Als Übernachtungsgast sein Bett selbst beziehen

Ich denke auch, dass es zur Gastfreundschaft dazugehört, dass man dem Gast das Bett herrichtet, es also auch bezieht, und ich sorge in der Regel dafür, dass das Gästebett bereits bezogen ist, wenn mein Besuch hier ankommt, was grundsätzlich vor allem immer dann der Fall ist, wenn ich rechtzeitig von diesem Besuch und der geplanten Übernachtung weiß. Selten kommt es vor, dass jemand spontan hier übernachtet, was ebenfalls generell ja durchaus möglich und auch nicht unerwünscht ist, allerdings habe ich es in solchen Fällen noch nicht immer geschafft, das Bett für meinen Besuch zu beziehen – manchmal war der Besuch doch schneller. Vor allem eine meiner beiden Schwestern ist da immer ziemlich flott, und bevor ich es erledigen kann, ist das Bett auch schon bezogen. Aber sie scheint sich daraus nichts zu machen, also will ich mir darüber keine weiteren Gedanken machen. Und solange sie auch weiterhin zum Übernachten herkommt, ist wohl alles bestens und meine durchaus vorhandene Gastfreundschaft auch nicht falsch verstanden worden, denke ich.

Dass ich selbst als Gast mein Bett beziehen sollte, kam, soweit ich mich zurückerinnern kann, bisher noch nicht vor. Wenn das Gästebett nicht schon vor meiner Ankunft bezogen wurde, sondern das in meinem Beisein oder wenigstens während meiner Anwesenheit erfolgen soll, bemühe ich mich allerdings, beim Beziehen mitzuhelfen, weil ich den Eindruck habe, meinem Gastgeber damit zu vermitteln, ihm nicht zu viele Umstände bereiten zu wollen. So richtig stören tut es mich nicht, wenn das Gästebett oder meine Schlafunterkunft, die auch gerne mal ein Sofa sein kann, noch nicht fertig bezogen ist, bevor ich ankomme und ich verstehe das auch nicht als Abweisung oder vorherrschende mangelnde Gastfreundschaft. Vielmehr bietet es sich manchmal, insbesondere im Falle des Schlafens auf dem Wohnzimmersofa mit Schlaffunktion, einfach nicht wirklich an, das Bett schon am helllichten Tage zu beziehen, weil das Sofa häufig noch tagsüber genutzt wird.

Sich sein Bett selbst beziehen hat ein bisschen etwas von Jugendherberge, da musste man das früher auch immer machen. Jetzt ist die Frage, ob sich der Gast fühlen sollte wie in einer Jugenherberge - vermutlich sollte das eher nicht so sein.

Ich habe es selbst noch nie erlebt, dass ich in einem Gästezimmer übernachtet habe und mir mein Bett selbst beziehen musste. Der Normalfall ist, dass alles bezogen, das Bett gemacht ist, Handtücher für den Morgen schon heraus gelegt wurden und meistens auch eine Wasserflasche am Bett steht. Genauso gestalte ich es auch, wenn ich über Nacht Besuch habe. Bettzeug, Handtücher, Wasserflasche. Und der Bademantel für den Morgen an der Tür, sowie die Einmalzahnbürste im Bad. Es soll dem Gast schließlich an nichts fehlen.

Ich würde mich sehr komisch fühlen einem Freund / einer Freundin zu sagen "Hier hast Du Bettzeug, die Decke ist in der kleinen Kammer. Gute Nacht." Das wünsche ich mir auch nicht für mich und es heißt ja, man solle andere so behandeln, wie man auch selbst behandelt werden möchte. Frühstück ins Bett bekommt übrigens auch mal ein Gast, das ist jedoch nicht der Normalfall

So eng sehe ich das ehrlich gesagt nicht, ich finde es kommt auf die Umstände an. Es gibt eben Verwandte von mir, die sind halt Verwandte, aber man sieht sich nicht häufig und hat keine großartig persönliche Beziehung. Dennoch wird der Kontakt erhalten, das heißt also, man besucht sich ein bis zwei Mal mir Jahr. Hier wird dann auch immer sehr genau auf die Gastfreundschaft geachtet und die Betten sind entweder schon vorher bezogen oder werden bezogen sobald klar ist, wer wo schlafen möchte. Bei uns ist das auch nicht anders.

Es gibt aber eben auch Verwandte und Freunde, da übernachtet man regelmäßig. Wenn ich zu meiner Oma fahre, dann ist es nicht selten so, dass auch noch andere Familienmitglieder zu Besuch sind, weil meine Oma eben viele Kinder hat. Abgesehen davon hat meine Oma einen Hof und hier ist auch manchmal viel Arbeit zu verrichten. Wenn ich dann von der Reise müde ankomme und sehe, dass meine Oma noch Dinge zu tun hat und es eigentlich eh noch nicht schlafenszeit ist, ich aber schon müde bin, dann gehe ich meistens alleine hoch und beziehe mein Bett, ohne auf sie zu warten. Ich weiß schließlich auch wo alles ist, hier finde ich Gastfreundschaft nicht so wichtig.

