Kinder aus der Unterschicht eher kriminell?

vom 28.06.2008, 21:14 Uhr

Das die Jugendkriminalität stetig zunimmt, ist kein unbekanntes Problem, doch was denkt ihr: Sind die kriminellen wirklich eher in der Unterschicht zu finden? Ich denke eigentlich nicht das die finanziellen Verhältnisse entscheidend sind, sondern der Bildungsstand der Eltern, doch auch bei ungebildeten Eltern wird nicht jedes Kind ein Problemkind. Ich finde es viel zu oberflächlich zu sagen, dass kriminelle Elemente in der Unterschicht eher zu finden sind, als in gehobeneren Familien.

Klar, auf der Sonder- oder Hauptschule prügeln sich oft mehr Kids als auf dem Gymnasium, aber wen wunderst wenn sich die Gymnasiastden während der Pause eher auf dem Klo eine Leine legen gehen? Ich finde das der Gruppenzwang ein sehr großes Problem bei der Entstehung von Jugendgewalt ist, sehr viele Teenager würden sich ganz anders verhalten, wenn die "coolen" von der Schule nicht "bestimmen" würden, dass man mal wieder jemandem aufs "Maul" hauen sollte.

Klar, wenn man die "klassische" Hartz IV Familie nach dem Klischee als Unterschicht bezeichnet (dicke Mutter, saufender Vater, proletarischer Umgang miteinander), dann ist es wahr das Kinder solcher Familien statistisch gesehen oft kriminell und dumm werden, einfach weil sie sich sämtliche Bildung selbst beibringen müssen, aber die aus der guten Schicht, befassen sich eher mit anderen "kriminellen Dingen" als die armen, dummen, die sich meist prügeln weil sie nicht gelernt haben Konflikte anders zu lösen.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich bin nicht der Meinung, dass Kinder aus der Unterschicht eher kriminell werden. Oft sind es die Jugendlichen aus der Oberschicht, die mit Drogen handeln und diese auch konsumieren. Nur das kommt nicht so sehr in die Öffentlichkeit, da man mit Geld ja bekanntlich fast alles kaufen kann. auch die Medien , die über sowas nicht berichten.

Die Beschaffungskriminalität in der Unterschicht für Drogenabhängige ist natürlich höher, weil diese ja auch ihren Drogenkonsum irgendwie finanzieren müssen. Da hat es die Oberschicht "leichter" und muss in der Beziehung nicht kriminell werden (das sollnicht heissen, dass die Unterschicht kriminell werden muss).

Ich denke aber, dass schwerer Verbrechen in der Oberschicht zu finden sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Jess0708 hat geschrieben:Sind die kriminellen wirklich eher in der Unterschicht zu finden?

Sofern man der Statistik glauben darf: Zweifelsohne ja - die Gründe dafür sind natürlich vielfältig.

Jess0708 hat geschrieben:Ich denke eigentlich nicht das die finanziellen Verhältnisse entscheidend sind, sondern der Bildungsstand der Eltern, doch auch bei ungebildeten Eltern wird nicht jedes Kind ein Problemkind. Ich finde es viel zu oberflächlich zu sagen, dass kriminelle Elemente in der Unterschicht eher zu finden sind, als in gehobeneren Familien.

Man mag meinen dass es oberflächlich ist nur ist es rein statistisch eben Fakt - da gibt`s auch nichts dran zu rütteln. Und es hat in erster Linie nichts mit dem Bildungsgrad zu tun sondern das Abrutschen in die Kriminalität begründet sich oft durch:
- materiellen Wünsche die anders nicht erfüllt werden können
- und eher selten: weniger ausgeprägtes Gefühl für Moral und Ethik, Recht und Gesetz

Jess0708 hat geschrieben:Klar, auf der Sonder- oder Hauptschule prügeln sich oft mehr Kids als auf dem Gymnasium, aber wen wunderst wenn sich die Gymnasiasten während der Pause eher auf dem Klo eine Line legen gehen?

