Auf Freunde angesprochen werden

Ich wurde heute von einem Freund auf einen Bekannten angesprochen. Mein Bekannter ist ihm anscheinend zu penetrant und redet zu viel, er gehört eben nicht zu ruhigen Menschen. Zumindestens hat sich der besagte Freund bei mir ziemlich beschwert. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, da er diese Person durch mich kennt, aber eigentlich habe ich diese Entschuldigung nicht wirklich ernst gemeint. Ich wusste einfach nicht, wie ich darauf reagieren soll oder was ich zu ihm sagen soll. Wenn er mit dieser Person nicht umgehen kann oder mit der Person vom menschlichen nicht zurecht kommt, ist es eigentlich ja nicht mein Fehler, denn ich komme mit dem besagten Bekannten sehr gut aus.

Ich habe angefangen wirklich nachdenklich zu werden, denn ich habe auch eine Freundin, die eher schüchtern und zurückhaltend ist. Man könnte sie als "graue Maus" bezeichnen und ein flüchtiger Bekannter hat angefangen sich über dieses Mädchen lustig zu machen. Ich wurde total wütend und habe ihn angemotzt, dass es nicht mein Problem sei und ich vom menschlichen sehr gut mit ihr zurecht komme. Anschließend bin ich beleidigt weggegangen, obwohl mein Auftreten vielleicht bis zu einem gewissen Grad selbstsicher wirkte, war ich wirklich verunsichert.

Ungefähr vor einer Woche hat eine andere Freundin über unsere gemeinsame Freundin gelästert. Diese war wohl sturzbetrunken gewesen und ich wurde gefragt, ob ich mich für die Dame, die zu tief ins Glas geschauen hat, schäme. Eigentlich wusste ich nicht mal wirklich, ob ich mich (fremd)schäme. Wieso sollte ich mich für sie schämen? Ich war nicht dabei gewesen und ich habe nicht zu viel getrunken.

Warum mischen sich andere Menschen in meine Freundschaften und Beziehungen ein oder behaupten, dass gewisse Personen überhaupt nicht zu mir passen? Wie reagiert man, wenn man auf Freunde angesprochen wird, die anscheinend negativ aufgefallen sind? Wurden Freunde von euch mal wegen eurem Verhalten angesprochen? Wie sollte man reagieren, wenn man wegen diesem Thema angesprochen wird?

Ich kenne dieses Thema aus allen möglichen Betrachtungsperspektiven, also gleichermaßen so, dass andere auf mich angesprochen wurden als auch so, dass ich auf meine Freunde angesprochen wurde. Nicht immer waren diese Ansprachen rein negativen Inhalts, aber doch manchmal. Warum es so ist, dass Menschen meinen, dass sie andere, die das Verhalten ihrer Freunde weder beeinflussen können noch wollen, auf diese ansprechen, liegt vermutlich in der Natur des Menschen. Jedenfalls kenne ich vermutlich keinen einzigen Menschen, der sich noch nicht „eingemischt“ hätte, indem er irgendetwas gesagt oder gefragt hätte. Und ich denke, dass es auch zunächst nicht negativ sein muss, wenn man angesprochen wird, selbst, wenn diese Ansprache kritischer Natur ist. Jedenfalls waren die meisten Fälle, die ich bisher erlebt habe, dann doch eher so gelagert, dass bestimmte Verhaltensweisen irgendwelcher Freunde von mir von anderen Freunden wahrgenommen wurden, weil diese einfach auffällig sind und die Freunde, die mich angesprochen haben, dann wissen wollten, was sich hinter diesem Verhalten verbirgt, allerdings aber wohl in erster Linie, um keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und meine Freunde, die so auffällig waren oder sind, vorzuverurteilen, ohne eben diese Hintergründe zu kennen.

So gesehen finde ich es auch ganz in Ordnung, wenn man auf andere Menschen angesprochen wird, denn das muss eben nicht wirklich einen negativen und ablehnenden Hintergrund haben. Was ich gar nicht leiden kann, ist allerdings, wenn jemand auf mich zukommt und wirklich nur über jemanden lästert, den ich kenne, ohne ein gutes Haar an ihm zu lassen. Und was für mich auch nicht geht, ist dieses komplette Ablehnen eines Menschen, vor allem, wenn man diesen nicht kennt und seine Ablehnung insofern schon auch gar nicht begründen kann, jedenfalls nicht stichhaltig und so, wie ich das erwarte, wenn man ein Generalurteil über einen Menschen fällt. Nachfragen über bestimmte Verhaltensweisen, die auffällig sind und das vielleicht auch noch in einer rein negativen Hinsicht, finde ich allerdings in Ordnung. So wurde ich damals auch von diversen Freunden auf meinen Ex-Partner angesprochen, weil dieser, wenn wir jemanden besucht haben, sich immer sehr im Hintergrund gehalten und auch kein Gespräch ans Laufen gebracht hat. Ich wurde häufig gefragt, ob die Freunde, die nachfragten, irgendetwas falsch machen oder ob sie irgendetwas tun können, damit er sich wohler bei ihnen fühlt, und ich konnte deutlich merken, dass Hintergrund für all diese Fragen einfach eine Verwunderung, kombiniert mit einem echten Interesse und einer konkreten Bemühung war. Dagegen konnte ich nichts haben.

