Wenn Kinder einen nicht in die Augen schauen können ...

Ein Kind, welches Probleme hat, Blickkontakt zu anderen zu halten, gerade zu Erwachsenen, ist dort davon auszugehen, dass das Kind ein Problem hat? Ich weiß gerade nicht, wie ich es umschreiben soll, aber bei manchen Kindern, die ich bislang kennenlernen durfte, gab es hin und wieder schwierige Umstände und diese Kinder haben ab und zu eben Probleme, einem Erwachsenen in die Augen zu schauen. Zwar kann sich ein Erwachsener mit diesem Kind unterhalten, aber ein Blickkontakt oder auch nur ein Blick ins Gesicht kommt bei so etwas selten vor. Allerdings möchte ich hier nicht Kinder über einen Kamm scheren, deren Weg ins Leben nicht so glücklich verläuft, da auch dort genügend Kinder eben kein Problem haben, jemanden in die Augen/ ins Gesicht zu schauen.

Mir ist es nur aufgefallen, weil sehr viele Kinder ja offen und direkt sind und auch so in die Augen schauen oder ins Gesicht schauen können. Aber bei einem Kind, welches das nicht tut, wie geht man damit um und woran könnte es liegen? Für eine erste Kontaktaufnahme und die weitere Kommunikation erachte ich es selbst schon wichtig, dass ein solcher Blickkontakt entsteht, aber was kann es sein, wenn ein Kind damit Probleme hat? Welche Ursachen können dahinter stecken und welche Auswirkungen kann es haben?

Wie alt ist das Kind denn? Und gibt es besondere Situationen in welchen das Kind keinen Blickkontakt halten kann oder vermeidet es konsequent jeglichen Blickkontakt?

Nicht jedes Kind kann einen intensiven Blickkontakt lange halten, ich war beispielsweise bei meinem Sohn auch eine zeit lang sehr besorgt, da er einen intensiven Blickkontakt regelrecht vermieden hat. Nach Gesprächen mit dem Kinderarzt und anderen Fachkräften gab es erstmal Entwarnung, in seinem all ist es so, dass er Blickkontakt immer dann meidet, wenn das Gespräch für ihn entweder unangenehm ist oder werden könnte (sprich er hat etwas angestellt und man unterhält sich über dieses Geschehnis) oder aber dann, wenn ihn die Thematik absolut nicht interessiert. Er versucht es dann eben einfach mit ignorieren. Kuschelt er aber oder erzählt einem selbst was, dann sucht er schon den Blickkontakt und schaut einem auch oft in die Augen. Nicht lange, aber das muss er auch gar nicht, ich schaue schließlich auch hin und wieder weg, weil mich ein dauerhafter Blickkontakt zu meinem Gegenüber nervös macht.

Allerdings kann es natürlich auch ein Anzeichen für frühkindlichen Autismus sein oder aber für ein Asperger Syndrom. Allerdings mischen da noch so viele andere Faktoren mit hinein, dass man das als Laie keinesfalls selbst als Diagnose in Betracht ziehen sollte. Macht das gesamte Verhalten des Kindes Sorgen ist man sicherlich am besten in den Händen des Kinderarztes aufgehoben. Dinge wie Autismus und ähnliches können gezielt in einem SPZ ausgetestet und auch nur dort sicher diagnostiziert werden.

Je nach Alter des Kindes würde ich versuchen, mir nicht allzu viele Sorgen zu machen. Die meisten Kinder versuchen ja Blickkontakt zu halten, haben aber gerade in junge Jahren oftmals einfach eine schrecklich kurze Aufmerksamkeitsspanne und finde das Drumherum einfach spannender.

Es gibt Kinder, die von Natur aus schüchtern und/oder sehr sensibel sind. Ich vermute, dass Ihnen dieser enge menschliche Kontakt - in die Augen schauen ist eine emotionale Kontaktaufnahme - einfach zu viel ist. Ich war auch ein schüchternes Kind, in meiner Familie tritt das gehäuft auf, obwohl wir keine schlechte Kindheit hatten oder sogar misshandelt wurden. Meine Mutter hat mir einmal erzählt, dass ich schon als Baby immer die Augen eng zugekniffen habe, wenn mich jemand angeschaut hat. Wahrscheinlich war es mir einfach zu viel Kontakt. Man kann ja das Kind besonders beobachten, ob nicht vielleicht etwas anderes als eine besondere Sensibilität dahinter steckt. Vielleicht will es sich aber auch in dem Moment einfach mit anderen Dingen beschäftigen und nicht auf einen Menschen einlassen. Wenn das Kind sonst sozial nicht sehr auffällig ist (auffällig ist jedes Kind in irgendeiner Art und Weise, weil jedes Kind anders ist und zeitlich andere Entwicklungsreihenfolgen hat), würde ich mir keine weiteren Gedanken machen.

Ich kenne das oft auch von Erwachsenen, dass sie einem nicht in die Augen schauen, aber ich würde nicht sagen, dass dahinter immer ein Problem steckt. Das kann etwa auch nur bedeuten, dass das Kind in dem Moment dem anderen keine Aufmerksamkeit schenken will und sich lieber mit etwas anderem beschäftigt. Vielleicht ist es auch einfach nur schüchtern, denn etwas introvertierten Menschen fällt es ja ebenfalls schwer, direkten Blickkontakt zu halten.

