Arbeitsplatzverlust eine private Katastrophe?
Einige hier haben es bestimmt schon mal erlebt. Den Verlust des Arbeitsplatzes. Auch mir und auch meinem Mann ist es schon passiert und ich muss sagen, dass es schon eine kleine Katastrophe war. Denn man muss innerhalb kürzester Zeit mit sehr viel weniger Geld auskommen.
Wäre oder ist so ein Arbeitsplatzverlust für euch eine private Katastrophe? Wie ist es gewesen, als ihr den Arbeitsplatz verloren habt und wenn ihr das noch nicht miterlebt habt, wie stellt ihr es euch vor? Denkt ihr, dass es eine private Katastrophe sein könnte?
Ich denke, wenn man nur einen Hauptverdiener hat, ist es wirklich schlimm, wenn dieser den Job verliert. Dann muss man umziehen und seinen ganzen Lebensstandard runterschrauben. Es ist schwierig dann etwas Positives im Leben zu finden und man ist schnell in einem tiefen emotionalen Loch.
Das kenne ich von einer Bekannten. Sie war immer schon Hausfrau und hat die Kinder gehütet, sie hatte also kein Einkommen. Nun ging ihr Mann immer arbeiten und verdiente wirklich gut. Er wurde dann gekündigt, weil Stellen gekürzt wurden und so hatte die Familie auch keine Möglichkeit sich darauf vorzubereiten. Das hat die Familie wirklich sehr getroffen. Sie mussten von einem Haus in eine kleine Wohnung ziehen und ihre Hobbys konnten sie auch vergessen, da diese immer sehr kostspielig waren. Der Mann hat nun wieder Arbeit, aber damals war er echt fertig und total depressiv.
Mein Verlobter arbeitet nur in den Semesterferien und daher habe ich das Problem noch nicht erlebt, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass es schwer werden würde, wenn ich nicht noch meinen kleinen Teil zum Haushaltsgeld hinzugeben würde.
Ich kann mir schon vorstellen, dass der Verlust des Arbeitsplatzes einer persönlichen Katastrophe gleichkommt. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn man keine großen Chancen hat, wieder eine gleichwertige Anstellung zu finden. Das kann damit zusammenhängen, dass jemand nicht besonders qualifiziert ist und von potentiellen Arbeitgebern daher lieber Leute eingestellt werden, die mehr zu bieten haben. Außerdem kann es sein, dass jemand einen Job zu überdurchschnittlichen Konditionen hatte und es unwahrscheinlich ist, noch einmal eine Anstellung zu diesen Bedingungen zu bekommen.
Wenn man sich seinen Job nicht unbedingt aussuchen kann und nicht direkt eine neue und mindestens gleichwertige Anstellung findet, kommt natürlich noch der Verlust von Geld hinzu. Das ist vor allem dann unschön, wenn jemand ohnehin kein hohes Einkommen hatte und dann noch weniger bekommt. Auch andere Leute, bei denen praktisch kein finanzieller Puffer vorhanden ist, weil sie zum Beispiel hohe Raten für Hypotheken bezahlen, bekommen ernsthafte Probleme, wenn das gewohnte Einkommen plötzlich wegfällt, beziehungsweise niedriger ausfällt. Sehr kritisch ist das Ganze dann, wenn keine Ersparnisse vorhanden sind, die den fehlenden Lohn für die Übergangszeit ausgleichen können.
Grundsätzlich schadet es nicht, wenn man sich über solche Situationen im Vorfeld Gedanken macht und vorsorgt - zum Beispiel durch Ersparnisse, keine großen Kredite und die Bereitschaft, notfalls auch sehr bescheiden zu leben. Dennoch kann einen so ein Arbeitsplatzverlust sicher unvorbereitet und unangenehm treffen. Ich habe so etwas noch nicht erlebt, stelle mir das aber nicht schön vor. Ich habe es lediglich erlebt, dass mein Ausbildungsbetrieb einige Monate vor dem regulären Ende meiner Ausbildung aus Altersgründen geschlossen wurde. Das war für mich kein Drama, weil ich die Ausbildung dann verkürzt habe und die fehlenden Kenntnisse bei einer Meisterin, die sich selbstständig gemacht hatte, erwerben konnte.