Genauso ist das bei anderen Verwandten, die ich häufiger Besuche. Es ist eben eine andere Atmosphäre und man fühlt sich eher wie zu Hause und erwartet dann auch nicht, dass einem alles gereicht wird, ich mache diese Dinge dann von mir aus selbst und warte nicht oder frage auch nicht. Wenn ich bei meinem Freund bin, achtet dieser immer sehr genau darauf, dass ich frische Bettwäsche habe, er wechselt meist schon nach wenigen Tagen und macht das immer für mich, obwohl ich ihm immer sage, dass das nicht notwendig ist und das ich weiß, wo die Wechselwäsche ist. Er tut es aber eben gerne, was auch sehr nett ist, aber auch das sind Situationen, wo ich es eben nicht für nötig halte.

Ich finde das auch irgendwie unhöflich. Wenn ein Gast da ist, würde ich mich doch bemühen, ihm den Aufenthalt möglichst bequem zu gestalten. Und ich denke, ein frisch bezogenes Bett ist dafür einfach ein Muss, eventuell ist der Gast ja von der Reise erschöpft und möchte sich gleich erst einmal ausruhen. Ich käme mir komisch vor, einer Person, die gerade ankommt, erst einmal einen Berg Bettwäsche in die Hand zu drücken.

Bei uns muss kein Gast sein Bett selber beziehen. Dies mache ich bevor wir Besuch bekommen. Mein Besuch soll sich bei uns wohl fühlen und nicht noch das Bett beziehen müssen. Bei mir bekommt der Gast meist sogar noch eine Kleinigkeit aufs Kopfkissen gelegt, so dass er sich noch wohler fühlt. ich würde als Gast nicht gerne selber noch mein Bett beziehen, da würde ich mir irgendwie ungewollt vorkommen, da ich so etwas in Vorfreude auf den Gast mache.

Ich musste noch nie mein Bett selber beziehen, wenn ich bei Verwandten oder Bekannten übernachtet habe. Und genauso muss bei mir auch kein Gast sein Bett selber beziehen, wenn er mich für einige Zeit besuchen kommt. Ich finde auch, dass es zur Gastfreundschaft dazu gehört, dass für den Gast ein überzogenes Bett bereit steht, was dieser nutzen kann. Ich würde wohl auch erst mal nicht schlecht schauen, wenn mich ein Gastgeber auffordern würde, mein Bett selber zu beziehen. So richtig willkommen würde ich mich dann wohl nicht fühlen.

Sofern es sich um einen angekündigten Besuch handelt und der Gastgeber eigentlich genug Zeit hatte, die Betten frisch zu beziehen, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass der Gast sein Bett nicht selbst beziehen muss. Ich würde mich in einem solchen Fall auch fragen, ob ich als Besucher dort wirklich willkommen bin. Ich denke auch, dass es unhöflich ist, wenn man dem Gast das Bettzeug ohne Bezug und einen Stapel Bettwäsche hinlegt und ihn die Sachen dann alleine beziehen lässt. Das muss wirklich nicht sein.

Anders sieht es vielleicht aus, wenn sich der Übernachtungsgast kurzfristig angekündigt hat. Ich würde in einem solchen Fall dennoch dafür sorgen, dass der Gast sein Bett nicht selbst beziehen muss. Aber es könnte eben einen Moment dauern. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn sich ein guter Freund oder Bekannter abends dazu entschließt, nicht mehr nach hause zu fahren, sondern doch über Nacht zu bleiben. Wenn man das Bett dann gemeinsam bezieht, finde ich das auch in Ordnung. Aber auch in einer solchen Situation würde ich dem Gast die Sachen nicht einfach nur hinlegen und ihm die Arbeit überlassen, sondern ich würde das Bett schon überziehen wollen. Maximal mit einer Arbeitsteilung wäre ich da einverstanden.

Ich habe auch schon selbst mein Bett bezogen, aber das war in den Fällen wirklich nicht schlimm. Ich habe ab und zu mal spontan bei Freunden übernachtet. Das war für die Freunde absolut in Ordnung, aber natürlich gab es keine frisch bezogene Bettwäsche für mich. Ich habe dann meistens von mir aus direkt gesagt, dass sie mir einfach einen Bettbezug und das andere Zeug geben sollen und dass ich mir das Bettzeug eben schnell selbst beziehe. In den Fällen wollte ich das selbst schließlich auch und daher war das natürlich nicht schlimm.