Erwartungshaltung von Kindergarteneltern immer befolgen?

vom 06.08.2012, 05:54 Uhr

Mich lässt der Gedanke nicht los, dass es Eltern gibt, die vom Kindergarten oder von Schulen stets eine Sonderbehandlung wünschen. Man ist vielleicht nicht mit dem Umgang gegenüber den Kindern zufrieden oder man erwartet vielleicht auch nur, dass das Kind in einer größeren Gruppe genauso wie zu Hause betreut und behandelt wird. Aber zwischen der häuslichen Kinderbetreuung durch die Eltern und der Betreuung außerhalb der eigenen vier Wände geht es nicht anders, als Unterschiede festzustellen und diese auch zuzulassen. Kinder gewöhnen sich auch mit der Zeit daran, auch, wenn es heißt, bei Mama und Papa dürfen wir jenes oder sie machen es so.

Diese Art der Erwartungshaltung wird ja letztendlich auch kaum den Aufgaben im Kindergarten gerecht und dennoch sind die meisten MitarbeiterInnen einer Einrichtung motiviert, für das Kind das Beste zu geben. Man kann auch sein Kind ja nicht vor allem beschützen, vor allem, wenn es ein Selbstvertrauen aufbauen soll und selbstständig werden soll, oder?

Meint Ihr, dass manche Erwartungshaltungen seitens der Eltern einfach zu groß an die Einrichtungen sind oder müssen sich ErzieherInnen immer auf diese Erwartungshaltung einlassen? Wie seht Ihr diese Erwartungshaltung und wie geht man damit um, egal, ob Ihr selbst Eltern seid oder vielleicht auch eine Einrichtung von innen als Betreuungsperson kennt?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Der Punkt, dass man Kinder nicht weitgehend beschützen kann, wenn man ihm ein Selbstbewusstsein ermöglichen will, ist vielleicht zu hinterfragen. Das wird gerne gesagt und wiederholt, aber stimmt der Satz denn so? Können Kinder von Eltern, die sehr sorgsam mit ihm umgehen, wirklich nicht selbstbewusst werden? Vielleicht wird es ja gerade dadurch sicherer, weil es weiß, dass es sich immer auf seine Eltern verlassen kann und sich als etwas Besonderes empfindet?

Zudem müssen Eltern, die viel Gutes für ihr Kind wollen, ja nicht gleichzeitig auch hohe Erwartungen an Kindertageseinrichtungen oder Schulen haben. Ich weiß beispielsweise, dass sich meine Eltern nie sonderlich für das interessiert haben, was in der Schule so los war, denn ich hatte ganz gute Noten und da ist meine Mutter dann irgendwann nicht mal mehr zu den Elternabenden gegangen, weil es ja nichts zu beanstanden gab, es hat alles auch so funktioniert. Trotzdem bin ich von ihr total umsorgt wurden und musste auch im Gegensatz zu anderen Kindern daheim nicht im Haushalt mithelfen. Das Umsorgen auf der einen Seite hatte aber nicht zur Folge, dass sie sich in die Pläne von KiTa oder Schule eingemischt hat.

Ich denke auch, dass man ganz froh sein kann, wenn man einen Platz in einer Kindertagesstätte erhält. In einigen Regionen gibt es da ja wirklich einen Mangel und man sollte sich dann aber auch dem Programm der Einrichtung etwas fügen und nicht immer Sonderwünsche haben. Man nimmt ja da eine Dienstleistung in Anspruch und die ist eben nicht immer 100% so, wie man es will, aber wenn man damit nicht leben kann, muss man halt die Betreuung seiner Kinder anders organisieren.

Du arbeitest ja, wenn ich Deine Beiträge richtig deute, in der Kinderbetreuung und es gab doch bestimmt schon viele Situationen, wo Dir Eltern auf die Nerven gegangen sind und Du innerlich die Augen verdreht hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Eltern, die ihre Kinder auch ungestört in Bus und Bahn oder im Supermarkt lärmen lassen, auch diejenigen sind, die dann nicht damit klarkommen, dass es in Einrichtungen gewisse Regeln oder etablierte Abläufe gibt.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich wollte nicht in Abrede stellen, dass, wenn ein Kind immer beschützt wird, es kein Selbstbewusstsein aufbauen kann. Vermutlich spielt dabei auch eine Rolle, wie es im Grunde "beschützt" wird. Ich kann nur von mir sagen, dass es gewisse Dinge gab, die man mich einfach nicht hat machen lassen wollen, obwohl ich sie getan hätte, um mich selbst auch ein wenig zu fordern oder um meine Grenzen auszutesten. Es wurde dann oft "nein" gesagt, aber ohne es zu begründen. In dem Fall wird es dann auch schwierig, ein Selbstbewusstsein den Kindern zu vermitteln, weil man es eben falsch bewusst.