Von vier Lehrlingen im dritten Lehrjahr gelang das aber neben mir nur noch einem Mädel. Zwei andere Lehrlinge konnten die Gesellenprüfung nicht vorziehen und fanden auch keinen Betrieb, der sie für das restliche halbe Jahr übernehmen wollte. Für die war mit dem Verlust des Arbeitsplatzes an sich dann auch noch der Verlust der Ausbildung ohne Abschlussprüfung verbunden. Das ist sicher schon eine persönliche Katastrophe.
Ich wurde auch schon einmal gekündigt und zwar bei meiner ersten Stelle nach dem Studium. Das war natürlich vom Gefühl her sehr schlimm, weil damit meine erste Erfahrung mit der Arbeitswelt eine sehr negative war. Finanziell war das aber eher kein Problem. Denn ich habe immer noch in meiner kleinen Studentenwohnung gelebt, in der ich nur 200 EUR Miete im Monat zahle und habe auch ansonsten keine hohen Dauerausgaben. Damals habe ich, weil ich noch kein komplettes Jahr gearbeitet hatte, auch kein Arbeitslosengeld bekommen und wurde weiter von meinen Eltern unterstützt.
Allerdings denke ich, dass man in der heutigen Zeit eben auch damit rechnen muss, dass ein Job schnell mal weg sein kann. Gekündigt zu werden ist ja etwas, dass eigentlich viele betrifft, fast jeder hat das schon einmal erlebt. Darum erscheint es mir auch etwas leichtsinnig, das ganze Einkommen auszugeben und nichts zurückzulegen oder sich solche Kreditraten aufzuhalsen, die ohne Job dann nicht mehr abgezahlt werden können.
Genauso ist es kein sehr sinnvolles Modell, wenn in einer Beziehung nur einer verdient und von dessen Einkommen alles abhängt und dann die ganze Existenz zusammenbricht, wenn der mal arbeitslos wird und nichts Neues findet. Da denke ich, sollte man entweder so leben, dass eben Reserven bleiben, die für beide ausreichen oder es sollte ein Weg gefunden werden, dass nicht alles vom Einkommen des Partners abhängt.
Das spielt ebenso im Zusammenhang mit einer gewissen Altersabsicherung eine Rolle. Ich kenne einige, die mit etwa 50 Jahren ihren Job verloren haben und in dem Alter natürlich nichts Neues mehr gefunden haben. Nach einem Jahr läuft ja inzwischen das Arbeitslosengeld aus und dann bliebe danach nicht mehr viel, wenn man vorgesorgt hat. Wenn man aber keinen zu verschwenderischen Lebensstil hat, sollte es schon möglich sein, in einem ganzen Arbeitsleben mal etwas zurückzulegen, insofern man nicht nur total schlecht bezahlte Stellen hat.
Ich habe zum Glück noch nie meinen Arbeitsplatz verloren, aber ich stelle mir das durchaus katastrophal vor. Gerade wenn man einen gewissen Standard hat, eine Miete zahlen muss und sonstige Verpflichtungen hat, kann einen der plötzliche Arbeitsplatzverlust ganz schön mitreißen. Oftmals findet man nicht gleich wieder etwas oder man findet nicht so schnell etwas mit gleichwertigem Verdienst wie vorher. Mancher muss sein Zuhause aufgeben, weil es nicht mehr bezahlbar ist, muss vielleicht sein Auto verkaufen weil man es sich nicht mehr leisten kann usw.
Generell ist es aber wohl nicht nur finanziell, sondern auch psychisch eine enorme Herausforderung. Denn man muss damit erstmal klar kommen, dass man keine Arbeit mehr hat. Ich hätte unheimliche Existenzängste, würde mir das passieren. Obwohl mein Partner auch arbeitet und Geld verdient, würde es mit nur einem Gehalt erstmal sehr schwer werden. Ich müsste dann schon aufpassen, dass ich einen kühlen Kopf behalte und mich nicht von meiner Angst blenden lasse.
