Keine Kinder - Keine Ahnung = Totschlagargument?

vom 09.04.2012, 16:45 Uhr

Wenn sich eine alleinstehende Frau mit Kind entschließt, mit einem Partner in einem Haushalt zu leben, muss sie dem Partner auch gewisse Rechte einräumen, in der Erziehung ihres Kindes mitreden zu dürfen. Über Uneinigkeiten können sich beide unterhalten und einig werden, aber nicht in Gegenwart des Kindes. Auch Partner, die nicht zusammen leben, unterhalten sich naturgemäß über die Erziehung eines Kindes, wenn der neue Partner meint, dass nach seiner Meinung etwas besser gemacht werden könnte. Auch das sollte man gut erörtern.

Will nun die bisher allein erziehende Mutter nicht einsehen, dass der gutgemeinte Ratschlag des Partners sinnvoll ist und spricht ihm Ahnung zu haben ab, ist wahrscheinlich schon Streit vorprogrammiert.

Wenn der Junge sich mit sechs Jahren erstmalig Essen allein auf den Teller füllen durfte, waren seine Augen viel größer als sein Hunger. Das würde ich nicht so tragisch nehmen, weil es das erste Mal war. Nun alles in ihn hineinzustopfen, wäre auch der falsche Weg. Allerdings sollte ihm schon klar gemacht werden, dass er nächstes Mal erst weniger nimmt und sich dann noch etwas nachfüllt, wenn er noch mehr essen mag. Das dürfte das Kind dann schon einsehen. Wenn nicht, wird der Teller wieder wie vordem auch, von einem Erwachsenen – der Mutter oder dem Partner – aufgefüllt.

Ich glaube nicht, dass die ablehnende Haltung der Mutter zu den Vorschlägen des neuen Partners darauf basiert, dass er keine eigenen Kinder hat, sondern es wird vielmehr so sein, dass die Mutter es nicht vertragen kann und es nicht kennt, dass sich jemand in die Erziehung des Kindes mit einmischt, da sie das bisher alleine gemacht hat.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Zu der beschriebenen Situation mit dem Essen. Wenn die drei Personen zusammen leben, geht das klar auch den Mann etwas an. Im Endeffekt ist es auch sein Geld, welches dann im Abfall landet. Da die Beiden aber noch nicht zusammen leben und sich einmal bei ihr und einmal bei ihm treffen: Wenn das in ihrer Wohnung passiert- auch wenn das hart klingt: Meine Wohnung, meine Regeln. Zumindest im Zweifelsfall. Mit dem Argument, er hat keine Kinder, dass passt da nicht wirklich. Sind die Beiden bei ihm, seine Wohnung, seine Regeln. Und ich wäre als Gastgeber ziemlich angepisst, wenn eine Mutter ihr Kind bei mir die ersten Versuche startet. Und scheinbar war das der erste Versuch. Noch dazu wenn der Versuch Geld kostet.

Ich halte das Argument, weil man keine Kinder hat, darf man nicht "mitreden" generell für das absolute Totschlagargument. Mir begegnet das Argument in Elternforen und mittlerweile hassen sogar gestandene Mütter das Argument. Das Argument kommt nämlich wirklich nur, wenn die Mutter nicht mehr weiter weiß und keine Argumente mehr hat. Dann kommt: DU kannst nicht mitreden, denn du hast ja keine eigenen Kinder.

Klar gibt es Sachen, bei denen eine Nicht- Mutter nicht mitreden kann. Auf mich bezogen: Klar gibt es Sachen, bei denen ich nicht mitreden kann. Ich kann nicht mitreden, wenn es um persönliche Erfahrungen mit der Geburt geht. Ich kann nur sagen, wie ich es mir vorstelle oder von Erfahrungen anderer erzählen. Aber die Frage, wie groß die Schmerzen bei der Geburt meiner Kinder waren, werde ich nie beantworten können, so lange ich keine eigenen Kinder habe. Aber das sind durchaus auch Punkte, an denen ich mich raus halten würde.

