Was versteht man bitte unter einer Brutkastenlüge?

vom 08.08.2012, 13:54 Uhr

Ich habe heute im Radio einen Bericht gehört über irakische Soldaten. Da fiel das Wort Brutkastenlüge. Erst dachte ich, dass ich mich verhört habe. Aber ich hörte es dann noch einmal. Auch mein Bruder hat es so verstanden. Aber was ist bitte eine Brutkastenlüge und was hat es mit den irakischen Soldaten zu tun? In welchem Zusammenhang wird noch von einer Brutkastenlüge gesprochen?

Benutzeravatar

» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Der Begriff "Brutkastenlüge" stammt aus dem Jahre 1990. Damals wurde behauptet, dass irakische Soldaten bei einer Invasion in Kuwait Babys in einem Krankenhaus getötet zu haben. Man hat wohl die Babys aus den Brutkästen, daher der Name, genommen und diese dann einfach irgendwohin gelegt. Die Brutkästen hat man wohl mitgenommen. Zumindest laut Wikipedia stellte sich das ganze am Ende aber als "haltlos" heraus. Die Zeugin, die oben genanntes Vorgehen beschrieb, wurde wohl für die Verbreitung dieser Lüge bezahlt. So kommt der Begriff zustande.

Benutzeravatar

» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Kriege beginnen schon immer mit Lügen. Man sagt ja auch, im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. Und das gilt in der heutigen Zeit, in der Informationen sich schnell verbreiten und wichtig zur Beeinflussung der Öffentlichkeit sind, umso mehr.

Die Brutkastenlüge war sozusagen der Startschuss, der die Öffentlichkeit 1990 von der Notwendigkeit des Golfkrieges gegen den Irak überzeugt hat. Damals hatte ein 15-jähriges Mädchen vor dem amerikanischen Kongressausschuss und den Augen der Öffentlichkeit ausgesagt, sie habe erlebt, wie in einem Krankenhaus Babys von irakischen Soldaten aus Brutkästen genommen und auf den Boden geworfen wurden und die Brutkästen dann mitgenommen wurden. Wir konnten die tränenreich dargestellte Geschichte damals alle im Fernsehen anschauen. Später erwies sich das als nichts weiter, als eine Lüge. Die junge Dame war Mitglied der kuwaitischen Königsfamilie und ihr Vater der kuwaitische Botschafter in Washington. Letztlich war sie nichts weiter, als eine gut gebriefte Schauspielerin, die uns alle an der Nase herumgeführt hat. Trotzdem war es der Startschuss für den Golfkrieg 1990/91. Auf Telepolis findest du mehr Hintergrundinformationen.

Hinter der Geschichte stand die PR-Firma Hill & Knowlton. Das Büro in Washington wurde geleitet von einem sehr engen Freund von Papa Bush, der auch dessen Politik-Berater war. Die grausamen Folgen des Krieges sollten bekannt sein.

Weltbekannt sind auch der Tonkin-Zwischenfall, den die Amerikaner dafür nutzten, in den Vietnam-Konflikt einzugreifen. Die gezielte Irreführung der Öffentlichkeit findet man gut dokumentiert in den Pentagon-Papieren. Auch im Zusammenhang mit dem Kosovo-Krieg und dem Eingreifen der NATO gab es Lügen. Ebenso in allen Konflikten, die sich in letzter Zeit in Nordafrika und im Nahen Osten abspielen. In Sachen Syrien hat man uns lange getäuscht und das Bild "gute Rebellen" und "böser Assad" gepflegt. Dienen tut das im Kampf gegen den Iran. Auch da sollte man nicht alles glauben, was man uns erzählt. Und erinnere dich daran, wie der 2. Weltkrieg begann. Oder denke an den russisch-georgischen Konflikt vor 4 Jahren. Das war im Grunde eine reine PR-Schlacht, bei der uns beide Seiten versucht haben, etwas vorzumachen. Aber das sind nur einige wenige Beispiele. Konstruierte Konflikte gibt es massenweise. Wenn die Realität es nicht hergibt, wird eben nachgeholfen. Und die Massenmedien sind heute unkritischer denn je und machen das Spiel nur zu gerne mit. Oft geht es auch gar nicht anders. Erinnere dich an den Golfkrieg und die sog. embedded journalists. Ernsthafte Journalisten habe das alles als monkey show bezeichnet, entsprechend war dann für uns der Wert der Information.

Du kannst davon ausgehen, dass heute bei solchen Konflikten immer PR-Agenturen und sog. Spin-Doctors ihre Finger im Spiel haben. Das gilt natürlich für beide Seiten. Erinnere dich an die Europameisterschafts-Boykottstory wegen der ach so noblen Frau Timoschenko. Da konnte man sich angesichts dessen, was damals schon bekannt war, nur noch fragen, ob die deutsche Politik und Öffentlichkeit eigentlich überhaupt noch zurechenbar bar. Die Frau wird sich u. a. wohl wegen Beihilfe zum Mord verantworten müssen und wenn von dem, was damals schon bekannt war, auch nur die Hälfte stimmt, dann kommt die Frau so schnell nicht mehr aus dem Gefängnis.

Dieser Betrug war schon immer so und wird es in Zukunft auch noch mehr sein. Es gilt, das Wohlwollen der Öffentlichkeit auf seine Seite zu bringen. Und dafür wird gelogen und betrogen, was das Zeug hergibt.

Schau dir doch mal die Dokumentation "War made easy" an.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^