Hunde auf der Todesliste
Bei Facebook kursieren seit einiger Zeit immer wieder Fotos von Hunden im Ausland. Meist steht auch der Termin dabei, wann sie eingeschläfert werden sollen. Warum dies geschehen soll ist unbekannt. Aber es werden über diesen Weg neue Herrchen oder Frauchen in Deutschland gesucht, um die Tiere zu retten.
Allerdings habe ich mit solchen Aktionen ein Problem. Denn bei uns sind die Tierheime, gerade jetzt in der Urlaubszeit, auch voll. Warum sollte ich also, wenn ich einen Hund wollte, mir diesen aus dem Ausland holen? Noch dazu wo man dann nicht weiß, was auf einen zu kommt. Das Tier kann krank sein oder aber so schlimmes erlebt haben, dass er sich hier nicht in eine Familie integrieren lässt. Am Ende würde der Hund dann wieder im Tierheim landen, wenn es zu argen Problemen mit ihm kommt.
Was haltet ihr von solchen Aktionen? Klar, die Tiere können einem schon Leid tun. Aber haben wir hier nicht selbst genug davon, die dringend ein neues zu Hause suchen? Muss man sich der Tierliebe wegen einen Hund aus dem Ausland holen? Würdet ihr eher einen solchen Hund wählen, um ihm die Todesspritze zu ersparen oder geht ihr lieber hier ins Tierheim und sucht das Tier, welches euch am besten gefällt?
Ich denke man muss ganz klar im eigenen Tierheim nach einem Tier sehen. Allerdings kann ich auch verstehen, warum man Tiere aus dem Ausland nach Deutschland holt. Bei uns in den Tierheimen haben es Tiere nämlich wirklich besser und dort werden viele Hunde einfach getötet, obwohl sie vielleicht noch ein langes Leben vor sich gehabt hätten.
Meiner Meinung nach muss man einfach im Ausland an der Ansicht der Menschen arbeiten. Es kann nicht sein, dass man ein Tier als Dreck ansieht. Es würde ja alles gar nicht so schlimm sein, wenn die Leute dort ihr Tier mehr Wert schätzen würden. Ein Hund ist aber in vielen Ländern einfach nur ein Bewacher des Grundstückes und mehr eben nicht. Es werden auch immer wieder Hunde an Bäume genagelt. Ich denke man sollte schon etwas für diese armen Tiere machen und wenn man nur einen mitnimmt, wenn man fliegt. Damit meine ich nicht einfach ein Tier mitnehmen, sondern ein Tier, welches schon eine Zukunft in Deutschland hat, einfach mit auf der Flugreise nach Hause nehmen, Flugpaten werden immer gesucht.
In deutschen Tierheimen warten natürlich viele Tiere auf einen Besitzer. Man kann ja, auch wenn man die Möglichkeit hat, 2 Hunde aufnehmen. Viele Menschen haben zwei Hunde, warum sollte der Zweite dann nicht aus dem Ausland sein? Unterstützung ist aber auch nicht die Abnahme eines Hundes, sondern eben auch Sach- oder Geldspenden. Man kann also auch hier einen Hund aus dem Tierheim holen und eben einfach etwas ins Ausland spenden. Das habe ich gemacht.
Ich war lange Zeit aktiv im Tierschutz tätig und hatte leider auch immer ein Problem damit, dass Hunde aus dem Ausland dann auch die deutschen Tierheime überfüllten. Alte Hunde aus Deutschland, Hunde aus Deutschland hatten dann auf einmal weniger Chancen vermittelt zu werden, weil das Mitleid mit den armen Hunden aus dem Ausland die Leute dazu gebracht haben lieber diese Tiere zu nehmen.
Komischer weise hatten wir in den Tierheimen immer Schwierigkeiten junge Hunde mit Handicap los zu werden. Kamen aber Hunde mit Handicap aus dem Ausland, waren sie schnell vermittelt. Das fand ich immer sehr schade und ich denke, dass man im Ausland lieber Tierschutz vor Ort leisten soll als die Tiere nach Deutschland zu holen. Aber die Menschen haben eben Mitleid. Es wird mehr Geld für ausländischen Tierschutz ausgegeben als für bedürftige Kinder in Deutschland und das finde ich schon erschreckend.
