Sollte die Rettungsgasse in Ö wieder abgeschafft werden?

vom 15.08.2012, 06:37 Uhr

In Österreich gibt es die Rettungsgasse nun bereits seit Jahresanfang, also seit 7,5 Monaten. Davor gab es die Rettungsgasse noch nicht und da es in Österreich fast überall auf den Autobahnen auch einen Pannenstreifen gibt, haben dir Einsatzfahrzeuge bei Unfällen in der Regel eben den Pannenstreifen benutzt. Allerdings gibt es die eben nicht überall und so gab es doch immer wieder Probleme für die Einsatzfahrzeuge, dass sie durch den Stau zum Unfallort rasch vordringen konnten. So wurde eben auch in Österreich die Rettungsgasse eingeführt.

An sich klingt diese Rettungsgasse zumindest in der Theorie ja auch recht logisch und macht Sinn. Vom Prinzip her sollte sie eigentlich auch nicht so schwer sein. Gestern war ich aber wieder einmal auf Autobahnen in Österreich unterwegs und wie schon so oft hat sich nur einfach wieder einmal bestätigt, dass wir hier in Österreich offensichtlich nicht fähig sind, so eine Rettungsgasse zu bilden. Warum auch immer, aber es will einfach nicht klappen und ich persönlich habe vor dieser Rettungsgasse nur noch Angst, weil ich sie teilweise für sehr gefährlich halte!

So war es auch gestern wieder. Es gab einen größeren Unfall mit vier Autos, demnach kam es eben auch zu einem Stau. Das Stauende war noch dazu gerade bei einer Abfahrt zu einer Raststelle. Hier hätte sich eben diese Rettungsgasse bilden sollen, was aber eben genau gar nicht geklappt hat. Ganz im Gegenteil, es war einfach nur ein chaotischer Sauhaufen an einer Autoansammlung. Keiner kannte sich mehr aus. Die einen wollten eine Rettungsgasse bilden und sind eben seitlich gefahren, andere haben so eine Rettungsgasse komplett ignoriert und sind einfach normal weiter gefahren. Dann gab es noch einige, die noch rasch in letzter Sekunde abfahren wollten und dann gab es auch noch ein paar, die sich irgendwie nicht so einig waren, wohin nun mit ihrem Vehikel und mehr oder weniger einfach nur hin- und hergeschwenkt sind. Furchtbar. Gleichzeitig musste man eben sowieso darauf achten, dass die hinteren Fahrzeuge nicht in einen hineinkrachen. Gut, das ist an einem Stauende oft so der Fall, aber hier kommt eben auch noch dazu, dass die Autos irgendwie von allen Richtungen und Seiten kommen.

Kurz und gut. Es will und will einfach nicht klappen. Nach einiger Zeit gab es dann in der Tat so etwas wie eine Rettungsgasse! Wow! Applaus für alle Beteiligten! Es kamen dann auch ein paar Einsatzfahrzeuge und mit dem Ertönen der Sirenen klappte es halbwegs zumindest. Ja und selbst wenn dann alle brav auf der Seite fahren und geordnet sind, gibt es noch so ein paar oberintelligente Leute, die die Rettungsgasse dann dafür nutzen, dass sie einfach nur rasch am Stau vorbei fahren können. Ist ja irgendwo ein Witz.

Auch in den Medien wurde bereits berichtet, dass diese Rettungsgasse in Österreich irgendwie nicht so wirklich klappen will. Dass es am Anfang eine Umstellung sein wird, war wohl allen klar, aber nun nach 7,5 Monaten sollte es doch eigentlich klappen. Ist aber eben nicht so und deswegen wurde schon öffentlich ausgesprochen, dass zumindest überlegt wird, ob diese Rettungsgasse wieder abgeschafft werden sollte.

Wie seht ihr das nun? Sollte sie in Österreich wieder abgeschafft werden? Warum? Warum klappt es in Österreich nicht. In anderen Ländern wie eben auch in Deutschland klappt es ja scheinbar und noch dazu angeblich gut. Wie lange hat dort die Umstellung zum Umdenken gedauert? Würde ein Abschaffen nicht erst recht wieder zu einem neuen Chaos führen, weil sich dann erst recht niemand mehr auskennt?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ein gutes halbes Jahr als Bilanz anzusehen ist wohl eindeutig zu wenig. Dazu kommt noch, dass gerade jetzt auch Ferienzeit ist. Es sind auch Leute auf der Autobahn unterwegs, welche sie halt nur selten benutzen. Dazu kommen noch Urlauber aus anderen Ländern, welche diese Rettungsgasse gar nicht kennen. Daher würde ich gerade die Sommerzeit nicht dafür nutzen, um einzuschätzen, ob die Rettungsgasse wirklich etwas bringt.

Wobei ich auch hier in Deutschland erst neulich beobachten konnte, dass es Autofahrer gibt, welchen nicht klar ist, dass sie eine Sperrlinie überfahren dürfen, wenn von hinten ein Rettungsfahrzeug durch will. Außerdem stellt sich mir die Frage, wie gut es in den Medien verbreitet wurde, wie im Ernstfall eine Rettungsgasse gebildet werden soll. Ich selbst schaue sehr viel Nachrichten, wusste aber von dieser Änderung bei euch bisher gar nichts.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Mit der Sommerzeit hast du sicherlich recht, wobei es ja auch vor der Urlaubszeit mehr als nur chaotisch war. Also nur am Urlaubsverkehr liegt es definitiv nicht. Die Medien haben meiner Meinung nach sehr gut berichtet, zumindest eben hier in Österreich. Eigentlich hört man bei fast jedem Verkehrsfunk, dass man bei Staubildung, auch ohne Unfall, die Rettungsgasse bilden muss. In den ersten Monaten wurde auch sehr ausführlich bei jedem Verkehrsfunk erläutert, wer wohin fahren muss, auch jetzt gibt es diese Erklärungen noch, auch wenn die Erklärungen nicht mehr bei jedem einzelnen Verkehrsfunk ausführlich sind.

