Wie und wann wirkt Gähnen mitunter ansteckend?

vom 06.08.2012, 09:45 Uhr

Gähnen kann ja ansteckend wirken. Kaum gähnt einer in einer Runde, fängt der nächste an zu gähnen. Wir fragen uns dann doch immer, warum das so ist. Müdigkeit ist doch nicht ansteckend und Sauerstoffmangel auch nicht. Wenn keiner anfängt zu gähnen, dann gähnt auch kein anderer. Aber sobald einer anfängt, gähnen alle in der Runde.

Wie und wann wirkt das Gähnen ansteckend und warum ist Gähnen überhaupt ansteckend? Was löst die Ansteckung des Gähnens eigentlich aus?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Normalerweise sollte bei einem gesunden Menschen jedes Gähnen ansteckend wirken, denn die Reaktion auf das Gähnen eines anderen stammt noch aus der Zeit, in der wir alle Affen waren und uns von Baum zu Baum schwangen. Es ist tatsächlich ein Reflex, der bis heute in unserem genetischen Material erhalten geblieben ist.

In einer Gruppe von Affen gibt es in der Regel immer einen Anführer. Dieser hat natürlich das Sagen und was er will, das müssen die anderen Gruppenmitglieder tun. Wenn nun unser Anführer gähnt, dann ist das für uns normalen Rudelmitglieder das Zeichen, uns Schlafen zu legen. Damit auch jeder in der Runde davon erfährt, gähnen wir ebenfalls. Somit verbreitet sich die Nachricht, dass der Chef die Bettruhe eingeleitet hat und wir sollten auf ihn hören und uns ebenfalls schlafen legen, bevor es noch Ärger gibt.

So weit aus der Sicht der Affen beziehungsweise später der Urmenschen. In der heutigen Zeit hat man in einer Gruppe von Menschen keinen Anführer im Sinne eines Alphamännchens mehr. Trotzdem erkennt unsere Psyche in einem Gähnen, welches von der Müdigkeit ausgelöst wird, noch immer ein Signal, welches weiter verbreitet werden muss. Egal, von wem es ausgeht. Bei vielen Menschen ist dieser Reflex auch sehr kontrollierbar und sie können ein Gähnen sehr gut unterdrücken, einige werden womöglich überhaupt nicht mehr durch ein Gähnen angesteckt. Die meisten Menschen jedoch folgen einfach ihrem Trieb und gähnen. Oft werden sie auch müde dadurch, evolutiv gesehen macht das natürlich Sinn, denn das Gähnen sollte ja früher die Schlafenszeit einläuten.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Zu der perfekten Erklärung von olisykes91 kann ich eigentlich gar nichts dazufügen, außer, dass Gähnen auch bei mir immer ansteckend wirkt. Ich kann das gar nicht unterdrücke, auch wenn ich wollte.

Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass noch viele Verhaltensweisen aus Urzeiten in uns drin sind, auch wenn sie keinen Nutzen mehr bringen. Es ist gut, wenn man sich das in gewissen Situationen immer wieder klar macht. Man sollte immer wieder reflektieren, warum man zum Beispiel auf irgendetwas aggressiv reagiert oder ähnliches. Oft stammen diese heutzutage eigentlich sinnlosen Reaktionen aus einem genetischen Erbe, was uns gar nicht bewusst ist.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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