Wir haben einen Hund aus dem Ausland und ganz ehrlich? Ich würde es nie wieder tun. Der Hund ist definitiv "kaputt", nicht nur, dass ihm jegliche Sozialisierung fehlte, nein er ist auch knochentechnisch deutlich vorbelastet und wir haben inzwischen mehrere tausend Euro in ihn investiert. Zudem hat er immer wieder Hauterkrankungen und Stellen, die rausgeschnitten werden müssen. Finanziell gesehen ist er schlichtweg ein wahrer Ruin, aber natürlich sind solche Hunde unendlich dankbar, wenn ihnen hier eine Chance gegeben wird.
Ähnlich verhält es sich bei einer Freundin, die ebenfalls einen Hund aus einer rumänischen Tötungsstation befreit hat. Ansich ein wirklich bildhübsches Tier und ein klasse Weggefährte, leider spielen aber auch hier die Knochen nicht mit und um dem Hund ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen (also eines bei dem auch langes Springen und Treppensteigen eher kein Problem wäre) würden Operationskosten in Höhe von rund 10.000 EUro auf die Besitzer zukommen. Das ist natürlich die Kehrseite der Medaille, auch wenn das vermutlich längst nicht bei jedem Hund sein muss und man auch hier in Deutschland das Pech haben kann, an einen sehr kranken Hund zu geraten.
Generell sehe ich es wie du, es gibt genug Hundeelend in deutschen Tierheimen und es wäre toll, wenn diese Fellnasen auch ein wirklich schönes Plätzchen finden würden. Tierschutz ist selbstredend immer eine sehr gute Sache, ganz egal wo sie betrieben wird. Aber dennoch würde es sicher nicht schaden, zunächst einmal das Elend vor der eigenen Haustür zu bekämpfen.
Ich habe auch eine Hündin aus dem Ausland, aber aus einem deutschen Tierheim und als ich sie bzw. sie mich aussuchte, da wusste ich noch nicht, das sie aus einer rumänischen Tötungungsstation kam, das wurde mir dann erst erzählt, als ich sie haben wollte und ich wurde von vornherein auf mögliche Probleme, die es schon mit anderen rumänischen Straßenhunden gab hingewiesen, so dass erst einmal ein Probetag vereinbart wurde. Es gab aber keinerlei Probleme mit ihr und so habe ich sie dann behalten, aber es stand nicht im Vordergrund, das sie aus dem Ausland war und ich würde immer wieder hier ins Tierheim gehen und mein Herz bei der Auswahl sprechen lassen, egal ob das Tier dann von hier oder aus dem Ausland kommt.
@milknhoney das tut mir sehr Leid, das euer Hund so krank ist, aber ich denke das hätte euch mit einem "deutschen" Hund genauso passieren können und ich glaube nicht, das das daran liegt, das er aus dem Ausland kommt, denn eigentlich werden sie auf alle möglichen Krankheiten getestet, bevor sie vermittelt werden, es sei denn es ist schon ein Handicap bekannt, was einem dann bei der Vermittlung aber mitgeteilt wird. Aber ich sehe es auch so, dass der Tierschutz im Ausland unterstützt werden sollte, in dem dort kastriert wird, was ja auch schon vermehrt getan wird und versucht werden, die Tiere im eigen Land zu vermitteln, aber leider werden sie dort meistens anders angesehen, als hier bei uns.
Leider sind bei uns selbst die Tierheim dermaßen überfüllt, gerade in der Urlaubszeit, wo ja auch leider wieder viele Tiere ausgesetzt werden und hier auch eine Vermittlung immer schwieriger wird.