Also der Drogenkonsum ist ebenfalls ein Problem welches hauptsächlich an unteren Schulformen existiert. Auf dem Gymnasium, wo auch hin und wieder Elemente der Unterschicht anzutreffen sind, herrscht eher psychische Gewalt vor. Und warum Gymnasiasten eher Sitte und Anstand beachten liegt nicht daran dass sie keinen Bock haben sich zu prügeln oder Drogen zu konsumieren sondern weil Gymnasiasten im Gegensatz zu anderen etwas zu verlieren haben. Der Abstieg weil man negativ auffällt vom Gymnasium auf die Realschule ist wesentlich härter und stärker als ein Abstieg von Realschule auf die Hauptschule oder Sonderschule da gerade Hauptschule und Realschule vom Niveau auf vielen Ebenen (sozial, Anforderungen, usw.) her eher dicht beieinander liegen. Würde man vom Gymnasium verwiesen kommt das praktisch einem starken sozialen Abstieg gleich - da viele Gymnasiasten aus der Oberschicht und oberen Mittelschicht stammen hat man natürlich große Angst davor. Alle anderen juckt es wenig, denn bei einem Abstieg von Real- auf Hauptschule ändert sich das soziale Umfeld kaum.

Jess0708 hat geschrieben:Klar, wenn man die "klassische" Hartz IV Familie nach dem Klischee als Unterschicht bezeichnet (dicke Mutter, saufender Vater, proletarischer Umgang miteinander), dann ist es wahr das Kinder solcher Familien statistisch gesehen oft kriminell und dumm werden, einfach weil sie sich sämtliche Bildung selbst beibringen müssen, aber die aus der guten Schicht, befassen sich eher mit anderen "kriminellen Dingen" als die armen, dummen, die sich meist prügeln weil sie nicht gelernt haben Konflikte anders zu lösen.

Der zentrale Grund warum Kinder aus der Unterschicht eher kriminell werden ist in der Tat der fehlende Zugang zu Bildung - aber nicht in dem Sinne dass sie dann ihr Sozialverhalten anpassen würden, das ist größtenteils hausgemacht, sondern dass sie nur mit Bildung Chancen gegenüber der Oberschicht haben. Kinder der Oberschicht haben im Grunde oft einen vorgezeichneten Weg: Schule, Studium, guter Job - wenn es irgendwo nicht klappt wird meist finanziell nachgeholfen. Konkurrenzkämpfe gibt es kaum um materielle Dinge da es die Eltern hier ebenfalls an nichts mangeln lassen. Wenn auf dem Gymnasium gemobbt wird handelt es sich hierbei meist um Machtkämpfe innerhalb der Gruppe da es kaum Unterschiede gibt und im Grunde oft nur die Frage offen bleibt "Wer das sagen hat.".

Kinder aus der Unterschicht und unteren Mittelschicht haben viele Vorteile einfach nicht die vermögendere Eltern ihren Kindern erkaufen. Für viele Familien ist es nicht einmal die Frage ob man dem Kind das Studium finanzieren kann sondern es scheitert schon am Besuch des Gymnasiums - und es ist kein Geheimnis mehr dass man für höhere Ausbildungsberufe wie kaufmännische Berufe usw. immer stärker nach Gymnasiasten fragt und für die Hauptschüler und Realschüler nur noch Jobs die sich hauptsächlich durch körperliche Arbeit auszeichnen übrig bleiben und die traditionell nicht zu den bestbezahltesten gehören auch wenn man hier immernoch ausreichend verdienen kann. Und was zudem problematisch ist: Immer mehr Gymnasiasten verdrängen Realschüler aus höheren Ausbildungsberufen die dann zwangsweise Ausbildungsberufe ergreifen die vorher eher die Domäne der Hauptschüler waren. Die stehen immer häufiger ohne jegliche Chance auf eine Ausbildung da haben aber jede Menge (auch durch Fernsehen, Marketing, Stars usw.) Wünsche die sie sich gern erfüllen würden was mangels Arbeit die sie aufgrund einer niedrigen Bildung oft nicht bekommen fast unmöglich ist. Dass hier die Verlockung mittels Kriminalität schnell zu Geld zu kommen besonders groß ist im Gegensatz zu anderen Jugendlichen die in dieser Hinsicht "besser schlafen" können, wundert nicht wirklich.