Dass nicht alle Eltern hohe Erwartungen an Kindergarten und Schule haben, ist mir natürlich auch klar. Eine gewisse Erwartungshaltung empfinde ich mit dem Besuch einer solchen Einrichtung ja auch völlig normal, die Erwartungen, die ich damit meine, sind eben eher solche, dass das Kind nicht geärgert oder eben gemobbt wird oder sonst wie Nachteile zu verspüren bekommt und dass man Kinder versucht, gleich zu behandeln. Dass man ein Kind davon abhält, Blödsinn zu machen, ist ja dann etwas anderes, als ein Kind davon abzuhalten, auf ein Gerüst zu klettern, was eben dafür gedacht ist. Oder auch die Erwartungshaltung, dass man nicht möchte, dass das Kind A mit Kind Z spielt und die Erzieher bereits darauf ein Auge haben sollten. Das sind dann schon so Dinge, die ich mit einer gewissen übertriebenen Erwartungshaltung betrachten würde, wobei es da eventuell auch Ausnahmen gibt, weil gewisse Lebensumstände vorhanden sind und die muss man dann natürlich auch berücksichtigen.

Deine Meinung, dass Eltern, denen es relativ egal ist, wie sich ihre Kinder in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auch im Supermarkt verhalten, auch Probleme damit haben, gewisse Regeln für sich aber auch für ihre Kinder zu akzeptieren, teile ich auch. Ich habe da auch einige Beobachtungen gemacht, die schon dafür sprechen, dass das Kind zu Hause weniger strukturiert oder sogar völlig ohne Regeln und Grenzen aufwächst, ohne die häusliche Situation zu kennen.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich denke, dass sich die Zeit etwas gewandelt hat und viele Eltern mit zu großen Erwartungen ihr Kind in eine Einrichtung, sei es nun in den Kindergarten oder gar die Schule, geben. Früher wurde es akzeptiert, was die Erzieherinnen in einem Kindergarten getan haben und genauso wurde es auch respektiert, was die Lehrer leisten und vor allem wie sie den Kindern etwas beibringen. Früher wurden eher die Kinder gemaßregelt, als die Erzieherinnen oder die Lehrer.

Inwischen ist es umgekehrt und ich finde manche Erwartungshaltungen echt grauenvoll und völlig übertriben. Da könnte man echt meinen, die öffentlichen Einrichtungen seien für die Erziehung der Kinder verantwortlich und nicht mehr die Eltern. Zu einem gewissen Teil stimmt das ja auch, aber eben nur zu einem gewissen Teil. Den größten Anteil an der Erziehung der Kinder bleibt nach wie vor noch immer den Eltern überlassen.

Es ist nun einmal so, dass man die Regeln, die es in bestimmten Einrichtugnen gibt, eben akzeptieren muss. Das gilt sowohl für die Eltern als auch für die Kinder selber. Dort kann eben nicht für jedes Kind alles umgemodelt werden, so dass man es genauso behandelt, wie es zu Hause der Fall ist. Sicherlich versuchen die Erzieherinnen das best Mögliche zu tun, um jedem Kind gerecht zu werden, aber dennoch gibt es zahlreiche Kinder in diesen Einrichtungen, um die man sich kümmern muss, so dass man sich nicht immer nur um ein und das gleiche Kind kümmern kann, ohne dass man dann die anderen Kinder in irgendeiner Art und Weise vernachlässigt. Das muss auch manchen Eltern gesagt werden, weil ihnen das vielfach gar nicht bewusst ist, dass sich eben nicht alles nur um ihr Kind drehen kann.

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Eltern haben manchmal maßlose Ansprüche, auf die man als Erzieher oder Lehrer gar nicht eingehen kann. Diese Erwartungen sollte man freundlich zurückweisen.