Wenn ich nun ausschließlich mit solchen negativen Aussagen über meine Freunde konfrontiert werden würde, in denen mir gesagt wird, dass meine Freunde langweilig oder dumm oder sonst irgendetwas sind, was nicht gerade als gutes Attribut zu verstehen ist, dann würde ich diese Menschen, die solche Aussagen machen, wohl nicht wirklich mit diesen Aussagen beachten und möglicherweise, wenn daraus ein Gespräch entstehen sollte, irgendwann sagen, dass ich die betreffende Person aber mag und auch diverse gute Seiten an ihr kenne, die für mich einfach überwiegen. Ich sehe meine Freunde ja nun auch nicht durch die rosarote Brille und finde alles an ihnen einfach perfekt, sondern ich bin mir der Schwächen meiner Vertrauten natürlich bewusst und muss manchmal selbst schon schwer an bestimmten Dingen knabbern.

Das gehört aber wohl zum Zwischenmenschlichen dazu, und solange ein Mensch irgendetwas hat, das ihn besonders macht, besonders liebenswürdig, besonders vertrauenswürdig oder sonst irgendetwas Gutes, dann will ich vermeiden, dass jemand ausschließlich schlecht über diesen Menschen denkt und vor allem spricht, weil ich das schlichtweg falsch finde. Dementsprechende Aussagen kommen dann von mir sicherlich auch, und wenn ich merke, dass irgendjemand wirklich an allen Menschen etwas auszusetzen hat, mit denen ich zu tun habe, dann distanziere ich mich von der betreffenden Person wiederum. Auch das habe ich schon erlebt und mit der entsprechenden Person habe ich mittlerweile auch gar keinen Kontakt mehr.

Ich kenne das auch, dass sich manche Menschen in die Beziehungen und Freundschaften von einem einmischen. Das hat wohl jeder schon mal erlebt und ich denke, dass vor allem die Kinder der Eltern gut davon reden können, weil viele Eltern das machen, weil sie ihr Kind beschützen wollen und vor schlechtem Einfluss bewahren wollen. Jedoch machen es auch sogenannte "falsche Freunde". Diese wollen angeblich auch nur das Beste für einen, aber sie wissen nicht, was das Beste ist oder sie wollen gar nicht erst, dass einem das Beste passiert und versuchen dann, unter Anderem aus Gründen von Neid und Eifersucht, die Freundschaft kaputt zu machen.

Ich denke aber, dass es das Beste ist, wenn man bei solchen Sachen Ruhe bewahrt. Es kann durchaus sein, dass die Geschichte nicht oder nur zur Hälfte wahr ist, weil jemand anderes vorher schon Details vertauscht hat und man am Ende nur noch eine Lüge erfährt und sich dann grundlos aufregt. Wenn einen die Sache aber trotzdem betrifft und man es nicht lassen kann, dann sollte man am besten mit der Person darüber sprechen, die das Ganze betrifft, weil sie noch am ehesten wissen wird, was vorgefallen ist.

Ich halte mich bei solchen Sachen eigentlich immer komplett raus. Wenn mir jemand erzählt, dass zum Beispiel ein Freund oder eine Freundin am Wochenende zu tief ins Glas geschaut hat und sich dann eben ein bisschen daneben benommen hat, dann finde ich das jetzt auch nicht so tragisch, wenn nichts schlimmeres als das passiert ist. Ab einem gewissen Alter muss jeder selbst wissen, was er macht und ich denke, dass man langsam aus dem Alter raus sein sollte, in dem man sich dann schockiert über die anderen den Mund zerreißt. Wie heißt es doch so schön: Man sollte erst vor seiner eigenen Haustür kehren. Daran sollten manche wohl noch lernen sich zu halten.

Ich kenne diese Gespräche und muss sagen, dass ich sie zu einem Teil verstehe und zu einem Teil auch sinnlos finde. Wenn es darum geht, dass ich einen Freund hab, der mich vielleicht runterziehen könnte und mich dann meine wahren Freunde darauf hinweisen, dann finde ich das in Ordnung. Da möchte man mir ja nur helfen und ich schätze das auch.

Wenn es aber darum geht, dass mein Freund meine andere Freunde nervt, dann muss man das nicht mit mir besprechen und sagen, dass ich die Freundschaft kündigen soll, sondern eher mit dieser Person selber sprechen und nicht mit mir, da ich mich gut mit dieser Person verstehe.