Stille Geburt- wie Geschwistern mitteilen?

vom 19.08.2012, 01:25 Uhr

Meine Nachbarin wird demnächst zum zweiten Mal Mutter. Bevor sie ihr erstes Kind gesund zur Welt brachte, hatte sie eine stille Geburt in der 39. Schwangerschaftswoche. Nun hat sie große Sorge, dass sie auch dieses Kind still gebären muss. Besonders plagt sie der Gedanke, wie sie das ihrem ältesten Kind mitteilen soll. Sie kann sich erinnern, dass sie nach der stillen Geburt sehr traurig war und am liebsten alleine war. Aber das kann sie ja ihrem älteren Kind nicht unbedingt klar sagen.

Wie erklärt man einem Kleinkind, dass das heiß ersehnte Geschwisterchen leider nicht lebt? Wie geht man mit Fragen um? Gerade wenn man selber verunsichert ist?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Kann deine Freundin sich Hilfe suchen? Vielleicht in Form einer Hebamme, die sie begleitet und ihr diese schreckliche Angst nehmen oder zumindest abschwächen kann? Das was ihr passiert ist, ist ohne jeden Zweifel wahnsinnig schrecklich und eine traumatische Situation, aber es bedeutet noch lange nicht, dass sich dieses schreckliche Ereignis wiederholt.

Falls es das aber tut sollte man das Geschwisterkind möglichst zeitnah und ehrlich darüber informieren. Als im Freundeskreis ein Kind verstarb rieten uns Seelsorger dazu, offen mit den Kindern umzugehen und eventuell auftretende Fragen nicht zu scheuen, sondern sie einfach zu beantworten. Nicht ausschmückend, nicht beschönigend sondern vielmehr einfach so, wie es eben war bzw. ist. Ein Kind darf traurig sein, genauso wie man als Mutter das Recht dazu hat traurig zu sein und diese Trauer auch auszuleben. Man sollte sich also auch der eigenen Trauer, der eigenen Wut und Verzweiflung und den eigenen Tränen nicht schämen.

Ich bin aktuell auch schwanger, meine beiden Kinder setzen sich viel mit dem Baby auseinander und wissen auch, dass leider nicht jede Schwangerschaft gut endet. Sie wissen, dass es wahnsinniges Glück ist ein gesunden und lebendes Kind in den Armen halten zu dürfen und hoffen einfach, dass alles gut ausgeht. Was bleibt einem letztlich auch anderes übrig als die Hoffnung?

Stellen die beiden Fragen über den Tod bin ich stets bemüht diese recht nüchtern und ehrlich zu beantworten. Beide Kinder mussten sich bereits im Familien- und Freundeskreis mit der Thematik des Sterbens eines geliebten Menschen (und auch dem Tod eines Kindes) auseinandersetzen. Ehrlich gesagt habe ich beide dafür bewundert, wie offen und interessiert sie mit dem Thema umgegangen sind. Das mag makaber klingen, aber ich möchte, dass der Tod für meine Kinder etwas natürliches bleibt. Etwas, was dazugehört. Denn ich bin der Meinung nur so verliert selbiger etwas von seinem Schrecken.

Ich wünsche deiner Freundin von ganzem Herzen, dass sie eine möglichst schöne Geburt erleben und bald ein gesundes, und vorallem lebendiges, Kind in den Armen halten darf.

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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