In den Nachrichten wurde sowohl im Fernsehen als auch in den Tageszeitungen sehr ausführlich und mit Bildern und Grafiken gezeigt, wer wohin fahren muss. An den Autobahnen gibt es große Informationstafeln, wo auch ohne Staubildung als Information groß steht, dass bei Staubildung eine Rettungsgasse zu bilden ist. Es sollte also denke ich eigentlich niemandem entgangen sein. Selbst Nachrichtenmuffeln sollte es denke ich klar sein. Viel mehr kann man da denke ich dann wohl wirklich nicht mehr machen.

Ich weiß nun nicht, wie es in Deutschland ist, aber in Österreich soll man scheinbar bei jeder Staubildung automatisch so eine Rettungsgasse bilden, also auch wenn kein Unfall ist und auch wenn gar keine Einsatzfahrzeuge kommen. Laut deiner Beschreibung scheint es ja in Deutschland so zu sein, dass man die Rettungsgasse erst beim Hören der Sirenen der Einsatzfahrzeuge bilden soll, oder habe ich das falsch verstanden?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann nun nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber mir wurde zumindest schon in der Fahrschule beigebracht, dass man an den Rand fahren muss, wenn der Verkehr stockt oder gar richtig still steht. Bei einer zweispurigen Autobahn bedeutet das zum Beispiel, dass die Fahrzeuge auf der linken Spur ganz links fahren und die Fahrzeuge der rechten Spur sich eben möglichst weit rechts halten. Das ist an sich ein einfaches Konzept, das eigentlich auch von jedem verstanden werden sollte. Bei dreispurigen Autobahnen ist es dann so, dass die Rettungsgasse zwischen der linken und der mittleren Spur gebildet wird. Das scheint für manche schon zu anspruchsvoll zu sein, denn es gibt genug Leute, die dann versuchen, die Rettungsgasse zwischen der mittleren und der rechten Spur zu bilden. Das sorgt dann natürlich manchmal für ein bisschen Chaos, aber insgesamt funktioniert das soweit ganz gut. Auch hierzulande, also in Deutschland, gibt es immer wieder einzelne Schlaumeier, die die Rettungsgasse benutzen, um selbst schneller zu sein. Vor allem bei Motorradfahrern sieht man das häufiger.

Insgesamt funktioniert es aber dennoch gut und ich wundere mich eigentlich ein bisschen darüber, dass man sich in Österreich erst jetzt eine solche Regelung überlegt hat. Wie war das denn vorher? Blieben einfach alle einfach irgendwie stehen und wenn dann von hinten ein Polizei-, Rettungs- oder Abschleppwagen kam, wurde hektisch rangiert? Ich finde das Konzept sinnvoll und es spart einfach auch Zeit. Zum einen können Schwerverletzte schneller versorgt werden, wenn der Krankenwagen gut durch kommt und zum anderen wird auch die Straße wieder schneller frei, wenn der Abschleppwagen die Unfallfahrzeuge schnell aufnehmen kann.

Wenn die Leute ein bisschen mitdenken, funktioniert das Bilden einer Rettungsgasse sehr gut. Ich habe davor absolut keine Angst und ich sehe das auch nicht als gefährlich an. Gefährlich ist es, wenn man am Stauende steht, vor allem wenn dieses hinter einer Kurve liegt. Da sehe ich wirklich die einzige echte Gefahr in einem Stau. Aber die Rettungsgasse an sich sehe ich überhaupt nicht als gefährlich an und verstehe auch nicht, wieso davon eine Gefahr ausgehen soll. Wenn man Abstand zum Vordermann hält und direkt nach links beziehungsweise rechts fährt, je nachdem wo man sich auf der Autobahn befindet, passiert nichts. Ich halte mich schon am Rand, sobald es nur noch langsam oder stockend vorangeht. Wenn man auf einer Autobahn plötzlich nur noch 40 km/h fahren kann, dann kann man sich darauf einstellen, dass man vielleicht stehen bleiben muss und dann in einem richtigen Stau steht. Man kann sich darauf vorbereiten und wenn man dann mitten in einem solchen Stau steht und die Rettungsgasse gebildet hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass da noch etwas passiert, wirklich sehr gering.

Ich würde nach einem halben Jahr nun auch keine Bilanz ziehen wollen über Erfolg oder Misserfolg der Rettungsgasse. Auf den Straßen sind nicht nur Führerscheinneulinge unterwegs, die es nicht anders kennengelernt haben, sondern auch genug ältere Autofahrer, für die das vollkommen neu ist. Manche davon fahren auch nur selten auf Autobahnen und können das noch nicht umsetzen, obwohl sie theoretisch schon wissen, dass man nun eine Rettungsgasse bilden sollte. Ich würde den Leuten einfach noch ein bisschen Zeit geben und das Konzept nicht direkt als gescheitert erklären.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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