Die Mutter eines Schulkameraden meines Sohnes hat zum Beispiel einmal von einer Lehrerin gefordert, dass diese die Hefteinträge, die ihr Sohn im Unterricht macht, jedes Mal kontrolliert. Das wäre zeitlich schon gar nicht machbar, wenn sie es aus Gleichbehandlungsgründen bei allen machen würde. Viele Eltern verlangen, dass ihre Kinder in der Schule in der ersten Reihe sitzen, auch das ist aus offensichtlichen Gründen in einer Klasse mit 30 Kindern nicht machbar, da es nur sechs erste Plätze gibt. Einige Eltern verlangen, dass man ihr Kind immer wieder nach der Stunde zu einem Gespräch im Klassenzimmer lässt und es dabei ausgiebigst lobt.

Es gibt noch viele solche maßloser Forderungen. darauf muss nicht eingegangen werden. Man kann das immer damit begründen, dass man keine Kinder bevorzugen darf. Es müsste den Eltern dann eigentlich klar werden, dass es unmöglich ist, ihre Forderung auf alle Kinder anzuwenden.

Etwas anderes sind spezielle Situationen. Wenn das Kind zum Beispiel eine Krankheit hat und es keinen Sport machen darf oder wenn es eine Allergie hat und bestimmte Sachen nicht essen darf. Auch wenn ein Kind Diabetes hat, darf es natürlich im Unterricht essen, auch wenn die anderen das nicht dürfen. Aber oft sind es ja Eltern, deren Kinder (noch) völlig normal sind, die absurde Forderungen stellen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


anlupa hat geschrieben:.Die Mutter eines Schulkameraden meines Sohnes hat zum Beispiel einmal von einer Lehrerin gefordert, dass diese die Hefteinträge, die ihr Sohn im Unterricht macht, jedes Mal kontrolliert. Das wäre zeitlich schon gar nicht machbar, wenn sie es aus Gleichbehandlungsgründen bei allen machen würde.

Das ist ein sehr schönes Beispiel, was meinem Bekannten, der Lehrer ist, sicherlich sehr gut gefallen würde, denn genau mit diesem Beispiel kam auch im gerade beendeten Schuljahr eine Mutter auf ihn zu und verlangte von ihm genau das gleiche. An dieser Stelle frage ich mich dann doch, was eigentlich die Eltern noch zu Hause tun. Wieso können die Eltern nicht solche Hefteinträge ihrer Kinder einfach einmal durchlesen? Wieso bleibt das alles immer am Lehrer hängen? Hin und wieder einmal eine Stichprobe durchführen, das machen Lehrer ja, aber wieso sollte man alle Hefteinträge immer Korrekturlesen?

Benutzeravatar

» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


@Nettie, ich stimme Dir zu, dass inzwischen vieles hinterfragt wird, was ich ja auch nicht schlecht finde. Man sollte ja durchaus als Erzieher oder sonstiger Pädagoge in der Lage sein, sich und sein Verhalten selbst zu reflektieren und es überdenken. Dass vieles auf die Erzieher abgewälzt wird, habe ich auch schon miterleben müssen, und das halte ich auch nicht wirklich für richtig. In meinen Augen finde ich es auch nicht richtig, dass Erziehern gesagt wird, sie müssen jenes und dieses unbedingt auch so machen, wie es zu Hause der Fall ist, aber es wird dabei nicht gesehen, dass man eben zu Zweit nicht nur zwei, drei Kinder, sondern eben um die zwanzig Kinder zu betreuen hat. Die muss man ja auch unter einem Hut bekommen und wenn dann beispielsweise gesagt wird, ja, dann hätte man sich einen anderen Beruf aussuchen müssen, ist das dann doch wieder eine Verantwortung, die man als Eltern von sich weist.

Ich habe es leider auch oft erlebt, dass Eltern der Meinung ist, ihr Fehlverhalten müsse sich in einer Einrichtung durch die Erziehungsarbeit ausgleichen. Das geht aber nicht, weil man letztendlich doch darauf angewiesen ist, Hand in Hand zu arbeiten und nicht einfach nur das Kind abzugeben. Es ist eine gewisse Mitarbeit erforderlich und das möchten viele Eltern scheinbar nicht begreifen und verstehen, auch, dass sie eben den Löwenanteil an der Erziehungsarbeit tragen und übernehmen müssen, als auch, dass das eigene Kind im Grunde keine Sonderrolle einnehmen kann.

