Interessante Gräber und Inschriften auf Friedhöfen
Auf dem bereits in einigen vorigen Threads erwähntem Friedhof, auf dem ich letztens einen Rundgang gemacht habe, bin ich auf einige recht interessante Dinge gestoßen, von denen ich hier auch einmal berichten wollte. Auf dem Friedhof stehen auch einige ältere Gräber, aber 1800 etwa und damals war es ja auch häufiger üblich, dass man den Beruf auf einem Grabstein angab. Dann stand dort beispielsweise ''Max Mustermann - Rechtsanwalt - Sterbedaten''. Oftmals wurde der Beruf nur dann angegeben, wenn es sich um eine höhere Position handelte, besonders häufig las man ''Kommerzienrat'' und Ärzte, aber auch Geschäftsführer, Firmeninhaber und Geschäftsmann.
Es gab allerdings auch einige andere Interessante Berufsangaben, zum Beispiel ''Geheimer Kommerzienrat'' Bei dieser Angabe habe ich mich dann gefragt, ob die Verwandten möglicherweise dann erst am Grabstein erfahren haben, dass er ein geheimer Kommerzienrat war oder ob dies einfach nur die Berufsbezeichnung war. Besonders lustig fand ich auch die Angabe ''Rentner'' an einem besonders imposanten Grabstein. Verwirrt hat mich hingegen aber die Angabe ''Seherin''. Soweit ich weiß, war dies kein angesehener Beruf im Mittelalter, sondern eher verpönt und vom Christentum auch nicht geduldet. Das diese Angabe dennoch auf einem Friedhof gemacht werden durfte, fand ich befremdlich.
Daneben fand ich auf vielen modernen Gräbern bestimmte Neuerungen. Ich selbst muss dazu sagen, dass ich Familie in Polen habe und hier wird das in Sachen Friedhof einfach anders gehalten, es wird nicht nur sehr auf Bepflanzung und Pflege geachtet, auch ist man dort noch sehr traditionell und die Grabinschriften heute unterscheiden sich nicht von denen früher. Um so überraschter war ich Inschriften lesen zu können wie beispielsweise ''We miss you'' oder ''Never Forgotten''. An sich nichts schlimmes, aber das wir nicht einmal auf unseren Grabsteinen mehr Deutsch stehen haben ist ja schon ein bisschen befremdlich und für mich wäre das nichts.
Weiterhin habe ich einige neuere Gräber gefunden, auf denen der Name unleserlich gestaltet war. Auf zwei Gräbern handelte es sich um eine moderne, verschlungene Schriftgestaltung, der Name war an sich für einen Außenstehenden unleserlich. Auf einem der Gräber war zudem auch nur ein Vorname angegeben und keines der Gräber beinhaltete Sterbedaten. Auch ein weiteres Grab war lediglich mit einem Vornamen versehen, ansonsten stand dort nichts.
Ob das nun modern ist? Welche Hintergründe führen die Verwandten dazu die Gräber so zu gestalten? Ich selbst würde an sich schon wollen, dass auch die Daten und der Nachname angegeben sind und nicht nur der Vorname. Später hat man auf dem Friedhof mehrere Lukase und Fabiane liegen, da weiß dann auch niemand mehr, was Sache ist.
Sehr interessant fand ich auch eine Grabinschrift auf einem der älteren Gräber um 1800, wo eine Ehefrau recht früh verstorben war und man auf dem Grabstein ein einem Vers konkret angab, dass diese wohl verrückt gewesen sei. Man tat das zwar sehr liebevoll, aber Adjektive wie ''verklärt'' und ''umnachtet'' zeigten in die richtige Richtung. Was habt ihr bereits für interessante Dinge auf Friedhöfen gefunden, worüber ihr euch gewundert habt oder schmunzeln musstest?
Wir haben in unserer Stadt auch einen sehr schönen alten Friedhof. Eine sehr schöne Anlage, die ich gern besuche. Traditionsgemäß finden dort manchmal Führungen statt, wo alte Grabinschriften und Gräber von wichtigen Personen erklärt werden.
Auf vielen alten Grabsteinen sind Symbole zu sehen, die etwas über den Lebensinhalt der verstorbenen Person verraten. Wenn auf einem Grabstein ein Fisch zu sehen ist, dann handelt es sich um einen gläubigen Menschen (Kirchentreue). Wenn eine Teekanne zu sehen ist, war es meist die Hauptperson der Familie. Ein Omega spricht für Vergänglichkeit und Seemänner haben oft einen Anker auf dem Stein. Oft schmückt auch ein Bild von der Kapsel des Schlafmohns den Grabstein.
Auf unserem jüdischen Friedhof sind die Grabsteine unterschiedlich hoch, je nachdem wie alt der Mensch geworden ist.
Meine Freundin hat für ihre Mutter den Grabstein und Inschrift selbst gestaltet. Der Grabstein stellt einen Blütenkelch dar und die Inschrift zeigt auch nur den Vornamen der Mutter in Schreibschrift. Neulich habe ich auch ein Grab gesehen wo nur „Oma“ drauf stand.