Der Unterschied ist an sich ja dann doch der, dass das Tier, welches man aus einer Tötungsstation holt, errettet wird, hier im Tierheim kommt es eigentlich ja nicht vor, dass die Tiere umgebracht werden. Klar sind die Tierheime hier vor Ort auch voll, aber umgebracht werden die Tiere eben nicht und weil eigentlich sehr viele Menschen so denken wie du und dann auch dazu kommt, dass das ''adoptieren'' von Tieren aus einer Tötungsstation noch nicht so populär ist, kommen die Tiere aus unseren Tierheimen wohl noch eher an ein Herrchen, als die aus der Tötungsstation, wie ich doch meinen würde. Abgesehen denke ich ehrlich gesagt nicht, dass man mit diesen Tieren mehr Probleme haben wird, als mit den Tieren aus unseren Tierheimen, denn auch hier wird es Tiere geben, die einfach bestimmte Verhaltensstörungen aufweisen und dementsprechend dann auch erstmal schwierig sind und erzogen werden müssen. Deswegen bin ich generell der Meinung, dass man schon ein wenig Ahnung von Hunden haben sollte, wenn man ein Tier aus dem Tierheim holt und für eine Tötungsstation gilt das gleiche.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine Freundin, deren Mutter vor etwas über einem Jahr zwei Tiere aus einer Tötungsstation in Spanien geholt hat und beide Tiere sind verhaltensgestört. Der eine Hund ist immer sehr laut und bellt eigentlich jeden an, außer sein Frauchen, sogar die Tochter, also meine Freundin, wird angekläfft. Das andere Tier kläfft dann automatisch zurück, ist aber sehr ängstlich, zieht sich schnell zurück und macht Pipi, wenn die Mutter Heim kommt und es begrüßt. Das hat sich in dem einen Jahr nun nicht geändert, es ist nun mal einfach so, dass man auch ein bisschen was drauf haben muss, wenn man sich für ein solches Tier entscheidet, weil das Tier auch kein sonderlich besseres Leben haben wird, wenn man es nicht erziehen kann und es dann beispielsweise nicht unter die Leute mitnehmen kann oder so.
Ich finde letztendlich, dass man beim Tierheim dann eben doch den Vorteil hat, dass man das Tier vorher kennenlernen kann. Wenn man so ein Tier von der Tötungsstation holt, dann hat man bestenfalls ein Foto gesehen und kann an sich nicht sagen, ob einem das Tier sympathisch ist und ob es einem vom Charakter her gefällt. Bei einem Tierheim kann es auch schon mal sein, dass das Tier einem von vornherein unsympathisch ist, weil es einen ankläfft oder sich sonst irgendwie anders verhält, so dass man es nicht unbedingt haben möchte und wenn man das Tier aus der Tötungsstation da hat und vom Flughafen abholt, dann kann man wahrscheinlich schlecht nein sagen und das Tier dann da lassen. Letztendlich aber muss ich sagen, dass mir die Tiere schon Leid tun und würde ich hier ein schönes Tier finden, wäre ich mitunter auch bereit die Zeit und das Geld darin zu investieren, dass Tier zu erziehen und gesund zu pflegen.
Das Mitleid für die ausländischen Hunde, die in der Tötungsstation sind, überwiegt und sorgt dafür, dass diese Hunde den deutschen im Tierheim vorgezogen werden. Obwohl das Elend in deutschen Tierheimen auch groß ist. Die Hunde warten und hoffen auf einen neuen Besitzer, der ihnen ein schönes Zuhause gibt. Die Tierheime sind überfüllt. So sitzen die Hunde Tag und Nacht und werden immer teilnahmsloser. Auch das ist schlimm.
Klar werden sie nicht getötet, wie ihre Artgenossen im Ausland, aber auch sie hätten gerne ein liebevolles Heim. Wenn jeder nur einen einzigen Euro pro Woche spenden würde, ginge es den Tieren in den Tierheimen auch besser. Es könnte für mehr Platz gesorgt werden und mehr Mitarbeiter könnten eingestellt werden.
Verständnis haben ich keines für diejenigen, die durch Abgabe ihrer Hunde oder einfaches Aussetzen dafür sorgen, dass dieses Elend erst möglich ist.
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