Versöhnungsgespräche nach gescheiterter Ehe sinnvoll?
Wie sinnvoll sind Versöhnungsgespräche bei wirklich gescheiterten Ehen? Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Konntet ihr danach eure Ehe, die eigentlich gescheitert war weiterführen oder habt ihr euch einfach nur nicht mehr im Streit getrennt? Wie sinnvoll findet ihr solche Versöhnungsgespräche? Sollten sie immer mit einer dritten Person stattfinden, die auch vermittelt oder sollten die Eheleute so ein Gespräch alleine führen?
Ich frage, weil eine Freundin vor diesem Problem steht. Sie war (alleine) bei der Eheberatung, weil ihr Mann nicht mit gehen wollte. Und dort wurde ihr zu so einem Gespräch geraten. Aber die bei der Beratungsstelle meinten, dass sie zwar jemanden in der Nähe haben sollte, aber nicht direkt mit einem Dritten das Gespräch führen. Die dritte Person soll aber dennoch in der Nähe sein.
Sollte man so ein Gespräch auf neutralem Boden führen oder in den eigenen 4 Wänden? Wie kann so ein Gespräch aussehen und was sollte man da genau besprechen? Findet ihr so ein Gespräch sinnvoll? Würdet ihr so ein Gespräch führen wollen?
Ich denke schon dass so ein Gespräch sinnvoll sein kann. Aber es wäre wichtig dass man sich nicht nur Bosheiten an den Kopf wirft sondern wirklich vernünftig darüber spricht. Ich persönlich würde es zu Hause machen und so das man sich wirklich an einen Tisch setzt. Vielleicht das sich jeder vorher eine Liste zusammenschreibt was man wirklich alles besprechen will, denn sonst vergisst man sicher so einiges.
Ich denke es kommt immer auf die Umstände von einem Ehestreit an. Wenn zum Beispiel mein Mann fremdgegangen wäre würde es kein Gespräch mehr geben, dann wäre die Sache erledigt. Wie gesagt es kommt darauf an warum es jetzt so einen Streit gibt. In einem normalen Streit würde ich versuchen die Ehe zu retten, wenn ich meinen Mann noch liebe, ansonsten würde ich einfach meine Koffer packen.
Solange nur ein Partner ernsthaftes Interesse an der Konfliktbewältigung hat, kann man sich diese Gespräche auch sparen. Denn sie bringen nämlich nichts. Was habe ich bei meinem Ex-Mann alles versucht. Gespräche mit ihm selbst, Gespräche mit Hilfe von den Eltern und was hat er alles versprochen dabei. Nichts wurde davon umgesetzt. Auch eine Paartherapie hatte ich damals vorgeschlagen und zur Antwort bekommen, dass er sich von mir nicht als bekloppt hinstellen lässt.
Erst als ich dann ausgezogen war, zeigte er plötzlich Bereitschaft zu einer solchen Therapie, welche ich dann aber ablehnte, weil mir klar war, dass er das nur über sich ergehen lassen würde, aber nicht wirklich dahinter steht. Daher rate ich nur zu solchen Gesprächen, wenn beide wirklich ihre Beziehung retten wollen. Allerdings können diese ja nur auf neutralem Boden stattfinden, wenn eine dritte Person in der Nähe sein soll.
Vor allem besteht die Chance, das die Gespräche entsprechend ruhiger ablaufen, wenn man sich in der Öffentlichkeit befindet. Einfach weil man eben vor fremden Leuten nicht so schnell laut wird. Wobei ich selbst meine Beziehungsprobleme sicherlich nicht in einem Café oder ähnlichen erörtern würde, da es die Leute an den Nachbartischen einfach nichts angeht.
Diamante hat geschrieben:Wie sinnvoll sind Versöhnungsgespräche bei wirklich gescheiterten Ehen?
Sie sind in dem Fall gar nicht mehr sinnvoll und verschlechtern die dann ohnehin nicht besonders gute Beziehung zusätzlich. Denn wenn die Beziehung gescheitert ist, bleiben den beteiligten Personen nur noch Schuldzuweisungen. Und die sind eigentlich zu keinem Thema sinnvoll oder aber hilfreich, etwas vergangenes aufzuarbeiten.
