Hartz 4 und Kinderwunsch

vom 30.09.2008, 15:10 Uhr

Ich brauche einmal eure Meinung. Ich bin seit 4 Jahren Harz 4 Empfängerin und habe langsam die Hoffnung auf eine Arbeitsstelle aufgegeben. Ich habe schon an Bildungsmaßnahmen der Arge teilgenommen und schreibe wöchentlich so viele Bewerbungen wie nur möglich nur Absagen, spätestens nach einem Gespräch.

Da ich eine leichte Behinderung habe, habe ich es auf dem Arbeitsmarkt noch schwerer als andere. Mein Mann hat einen Job als Handwerker, verdient aber leider auch nicht besonders viel (1200 Euro netto). Wir haben uns beide immer Kinder gewünscht und ich wollte eigentlich schon lieber gestern als heute welche, aber den Wunsch aber immer wegen der Jobsuche hinten angestellt.

So langsam frage ich mich aber, ob wir es nicht einfach trotzdem versuchen sollten –wer weiß wann es klappt? Ich weiß, meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Schwangere oder Mutter werden dann noch schlechter und finanziell wird es uns auch nicht gut gehen, aber soll ich wirklich nur des Geldes wegen auf Kinder verzichten? Was meint ihr dazu?

» Ann-Marie » Beiträge: 3 » Talkpoints: 2,01 »



Versetze dich mal in die Lage deines Kindes, wenn es größer wird und seine Familie aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation jeden Cent umdrehen muss und so dem Kind/den Kindern eine etwas bescheidenere Kindheit bieten kann, als das bei anderen Kindern der Fall ist.

Und wenn du jetzt schon sagst, dass 1200 Euro netto von deinem Mann und das Arbeitslosengeld von dir nicht sonderlich viel sind, dann stelle dich auf eine weitere, sehr teure Quelle ein, die dann mit diesem Geld finanziert werden muss. Dass in unserer heutigen Gesellschaft Kinder immer rarer werden, da sie zur Kostenfrage werden, ist schon schlimm genug. Doch mir persönlich ist es dann lieber, es gibt weniger Kinder, dafür aber Kinder, die nicht in Armut o. ä. leben müssen.

Zu deiner Situation: ich muss dazu sagen, dass ich selber noch nie in der misslichen Lage war, arbeitslos gewesen zu sein und keinen Job bekommen zu haben. Aber in mein Kleinstadthirn will es nicht reingehen, dass im TV immer Händeringend nach Lehrlingen und Arbeitskräften gesucht wird, es aber in diesen ganzen Dokus Leute gibt, die vor lauter Verzweiflung in die Kamera stöhnen, dass sie jeden Tag zig Bewerbungen verschicken. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber in meinen Augen hat jeder in diesem Land die Chance auf einen Arbeitsplatz, wenn er sich bemüht bzw. den Job auch wirklich will.

Deswegen denke ich persönlich, dass es für dich, deinen Mann und für deine spätere Zukunft und Familie die bessere Alternative wäre, noch zu warten mit dem Kind/den Kindern. Schafft euch erst eine solide, finanzielle Basis über einen längeren Zeitraum, so dass es später, wenn ihr dann ein Kind habt, es zu keinen finanziellen Engpässen kommt, unter denen euer Kind dann leiden müsste.

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» Taubenkacke » Beiträge: 67 » Talkpoints: 2,34 »


So ähnlich wurde das Thema schon mal diskutiert Kinderwunsch trotz Hartz IV

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mal ein anderer Ansatz, nachdem Du ja anscheinend sehr kinderlieb bist und auf dem Arbeitsmarkt sowieso keine guten Chancen hast: Was hältst Du denn davon, eine Fortbildung zur Tagesmutter zu machen?

Falls das etwas für Dich wäre, frag doch einfach mal bei der Arge nach, ob sie Dir das bezuschussen würden. Dann könntest Du dich je nach Größe Eurer Wochnung vielleicht um zwei fremde Kinde rkümmern. Wenn das gut läuft und Du damit klar kommst, dann würde einem eigenen Kind vielleicht nichts mehr im Wege stehen mit diesem Polster

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Dennoch bin ich der Meinung, daß auch eine Hartz IV-Empfängerin eine gute Mutter sein kann. Klar, muss man sich einschränken und kann dann seinen Kindern nicht so viel bieten, aber irgendwann wird es eben zu spät sein für einen Kinderwunsch.

Ausserdem kann es auch passieren, wenn man einen guten Job hat und ein Kind bekommt, daß man dann auch arbeitslos wird. Davor ist niemand gefeit.

Ich habe übrigens mit 3 Kindern damals eine Umschulung speziell für Mütter mit Kindern als Berufskraftfahrerin durchgezogen. Auch solche Angebote gibt es und daran können halt nur Mütter daran teilnehmen.

» lorelei911 » Beiträge: 237 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mein Sohn war fast 2 Jahre, bevor er in den Kindergarten gegangen ist bei einer Tagesmutter. Diese hat eine "leichte" Gehbehinderung, jedoch fand bevor sie die Idee als Tagesmutter ergriff lange Zeit keinen Arbeitsplatz aufgrund ihrer Behinderung. Sie hat "angeblich" (ich kenne sie nicht sonderlich gut) auch zig Bewerbungen versendet Tag für Tag, doch irgendwann gab sie es auf.