Es ist ein wenig makaber, aber besonders berührend finde ich alte Kindergrabstätten. Als Mutter geht mir so etwas besonders nahe. In einem Denkmal geschützten Friedhof hier in der Nähe habe ich mal ein Grab gesehen, da hatten die Eltern einen imposanten Grabstein mit Soldatenhelm oben drauf errichten lassen und mit einem zu tränen rührenden Spruch beschriftet, dass ihr einziger und geliebter Sohn von so wunderbarem Charakter viel zu früh in der Blüte der Jugend als Soldat im ersten Weltkrieg das Leben ließ. Wenn man sich dann so vorstellt, wie das sein muss, ist das schon ergreifend.
Ebenso nahe gehen mir Gräber von Kindern, die nicht mal ein Jahr alt geworden sind, und die vielleicht am plötzlichen Kindstod gestorben sind. Oft sind solche Gräber dann noch mit dem Lieblingsspielzeug geschmückt, was das Betrachten besonders traurig macht. Aber gleichzeitig kommt so das eigene egoistische kleine Glück hoch, dass man unheimlich erleichter ist, dass die eigenen Kinder diese kritische Phase alle überlebt haben.
Auch Gräber von älteren Kindern und Jugendlichen, an denen man lesen kann, dass das Kind nach langem tapferen Kampf gegen eine schwere Krankheit wie zum Beispiel Krebs doch den Kampf gegen den Tod verloren hat finde ich schlimm. Meist sind die besonders liebevoll geschmückt und gepflegt, was ein wenig spüren lässt, wie schwer wohl Familie und Freunde über so einen Schicksalsschlag hinwegkommen.
Ansonsten habe ich auch mal in einer Kirche einen Grabstein gesehen, da hatten die Eltern etwa fünf ihrer Kinder bestattet, die nach und nach gestorben waren und alle nicht das Schulalter erreicht hatten. Einer war wohl während eines der Kriege vor langer Zeit verhungert , die anderen an irgend welchen Krankheiten gestorben. Wenn ich mich recht erinnere, dann lag auch die Mutter dereinst unter diesem Grabstein die dann auch sehr jung gestorben war. Ob das bei dem Versuch war, ein weiteres Kind zu bekommen, was damals ja reichlich riskant war, oder ist vielleicht sogar vor Gram gestorben.
Wer gerne alte Gräber ansieht und Inschriften liest, dem sei der Friedhof bei Stahnsdorf am Südwest-Kirchhof wärmstens empfohlen. Dort findet man auch reichlich imposante Grabstätten, Grüfte und viele imposante Gräber von Prominenten vergangener Tage wie Werner von Siemens, Heinrich Zille, Engelbert Humperdinck, Theodor Fontane, Gustav Langenscheidt und vielen anderen. Der inzwischen unbekannte Autor Gustav Kadelburg hat sich sogar eine Grabstätte in Form einer Burg als kleines Spiel mit seinem Namen dort errichten lassen. Ebenso findet man auf diesem Friedhof auch einen Ruheforst, wo man sich bei Bedarf auch anonym begraben lassen kann. Da steht dann auf den winzigen Grabsteinchen höchstens das Sterbedatum bei manchen, gelegentlich auch noch der Vorname. Da frage ich mich auch, was den Toten oder die Familie zu so einer Bestattung bewegt. Ebenso findet man dort auch alte Gräber, die offensichtlich von noch lebenden Personen aufgekauft wurden um sich künftig in einer gebrauchten, prunkvollen Gruft bestatten zu lassen. Das ist einer der schönsten und interessantesten Friedhöfe, die ich in Deutschland kenne.
Ich war letztens im Urlaub an der Küste und beeindruckend von einem alten Friedhof, auf dem Grabsteine von 1650 standen, bei denen man teilweise noch die Schriften lesen konnte. Die Grabsteine dort trugen beeindruckende Bilder, welche in Stein gemeißelt wurden. So waren die vorherrschenden Motive Schiffe und auch die Geschichten zu den Matrosen waren zu erkennen.
Aber auch traurige Geschichten waren dabei, so soll einer Soldat gewesen sein in einem der Weltkriege, dort Siegreich in seiner ersten Schlacht gewesen sein und bei der zweiten Schlacht gefallen sein. Nun ruht er in einem Massengrab. Aber auch andere bewegende Geschichten waren zu finden und auch Tragödien. So gab es ein Familiengrab, in dem die Ehepartner liegen und darunter stand geschrieben, dass anbei ihre 6 Kinder ruhen. Dabei wurden 5 von diesen noch nicht mal 18.
Es ist bewegend auf solchen Friedhöfen zu stehen und so etwas lesen zu können, aber natürlich muss man auch an die Familien denken, welche dahinter stehen.
Ich war letzte Woche nach langer Zeit mal wieder bei uns auf dem städtischen Friedhof. Dort geriet ich an eine Stelle, wo viele Grabstellen ausgelaufen sind. Nach und nach werden diese nun wieder neu - mit sogenannten pflegeleichten Gräbern -"belegt. Dort pflegt die Stadt, es werden Bodenranken gesetzt und die Angehörigen dürfen einen Stein oder eine Schale maximal aufstellen.
Dort fiel mir ein Grabstein ins Auge, der optisch aus recht schlichtem hellen Sandstein war. Eingraviert war einfach nur "Gisela" und darunter die Strichzeichnung einer Katze. Ich finde, das lässt jetzt doch einen gewissen Interpretationsspielraum und schreit fast nach einer guten Geschichte dahinter.
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