Schüler ertrinkt in der Talsperre - Lehrer schuld?

Bei uns ist es neulich passiert, dass in einer Talsperre in meiner Nähe ein 15jähriger Schüler ertrunken ist. Es handelte sich dabei um einen Klassenausflug, denn des war schon Ende der Schulzeit und ging eben langsam auf die Ferien zu, da wird ja dann teilweise eben auch mal was anderes unternommen, als nur Unterricht. Auf jeden Fall ereilte uns dann die Meldung am Nachmittag, ich habe über diesen Vorfall auch bereits in diesem Thread hier geschrieben: Todesfall in Talsperre - dennoch dort baden?.

Auf jeden Fall habe ich bei diesem Vorfall nichts darüber gehört, wie das nun mit der Aufsichtspflicht aussah. Ich möchte hier natürlich keinem die Schuld in die Schuhe schieben und das kann man auch gar nicht, aber mein erster Gedanke war eben schon, was ist denn nun mit dem Lehrer? Ist es nicht eigentlich so, dass bei solchen Ausflügen dann immer mindestens zwei Lehrer dabei sein müssen, die dann auf die Schüler aufpassen und die Verantwortung tragen, wenn etwas passiert oder irre ich mich jetzt total? Weiß jemand näheres darüber, wie das in solchen Fällen gehandhabt wird?

Wenn ein Lehrer seine Aufsichtspflicht verletzt, wird er wohl seinen Job verlieren beziehungsweise schon verloren haben und eine deftige Strafe bekommen, er haftet ausnahmslos. Eine Tatsache ist jedoch, dass selbst zwei Lehrer nicht unbedingt dreißig Schüler in einer Menschenmenge im Badewasser überwachen können. Jeder wird sich wohl selbst in diesem Alter als Schüler kennen, ich bin auch öfters mal von der Bildfläche verschwunden, habe mich hinter eine Wand gestellt und geraucht. Wie will man dreißig schwimmende Kinder wirklich als die "eigenen" identifizieren?

Ich kenne die Talsperre nicht, ich habe sie jedoch gegoogelt und meiner Meinung nach sieht sie schon wirklich groß aus. Da sie wohl mitten in der Natur liegt und das Wasser auch trüber ist, halte ich diese auch für gefährlicher. Ich kann mir beispielsweise auch nicht vorstellen, dass dort immer ein Bademeister steht, welcher wirklich alles sieht.

Jeder Lehrer muss sich jedoch solchen Konsequenzen bewusst sein, ich wüsste nicht, ob ich so einen Ausflug als Lehrer machen würde. Ich bin auf einem Klassenausflug auch einmal auf Toilette gegangen und bin anschließend auch verloren gegangen. Zum Glück war die Stadt nicht weit von meinem Heimatort entfernt, ich habe bei der Schule angerufen und mich einfach in den Zug zur Heimat gesetzt.

Sicherlich ist die Situation nicht ganz einfach. Die Lehrer haben hier die Aufsichtspflicht verletzt, allerdings muss man das eben auch situationsabhängig betrachten. Der Lehrer hat eine Aufsichtspflicht, aber bei dem Alter muss man auch erwarten können, dass man die Kinder mit einer vorherigen Belehrung auch mal alleine lassen kann. Man muss hier natürlich dafür sorgen, dass es verstanden und umgesetzt wird.

Die Lehrer haben hier schon versagt, allerdings mit einem sehr schlimmen Ausgang. Nun frage ich mich aber, ob man wirklich erwarten kann, dass jeder alles richtig macht und die Kinder pausenlos beaufsichtigt. Wenn ich mal an meine Kindheit denke, haben unsere Lehrer beim Baden auch nur am Beckenrand gestanden, was ja heißt, dass sie auch nicht alle im Blick haben konnten. Ein Lehrer ist denke ich mal für 10 Kinder zuständig und sollte diese auch beaufsichtigen, wenn er dies nicht kann, ist es eine Verletzung der Aufsichtspflicht.

Man muss das Ganze jetzt sicherlich erst mal bewerten und auswerten. Der Lehrer verliert dann im schlimmsten Fall seinen Job und bekommt eine Anzeige. Diese ist natürlich auch gerechtfertigt, aber meiner Meinung nach haben da die Eltern auch nichts davon, weil das Kind trotzdem tot ist.

Es ist tragisch und ich denke, dass die Schule, die den Ausflug ja genehmigt hat, und der oder die Lehrer die Aufsichtspflicht verletzt haben. Bei uns müssen immer zwei Rettungsschwimmer bei Schwimmausflügen dabei sein und die Kinder ununterbrochen beaufsichtigen, das heißt, dass sie nur in überschaubaren Grüppchen ins Wasser dürfen. Ich kenne die Situation aber natürlich nicht genau. Vielleicht hat der Schüler sich den Anweisungen der Lehrer auch widersetzt und ist heimlich alleine ins Wasser gegangen, dann wäre der Lehrer nicht schuld.

Bei uns ist neulich eine neunte Klasse der Realschule ans Mittelmeer gefahren. Nachts ist ein Schüler die Außenfassade in die Mädchenzimmer hochgeklettert und später beim Herunterklettern aus dem dritten Stockwerk abgestürzt. Dabei hat er sich lebensgefährlich verletzt, Gott sei Dank wird er wieder hergestellt werden können. In diesem Fall trägt der Lehrer keine Schuld. Er kann ja nicht 24 Stunden wach sein, er muss sich darauf verlassen können, dass die Kinder seinen Anweisungen Folge leisten.

Unsere Lehrer sagen uns immer, dass wir nicht schwimmen gehen können, da man einen Erwachsenen dabei brauch, der einen Schwimmschein oder so etwas ähnliches hat. Deswegen gehen wir mit unserer Klasse nie schwimmen.

Ich möchte auch nicht sagen wer daran Schuld ist oder wer nicht. Aber es ist ja überall bekannt, dass in solchen Situationen der Lehrer die Verantwortung für die Schüler hat. Ich weiss aber nicht, was genau da vorgefallen ist und bin auch niemand, der jemand einfach so die Schuld in die Schuhe schiebt. Das müssen die Verantwortlichen untereinander klären und sich darüber Gedanken machen.

Trotzdem ist es einfach tragisch was passiert ist und das zeigt, dass manche Menschen einfach nicht richtig aufpassen. Man muss sich immer der Verantwortung bewusst sein und auch überlegen, ob man sicher dieser Verantwortung gewachsen ist.