Mädchen will nicht mehr richtig essen

vom 15.08.2012, 14:29 Uhr

Seit einem längeren Zeitraum verweigert die Schwester meines Partners jegliches Essen. Sie ist eigentlich noch ein Kind, mit ihren 13 Jahren. Generell war und ist sie nie dick gewesen. Nur eben größer und dementsprechend nicht so mickrig gebaut, wie manch andere in ihrem Alter. Dennoch bildet sie sich ein, seit circa einem Jahr, seit dem sie aufs Gymnasium gewechselt hat, genauso aussehen zu müssen, wie ihre Kameradinnen dort.

Ihre Schule besteht fast ausschließlich aus Kindern mit Immigrationshintergrund aus eher ärmlichen Ländern. Dementsprechend sieht man es ihnen auch noch an, da die meisten eher dürr und klein sind. Also nicht unbedingt einen deutschen Eindruck machen. Wie ich mal mit meinem Partner ein Schulfest von ihr besuchte, habe ich diesen Eindruck selber erleben und sehen dürfen.

Generell ist das Problem aber, dass sie mittlerweile nur noch Haut und Knochen ist. Mit einer Größe von 1.65 m bringt sie laut ihrer Mutter nur noch 45 Kilo auf die Waage. Ich selber habe auch schon versucht mit ihr zu sprechen – aber das einzige, was sie sagt ist, dass sie nur noch isst, wenn sie Hunger hat. Schön, und wenn sie isst, dann isst sie nur noch rohes Gemüse. Gestern, als wir gemeinsam mit Ihr bei dem schönen Wetter einen Badeausflug gemacht haben, war ich ganz geschockt, wie knochig sie mittlerweile ist.

Ich habe schon öfter versucht, mit ihrer Mutter zu sprechen, diese machte sich einerseits selber Sorgen und andererseits ließ sie dieses armselige Essverhalten durchgehen. Ich habe versucht, mit ihr in einem ernsteren Ton zu reden, dass es fatale Folgen haben wird, wenn sie noch weiter so abmagert und sie irgendwann noch ins Krankenhaus kommen wird und vielleicht aus diesem Grund noch in eine Pflegefamilie muss, wenn sie sich nicht richtig um sie kümmert. Zwar hat sie sich diesen Vortrag angehört – jedoch nichts weiter dazu gesagt. Was würdet Ihr tun, wenn eure Schwägerin kurz vorm „verhungern“ wäre? So langsam fühle ich mich, wie im falschen Film..

Benutzeravatar

» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Drohen, in dem Fall mit einem Aufenthalt in einer Pflegefamilie, bringt nichts. Die Mutter weiß mit Sicherheit auch so, dass ihre Tochter ein ernstzunehmendes Problem namens Magersucht - zumindest gehe ich nach Deiner Beschreibung davon aus, dass das zutreffend ist - hat und Hilfe braucht. Leider ist es so, dass der Betroffene, und das ist in dem Fall die Tochter, einsehen muss, dass sie krank ist und ihr Verhalten ihr selbst schadet. Solange sie das nicht versteht, wird es schwer sein, ihr zu helfen. Es ist unglaublich, wie solche Patienten sich um's Essen drücken und wie sie es zuweilen schaffen, den Eindruck zu erwecken, etwas zu sich zu nehmen und es doch nicht tun.

Rohes Gemüse ist sicherlich gesund, reicht aber als Ernährung nicht aus. Ein solches Untergewicht macht auf Dauer auch krank. Gerade junge Menschen im Wachstum brauchen eine ausgewogene Ernährung, die Calcium für Knochen und Zähne und zahlreiche andere Nährstoffe, aber da erzähle ich Dir sicherlich nichts Neues.

Möglicherweise hat das Mädchen eine gestörte Selbstwahrnehmung. Das geht vielen Magersuchtpatienten so. Sie sehen im Spiegel nicht vorhandene Speckrollen und haben den Zwang, weiter Gewicht zu verlieren. Die emigrierten Kinder werden doch wohl nicht alle gerade erst aus den Krisengebieten gekommen sein? Südlicher angesiedelte Völker haben mitunter von Haus aus eine zierlichere Statur als nördlich angesiedelte. Möglicherweise resultiert ihr Erscheinungsbild auch wirklich aus der Mangelernährung früherer Zeiten, aber das Mädchen müsste sich doch dessen bewusst sein, dass man das nicht nachahmen muss und dass das Umstandsbedingt ist und nicht gesund.

Vielleicht könnte die Mutter auch mit der Schulleitung sprechen und ihre offenbar dermaßen leicht beeinflussbare Tochter auf einer anderen Schule unterbringen. Wobei ich mir eigentlich kaum vorstellen kann, dass eine Schule wirklich vorwiegend von ausländischen Schülern besucht wird. Es muss doch auch genügend ortsansässige Schüler geben, die "normal" gebaut sind.
Auf jeden Fall sollte sich die Mutter Rat bei einem Arzt holen, das Mädchen untersuchen lassen, ob bereits Mängel bestehen und sich gegebenenfalls auch nicht scheuen, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es bringt doch nichts der Mutter zu drohen, dass man ihr die Tochter wegnehmen wird. Meinst du nicht, dass sie sich schon genug Sorgen macht und alles versucht, um ihre Tochter wieder zu einem normalen Essverhalten zu bringen? Nur, weiß ich aus Erfahrung mit betroffenen Leuten, dass dies alles nichts bringt.