Daher ist wie immer Bildung auch ein Schlüssel dazu um die Kriminalität zu bekämpfen: Denn wer Chancen auf einen guten Job hat, egal aus welcher Schicht er kommt, der wird diese nicht dadurch riskieren indem er in kriminelle Milieus abdriftet - denn wer nichts verlieren kann, der riskiert einfach mehr.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Meiner Meinung nach hat es sogar eine Menge mit dem sozialen und auch finanziellen Umfeld des Kindes oder Teenagers zu tun. Denn Geldsorgen bringen Stress mit sich. Diesen Stress bekommen die Kinder dann mit, das verfestigt sich dann so weit, dass man nicht mehr ein Familienleben hat, sondern sich nur noch anbrüllt. Die Konsequenz darauf ist, dass die Kinder keine Zeit oder Lust haben etwas für die Schule zu machen oder zu lernen. Sie gehen lieber raus und treffen sich mit ihren Freunden, die fast die gleichen Probleme haben. Und weil es auf der Straße eben nichts interessantes zu tun gibt und sportliche Aktivitäten für sie meist nicht in Frage kommen, werden sie eben fast schon aus "Langeweile" kriminell. Das könnte ein Grund sein. Der andere könnte sein, dass ärmere Familien sich keine teuren Handys leisten können und die Kinder dann eben, um nicht als Außenseiter da zu stehen, sich diese teuren Handys klauen müssen. Daran sieht man, dass ein Kind aus einer reichen Familie dieses Problem nicht hätte.

Mit dem Bildungsstand der Eltern würde ich das nicht unbedingt begründen, weil auch ein ungebildeter Vater einen ordentlichen Beruf haben kann und auch ordentlich Geld verdienen kann. Außerdem würde ich auch eher sagen, dass ungebildetere Väter ihre Kinder anspornen etwas mehr in der Schule zu tun, um ein besseres Leben zu bekommen, als ihres.

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» .daviD » Beiträge: 1221 » Talkpoints: 5,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Oftmals hängen Bildung und Finanzen ja auch eng zusammen, es ist kein Regelfall, aber oft sagt man ja, dass sich die gebildeten eher in der Mittelschicht und auch in der Oberschicht finden lasse, wohingegen die weniger gut gebildeten sich in der Unterschicht tummeln. Weniger gute Bildung, schlechter Job, weniger Geld und somit teilweise auch Probleme, was soziale Kontakte angeht, beispielsweise Markenkleidung. An sich aber kann auch der Akademiker arbeitslos werden und wird dann zum Hartz IV Empfänger, kriminell wird er deswegen aber noch lange nicht. Und an sich ist es meines Wissens nach sogar mal bewiesen worden, dass die Kriminalität mit der Bildung zusammen hängt.

Weniger gut gebildete Eltern haben eher Kinder, die die Hauptschule besuchen, es wird nicht gewählt, man passt sich mitunter der deutschen Kultur nicht an, sofern man aus dem Ausland kommt und man neigt eher zu kriminellen Handlungen, vielleicht auch eben wegen der schlechten finanziellen Situation.

Jess0708 hat geschrieben:Klar, auf der Sonder- oder Hauptschule prügeln sich oft mehr Kids als auf dem Gymnasium, aber wen wunderst wenn sich die Gymnasiasten während der Pause eher auf dem Klo eine Line legen gehen?