@anlupa, spezielle Situationen habe ich ja auch angesprochen und ich denke, da kann man schon einen Unterschied machen. Auch Kinder, die integriert werden müssen, weil sie eine körperliche oder eine leicht geistige Behinderung haben, haben zwar eine Sonderrolle, aber diese Sonderrolle wird oftmals überschätzt. Neid und Missgunst kommen dann schon mal vor, weil nicht jedes Kind diese Situation einschätzen kann, aber hier liegt es auch eher an den Eltern, die Situation zu erklären und nicht nur an den Pädagogen selbst. Da muss einfach auch ein gewisses Verständnis her und das müsste von den Eltern selbst kommen.

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Für mich ist es eigentlich klar, dass man als Eltern von einer Einrichtung wie einem Kindergarten nicht viel erwarten kann. Ein Kindergarten ist in erster Linie dazu da, die Kinder zu betreuen, wenn die Eltern eben in der Arbeit sind oder anderweitig beschäftigt sind, das Kind verbringt hier seine Zeit mit gleichaltrigen und lernt auch, in einer Gruppe zu kommunizieren und zurecht zu kommen, sich mit anderen zu arrangieren, man wird also sozusagen sozialisiert. So eine Kindergartengruppe kann unterschiedlich groß sein, bei uns war das immer so, dass die Gruppe aus 15-20 Kindern bestand, natürlich gibt es auch größere Kindergärten, die dann dementsprechend viele Erzieher haben. An sich aber geht es nun mal einfach nicht, dass die Erzieher alle Kinder berücksichtigen und sogar irgendwelche Sonderwünsche erfüllen, ich muss ehrlich sagen, dass ich das auch gar nicht für zumutbar finde, denn ein Kindergarten ist nicht dafür da, dass das Kind erzogen wird, hier soll es betreut werden.

Ich selbst habe es einmal erlebt, dass sich eine Mutter (es handelt sich dabei um eine unserer Nachbarn) sich extrem darüber aufgeregt hat, dass das Kind Kratzer und blaue Flecken aus dem Kindergarten davon getragen hat. Ich meine, an sich sollte das ja mehr oder weniger normal sein, die meisten Kindergärten haben ja auch eine Freifläche, wo das Kind toben und Spielen kann und wenn das hier mal hinfällt, ist das doch normal oder etwa nicht? Wie will man das verhindern, soll man als Erzieher hinter jedem Kind herrennen, wenn es mal Gas gibt? Klettermöglichkeiten und so weiter dürfte es dann ja auch nicht geben. Wie das dann ausgegangen ist, weiß ich nicht, aber die Mutter hat sich beim Kindergarten beschwert und auch bei uns darüber gemeckert, wie schlimm das doch in dem Kindergarten wäre. Dabei haben wir die blauen Flecke gesehen und das war wirklich nichts weltbewegendes, wirklich nur das, was an sich alle Kinder mal haben, wenn sie toben, wie will man ihnen das verübeln?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke gerade der Besuch im Kindergarten soll dem Kind doch in der Entwicklung helfen, und wenn dort halt nicht so auf das Kind eingegangen wird wie zu Hause, hilft es dem Kind doch in sofern weiter, als das es selbstständiger wird. Abgesehen davon können sich die Erzieherinnen gar nicht so intensiv mit jedem einzelnen Kind beschäftigen, wie eine Mutter das zu Hause kann. Natürlich wird schon drauf geachtet das schüchterne Kinder nicht zu kurz kommen und einige Kinder bekommen mit Sicherheit mehr Unterstützung als Kinder die schon sehr selbstständig sind.

Natürlich ist es in Gruppen wo die kleinen unter 3 sind, auch noch mal was anderes, aber die kleinen brauchen letztendlich auch mehr Zuwendung als große. Wobei ich sagen muss das viele jüngere Kinder auch extrem davon profitieren, wenn sie sich mit älteren zusammen tun, da sie von Kindern doch mehr lernen als von Erwachsenen und auch bei den Kinder gibt es schon welche die sich gerne um die Kleinen kümmern.

Benutzeravatar

» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^