Sie kam dann auf die Idee auf den Job als Tagesmutter umzusiedeln und hat sich beim Jugendamt drüber erkundigt und demnach alle Kurse usw. absolviert, die man haben muss und ist seitdem eine "in meinen Augen" gute Tagesmutter. Sie betreut zwischen 2 und 4 Kinder und ist u.a. froh nicht mehr arbeitslos zu sein, denn sie hat u.a. noch 2 "größere" Kinder (Jugendliche) die sie noch zu versorgen hat.

Vielleicht wäre dies auch eine Idee für Dich ?! Man muss zwar Zeit investieren (vielleicht auch für die Kurse Geld) und wenn du "kinderlieb" bist wäre dies doch ein Weg um aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen.

Ich habe mit damals 18 Jahren meinen Sohn bekommen. Hatte keine Arbeit, nichts, denn ich habe noch bei meinen Eltern gewohnt, jedoch hatte ich die Zusage auf einen Ausbildungsplatz, den ich angefangen hatte, kurz nachdem mein Sohn 1 Jahr alt wurde. Ich musste regelrecht jeden Cent umdrehen, aber hatte zum Glück meine Eltern, die meinem Sohn auch einiges bieten konnten! Heutzutage würde ich dieses Risiko nicht mehr eingehen, denn man hat viele viele Nachteile, gerade das Kind, dem man nicht 100% alles bieten kann.

Im Alter des Kindes bemerkt es dies und ich finde, man sollte als Mutter doch eine "Vorbildfunktion" besitzen, das man wenn man sich etwas "teures" leisten möchte, auch dafür arbeiten geht und nicht vom Staat lebt. Du hast es da ja leider schwerer aufgrund einer Behinderung. Jedoch sollte man trotzdem nie aufgeben und immer nach vorne sehen, denn irgendwann bekommst auch du die Chance auf einen Arbeitsplatz, doch ein Kind erzeugen und das obwohl ihr wisst, das ihr nicht viel Geld zum Leben habt wäre dem Kind zuliebe nicht richtig.

Hast du mit deinem Mann schon einmal über deinen Wunsch gesprochen? Was sagt er denn zu deinem Wunsch?

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn Du eine Behinderung hast, wenn auch eine leichte, hast Du einen Schwerbehindertenausweis beziehungsweise wurde bei Dir ein Grad der Behinderung festgestellt? Manche Arbeitgeber stellen bevorzugt solche Personen ein, auch, weil es eine Quote gibt. Es mag vielleicht etwas link sein, aber wenn es nicht anders funktioniert, sollte so etwas in Betracht gezogen werden.

Ich weiß nicht, wie alt Du bist/ warst und auch nicht, welche Ausbildung beziehungsweise ob Du überhaupt eine Ausbildung absolviert hast. Wolltest/ Könntest Du darauf aufbauen oder hast Du Dir vielleicht auch mal überlegt, eine andere Ausbildung zu machen, hast Du Dich nach einer Umschulung erkundigt?

Mir kommt es so vor, als sei in Eurem Fall es eher so, dass das Kind im Grunde die Arbeitslosigkeit ausfüllen sollte und wenn es aber jetzt schon mit den gut 1200 Euro im Monat schwierig war, wie soll es denn mit einem Kind weitergehen? Das fängt ja schon beim entsprechenden Wohnraum an, da ich der Meinung bin, ein Kind braucht irgendwann auch einmal einen Rückzugort für sich selbst. Das bedeutet also eine größere und vermutlich auch eine teurere Wohnung inklusive Nebenkosten. Inwieweit finanziert das Arbeitslosengeld II denn Eure Wohnung?

Verstehen, dass Du einen Kinderwunsch trotz Deiner/ Eurer finanziellen Lage hast, kann ich sogar sehr gut. Man wird ja auch nicht jünger und irgendwann ist es eben zu spät, ein Kind zu bekommen. Ich weiß auch nicht, inwieweit Deine Behinderung Deinen Alltag belastet und inwieweit sie sich auf eine Schwangerschaft auswirken kann, aber das muss man auch bedenken.

Es gibt genügend Familien, deren einziges Einkommen nicht ausreicht und wo eben aufstockendes Arbeitslosengeld II bezahlt wird, keine Schande in meinen Augen. Man kann es auch schaffen, wenn man eben so etwas berücksichtigt, aber das Leben wird nun einmal immer teurer und irgendwann kommt es dazu, dass das Kind auch Ansprüche hat, die finanziert werden sollten/ müssen. Es bringt nichts, davor die Augen zu verschließen, dass es dann etwas schwerer wird, sodass die Konsequenzen zu bedenken sind.

Den Tipp als Tagesmutter zu arbeiten, kann ich nur dann nachvollziehen, wenn man sich damit wirklich auseinandersetzen will und man damit rechnen muss, dass die Kinder sich mit der Zeit verabschieden. Ich denke, es wird aber schwer werden, wenn man eigentlich ein eigenes Kind möchte und man dann aber nur fremde Kinder zur Betreuung hat. So etwas könnte unter Umständen leider auch dazu führen, dass der Kinderwunsch verstärkt wird und man vielleicht sogar frustriert oder gar depressiv wird, weil es einem selbst vergönnt geblieben ist.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



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