Böse Stiefmütter - gibt es die nur im Märchen?

Ich habe eine langjährige Arbeitskollegin, mit der eine langsame Freundschaft beginnt, seitdem wir im selben Büro sitzen. Wir erzählen uns mehr und mehr auch private Dinge. Kürzlich suchte sie ein Geschenk für den Muttertag und ich erzählte, dass ich meiner Mutter einmal Portrait-Fotos von mir zusammengestellt habe, die im Abstand von ungefähr drei Jahren aufgenommen wurden. Sie sagte, dass das nicht ginge, weil es ihre Stiefmutter sei. Ihre Mutter sei gestorben sei, als sie drei Jahre alt war. Ihre Stiefmutter hatte der Vater geheiratet, als sie fünf Jahre alt war.

Dann schwärmte sie von ihrer Stiefmutter und ihrer Stiefschwester, die ein Jahr jünger ist als sie. Die Stiefmutter sei für sie wie eine richtige Mutter gewesen und die Schwester wie eine richtige Schwester. Wir kamen dann auf die bösen Stiefmütter zu sprechen, die in den Märchen, wie zum Beispiel Aschenbrödel, immer ihre eigenen Kinder bevorzugen und die fremden "stiefmütterlich" behandeln.

Die Märchen haben doch meistens einen wahren Hintergrund. Gibt es wirklich Stiefmütter, die ihre eigenen Kinder bevorzugen und die angenommenen vernachlässigen? Natürlich hat man zu den eigenen Kindern einen anderen emotionalen Zugang, wenn das angenommene Kind schon älter ist, aber oft funktionieren so Patchwork-Familien - zumindest die, die ich kenne - doch ganz gut. Woher kommt die "böse Stiefmutter"? Kennt jemand solche bösen Stiefmütter, also Mütter, die ihr angenommenes Kind hassen und offen schlecht behandeln? habt ihr selber eine Stiefmutter, mit der ihr euch gut versteht? Wie kam das Märchen von der bösen Stiefmutter wohl zustande?

Ich bin so ein Kind, dass eine Stiefmutter hat. Meine Eltern haben sich als ich sechs war getrennt und ich bin danach bei meiner Mutter geblieben. Allerdings wollte ich dann als ich neun war zu meinem Vater und das ist dann auch passiert. Ich bin zu meinem Vater gezogen.

Er hat zu dieser Zeit eine Freundin mit der es etwas Ernstes werden konnte. Ich mochte sie, zu dieser Zeit, noch sehr und wir hatten sehr viel Spass. Doch dann kam die Zeit, dass ich natürlich älter wurde und das ich eine kleine Schwester bekommen habe. Ich sage nicht Stiefschwester, da ich sie einfach zu sehr liebe. Allerdings sage ich zu meiner Stiefmutter Stiefmutter, da ich einfach der Meinung bin, dass sie nicht meine Mutter ist.

Jetzt war es so, dass ich mich einmal wegen meinem Alter ein bisschen entfernt habe und dadurch das meine Schwester auf die Welt gekommen ist, dass meine Stiefmutter sehr auf sie fixiert war. Das hat mich Anfangs auch nicht gestört und ich wurde natürlich in den Hintergrund gerückt, da meine Schwester jetzt endlich da war. Jetzt ist meine Schwester allerdings schon sechs und ich bin zehn Jahre älter. Ich liebe sie natürlich über alles und bin glücklich das ich sie bei mir habe. Aber leider streitet sich mein Vater und ich oft mit meiner Stiefmutter, da sie noch vieles falsch macht, was die Gleichberechtigung angeht.

Es geht um einfache Sachen wie zum Beispiel Essen machen oder Sachen besorgen. Wenn meine Schwester etwas möchte, zum Beispiel ein Spielzeug, dann springt meine Stiefmutter sofort los und geht es holen. Wenn ich Abends nach dem Training nach Hause komme, dann ist meistens kein Essen gemacht und wenn ich dann höflich bitte, dass ich ein Ei essen möchte, dann kriege ich nur eine Absage.

@Petertreter: versteh ich das richtig? Du bist 16? Mach dir dein Ei allein. Ehrlich!

Ich habe das mit den ganzen Patchwork und Stiefmutter und -vater-Geschichten in meiner Umgebung und meinem Freundeskreis mit angesehen und gerade wenn die Kinder schon etwas älter waren, wenn das "richtige" Elternteil eine neue Partnerschaft einging, kam es immer wieder zu Reibereien. Dabei ist mir eigentlich deutlich geworden, dass man das Kind des Partners nicht unbedingt automatisch adoptiert und eine Eltern-Kind-Bindung aufbaut - selbst wenn man sich darum bemüht. Ab und an bleibt eine Distanziertheit einfach bestehen, aber so dramatisch wie im Märchen habe ich das noch nie erlebt.

Dass die böse Stiefmutter nicht nur im Märchen existiert, zeigt doch der jüngste Fall von Kindstötung. Dabei haben gleich drei Kinder ihr Leben verloren. Wobei ich selbst aus meinem Umfeld keine bösen Stiefmütter kenne. Und behaupte einfach mal, dass auch die Söhne meines Freundes mich nicht so sehen würden, wenn sie bei leben täten, da ich sie so behandeln würde, als wenn es meine eigenen Kinder wären.