In der beschriebenen Situation und wenn ich nun die Partnerin der Mutter wäre, würde ich eventuell ansprechen, dass ich es nicht gut fand, dass sich das Kind den Teller voll geladen hat. Ich würde mir aber in dem Alter nicht anmaßen zu sagen, dass muss das Kind schon wissen. Ich würde das wahrscheinlich eher als Frage in den Raum stellen, ob das ein Kind von sechs Jahren nicht schon abschätzen kann. Dazu müsste ich aber auch das Kind näher kennen. Allerdings würde ich es gut finden, wenn die Mutter mir vorher halt sagen würde, dass sie ihr Kind nun ausprobieren lassen möchte und er sich zum ersten Mal selbst was auf den Teller machen soll. Immerhin geht es hier auch um eine gemeinschaftliche Mahlzeit. Ich verstehe hier auch nicht wirklich, warum die Mutter solche Versuche im Beisein des Partners machen muss, der ja nicht dauerhaft dort lebt.

Zu einer Partnerschaft gehört Kommunikation. Die sollte wichtig sein. Erst Recht wenn Kinder da sind, die in irgendeiner Form dazu gehören. Den Partner aber komplett mit Phrasen du kannst nicht mitreden, weil du keine eigenen Kinder hast, abzuspeisen kann nur schief gehen.

Davon mal abgesehen, was ich fast noch schlimmer finde, wenn der kinderlose Partner kontern würde, aber die Kinder meiner Schwester, die konnten das schon, als sie noch in die Windeln gemacht haben, übertrieben ausgedrückt. Sprich wenn dann Vergleiche gezogen werden, zu Kindern anderer Leute.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Man sollte einem Kind nie aufzwingen, wie viel er zu essen hat. Jeder isst so viel er mag und wenn der Teller eben mal nicht aufgegessen wird, ist es eben so. Unseren Sohn zwingen wir auch nicht, dass er alles auf isst. Er ist zwar erst 22 Monate, aber unter Zwang ist kein Kind besonders gerne. Die Folge ist, dass ein Kind gar nicht mehr gerne essen mag und daher vielleicht mehr Süßigkeiten zu sich nimmt. Und das ist mit Sicherheit der falsche Weg

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann ja nun auch nur meine eigene Vorgehensweise bei meinen Kindern als Beispiele anbringen. So waren wir ja im letzten Herbst bei der Schwester meines Freundes. Sie wohnt im Schwäbischen und dort wird ja nun auch etwas anders gekocht, als bei uns. Sie hatte dann auch etwas auf dem Plan, was meine Kinder eigentlich ungern essen. Ein Plan B war zwar vorhanden, aber ich habe meine Töchter gebeten erst mal von meinem Teller zu probieren. Ok, sie fanden es am Ende doch nicht lecker und haben eben Plan B bekommen.

Aber es war eben ein Weg, um zu vermeiden, dass Essen in großem Umfang in den Müll kommt, die Kinder aber trotzdem wussten, wie es schmeckt. Ich finde es nur schon befremdlich, wenn auf der einen Seite der Partner so abgebügelt wird, aber auch ein Mittelweg von einer anderen Mutter nicht mal als Denkanstoß angenommen wird. Das ganze kommt so rüber, als wenn sie immer für ihren Sohn alles entscheiden will und sonst niemand etwas zu sagen hat. Wie soll das funktionieren, wenn sie wirklich zusammenziehen? Noch dazu unter dem Aspekt, das der Partner bei offizieller Familiengründung den Sohn doch adoptieren soll.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



So wie ich selber mich einschätze würde ich es vermutlich auch nicht unbedingt gut finden, wenn mein Freund sich in die Erziehung meines Kindes einmischen würde. Schließlich wäre es dann ja auch mein Kind und nicht seines und für mich würde sich daran dann auch nichts ändern, wenn wir in einer Beziehung alle zusammen leben würden. Schließlich habe ich ja doch auch das Recht mein Kind so zu erziehen, wie ich es für richtig halte und es möchte. Wenn mein Freund sich an meine eigenen Richtlinien halten würde und mein Kind so erziehen würde, wie ich es wollte, dann hätte ich damit aber natürlich kein Problem.