Von mir kenne ich es auch, dass ich großen Menschen gegenüber keinen Blickkontakt gehalten habe, weil es mir zu anstrengend war, dann dauernd nach oben schauen zu müssen. Gerade bei Kindern, die ja besonders weit hoch schauen müssten, kann ich mir vorstellen, dass dies auch eine Rolle spielt - insbesondere dann, wenn das Interesse an dem Erwachsenen nicht so groß ist, dass es sich die Mühe macht, hochzublicken und den Kopf in den Nacken zu legen.

Also ich denke auch nicht, dass dieses Kind ein Problem hat oder so. Vielleicht ist es einfach schüchtern oder schämt sich. Und wenn das der Fall ist, dann sollte man das Kind einfach lassen und es auch so akzeptieren. Jeder Mensch hat seine eigene Charaktereigenschaften und diese sollte man nicht verändern wollen.

Es kann aber auch sein, dass das Kind öfters mal angeschimpft wird und deswegen den Blickkontakt aus Reflex meidet und einfach Angst hat oder so. Das kann natürlich auch sein, aber dann müsste man mit der Familie reden.

Das Kind, von dem ich hier sprach, beziehungsweise mir durch den Sinn gegangen ist, ist fünf Jahre alt. Ich kenne dieses Kind nicht sonderlich gut, kenne aber einige Umstände, mit denen das Kind schon zu kämpfen hatte. Dennoch ist es mir besonders aufgefallen, dass das Kind, wenn ich mit ihm habe reden wollen oder Kontakt aufgenommen habe, mehr oder weniger an mir vorbei geschaut hat.

Manchmal habe ich ja das Gefühl, wenn ich ein Kind vor mir habe oder es eben kennenlerne, dass das Kind eines ist, welches eher etwas schwerer im Leben zurecht kommt und sich streckenweise auch etwas merkwürdig verhält, sodass es durchaus Ärger oder Probleme macht. Das meine ich jetzt in dem Fall nicht einmal böse, wenn ich ein solches Kind kennenlerne und ich verurteile es auch nicht vor, aber ich würde von mir selbst sagen, dass ich für solche "Problemkinder" ein Blick habe, der sich dann mit der Zeit leider bewahrheitet und so war es bei dem Kind auch.

Mir ist hier auch aufgefallen, dass das Kind nicht nur bei einem intensiven Kontakt an mir vorbei schaut oder vorbei geschaut hat, sondern auch bei ganz banalen Dingen, wie einem Gruß oder einer Frage, die nur eine kurze Antwort benötigt. Da ist auch kein intensiver Blickkontakt notwendig, aber ein kurzer Blick ins Gesicht, es müssen ja nicht immer die Augen sein, reicht ja im Grunde schon aus.

Eine Diagnose würde ich mir nie und nimmer zutrauen, dafür sind vermutlich die Krankheitsbilder von frühkindlichem Autismus oder das Asperger Syndrom einfach zu unbekannt und vermutlich auch zu komplex. Zwar sind mir in der Tat solche Dinge auch durch den Kopf gegangen, aber eine Handhabe habe ich da selbst ja auch nicht, weil es nicht mein eigenes Kind ist und es einfach auch meine persönlichen Kompetenzen übersteigen würde. Zudem wäre es mehr anmaßend, so etwas in die Welt zu setzen, ohne ein Gespräch mit den Eltern geführt zu haben!

Man kann nicht davon ausgehen, dass jedes Kind offen ist und gerne Blickkontakt will. Ich kenne auch einige Kinder, die nicht gern Blickkontakt halten. Oftmals sind die Kinder wirklich einfach nur schüchtern - oder sie sind misstrauisch. Mit 5 Jahren dürfen Kinder auch schon mal misstrauisch sein, ohne das sie gleich ein Problem, egal welcher Art, haben.

Der Großteil der Kinder ist sicherlich offen und schaut einen auch an, wenn man mit ihm redet, aber manche machen das eben auch nicht. Manche bekommen das auch von der Höflichkeit her gar nicht mehr gelernt und sind es gar nicht gewohnt, dass sie einen beim Reden in die Augen gucken. Da ist die Playstation eben wichtiger oder das Spiel, was da gerade gespielt wird und da verschwendet man auch nicht eine Sekunde, um seinem Sprachpartner in die Augen zu sehen. Ich kannte es von meiner Kindheit her noch so, dass man hin und wieder den Spruch: "Schau mich an, wenn ich mit dir rede", gehört hat. Und für mich ist das zum Beispiel eben auch eine Sache der Höflichkeit. Aber manche Eltern legen da wirklich scheinbar einfach keinen Wert drauf und da muss man sich auch nicht wunder, wenn einen die Kinder nicht ansehen.

Das ist dann auch nicht wirklich ein Problem was das Kind hat - Schuld haben in dem Falle ja eher die Eltern.

Ich persönlich bin der Meinung, dass so was am Anfang bei Kinder häufig vorkommt. Gerade dann, wenn die Kinder doch sehr schüchtern sind und man für das Kind eine fremde Person ist, ist es so, dass die Kinder sich nicht trauen, einem in das Gesicht zu schauen oder eben in die Augen, weil sie noch unsicher sind und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Darüber sollte man sich also zuerst mal keinen Kopf machen.

Wenn dieses Verhalten aber nicht nachlässt und es auch bei anderen Bezugspersonen, zum Beispiel den Eltern, so ist, dann sollte man das Kind vielleicht mal zum einem Kinderarzt bringen. Dass das Kind sehr schüchtern ist, würde ich an dieser Stelle schon ausschließen, aber ich würde denken, dass das Kind vielleicht ein Authist ist. Jedoch bin ich aber kein Arzt und kann das nicht wissen, aber es wäre eine Möglichkeit.