Enkeltrickbetrug auch bei jungen Leuten

vom 07.08.2012, 07:44 Uhr

Ein Arbeitskollege von mir schrieb uns neulich eine Rundmail, dass sein Email-Account "gehackt" worden sei. Wir sollten ihm an diese Adresse nicht mehr schreiben. Auf Nachfragen hin erzählte er uns, dass ein Freund aus Amerika eine E-Mail geschrieben habe, dass er in Schwierigkeiten sei, weil ihm alles gestohlen worden sei, Geld, Handy usw. Er habe gerade noch Geld, um ihm aus dem Internetcafé zu schreiben. Da der Freund tatsächlich auf Amerika-Rundreise war, war die Geschichte an sich nicht so abwegig. Natürlich stellte es nicht hinterher heraus, dass es ein Betrüger war, der ihm sein Geld ab geknöpft hatte. Sein Freund war beim nächsten E-Mail-Verkehr natürlich sehr erstaunt, als er gefragt wurde, ob das Geld angekommen sei.

Der Schreiber der E-Mail erzählte noch einige Dinge, die eigentlich nur der Freund wissen konnte, einige Reisedaten und ähnliches. Er müsse jetzt aber aufhören, weil er kein Geld mehr habe und gab ihm eine Adresse, wohin er das Geld überweisen solle. Es handelte sich nicht um eine so große Summe, wie sie bei den Enkeltrickbetrügern, die alte Leute hereinlegen, üblich ist, aber es waren ungefähr 500 Euro, die auch schmerzen.


Hinterher hat er sich an den Kopf gefasst, wie er so blöd sein konnte, es gibt ja auch R-Gespräche. Der Kollege ist eigentlich ein intelligenter, vernünftiger Mensch. Aber hier sieht man, dass Betrüger mit psychologischen Kenntnissen und dem Know-How, wie man an den Inhalt fremder E-Mails kommt auch vernünftige, jüngere Leute über den Tisch ziehen können. Man denkt immer, dass so etwas einem selbst nicht passieren kann, ich ich persönlich würde für mich als sehr hilfsbereite Person nicht ausschließen, dass ich auf so etwas oder etwas Ähnlichen hereinfallen könnte. Wahrscheinlich hat der Betrüger viele E-Mail-Accounts geknackt, weil 500 Euro von einem Einzigen ja nicht so viel ist, dass sich die ganze Sache vom Aufwand und vom Risiko her lohnt. Wahrscheinlich lohnt es sich schon, wenn nur ein Bruchteil der Opfer Geld überweist.

Seid ihr auch schon einmal auf sie etwas oder etwas Ähnliches hereingefallen? Glaubt ihr, dass ihr nie und nimmer auf einen solchen Trick hereinfallen würdet?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.08.2012, 07:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mir ging es schon einmal ähnlich. Da hatte ich eine Mail von einer guten Bekannten in meinem Mail-Postfach. Im Prinzip ähnlicher Wortlaut und auch der Zeitraum und Aufenthalt ihres Urlaubs passten absolut. Da ich aber prinzipiell sehr vorsichtig bin und die Eltern der Bekannten kenne, habe ich dort erst einmal nachgefragt, ob es wirklich so sei, wie in der Mail geschrieben. Die Eltern nahmen telefonisch Kontakt zu ihrer Tochter auf und konnten dann schnell Entwarnung geben. Zum Glück hatte keine der kontaktierten Personen der vermeintlich in Not geratenen Person Geld zukommen lassen, weil eben alle erst Kontakt zu den Eltern aufgenommen haben, was die Bekannte eigentlich auch im Notfall tun würde.