Allerdings muss man ja auch noch daran denken, dass in einer Partnerschaft vielleicht auch ein gewisses Familiengefühl entstehen könnte, wenn ein Partner noch ein Kind mit in die Beziehung bringt und dass man auch nicht nur seinem Partner dabei helfen möchte, sein Kind zu erziehen, sondern auch für sich selber bestimmte Vorstellungen hat, wie ein Kind sich zu verhalten hat und dann möchte man natürlich auch, dass sich dieses Kind so oder zumindest so ähnlich verhält. Dann beginnt man automatisch, dieses Kind dementsprechend zu erziehen. Das finde ich auch ganz normal, denn ich kenne es auch von unbeteiligten Personen, dass sie einem Kind wenn es zu Besuch ist bestimmte Regeln auferlegen oder sagen, dass man sich so wie es sich gerade benimmt nicht benehmen sollte.

Ich denke, dass man wenn man in einer Beziehung lebt und auch noch ein Kind mit in diese Beziehung hinein bringt einen Kompromiss eingehen muss und in der Erziehung dieses Kindes auch mit auf seinen Partner eingehen muss und ihm auch die Möglichkeit geben sollte, dass Kind mit zu erziehen. Allerdings denke ich doch schon, dass sich der Partner dabei zu großen Teilen an die Vorgaben des leiblichen Elternteils halten sollte.

Ich denke, dass du in diesem Gespräch schon einer leicht engstirnigen Gesprächspartnerin gegenüber gesessen hast und dass sie ein wenig hätte einlenken sollen. Aber ich glaube auch, dass es viele Mütter gibt, die alleinerziehend sind und ihre Kinder auch alleine erziehen wollen, wenn sie einen neuen Partner haben.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Also ich muss zumindest sagen, dass man sich als Mutter auch von dem kinderlosen Freund eine Meinung sagen lassen kann. Natürlich muss man diese nicht teilen, aber man könnte durchaus ein Mal darüber nachdenken. Dennoch bin ich indirekt der Meinung, dass wirklich niemand sich in der Erziehung meines Kindes einzumischen hat. Das gilt sowohl für meinen neuen Partner als auch Familienangehörige! Ich trenne dort sehr Regeros und erwarte das auch von meinem Partner. Der Einzige, der in dem Falle etwas sagen kann, wäre der leibliche Vater und bei einer künstlichen Befruchtung, dann halt nur ich!

Ich verstehe das Problem des Freundes hier aber auch ehrlich gesagt nicht. Der Junge hat sich jetzt Mal an der Portion gesehen übernommen und soll diesen dann in seinen Augen aufessen. Wozu? Damit er danach mit Bauchweh im Bett liegt oder damit er lernt sich in Zukunft den Teller doch nicht so vollzupacken? Dieses Problem war bei mir immer, dass ich aus Höflichkeit immer alles auf den Teller aufgegessen habe, Dinge, die mir nicht schmeckten etc. So etwas will ich meinem Kind nicht zu muten. Er hat sich jetzt übernommen und beim nächsten Mal achtet man darauf, dass er sich weniger aufschept und eventuell bei Weiterem verlangen dann lieber einen Nachschlag nimmt. Dazu muss ich jetzt nicht den Jungen das Ganze zu viel aufgesteppte Essen aufessen lassen. Man kann es auch wirklich übertreiben.

» paddelfisch » Beiträge: 655 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke sogar, dass außenstehende Menschen das manchmal sogar noch sehr viel besser entscheiden können als die Menschen, die die Erziehung selbst durchführen. Manchmal lässt man sich als Elternteil von seinen Gefühlen für das Kind beeinträchtigen und verliert dann oft die neutrale Sicht auf die Lage der Dinge. Dies kann dazu führen, dass man Fehler macht und zum Beispiel die Erziehung nicht so konsequent durchzieht und Fehler nicht so schnell erkennt wie bei einem Kind, was nicht das eigene Kind ist.

