das derzeit bei meinem Hund. Der Rest der Familie ist weggefahren und er ist zahm wie ein Schaf. Weicht mir nicht von der Seite und ich kann tatsächlich problemlos ohne Leine mit ihm gehen, weil er sich in einem Radius von einem Meter von mir weg bewegt. Maximal. Ich gehe mal davon aus, dass er wirklich Angst hat, dass ich auch noch gehe und mich deswegen nicht mehr aus den Augen lässt. Das wäre auch so ein Hund, der nichts mehr fressen würde, wenn keiner von uns da wäre.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Der Mensch ist für den Hund eigentlich doch der einzige potenzielle Nahrungsgeber, zumindest in der Wahrnehmung des Hundes. Wo soll der Hund doch sonst hin? Es gibt keine anderen Hunde, Hundegruppen, wo er rübergehen kann, wenn er auf sein Herrchen keine Lust mehr hat :wink:. Wir Menschen sind unter Unseresgleichen und können uns gegenseitig "austauschen". Das Wort "Treue" ergibt sich also aus der unendlichen Möglichkeit, seinen Partner zu wechseln.

Diese Möglichkeit besitzt der Hund nicht, sodass die Treue, ein Phänomen zwischen Menschen, nicht auf eine Mensch-Tier Beziehung übertragen werden kann. Vielleicht kann man sagen, dass sich von Seiten des Hundes eine zwanghafte Zuwendung zum Menschen ergibt und der Mensch es jedoch aus seiner Sicht als Treue bezeichnet, weil er vom Lebewesen Mensch unschöne, nicht wünschenswerte Erfahrungen kennt und diese "Zuneigung" umso mehr schätzt.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Treu ist ein dehnbarer Begriff, sicherlich ist kein Tier dem Menschen in dem Sinne treu, in dem wir diesen Begriff definieren. Es ist an sich meiner Meinung nach schon so, dass das Tier sich einfach aus den Gründen an den Menschen hält, weil es an ihn gewöhnt ist. Das Tier ist irgendwann ja auch kaum oder gar nicht imstande, sich selbst zu versorgen, weil es niemals gelernt hat, wie man sich in der freien Wildbahn Futter besorgt. Beim Menschen werden die Tiere regelmäßig gefüttert und bespaßt, demnach ist das auch einfach eine andere Lebenseinstellung und wenn der Hund das jetzt nicht anders kennt, dann bleibt er eben auch.

An sich lässt sich das ja auch nur an den einzelnen Wesenszügen der Tiere festmachen, die meisten Kleintiere sind nicht so anhänglich, Reptilien auch nicht, nicht einmal Katzen, meistens sind es ja wirklich nur Hunde. Die anderen Haustiere haben sich mehr oder minder zwar auch an die Gefangenschaft gewöhnt, jedoch würden sie immer fliehen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. So gibt es scheinbar einfach Tiere, die sich sehr an den Menschen gewöhnen und es auch so wollen, nur dass es sich dabei nicht um die Treue handelt, wie wir sie meinen, ist klar.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



esprit*87 hat geschrieben:Der Mensch ist für den Hund eigentlich doch der einzige potenzielle Nahrungsgeber, zumindest in der Wahrnehmung des Hundes.

Dann müssten wir ja unseren Arbeitgeber lieben, wenn wir keinen anderen finden. Oder als Kinder unsere Eltern. OK, die meisten Leute brechen den Kontakt zu ihren Eltern nicht ab, auch wenn sie es später ja können. Ich denke, so eine Art Treue gibt es von Hunden auch.

Wo soll der Hund doch sonst hin? Es gibt keine anderen Hunde, Hundegruppen, wo er rübergehen kann, wenn er auf sein Herrchen keine Lust mehr hat :wink:.

Na klar kann er das. Und wenn das Frauchen/Herrchen aus seiner Sicht langweilig ist, wird mancher Hund das auch immer wieder tun. Viele lassen deshalb ja auch ihren Hund nicht unangeleint herumlaufen.
Ich glaube sogar, dass es so etwas wie "Bindungsunfähigkeit" auch bei Hunden gibt. Das sind dann die Hunde, die mit jedem mitgehen würden, während andere Hunde sich eng an eine Person binden und mit anderen Menschen nichts zu tun haben wollen.

Wir Menschen sind unter Unseresgleichen und können uns gegenseitig "austauschen". Das Wort "Treue" ergibt sich also aus der unendlichen Möglichkeit, seinen Partner zu wechseln.

Diese Möglichkeit besitzt der Hund nicht,

Das weiß er aber nicht. Aus Hundesicht könnte er jederzeit irgendeinem Jogger hinterherlaufen, der ihm eine Wurst gibt oder mit ihm spielt, und bei dem bleiben.

sodass die Treue, ein Phänomen zwischen Menschen, nicht auf eine Mensch-Tier Beziehung übertragen werden kann.

Man kann sich umgekehrt fragen, ob die Treue zwischen Menschen nicht lediglich aus moralischen Erwägungen und Konventionen entstanden ist, während ein Hund aus einem echten Bedürfnis treu ist, wenn er es ist.

» Schwarze Strümpfe » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,09 »


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