Dass man aber auf einen solchen Trick herein fällt, das kann ich schon nachvollziehen. Wie erwähnt, bin ich sehr vorsichtig, aber die Mail war so gut nachgemacht und die Umstände waren so schlüssig, dass ich eben auch unsicher war. Wenn man dann keine Möglichkeit hat, die Geschichte zu überprüfen und vielleicht auch gerade in einer stressigen Situation steckt, dann kann ich mir schon gut vorstellen, dass man dann eben doch darauf herein fällt und erst später die Ungereimtheiten erkennt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde das schon ein bisschen heftig, zumal dieser Trick ja jetzt auch nicht unbedingt neu ist, das ist ein altbekannter Trick und inzwischen ist eigentlich auch recht viel darüber in den Medien berichtet worden. Klar kann es sein, dass man das nicht unbedingt sofort mitbekommt, aber um ein paar Ecken herum wird an sich doch schon jeder von einem ähnlichen Betrug erfahren, weswegen ich das an sich schon ein bisschen bedenklich finde, wenn Leute meinen, auf sowas hereinfallen zu müssen.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich an sich nicht zu den Menschen gehöre, die leichtsinnig helfen, ohne sich vorher über was wieso und weshalb zu informieren. Ich denke, dass ich in diesem Falle versucht hätte, den Freund telefonisch zu kontaktieren, eine Bleibe muss er zu diesem Zeitpunkt ja doch wohl noch gehabt haben oder etwa nicht? Davon mal abgesehen, bin ich mir eigentlich sicher, dass jeder vernünftige Mensch sein Geld nicht für ein Internetcafé verschwendet hätte, wenn er in einer solchen Situation gewesen wäre, sondern schon eher zur Polizei gegangen wäre, um von dort aus dann den Diebstahl zu melden und auch ein Telefongespräch zu führen. Über das Telefon wäre der Betrug ja dann schlecht machbar.

Ich denke, dass ich auch in einer Notfallsituation nicht der Mensch gewesen wäre, der einfach Geld gegeben hätte, ohne irgendwie Bescheid darüber zu wissen, ob es nun stimmt oder nicht. Auch würde ich mich fragen, wieso gerade ich der Ansprechpartner wäre, denn immerhin möchte man meinen, dass sich jemand auch an seine Eltern wenden würde oder so. So einfach würde man es als Betrüger bei mir also ehrlich gesagt nicht haben, da bin ich mir schon relativ sicher.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin noch nie auf irgendwelche Betrügereien hereingefallen und kann mir auch nicht vorstellen, dass das so einfach bei mir funktioniert. Es wird zwar immer wieder gesagt, dass die Betrüger immer ausgefeiltere Methoden entwickeln, um Leute dazu zu bringen, ihnen Geld zu überlassen, aber letztendlich gehören zu jedem Betrug zwei Personen. Natürlich ist das nicht richtig, was diese Kriminellen tun, aber man muss auch eine ordentliche Portion Mitschuld auf der Seite der Betrogenen sehen. Und die beliebtesten Tricks der Betrüger sind mittlerweile so bekannt, dass man eigentlich davon ausgehen sollte, dass jeder schon einmal davon gehört hat.

Das Problem ist einfach, dass die Leute immer annehmen, dass ausgerechnet ihnen so etwas niemals passieren wird. Manche sehen dann vielleicht auch in Sendungen wie „Aktenzeichen XY“ einen Fall, in dem eine ältere Frau via Telefon dazu animiert wird, Geld von ihrem Konto abzuheben und es den Betrügern dann noch vor der Sparkasse auszuhändigen. Die Leute prägen sich diesen Vorgang ein, denken aber nicht daran, dass ein solcher Betrug auch in leicht abgewandelter Form durchgeführt werden kann. Da ist es dann plötzlich nicht mehr der angebliche Enkel, der die Oma anruft, weil er Geld für sein Studium braucht, sondern es meldet sich ein Freund per E-Mail, dem im Urlaub angeblich das Portemonnaie gestohlen wurde. Die Leute denken da oft einfach zu wenig nach. Wenn sie überhaupt an solche Betrugsfälle denken, dann bedenken sie nicht, dass sich die erzählten Geschichten auch mal ändern können.