Da das Mädchen noch minderjährig ist, kann die Mutter sie in eine entsprechende Fachklinik einweisen lassen. Dort wird es in der ersten Zeit auch keinen richtigen Kontakt zu Familie geben. Aber das Kind ist dann in psychologischer Betreuung, welche hier wohl nicht unumgänglich ist. Außerdem wird der Körper dann auch langsam wieder an normale Kost gewöhnt. Sie kann ja auch nicht von heute auf morgen wieder so essen, wie vor der Magersucht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Bitte einmal durchatmen. Wenn die Angaben hier im Thread stimmen, dann sollte sie noch nicht untergewichtig sein. Ich habe mal ihren KMI mit einem Online-Rechner errechnet. Wenn man von einem Mädchen von 13 Jahren und null Monaten ausgeht und der gegebenen Körpergröße und dem angegebenen Gewicht, so kommt man auf einen KMI von 16,5. Ideal ist für Mädchen in dem Alter ein KMI im Bereich von 15,3 bis 22,6. Selbst wenn man rechnerisch davon ausgeht, dass das Mädchen möglicherweise nächsten Monat vierzehn wird, also 13 Jahre und 11 Monat alt ist, kommt man ebenfalls auf einen KMI von 16,5.

Ins Untergewicht rutscht sie laut dem Rechner erst, wenn sie bei dieser Körpergröße unter 43 Kilogramm rutscht. Natürlich kann wird sich dieser Wert durch das Wachstum auch verschieben. Aber im Moment hat sie lediglich ein komisches Essverhalten und - noch - kein Untergewicht auch wenn sie sicherlich sehr dünn ist.

Ich kann gut verstehen, dass ihr euch Sorgen macht. Auf jeden Fall würde ich nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen. Ich würde mit dem Mädchen erst mal da hin gehen, wo man mit kranken Kindern so hin geht, nämlich zum Kinderarzt. Der kann dann mit dem Mädchen ein paar Takte Klartext reden, als Fachmensch. Das nehmen Kinder in dem Alter oft ernster als die sorgenvollen Vorträge der Mutter. Der Kinderarzt kann dann auch individuell entscheiden, wie man weiter vor geht. Der sagt einem auch, ob ein Aufenthalt in einer Klinik für Kinder mit Essstörungen nötig ist oder noch nicht. Der Kinderarzt kann dem Mädchen auch erklären, was für gesunde Ernährung in dem Alter wichtig ist. Vielleicht kann er auch ein gutes Seminar zu gesunder und vollwertiger Ernährung für junge Mädchen empfehlen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich weiß nun nicht, was der KMI ist und wo du ihn hast berechnen lassen. Aber ich habe eben man den BMI ausrechnen lassen und dort wird gesagt, dass bei diesen Werten, ebenfalls 16,5, schon Untergewicht vorliegt. Der Durchschnitt liegt in dem Alter bei 19 und das ist schon ein Unterschied.

Aber von den Werten mal abgesehen, hat das Mädchen ein Problem und da muss eingegriffen werden. Da es die Familie selbst nicht schafft, müssen sie sich professionelle Hilfe suchen. Denn nur mit psychologischer Betreuung wird sie zu einem normalen Essverhalten finden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Der BMI gilt erst für erwachsene Personen ab 18. Für Kinder zieht man den KMI, den Körpermasseindex zu Rate um Aussagen darüber treffen zu können, ob das Gewicht eines Kindes stimmt. In diesem Thread BMI Rechner für Kinder - Wo findet man den? habe ich das etwas deutlich geschrieben, warum man den KMI benutzt und auch einen Link zu der Seite gesetzt, mit dem ich auch in dieser Seite berechnet habe. Die URL von der Seite ist leider so umständlich, dass es schon nicht so einfach war, den Link in dem anderen Thread einzubauen. Deshalb bitte ich euch, den kleinen Umweg über den anderen Thread zu gehen.

Letztlich bleibt mir nur zu wiederholen: Ab zum Kinderarzt mit dem Kind, denn nur da kann man wirklich fundierte Auskünfte erhalten. Der Kinderarzt kann sich auch die Gewichtsentwicklung des Kindes ansehen und daraus einen Rückschluss ziehen. Der Kinderarzt kennt die Patientin im besten Fall seit Kindertagen und weiß was zu tun ist.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kann gut verstehen, dass du dir um das Mädchen Sorgen machst. Es ist gerade bei Mädchen ja oft so, dass sie irgendwelchen Vorbildern nacheifern wollen und sich deshalb abmagern. Ich denke aber nicht, dass es dann direkt hilft, der Mutter Vorwürfe zu machen und ihr zu drohen, dass das Kind in eine Pflegefamilie kommen könnte. Die Mutter macht sich sicherlich auch Sorgen um ihre Tochter, aber in einer solchen Situation ist es unheimlich schwer, mit dem Betroffenen zu reden und zu helfen. Wenn erst mal ein gestörtes Essverhältnis vorliegt, kommt man nur sehr schlecht an die betroffenen Personen heran, weil diese sofort eine Barriere aufbauen, wenn es um das Thema Essen geht.

Ich finde es auch wichtig, dass die Mutter schnellstens mal mit ihrer Tochter zu einem Arzt geht, der die Situation bestimmt besser beurteilen kann. Auch psychologische Hilfe wäre empfehlenswert, damit die Tochter wieder lernt, normal zu essen. Dafür ist es nur wichtig, dass sie erst mal einsieht, dass sie ein Problem hat. In den meisten Fällen dauert das etwas, deswegen würde ich an Stelle der Mutter auch schnell handeln. An deiner Stelle würde ich der Mutter bei diesem Weg deine Hilfe anbieten, aber ohne weitere Vorwürfe und versteckte Drohungen auszusprechen. Nur so kann dem Mädchen geholfen werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^