Diamante hat geschrieben:Konntet ihr danach eure Ehe, die eigentlich gescheitert war weiterführen
Wenn so was im Grundsatz möglich wäre, dann wäre die Ehe vorher schlicht nicht "gescheitert" sondern das Paar wäre einfach in "normalen" Schwierigkeiten und nur die jeweilige Erwartungshaltung an den jeweiligen Partner war so, dass an eine Trennung gedacht wurde. Letztlich aber ist immer noch ein wenig an gemeinsamer Basis vorhanden, was eine Weiterführung ermöglichen würde. Das ist nach einem echten Scheitern einfach nicht mehr der Fall und wenigstens ein Teil der Partnerschaft will nur noch die räumliche Trennung.
Diamante hat geschrieben:Sollten sie immer mit einer dritten Person stattfinden, die auch vermittelt oder sollten die Eheleute so ein Gespräch alleine führen?
So was lässt sich sicher nicht verallgemeinern. Wenn die Eheleute von sich aus schon so weit sind, dass beide die Probleme erkennen und auch beide die Probleme lösen wollen, dann kann es schon sein, dass die Sache unter vier Augen zu klären ist. Das ist aber eher selten der Fall, weil man in der Beziehung schlicht "Betriebsblind" wird und eigene Fehler vielleicht nicht als solche erkennt bzw. die Schuld dafür beim Partner sucht. Dann ist eine dritte Person nicht schlecht, welche hier als unparteiischer Schiedsrichter (oder unparteiische Schiedsrichterin) einzugreifen vermag.
Wo das Ganze dann stattfindet, ist nicht entscheidend (denke ich). Was dann aber konkret zu besprechen wäre, hängt ja letztlich entscheidend von den vorausgegangenen Problemen ab. Wichtig ist aber in jedem Fall zur Sprache zu bringen, wieso man überhaupt glaubt, ein Problem zu haben. Hier ist in der Gesprächsführung tatsächlich darauf zu achten zu sagen, was man will und nicht was einen stört. Jeder Angriff und jede Schuldzuweisung macht die Situation nicht besser und erschwert ein zusammen kommen.
Wenn beide dazu bereit sind, dann kann es durchaus auch sinnvoll sein, sich nach einer gescheiterten Ehe oder eine Scheidung an einen Tisch zu setzten und sich auszusprechen. Aber das Gespräch sollte keinen Neuanfang als Ziel haben, sondern einfach nur dazu dienen, dass man auch in Zukunft ganz normal und vernünftig miteinander umgeht und alles klar gestellt ist. Diese Gespräch sollte man aber erst dann führen, wenn man auch keine Gefühle mehr für den Ex hat und mit einem klaren Kopf und Verstand in das Gespräch gehen und nicht mit Hass oder gekränkter Eitelkeit.
Ich weiß nicht wirklich, inwieweit eine Aussprache nach einer offensichtlich gescheiterten Ehe vorteilhaft sein kann. Grundsätzlich bin ich zwar dafür, dass man nicht im Streit auseinander geht, aber sind wir doch ein Mal ehrlich, wenn man immer noch liebt und dennoch die Ehe zu Ende geht, dann ist das sicherlich nicht von mindestens einer Person in dieser Ehe gewollt und somit wäre eine Aussprache wirklich schwierig.
Eine Ehe geht ja wirklich in den seltensten Fällen auf beider seitigen Einverständnis zu Ende, sondern eher, weil Probleme vorhanden sind, die nicht geklärt werden können. Daher denke ich auf jeden Fall, dass man als aller erstes wirklich eine Weile über die Geschehnisse nachdenken sollte, bevor man direkt das Gespräch sucht. Vorwürfe und Streit sollten schließlich nicht Standard in diesem Gespräch sein, sodass auf jeden Fall ein wenig Zeit überstreichen sollte.
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