Wildtiere halten - bleiben oder gehen sie?

Wir haben neulich neue Bekanntschaft mit einem Bauer in unserer Nähe gemacht. Wir kaufen normalerweise häufiger mal Obst, Gemüse und Fleisch bei Bauern in unserer Nähe, dies bietet sich eben an, weil wir sehr ländlich wohnen und weil die Sachen meist gesünder sind. Auf jeden Fall haben wir eben diesen neuen Bauern kennengelernt, den wir auch sehr nett fanden. Tatsache ist jedoch, dass diese sich ein Wildschwein halten. Als ich dass das erste Mal gesehen habe und davon berichtet habe, bin ich teilweise auf erstaunten Gesichtern begegnet, tatsächlich aber gab es auch viele, die sich dabei nichts gedacht haben und mir dann gesagt haben, dass wäre gar nicht so ungewöhnlich, weil das wohl häufiger vorkäme.

Erlebt habe ich das bisher aber nicht und deswegen finde ich das eben auch sehr spektakulär. Das Wildschwein hatte sich wohl als kleines bei ihnen verirrt und sie haben es dann aufgenommen im Winter und es gefüttert. Im Sommer dann, war geplant es wieder rauszulassen, Tatsache war jedoch, dass Gustav (so heißt das Wildschwein) krank war und behandelt werden musste. Nach der Medikation, wurde Gustav dann nicht mehr ausgewildert, sondern blieb bei der Bauersfamilie. Als ich dort war, war ich schon ein bisschen ängstlich, das Tier geht mir immerhin über die Hüfte hinaus und das bei meinen 1,8m!

An sich aber ist Gustav erzogen, fast wie ein Hund und hört sowohl auch den Bauern, wie auch auf die Bauersfrau, die ihn immer rufen, wenn etwas ist. Als wir Kaffee getrunken haben, saß Gustav unter dem Tisch und als er freudig den neuen Anhänger des Bauers rammte, wurde er freundlich zurückgerufen und ging in sein Häuschen (Gustav wohnt in einem Schuppen). Er läuft auch frei herum, wenn Besuch kommt und ist eigentlich sehr freundlich und tut niemandem was. Aber ein Schreck ist es im ersten Moment trotzdem.

Was mich bei Gustav wundert, ist das er mehr oder weniger freien Auslauf hat. Hinter dem Bauernhof des Bauern liegt auch ein Wald und Gustav darf über den ganzen Hof laufen (zur Straße hin ist alles gesperrt) und auch in den Wald hinein. Tief hinein läuft er aber niemals, er läuft immer nur ein Stück und kommt dann schnell wieder her. Meine Großmutter hat ebenfalls einen Bauernhof und hier ist vor einigen Jahren mal ein junges Reh gelandet.

Auch dieses wurde dann aufgezogen, nach drei Jahren hat es dann allerdings doch den anderen Weg gewählt und ist dann in den Wald zurückgegangen. Von Gustav würde man dass so an sich auch erwarten, allerdings lebt er eben schon länger bei den Bauern und fühlt sich hier scheinbar auch sehr wohl. Ist es vielleicht so, dass auch unterschiedliche Wildtiere sich besser erziehen lassen, als andere? Immerhin hört Gustav ja auch auf bestimmte Befehle. Wieso gehen einige Wildtiere später nicht ihren eigenen Weg, obwohl sie aufgezogen worden sind?

Ob Wildtiere bleiben oder gehen, hängt von vielem ab. Erstmal ist die Umgebung ausschlaggebend. Dann auch, ob in der Nähe auch andere Wildtiere dieser Gattung sind, die diese Tiere in die "Familie" aufnehmen, was bei Wildtieren oft sehr schwierig ist.

Ein Wildtier aufzuziehen bedarf aber einer Genehmigung und dann bekommt man in der Regel auch einige Tipps für die Auswilderung von Fachleuten. Denn in Deutschland ist es ohne Genehmigung verboten Wildtiere zu halten. Deswegen müssen Wildtiere direkt, bevor man sie aufnimmt um aufzuziehen gemeldet werden. Dann müssen sie versucht werden auszuwildern. Wenn das nicht mehr geht, weil das Tier sich zu sehr an den Menschen gewöhnt hat, muss man schriftlich eine Haltungsgenehmigung haben.

Es wird immer empfohlen, dass man sich nicht groß um ein Wildtier kümmert, außer, dass man ihm Nahrung gibt, weil sich sonst ein Tier zu sehr an den Menschen gewöhnen kann. Dafür bekommt man eben dann auch die Tipps des Fachmannes. Wenn das Wildschwein nicht mehr weg will, dann wird es als Jungtier einfach zu sehr verwöhnt worden sein.