Soweit ich weiß, ist auch der Drogenkonsum eher unter der weniger gut gebildeten Schicht verbreitet. Wir hatten auf dem Gymnasium von der Unter-bis zur Oberstufe insgesamt vier Drogenseminare, bei uns hat keiner Drogen genommen, außer vielleicht Alkohol. Geraucht worden ist bei uns auch so gut wie gar nicht. Ein wenig hört sich das für mich bei dir an, als wolltest du sagen, dass weniger gut gebildete Menschen zu offensichtlicheren kriminellen Handlungen neigen würden (Schlägereien, ungeplanter Diebstahl und Einbrüche), wohingegen auch die Gebildeten kriminell sind, sich aber nicht erwischen lassen (Steuerhinterziehung, mäßiger Drogenkonsum).

Ich selbst denke an sich aber schon, dass die Kriminalität unter den weniger gut gebildeten Schichten höher ist und auch extremer. So im Laufe meines Lebens habe ich auch Menschen kennengelernt, die mir das mehr oder weniger bestätigt haben und es gibt darüber ja auch viele Untersuchungen und Statistiken. Die Familienverhältnisse weniger gut gebildeter Eltern sind ja auch nicht gerade die Besten, da kommt eines zum anderen und Aggressionen sowie Kriminalität sind an der Tagesordnung.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich würde das Problem der Kriminalität nicht alleine auf Jugendliche beschränken. Insgesamt wird es so sein, dass man manche Formen der Kriminalität vorzugsweise in den unteren Schichten der Gesellschaft antrifft. Das betrifft dann vor allem die Erwachsenen, aber die Kinder, die in einem solchen Milieu aufwachsen, leben tagtäglich damit und werden automatisch an ein kriminelles Verhalten gewöhnt. Das ist natürlich nicht bei allen der Fall, denn natürlich sind nicht alle Familien aus der Unterschicht kriminell und asozial. Aber das Umfeld ist oft kein besonders schönes und wenn man damit aufwächst, dann erlebt man eine Art von Alltag, die Gleichaltrige, die in einem besser gestellten Umfeld aufwachsen, in dieser Form nicht erleben.

Natürlich sind die finanziellen Verhältnisse alleine nicht das einzige Problem. Aber ich würde den materiellen Wohlstand hier eben nicht total ausklammern und vor allem würde ich nicht die finanziellen Verhältnisse der Eltern und deren Bildungsstand in einem Gegensatz sehen. Natürlich spielt die Bildung der Eltern eine wichtige Rolle. Aber es ist nicht der Regelfall, dass Eltern gut gebildet sind und dennoch der Unterschicht angehören. Manche Akademiker haben nun auch eher unterdurchschnittliche Einkommen, zum Beispiel in sozialen Berufen. Aber meistens ist es doch schon so, dass Bildung und Einkommen korrelieren. Gebildete Eltern streben in der Regel auch den Besuch des Gymnasiums an und versuchen, ihrem Kind alle Chancen mit auf den Weg zu geben, die Bildung ihnen bieten kann.

In der unteren Schicht findet man häufig eher die Leute, die gerade nicht so gebildet sind. Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit sind große Themen und ich denke, dass es insgesamt härter und rauer zugeht. Die Umgangsformen sind oft anders. Das klingt alles immer so Klischeebeladen, aber man kann es einfach nicht von der Hand weisen. Wenn ein Kind in einem Umfeld aufwächst, in dem ständig Geld fehlt, in dem Bildung keinen hohen Stellenwert hat und in dem die Kriminalitätsrate insgesamt schon höher ist, dann wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit die gleiche Richtung einschlagen wie die Eltern und das Umfeld auch. Wenn dann noch materielle Wünsche ins Spiel kommen, die nicht auf normalem Wege erfüllt werden können, dann fängt das Kind vielleicht irgendwann mit kleineren Diebstählen an. Wenn die Grenze einmal überschritten ist und jemand bereit ist, sich die Dinge, die er sich wünscht, zu stehlen anstatt sie zu kaufen oder lieber zuzuschlagen als zu diskutieren, dann ist der Weg zurück sicher schwer und in manchen Fällen nahezu unmöglich.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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