Da es das erste Mal ist, dass der Sohn sich sein Essen alleine aufgefüllt hat, denke ich auch, dass man das hier noch verzeihen kann. Jedoch sollte man sich danach ausdrücklich darum kümmern, dass der Sohn lernt, dass man sich lieber erst wenig auffüllen sollte oder eine Portion, die so groß ist, dass man sie auf jeden Fall schafft. Wenn man danach immer noch Hunger hat, dann kann man sich ja gerne eine zweite Portion auffüllen.

Ich denke, dass man hier speziell keinen goldene Mittelweg finden kann. Die einzige Lösung, die mir hierzu einfällt, wäre die, dass der Sohn wenigstens noch etwas davon isst, wenn auch nicht alles, was aber in meinen Augen ebenso sinnlos ist wie der Vorschlag, dass der Sohn das alles aufessen soll. Ich denke nicht, dass ihm das "eine Lehre" sein wird, wenn er das dann alles in sich reinschaufeln muss - eher wird er sich danach wahrscheinlich übergeben, weil ihm so schlecht ist, was ja auch normal ist, wenn man viel zu viel gegessen hat.

Im Zweifelsfall würde ich aber dennoch sagen, dass die Mutter des Kleinen das Sagen hat und deswegen das letzte Wort hat. Wie man schon aus dem vorherigen Satz entnehmen kann: Sie ist die Mutter des Kindes und ihr Freund ist nicht der Vater, deswegen zählt seine Meinung, vor allem dann, wenn sie noch am Anfang ihrer Beziehung sind, bei Erziehungsfragen weniger als die Meinung der Mutter, die das Kind ja zur Welt gebracht hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Bei solchen Argumenten muss ich immer schmunzeln, weil man meiner Meinung nach nicht zwangsläufig selbst ein Kind erziehen muss, um so etwas wie einen gesunden Menschenverstand zu haben. Immerhin bekommt man als werdende Mutter ja auch nicht gleich gesagt, man sei nicht in der Lage, ein Kind zu erziehen, weil man selbst ja noch kein Kind geboren hat. Ich meine damit, nur, wenn man ein Kind bekommt, ist man nicht gleich fähig, ein Kind zu erziehen. Sicherlich spielt so etwas wie Intuition eine Rolle, aber man ist doch nicht grundsätzlich eine gute Mutter, weil man eben schwanger geworden ist, oder? Vieles muss sich ja auch selbst angeeignet werden oder gelesen werden und ich möchte nicht wissen, wie eine Mutter reagiert, wenn man ihr die Fähigkeit zur Erziehung eines Kindes abspricht, weil sie ja noch kein Kind bekommen hat und auch sonst nicht so viel mit der Kindeserziehung zu tun gehabt hat.

Daher ist so etwas schon ein Argument, das besagt, dass man sich gar nichts sagen lassen will und auch nicht das eigene Verhalten überdenken möchte. Immerhin wäre es ja auch unangenehm und peinlich, wenn jemand, der in dem Sinne keine Erfahrung mit Kindern hat, es besser als die Mutter weiß. Vielleicht hätte die Mutter in dem Falle auch Angst, dass man ihr nachsagt, sie habe Probleme mit der Erziehung des Kindes und der kinderlose Freund hingegen macht es besser/ richtiger. Und in dem Falle, der hier geschildert wurde, sehe ich es schon so, dass ein Kind durchaus in der Lage ist, mit sechs Jahren selbst zu entscheiden, wie viel es essen mag und kann. Es ist aber auch eine Erziehungssache, erst einmal wenig essen zu nehmen und sich dann noch nach zu nehmen, wenn man noch Appetit hat, finde ich jedenfalls. Immerhin lernen Kinder im Kindergarten schon solche Dinge.

Was mich in dem Zusammenhang noch selbst interessieren würde, ist, wie es denn gesehen wird, wenn beispielsweise die Erzieherin, der Lehrer oder die Betreuer im Hort keine Kinder haben? Wird da das Argument, sie haben ja keine Kinder, auch heraus geholt? Oder sind das wiederum Ausnahmen, weil sie ja eine pädagogische Ausbildung und im Idealfall auch Erfahrungen mit Kindern haben?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


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