Ich frage mich, von welcher E-Mail-Adresse aus die Nachricht an deinen Arbeitskollegen geschrieben wurde. Ich habe eine E-Mail-Adresse, die ich bei Seiten angebe, wo ich schon im Vorfeld mit Spam rechne. Erwartungsgemäß habe ich dann auch hin und wieder Nachrichten in meinem Postfach, bei denen in der Betreffzeile schon steht, dass jemand scheinbar Hilfe benötigt. Solche Sachen lösche ich sofort, weil sie nicht von E-Mail-Accounts verschickt wurden, die mir bekannt sind. Wenn sich ein Freund mit einem Problem meldet, sollte man doch davon ausgehen, dass er einen bekannten E-Mail-Account nutzt. Und diesen Absender wiederum kennt man als Freund dann doch auch. Wenn also plötzlich ein mir unbekannter Absender etwas von mir möchte, dann werde ich doch eigentlich direkt misstrauisch.

Dazu kommt noch die Sache mit dem Geld. Wenn jemand um Hilfe bittet, würde ich nicht sofort mein Portemonnaie zücken. Wenn ich mit einem Freund einkaufen gehe und er nicht genug Geld dabei hat, ist das etwas anderes. In dem Fall würde ich ihm natürlich aushelfen. Aber das ist dann auch jemand, den ich sehe und bei dem ich weiß, dass er mich nicht betrügen möchte. Aber es ist immer grenzwertig, wenn sich irgendjemand per E-Mail meldet und vorgibt, ein Freund in Not zu sein. Das gilt natürlich auch für die gleiche Masche per Telefon. Ich wäre da sehr misstrauisch und wenn ich nur den geringsten Zweifel hätte, der sich bei so etwas ja förmlich aufdrängt, dann wäre ich nicht so hilfsbereit.

Ich habe keine Ahnung, was man wirklich machen sollte, wenn einem im Urlaub sämtliches Geld und sämtliche Karten abhanden kommen. Es muss dann aber doch noch einen anderen Weg geben als irgendwelche Freunde anzurufen oder anzuschreiben. Ich würde dann eher versuchen, demjenigen Ratschläge zu geben, an wen er sich vor Ort wenden kann. Falls man doch etwas Geld schicken möchte, sollte man ruhig einige Fragen stellen, die nur der Freund beantworten kann. Am besten sind natürlich außergewöhnliche Fragen mit Antworten, die sich praktisch sonst niemand herleiten kann. Du schriebst zwar, dass der Betrüger einige Fragen beantworten konnte, aber vermutlich waren das sehr allgemeine Sachen. Vielleicht sollte man einfach mal mit Freunden vor einer Reise über das Thema sprechen und eine Art Codewort vereinbaren, das so ungewöhnlich ist, dass ein Betrüger nicht darauf kommt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass ich jemals auf solche Betrüger reingefallen bin. Nicht per eMail oder allgemein im Internet oder auf der Straße. Ich bin bei solchen Sachen immer sehr vorsichtig und wenn ich auf der Straße angesprochen werde, dann gebe ich eh nie etwas von mir heraus und möchte auch nicht in ein längeres Gespräch verwickelt werden.

Wenn ich solche eMails bekomme, ich habe schonmal eine bekommen, dann frage ich als erstes die Person persönlich, was es damit auf sich hat. Es war nämlich so, dass mein Vater mir eine eMail geschrieben hat, dass er unbedingt Geld braucht und ich ihm etwas überweisen solle. Ich habe ihn natürlich persönlich darauf angesprochen und er wusste nicht, worüber ich gesprochen habe. Er hat dann seine eMails gecheckt und hat gesehen, dass er gehackt wurde. Wir haben dann natürlich alles geklärt und es wurden danach keine eMails mehr versendet. Das empfehlen ich jeden von euch, bevor ihr etwas macht, was ihr bereuen werdet.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich verstehe gar nicht, wie es so weit kommen kann. Wenn mir jemand so etwas schreiben würde, würde ich ihn anrufen. Ein Handy nimmt doch jeder überall mit hin und dann kann man einfach die Situation klären, das ist zwar nicht ganz so billig, aber immerhin billiger als 500 €. Ich bin noch nie auf einen Trick reingefallen, und da ich immer alles hinterfrage, denke ich auch nicht, dass ich so schnell davon betroffen sein werde. Man muss eben auch mal nachdenken, bevor man etwas macht. Helfen wollen ist ja gut und schön, aber man muss sich doch auch mal absichern. Gerade auch weil man ja weiß, dass viele Leute bei solchen Mails an Geld und Daten wollen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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