Ich habe in meinem verhältnismäßig kurzen Berufsleben auch schon einige Male den Job verloren, wobei ich in der Regel nicht entlassen worden bin, sondern versucht wurde, mich zur Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrages zu bewegen. Gekündigt wurde mir bisher nur ein einziges Mal. Im Grunde genommen war es von der Auswirkung her allerdings reichlich egal, wer das Arbeitsverhältnis jeweils beendet hat, mal abgesehen davon, dass ich einmal eine dreimonatige Sperre vom Arbeitsamt erhalten habe, weil ich einen Aufhebungsvertrag unterschrieben habe, denn solch ein Handeln wird wie eine eigene Kündigung behandelt und mit einer solchen Sperre belegt. Das war auch wirklich eine Katastrophe damals, denn ich musste um mein letztes Gehalt außerdem noch streiten, sodass ich durch das Hinzuziehen eines Rechtsanwalts, der meinen Gehaltsanspruch damals durchsetzen musste, wiederum aufgrund der Rechtsanwaltsgebühren noch Kosten hatte, die mein Gehalt, das dann ja reichlich spät kam, wiederum geschmälert haben. Außerdem hatte ich dementsprechend mehrere Monate lang gar kein Geld, nicht nur deutlich weniger als vorher. Glücklicherweise befand ich mich damals allerdings in der langjährigen Beziehung mit meinem Ex-Partner, sodass dieser mich auffangen konnte und ich wenigstens das Dach über dem Kopf nicht verlor.
Eine wirkliche Katastrophe war es, als ich damals gekündigt wurde. Ich war Anfang zwanzig und hatte niemanden, der mir irgendwie weiterhelfen konnte. Die Kündigung kam für mich ziemlich unmittelbar und überraschend und meine Arbeitssuche war damals auch alles andere als erfolgreich. Ich habe also wirklich harte Konsequenzen zu spüren bekommen, musste mich mit dem Sozialamt herumstreiten, um überhaupt Geld zu bekommen, von dem ich meinen Lebensunterhalt bestreiten konnte, war bis zu einer Regelung nicht mehr in der Lage, meine Miete zu bezahlen oder mich zu ernähren. Damals ging bei mir alles den Bach runter und ich habe wirklich einiges verloren. Allerdings bin ich daran auch zum Großteil selbst schuld, denn ich habe nicht entsprechend vorgesorgt für schwierigere Zeiten. Eine Katastrophe war das Ereignis der Kündigung und die damit verbundenen Konsequenzen, die das für mein Leben hatte, allerdings dennoch und ich möchte so etwas nun auch wirklich nicht mehr erleben.
Als ich dann irgendwann wieder den nächsten Job verloren habe, habe ich mich im Anschluss direkt selbstständig gemacht und konnte mir auch tatsächlich etwas aufbauen, das ich auch heute noch, wo ich das Gewerbe nicht mehr betreibe, als nebenberufliche Selbstständigkeit in Erwägung ziehe. Ich bin froh, einen guten Job zu haben, auch, wenn ich diesen nur in Teilzeit ausüben kann, weil von Seiten meines Arbeitgebers leider nicht mehr Bedarf an Einsatzkräften besteht. Gleichzeitig bin ich ganz froh, dass mir diese Tatsache die Flexibilität ermöglicht, nebenberuflich auch noch eine Selbstständigkeit auszuüben, denn ich bin wohl doch eher ein solcher „Freigeist“, der noch irgendetwas braucht, womit er sich selbst verwirklichen und ausprobieren kann. Insofern habe ich nun die denkbar glücklichste Ausgangsposition für mich gefunden und ich weiß auch, dass der Job bei meinem jetzigen Chef nicht auf dem Spiel steht, denn das wurde nun schon einige Male wirklich deutlich. Ich habe dort meinen Platz gefunden und muss auch nicht damit rechnen, dass sein Unternehmen irgendwann einmal nichts mehr abwerfen wird, denn seine Dienstleistung wird immer benötigt werden. Einzig vor seiner Rente graust es mir bereits jetzt schon ein wenig, denn er will diesen Plan mit sechzig umsetzen, also in vierzehn Jahren. Aber ein wenig Zeit vergeht bis dahin immerhin noch.
Wenn der einzige Verdiener in der Familie ganz plötzlich gekündigt wird, stelle ich mir das ganz schlimm vor. Wenn dann noch Kinder vorhanden sind, die auch gewisse Sachen für die Schule benötigen, werden alle auf einem Tiefpunkt ankommen, den sie nur schwer oder gar nicht überwinden können. Man hat seine Verpflichtungen, die man dem Einkommen in etwa angepasst hatte, auch weiterhin zu erfüllen. Das ist ein Schlag, von dem man sich nur langsam lösen und durchaus depressiv werden kann. Deshalb kann man froh sein, wenn man selbst nicht derjenige ist.
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